Volltext Seite (XML)
1478 PAPIER-ZEITUNG Nr. 77/1916 jeder Herkunft (also auch amerikanisches, skandinavisches, französisches, griechisches usw.) dem Kriegsausschuß für Fette und Oele anzubieten und abzulielern ist. In § 1 der Ausführungsbestiimnungen zu obiger Bundesrats- Verordnung, abgedruckt auf der Titelseite unserer Nr. 74 heißt es dagegen zum Schluß, die Bestände an erwähnten Harzen seien dem genannten Kriegsausschuß „anzuzeigen“. Dies hat zu Mißverständnissen geführt und veranlaßt, daß die Eigner von Harz ihre Bestände zwar anzeigten, aber trotz Uebernahme-Erklärung des Kriegsausschusses nicht ablieferten. Sie waren der Meinung, das Harz im eigenen Betrieb ver arbeiten zu dürfen. Wie wir von zuständiger Seite erfahren, ist diese Ansicht falsch. Maßgebend ist die eingangs erwähnte Bundesratsverordnung, das Harz ist also auf Uebernahme- Erklärung des Kriegsausschusses hin an diesen abzuliefern. Zellstoff auf Umwegen In der letzten Augustwoche kamen nach britischen Häfen 4382 Tonnen trockenen ungebleichten Zellstoffs, davon aus Nor wegen 1889, aus Frankreicn 1250, aus Kanada 767 und aus den Vereinigten Staaten_476_ Tonnen. Das Londoner Fachblatt „Paper Trade Review” bemerkt_dazu: „Jedermann weiß, daß Frankreich keinen Zellstoff für den Verkauf herstellt, und daß die Amerikaner äußersten Mangel an Zellstoff leiden. Trotzdem gelangen wöchentlich bedeutende Mengen Zellstoff aus Frankreich und den Vereinigten Staaten nach Großbritannien. Es scheint, daß schwedischer Zellstoff auf diesen Umwegen bezogen wird und sich immer noch billiger stellt als norwegischer Zellstoff, für welchen die Engländer hohen Preis und außerdem große Kursunterschiede bezahlen müssen. Da neuerdings die fremden Staaten die Verpflichtung übernommen haben, schwedischen Stoff nicht auszuführen, so kann diese Zellstoffquelle für England in nächster Zeit versiegen.” Papiermarkt in Westdeutschland Man schreibt unter dem 16. September: „Lie Abschwächung, des Marktes seit Beginn des dritten Jahresviertel ist unverkennbar. Sie umfaßt alle Papiere, ganz besonders gewöhnliche holzfreie und Verpackungspapiere. Die uründe sind mannigfacher Art. Das Be zugscheinwesen, das für die Kaufer zeitraubend und unbequem ist, hat den Warenverkehr eingeengt, sodal die Herausgabe von Rekla men, Prospekten und Katalogen ganz überilüssig ist, weil die weites ten Kreise diesen handelbeschrankenden Bestimmungen unterwor fen sind, wodurch natürlich auch das Geschäft in Packpapieren und Pappen ungünstig ist. Der Papiergroßhanhel hat im aDlautenden Jahresviertei keine lebhaftere Herabminderung seiner Lagervorräte feststellen können, die er im 2. Jahresviertel unablässig vervollstän digt hatte, um allen Anforderungen entsprechen zu können; als die ernoffte lebhaftere Nachfrage ausbheb, fehlte es nicht an gelegent lichen entgegenkommenden Angeboten, und die Folge war nun erst recht eine weitere Zurückhaltung, da man nunmehr bereits sicher mit einem Abbröckeln der Papierpreise rechnete. Die Papierjabri- kanten in der größeren Mehrzahl selbst wurden bei dieser Ab schwächung des Marktes nervös; sie haben wohl noch rechtzeitig durch Aussprachen, die mehrfach stattgetunden haben, zu diesen Veränderungen Stellung nehmen und verhindern können, daß durch übereiltes Entgegenkommen die Verwirrung des Marktes allgemein werden konnte. So haben sich denn auch langsam die Wogen der Erregung geglättet; der Markt behielt sein Gleichgewicht, und leise Anzeichen zunehmender Festigkeit sind bereits wieder