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DAPIER-VERARBEITUNG ■ Büch ge werbens Berliner Typographische Gesellschaft Die Sitzung vom 19. September war nur schwach besucht. Der Vorsitzende, Herr Könitzer, teilte mit, daß die Deutsche Bücherei des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, die am 2. September eingeweiht wurde, der Gesellschaft außer den Verwaltungsberichten für die Jahre 1914 und 1915 eine Broschüre, enthaltend Urkunden und Beiträge über die Begründung und Entwicklung der Bücherei übermittelt habe. Der monumentale Bau biete in seinem fertiggestell ten ersten Teile für etwa 1 % Millionen Bände Raum und werde voraussichtlich 25 Jahre ausreichen. In seiner Vollendung werde er 10 Millionen Bände aufnehmen können und für etwa 200 Jahre genügen. Weiter gab der Vorsitzende bekannt, daß das Jubiläums mitglied, Herr August Müller, der Gesellschaft bei Gelegenheit seines Rücktritts von der Berufstätigkeit ein Exemplar des Goebel’schen Werkes „Die graphischen Künste der Gegenwart“ sowie eine Samm lung von interessa.nten Adreßkarten aus vergangener Zeit, und Herr Möller eine größere Anzahl in der Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn hergestellter Akzidenzen gestiftet habe. Ferner seien einge- 'gangen von der Buchdruckerei W. Büxenstein Exemplare des „Echo“ für unsere feldgrauen Mitglieder; von der Firma Otto Elsner A.-G. Exemplare der illustrierten Zeitschrift „Das Leben im Bild"; von der Firma Waldes & Co. in Prag ein Bericht aus dem Knopfmuseum; durch Herm Ernst Morgenstern der Bericht über die Leipziger-Buch drucker-Lehranstalt 1915/1916; vom Verlag der Zeitschrift „Vom Krieg zur Friedensarbeit“ eine Serie künstlerisch ausgeführter Post karten, die den Zweck haben, die Feldgrauen durch gute Bilder aus der Heimat zu erfreuen; von dem zum Heeresdienst eingezogenen Mitgliede Herm Hermann Bode, ein im Text wie in technischer Hinsicht vortrefflich ausgeführtes Geschäftsrundschreiben und schließ- lichzahlreiche Kriegsdrucksachen, unter denen eine Zeitschrift „Die Verteidigung’ besonderes Interesse verdiene, weil sie im vorderen Teile in deutscher, im hinteren in türkischer Sprache gedruckt wurde, so daß die erste Seite den deutschen, die letzte Seite den türkischen Titel zeigt. Von den im Felde stehenden Mitgliedern, den Herren Ernst Semmler, Felix Smalian und Reinhold Wittig sind Postkarten mit den Photographien ihrer Personen eingegangen; die beiden letzt genannten, die im Felde zusa.mmengetroffen, sind auf einer Karte vereinigt. Als neues Mitglied wurde bekanntgegeben Herr Albert Lüdtke, Faktor bei Otto Koobs, 0.27, Marsiliusstr. 15, und das in feldgrauer Uniform anwesende Mitglied Herr Fritz Schröder, der länger als ein Jahr an der Front gestanden hat und jetzt als Flieger Dienst tut, wurde namens der Gesellschaft vom Vorsitzenden begrüßt. Hierauf leitete Herr Könitzer die Verhandlungen über Die Beleuchtung in den Druckereien ein. Er nahm Bezug auf einen im „Deutschen Buch- und Stein drucker“ erschienenen Artikel des Herrn Johann Hausmann in Nürn berg, der als Vorzüge der elektrischen Beleuchtung unter anderem anführe, größere Gefahrlosigkeit dem Gas gegenüber, bequemere Handhabung, die Möglichkeit mit Hilfe des beweglichen Kabels in alle Ecken und Winkel hineinleuchten, die Lampe ganz nahe an den zu besichtigenden Gegenstand heranbringen und durch Aus tausch einer kleineren Glühbirne gegen eine größere die Lichtquelle beliebig verstärken zu können. Nicht zu unterschätzen sei auch die Ta.tsache, daß die elektrische Beleuchtung die Luft in den Arbeits räumen nicht verunreinige. Die neueren Metallfadenlampen, die Osram-, Tantal-, Wotan- und Wolframlampen, die nur 12 Watt für die Kerze verbrauchen (Halbwattlampen) gestalteten die Beleuchtung so billig, daß sie auch im Vergleich zur Gasbeleuchtung als ökonomisch günstig bezeichnet werden müsse. Herr Winzer bemerkt hierzu, daß die Beleuchtung in den Drucker sälen oft zu wünschen übrig lasse; wenn auch bei den Rotations maschinen für eine Beleuchtung der inneren Maschinenteile gesorgt sei, so fehle sie doch bei den großen Spezialmaschinen. Es bedürfe vielleicht nur einer Anregung bei den Maschinenfabriken, um diesem Mangel abzuhelfen. Das gleiche sei für die großen Maschinen des Buchbi ndereibetriebes erwünscht. Herr Kirsten macht darauf aufmerksam, daß auch bei den Ro tationsmaschinen der Enge des Raumes wegen nicht an allen arbei tenden Teilen im Innern Glühbirnen angebracht werden können; im übrigen müsse der Maschinenmeister angeben, wo Beleuchtungs körper angebracht werden sollen. Die erwähnten Halbwatt-Lampen, wie sie z. B. jetzt zur Beleuchtung des Buchgewerbesaales benützt würden, seien für Beleuchtung der Räume recht geeignet, nicht aber dort, wo man, wie beim Zurichten usw. die Lichtquelle in