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166 PAPIER-ZEITUNG Nr. 8/1918 Der Abreißkalender von Max Lichtwitz in Berlin SIV, Komman- dantenstr. 14, soll eine nachdrückliche Erinnerung an den Geber darstellen. Die Firma ist so groß gedruckt, daß sie nicht gut über sehen werden kann. Den bescheidenen Schmuck bilden die Buch- und Steindruckwappen in den oberen Ecken der Rückwand. Rechts und links vom Block ist das Kalendarium eingefügt, und der Block wurde so gewählt, daß man auf seinen Tageszetteln auch für Vermerke Platz hat. A. Wohljeld in Magdeburg hat einen sehr schönen und künst lerisch wertvollen Kalender hergestellt. Er umfaßt je ein Monatsblatt und ein Titelblatt von 39 X 36 cm Größe, die durch eine Schnur zusammengehalten werden. Nach Ablauf eines Monats wird das entsprechende Blatt nicht abgerissen, sondern an der Schnur nach hinten umgeschlagen, so daß der Beschauer stets das Kalendarium eines Monats vor sich hat. Jedes dieser Monatsblätter ist mit der Wiedergabe eines auf den Krieg bezüglichen künstlerischen Bildes aus gestattet. Man sieht unter ihnen Werke von Walter Miehe, Hans Bohrdt, Kley, Zeno Diemer, W. Blanke, Walter Georgi, A. Hubert, A. Krastka, S. Adam u. a. Auf dem Rand über dem Bilde steht auf jedem Blatt ein Ausspruch eines Dichters oder Staatsmanns, der den Leser zum Nachdenken anregen soll, und rechts und links zum Bilde ist eine Chronik der Kriegsereignisse abgedruckt, welche die ganze Dauer des Krieges umfaßt. Die Ausführung und drucktechnische Ausstattung dieses Kalenders läßt die Kriegsnöte vergessen. Auch im Frieden hätte der Druck nicht sorgfältiger, die Falben nicht besser zueinander abgestimmt sein können. Neben diesem technischen ist der künstlerische Wert zu betonen, den die Bilder sowohl wie der Text darstellen. Der Abreißkalender der Schriftgießerei D. Stempel A.-G. in Frank furt a. M. trägt auf seiner Rückseite, sowchl über wie unter dem Block Bilder von den Fabrikanlagen der Firma in Frankfurt und in Mainkur; rechts und links vom Block haben die Sternbilder in hübscher Stili sierung Platz gefunden. Der 14x11 cm große Block ist in Jäckerschrift gedruckt, und in dem Block wurden Anpreisungen der Schriften und anderer Erzeugnisse der Firma verteilt. Durch die in allen Teilen sorgfältige Ausführung und durch die künstlerisch behandelten Fabrikansichten ist der Kalender wertvoll und eigenartig. Der Abreißkalender von Reuter & Siecke in Berlin W 8 trägt auch für das Jahr 1918 die schöne von Heinz Keune geschaffene Rückwand, die bereits seit einigen Jahren verwendet wird. Die Firma hat dazu einen neuen Block mit in der Farbe abgestimmter Decke gefügt, der auf jedem Tageszettel Empfehlungen der angebotenen Waren trägt. Unsitte Ist es schon eine große Unsitte seitens einiger Papierfabriken und Papiergroßhandhingen, Frachtbriefstempel und Umsatzgebühr in Rechnung zu stellen, so übersteigt es alle Maßen, wenn dem Kunden auch noch die an die Kriegswirtschaftsstelle zu zahlende Gebühr in Rechnung gestellt wird. Man sollte die Berechnung derartiger Ge bühren nicht anerkennen. Es sind allgemeine Unkosten, welche in den Preis einberechnet werden müssen. Papierwarenfabrik Ersatz für Formalin Ich gebrauche Formalin zur Verhütung der Säurebildung von Kartoffelmehlkleister. Formalin ist aber im freien Hane el nicht mehr erhältlich, da es nur für allerdringendlichsten Heeresbedarf frei gegeben wird. Vielleicht ist einem Leser ein Ersatz bekannt, der noch frei käuflich ist und keine schäcliehen Nebenei scheinungen hervorruft. Mit der Bekanntgabe solchen Ersatzes sollte auch die Anwendungs vorschrift, insbesondere das Verhältnis im Gebrauch angegeben werden. Papierverarbeiter In Weichelts „Buntpapierfabrikation” (Verlag der Papier- Zeitung, Preis 15 M. + 1,50 M. leuerungszuschlag) wird Formalin znm Haltbarmachen von Stärkekleister empfohlen und hinzugefügt, daß sich zwar auch Alaun für diesen Zweck eigne, aber die Binde kraft des Kleisters ein wenig herabsetze. Auch Alaun dürfte jetzt schwer zu beschaffen sein. Wir bitten erfahrene Leser, erprobte Ersatzmittel zu Nutz und Frommen des Faches bekannt zu geben. Lesen von Blindenschrift Karl Eberhardt in Baden-Baden erhielt das DRP 300539 vom 14. Dezember 1916 ab in Kl. 70 d auf eine Vorrichtung zum Lesen von Blindenschrift mit gelochtem Schriftband. Durch die Löcher des Schriftbandes hindurch werden Kontakte hergestellt, welche elektrische Stromkreise schließen und kleine Elektromagnete in 1 ätig- keit setzen. Die Anker dieser Magnete sind durch Hebel mit Tast stiften versehen, welche beim Hervortreten über eine Platte die Buchstaben der Blindenschrift abtasten lassen. Die zu einem Buch staben der Blindenschrift