feststellbar. Holzhaltige Druckpapiere, die gleichfalls vorsichtiger bestellt worden waren, weil das Anzeigengeschaft wenig befriedigte, die Hoffnung auf eine Abschwächung des Marktes hier und da vielleicht doch länger mit der Eindeckung zurückhalten ließ, als es sonst wohl geschehen wäre, werden wieder lebhafter gefragt, und diesen Anfragen folgen doch in der Mehrzahl bald Gegengebote und feste Bestellungen, sodaß jetzt wieder bei allen Papierfabriken umfangreichere Aufträge vor liegen, und die Maschinen für die nächste Zeit im Rahmen der an sich verminderten Erzeugung besetzt sind. Die Grundlage gesicherter Verhältnisse für die nächste Zeit für die Papierfabriken wäre damit gegeben, und Untergebote dürften sich daher jetzt wohl nicht mehr wiederholen. Es wird abzuwarten sein, welcher Bedarf an Prospekt papieren, weißen und farbigen Affichen, dünneren holzhaltigen Pa pieren für Massenreklame in Form von losen Zeitungsbeilagen und Plakatsendungen in der nächsten Zeit noch hervortreten wird; man rechnet in Fabrikantenkrei en schon jetzt damit, daß die Umsätze der beiden Vorjahre nicht mehr erreicht werden können, denn wo großen Geschättszweigen die Verfügung über ihre Güter entzogen oder doch wenigstens erheblich beschränkt wurde, bleibt der Waren- verkehrauf jedenFall vorläufig unterbunden, und diese Kreise scheiden als Papierverbraucher völlig aus. Und es handelt sich hier leider nicht um kleine Posten in der Gesamtheit, namentlich das Packpapier geschäft wird erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Denn fehlt der Warenverkehr, so werden sie nicht verlangt. Es grent me 1 eins ins andere., Aber dennoch ist nicht zu befürchten, daß der Markt der gewöhnlichen und mittelfeinen Holzpapiere, der für Reklamen hauptsächlich in Betracht kommt, ernebüch in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Holzschli/freie und feinere Papiere sind noch ohne jegliche sonderliche Gescnäftsbelebung. Das kann nicht verwundern, nenn in diesem Jahre trifft man für Weihnachten und Neujanr nicht so frühzeitig wie sonst Vorkehrungen, selbst im la- piergroishandel nicht, zumal es den endgültigen Verbrauchern gar sehr an Bestellern bisher tehit. Das Kunst- und Steindruckgewerbe ist recht wenig befriedigend beschäftigt, infolgedessen bleibt die Nachfrage nacn Chromo- und Kunstaruckpapieren verschiedenster Art, nach Elfenbeinkartons und so fort beschränkt, so dal der Nachtrage durchaus genügt werden kann; immerhin bestehen auch Ausnahmen, und so sind zweiseitig gestrichene, ebenso auch geleimte Papiere recht lebhaft gefragt, scaal die Nachfrage das Angebot eruevich übersteigt. Man hoitt, daß sich das Geschalt in holzschliff- freien Pappen noch weiterhin beleben wird; den Herstellern mittel- feiner satimierter Papiere wäre dies auch durchaus zu gönnen. Pack papiere aller Art haben schon seit Monaten schleppendes Geschält. Sie wurden durch die behördlichen Eingriffe in den freien Handels verkehr am empfindlichsten getroffen, indem ganze Geschäftszweige, wie die Konfektion, Wurst- und Auischnittgescnafte mit ihrem riesigen Bedarf an fettdichten Papieren, die Spieiwarenindustre und dergl. mehr als Verbraucher ausgeschaltet wurden und für die nächste Zeit überhaupt nicht mehr als Abnehmer in Betracht kcmmen können. Teilweise ist es ja gelungen, für diesen Ausfall wieder Er satz zu finden, durch Herstellung sog. Spinnpapiere zur Herstellung der dünnen Zwirne für den Binafadenersatz, der sich überall recht gut eingebürgert hat und wohl auch nachher mehr als nur ein