nächster Nähe haben müsse. Ueber Vorteile beim Satz und Druck von Adressen usw. sprach Herr Walter im Anschluß an die Ausführungen des Herm Wagner in der letzten Sitzung und bemerkte, daß die Akzidenz setzer in den 70er und 80er Jahren, wo die architektonischen Ge bilde im Buchdruck Mode waren, in einer schwierigen Lage waren. Die Fachschulen, die in einem solchen Falle heute schon den Lehr lingen eine Anleitung zur Anwendung solcher Einfassungen geben würden, seien damals noch in der Entwicklung begriffen, und der Besuch war damals freiwillig gewesen. Dadurch seien auch die miß verstandenen Anwendungen selbst in besseren Akzidenzdruckereien verständlich. Wie die Ausstellung zeige, könne man bei Adressen mit reichlichem Text schon mit der Schrift allein, vielleicht unter Verwendung großer Initialen, eine gute Wirkung erzielen. Bei ein fachen, nur aus aus wenigen Zeilen bestehenden Diplomen werde sich zur Füllung des Raumes eine Umrahmung notwendig machen. Dazu genüge aber eine Lorbeer- oder Eichenlaub-Einfassung, die zugleich symbolisch wirke. Wenn die Schrift in größeren Graden zu einem umfangreichen Texte nicht ausreiche, müsse man ihn zu nächst mit Blockaden absetzen, um den Umfang festzustellen und dann die einzelnen Satzteile entweder stereotypieren oder in mehrmaligem Druck aneinander reihen. Büttenpapier sei für solche Zwecke am geeignetsten. Bei Diplomen, die gerahmt werden sollen, müsse man für einen ausreichend großen äußeren Papierrand sorgen, damit der Rahmen nicht zu dicht an die Einfassung komme. Herr Winzer zeigt an einigen der ausgestellten Adressen, in welcher Weise man in solchen Fällen, wo eine Druckerei zur Ehrung einer und derselben Person eine Anzahl solcher Arbeiten herzustellen hat, sich helfen kann, um Gleichmäßigkeit zu vermeiden. Es genügen dazu auch sonst nicht gebräuchliche Schriften wie Stein schrift, gewöhnliche Fraktur, andere Auszeichnung der Namen, Unterstreichungen usw.; nur müsse man dafür sorgen, daß die Ein heitlichkeit des Stils gewahrt bleibe. Wertvolle Diplome würden in der Regel auf Pergament gedruckt und in einer Mappe oder Kapsel überreicht; zu einem zweiten Exemplar werde Büttenpapier verwendet. Ueber die Verwendung von Vordrucken für Diplome bemerkte Herr Dittmann, daß man aus Leipzig z. B. sehr schöne, von Künst lern hergestellte Vordrucke beziehen könne, die bei geschickt und verständlich ausgeführtem Eindruck ansprechender wirken, als mangelhafte Arbeiten in reinem Buchdruck, wie man sie bei den Jubiläen berühmter Männer öfter antreffe, bei denen auch kleine Vereinigungen vertreten sind, die große Mittel nicht aufwenden können. In ähnlichem Sinne sprachen sich auch andere Redner aus, es wurde betont, daß das Buchdruckgewerbe eine merkliche Einbuße erleiden würde, wenn man auf Vordrucke überhaupt ver zichten wollte. Uebrigens könne man eine einfacher ausgeführte Adresse dadurch ansehnlicher machen, daß man sie in eine elegante Mappe lege, wie solche in Buchdruckereien zur Auswahl in den v er- schiedensten Preislagen vorrätig gehalten würden. Im übrigen müsse man auch einen Unterschied machen zwischen der Adresse zur Ehrung eines weltberühmten Mannes und dem Diplom, das ein beliebiger Verein oder ein Kegelklub einem seiner Mitglieder stiftet. Zur Verbesserung der Gasheizung an der Monotypemaschine verwies der Vorsitzende auf einen inzwischen über dieses Thema von der Papier-Zeitung veröffentlichten Artikel. Durch Einführung des Pettke’schen Preßluft- und Bunsenbrenners werde die Gaszu führung geregelt und eine Ersparnis von etwa 40 v. H. am Gasver brauch erzielt. Es wurde daran erinnert, daß durch die Benutzung von Preßgas bei der Straßenbeleuchtung und im Schriftgießerei betriebe erhebliche Ersparnisse erreicht worden seien. Zur Rippung der Linotypezeilen bemerkte der Vorsitzende, daß bisher die Linotypezeilen eine Rip pung getragen hätten, um einen Ausgleich der Kegelstärke zu schaffen. Beim Austritt aus dem Gießmund seien wegen der ungleichmäßigen Abkühlung die Zeilen oft unten enger als oben gewesen, ein Uebel stand, der durch die neu eingeführte Wasserspülung beseitigt sei und die Anbringung von Rippen überflüssig mache. Von anderer Seite wurde daran erinnert, daß die Rippung der Zeilen eine Ver besserung späterer Zeit gewesen sei; es bleibe abzuwarten, ob die Wasserspülung nicht etwa andere Mängel zeitigen werde. Herr Erler verwies auf die Tatsache, daß der Maschinensatz sich häufig unangenehm bemerkbar mache einesteils durch den mechanisch gleichmäßigen Ausschluß und spitzes Bild der Schrift, das die Lesbarkeit ungünstig beeinflusse. Es sei Aufgabe der Setz- maschinen-Fabriken, Mittel zu ersinnen, um das Ausschließen in glei cher Weise zu ermöglichen, wie dies mit der Hand geschieht, daß der Ausschluß vor den Versalien vermindert wird usw.