gehörigen Löcher des Schriftbandes sind in einer Linie angeordnet, um die Antriebe für die Taststiite gleich zeitig in lätigkeit zu setzen. Die Einzelheiten sind aus der Patentschrift zu ersehen. Graphische Ausstellungen in Stuttgart Im Ausstellungs-Turmzimmer des Stuttgarter Landesgewerbe museums waren die Arbeiten des Graphikers Helmut Schwarz zu einer Ausstellung vereinigt, darunter Skizzen wohlbekannter Kampf gegenden, von ihm selbst während seiner Felddienstzeit ausgeführt. Dieser folgt nun im gleichen Raum eine Ausstellung von Ornamenten, wie solche als Buchschmuck Verwendung finden. Zur gleichen Zeit wurde in der König-Karl-Halle eine sehenswerte Ausstellung moderner Kalender eröffnet. Die Ausstellung enthält u. a. die reichhaltige Kalender-Sondersammlung von Karl Unger. Wohl selten sieht man eine solche Anzahl Wandkalender vereinigt, die ein Bild davon geben, wieviel in den letzten Jahren von den auf diesem Gebiete tätigen deutschen Künstlern geleistet wurde und wie die Ausführung nament lich in Farbendruck damit Schritt hält. Die namhaftetsen deutschen Zeitungen und die leistungsfähigsten Druckereien sieht man bei diesem friedlichen Wettstreit beteiligt. —$—. Papiermangel und Buchdrucker. Die Mitgliedschaft München des Verbandes der Deutschen Buchdrucker beschäftigte sich am 12. Ja nuar mit der „Papierteuerung und dem Papiermangel". Nach einem längeren Bericht des Vorsitzenden beschloß die Versammlung ein stimmig folgende Eingabe an den Reichskanzler: „Die Mitglieder der unterzeichneten Körperschaften und Ver bände haben zu der immer unhaltbarere Formen annehmenden Papier Versorgung des graphischen Gewerbes Stellung genommen. Sie wenden sich angesichts der durch diese Verhältnisse bedingten drohenden Gefahr sowohl für die ohnehin schwer bedrängte Existenz der im graphischen Gewerbe beschäftigten Arbeiter als auch für das gesamte wirtschaftliche Leben im Reich an Eure Exzellenz mit dem dringenden Ersuchen, den gänzlichen Zusammenbruch durch wirk same Maßnahmen zu verhindern und mit allen Mitteln für eine Sicherstellung der unbedingt erforderlichen Papiermengen zu sorgen. Wir ersuchen um die größtmögliche Einschränkung der Herstellung von Spinnpapieren, die in Rücksicht auf die erzielten Gewinne weit über das erforderliche Maß erzeugt werden, weiter um ein Verbot der Fabrikation aller Luxusartikel aus Papierstoff. Ferner ersuchen wir um eine Verordnung, die die Papierfabriken zur Erzeugung und Lieferung der zur Aufrechterhaltung und Existenz des graphischen Gewerbes erforderlichen Papiere verpflichtet. Tatkräftiges, rasches Einschreiten tut not, soll unser Gewerbe, das an den Folgen des Krieges wie kaum ein zweites zu leiden hat, nicht auch noch durch papier kapitalistische Willkür auf Jahre hinaus völlig zugrunde gerichtet werden.” Mit dieser Eingabe haben sich einverstanden erklärt: die Mit gliedschaften Augsburg und Freising im Deutschen Buchdrucker verband, das Graphische Kartell München, der Verband der Buch- und Steindruckereihilfsarbeiter München und die Zahlstelle München im Deutschen Buchbinderverband. Papier-Spinnerei Spinnpapier-Abfälle verhüten Je knapper bei fortdauerndem Krieg die Rohstoffe werden, desto wichtiger wird es, jede noch so kleine Abfallquelle nach Möglichkeit zu verstopfen. 1. Im Rollen-Lagerraum In größeren Papierschneidereien oder Papierspinnereien, wo fast täglich Eisenbahnladungen Spinnpapier ankommen, kann man ches Kilo Abfall durch sorgsame Entladung der Wagen gespart werden. So aarf man die Rollen nicht aus dem Güterwagen werfen, denn sie fallen leicht auf die Kante, und wenn das Papier nun unter zu hoher Spannung aufgewickelt worden ist, platzt es bei dieser Behandlung an den Rändern. Auch werden die Rollen dabei leicht verbeult, verlieren ihre genue Rundung, schlagen auf der Schneidmaschine und ergeben auf der einen Seite härtere, auf der anderen weichere Röllchen, die in beiden Fällen eine Ursache zu Abfall sein können. Diejenigen Papiere, die nicht in mit Bandeisen zusammen gehaltenen Brettern verpackt sind, laufen auch durch den Transport mit dem Packkarren Gefahr, an den Rändern beschädigt zu werden. Auch ist es von großer Wichtigkeit, die Rollen in gedecktem Raum zu lagern, damit nicht etwa die äußeren Wicklungen infolge undichter Dächer naß und unbrauchbar werden; auch muß das Papier auf trockenem Boden stehen. Beim Verarbeiten der Rollen auf den Schneidmaschinen ist wichtig, daß ein zuverlässiger Mann die Bedienung der Schneidmaschi nen genügend beaufsichtigt, damit nicht wegen eines geringfügigen Einrisses oder sonstiger Beschädigung inmitten der Papierbahn dicke Lagen abgerissen werden. Es kommt vor, daß die Leute, um sich