Not behelf bleiben wird. Braunholzpapiere, sonst ein sehr gesuchter Artikel in den Monaten vor Weihnachten, haben ruhiges Geschält, doch können sie die preise vollauf behaupten, weif bei den unsicheren Absatzverhaltnissen die Erzeugung nicht umfassend genannt werden kann. Die Lage aes PonstofjinarKtes nötigt zu lebhafter Aulmerk- samKeit. uie ^ellstup-r aöriKen snd_gut beschäftigt, die Preise sind fest, indessen ist doch das Angebot ment klein und tatsächlich Zellulose in genügender Menge zu haben, selnbt von Uebersee lagen noch immer reichliche Angebote vor, aut die natürlich gamicht zurückgegnifen werden brauchte, da man sich durchaus preiswert und genügend bei den inländischen Sulfitzellulose-Fabriken eindecken kann. Be fürchtungen in Bezug aut eine möglicherweise im Herbst kommende abermalige Steigerung der Zellstottpreise scheinen bei dem reichlichen Angebot, das vermutlich auch noch für die nächste Zeit anhalten wird, nicht am Platze, zumal die Papierholzbeschattung aus den besetzten Ostgebieten sehr energisch gelordert wird. Das Angebot in Holz- stoti ist gleichfalls reichlich, wenngleich auch hier die gleichen Be strebungen nach höheren Preisen anzutretfen sind. Die langan- dauernden kegenpenoden der letzten Monate hatten überall den Hoizschleifereien derart große Mengen Betriebswässer zur Verfügung gesteht, daß sie überhaupt nicht ausgenützt werden konnten; ständig lauft Wasser ungenutzt über die Wehre; wenn aber genügend Holz vorhanden ist, können die Turbinen mit voller Beaufschlagung jetzt immer arbeiten. Die Handelsschleifer geben nur die abgeschlossenen Mengen ab, alles andere nehmen sie auf Lager, um tür den Fall, daß die Bedarfsfrage dringlicher werden sollte und höhere Preise geboten würden, soiort mit genügendem Angebot auf dem Markte zu sein. Der Altpapiermarkt hat bedeutend an Interesse verloren; es wird genügend und weit billiger als vor Monaten angeboten, und an diesem Verhältnis wird auch die nächste Zeit nichts ändern.“ (Frankfurter Ztg.) CI- Diese Ausführungen treffen nach uns zugegangenen Mel dungen auch für den Papiermarkt in Nord- und Ostdeutsch land zu. Schriltleitung. Packseiden zum Blumen-Einschlagen Ein Kunde kaufte von mir Seidenpapier, Lieferung nach bei- liegendem Muster I. Muster II ist von der früheren. Lieferung vor dem Kriege. Bei Ankunft der Ware erklärt er die Ware nicht be halten zu wollen, da sie wesentlich geringer sei. Ich habe das Papier als dieselbe Sorte unter derselben Nummer, jedoch zu wesentlich höhe rem Preise in diesem Jahre von meiner Fabrik gekauft. Meine Er klärung, Kriegsware sei keine Friedensware und daher heute größere Abweichungen zulässig, will der Kunde nicht gelten lassen. Bas Seidenpapier wird zum Blumeneinschlagen verwendet. Ist es unter Berücksichtigung der jetzigen schwierigen Fabrikationsverhältnisse als der früheren entsprechend zu erachten oder nicht? Habe ich also Aussicht einen Prozeß zu gewinnen ? Großhandlung Das gelieferte Papier hat geringere einseitige Glätte und ist lockerer als die Vorlage, auch ist es weniger geleimt. Sein Hauptnachteil besteht aber darin, daß es in der Maschinenrich tung des Papiers beim geringsten Zuge reißt, während das andere Papier in beiden Richtungen die nötige Festigkeit besitzt. Die Unterschiede genügen unseres Erachtens, um das Papier als min derwertig erscheinen zu lassen. Durch den Krieg werden solche Unterschiede nicht zulässig. Fragesteller hätte beim Verkauf darauf hin weisen müssen, daß er diesmal nur geringere Ware liefern kann.