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1440 PAPIER-ZEITUNG Nr. 75/1916 Einrichtung und Betrieb einer Schreibwaren- Handlung Von G. Klein Fortsetzung zu Nr. 61 4. Tinten Im allgemeinen wird man mit den nachfolgenden Sorten auskommen können: 1. eine billige Schultinte, etwa 40 Pf. die Literflasche Ver kauf, nur in ganzen Literflaschen; 2. eine der üblichen blaufließenden Eisengallustinten in allen Füllungen von 1 Liter abwärts; 3. eine bläulich fließende Buch- und Kopiertinte, ebenfalls in den obigen Füllungen; 4. eine kräftige Kopiertinte, die es ermöglicht, auch mehrere Kopien zu erhalten oder die auch ältere Schrift noch kopiert; 5. eine rote Metalltinte, Füllungen etwa in folgenden Ver kaufspreisen: 10. 25, 40, 75 Pf., 1 M. 25 Pf. (gewöhnlich 1 Liter) und als größte Füllung %-Liter-Flasche zum Verkaufspreise von 2 M. 6. je der Nachfrage entsprechend kämen noch hinzu: blaue Metalltinte (nur kleine Füllungen), violette sogen. Salon tinte (ebenfalls nur kleine Füllungen), dann autographische Tinte (zum Herstellen der Originale für Vervielfältigung mittels Steindrucks), Wäschezeichentinte (nur in schwarz und Füllungen zu 25 und 40- bis 50-Pf.-Verkauf), Hekto graphentinte (zum Herstellen der Originale für Ver vielfältigung mittels Hektographenblatt oder -Apparat). Von Gold- oder Silbertinte wird man absehen können, aber nicht von Stempelfarbe, die für Metall- und Gummi stempel mindestens in den Farben violett und schwarz vorrätig sein muß. Stempelfarbe mit Oel ist lediglich für Metallstempel, solche ohne Oel dagegen besonders geeignet für Gummistempel,, aber auch für Metallstempel. Oel wirkt zersetzend auf Gummi. Neuerdings sind für amtliche Schriftstücke Urkundentinten vorgeschrieben, deren Güte oft amtlicherseits, ähnlich wie bei Normalpapieren, untersucht wird. Als Verbraucher hierfür kommen in Frage: Gerichts-, Post-, Bahn-, Schul-, Stadt- und dergleichen Behörden, ferner noch die Reichsbank, dagegen hat sich diese Tinte infolge ihres höheren Preises bei Büros noch nicht eingeführt. Für Schulen, besonders Volksschulen, wird fast allgemein eine ganz billige, schwarze Tinte zum Verkaufspreise von 40 Pf. etwa die 1-Literflasche gebraucht, desgleichen auch für Straf anstalten, Erziehungsheime, für einige Zwecke auch bei der Post- und Bahnverwaltung, dann noch in Fortbildungsschulen usw. Diese Tintensorte liefert jede Fabrik, Selbstherstellung aus Tintenpulver ist nur dann vorteilhaft, wenn Flaschen be sonders günstig am Platze bezogen werden können. Das Her stellungsverfahren ist äußerst einfach. Selbstverständlich muß solch wirklicher Gebrauchsartikel sehr bequem zur Hand liegen, besonders die kleinsten Füllungen der unter 2, 3 und auch 4 genannten Sorten. Die da für in Aussicht genommenen Fächer können etwas tief sein, aber auch wieder breit genug, um die verschiedenen Sorten auch bequem nebeneinander unterbringen zu können. Trennung der Sorten oder Preislagen geschieht am besten durch ein senk recht aufgestelltes Holzbrettchen, dadurch kann mit einem Blick übersehen werden, welche Sorten der Auffüllung bedürfen. Die Fachhöhe braucht nur ungefähr 12—15 cm zu betragen. Ueber diesem Fach werden dann am besten die kleinen Füllungen roter Metalltinte und die unter 6 bezeichneten Sorten, soweit sie eingeführt sind, untergebracht. Auch diese Sorten müssen, obwohl sie weit weniger verlangt werden, doch bequem zur Hand liegen. Darüber folgen dann die Fächer für die größeren Füllungen. Die Anordnung kann entweder nach Sorten oder nach Größe geschehen. Zu empfehlen ist die erstere Art, es würden dann die Tinten in folgender Reihenfolge anzuordnen sein: über den verschiedenen Tinten in kleinen Füllungen Buchtinte von 1/8 bis 1 Liter, darüber ebenso Buch- und Kopiertinte, dann Kopier und zum Schluß rote Metall- und ganz billige Schultinte, letztere wie bereits erwähnt, nur in 1-Literflaschen. Gewöhnlich ist sich der Käufer wohl über Zweck oder besonders erwünschte Eigenschaften klar, aber noch nicht über die Größe schlüssig. Aus diesem Grunde ist die oben empfohlene Anordnung der an zweiterä Stelle angegebenen vorzuziehen. In diesen Fächern muß jede einzelne Sorte eine bestimmte Reihe haben, um schnell Aufzufüllendes überschauen zu können. Unmittelbares Sonnenlicht ist sowohl für die Tinte selbst als auch für die Verpackung und Etiketten unvorteilhaft,. da letztere recht unansehnlich werden. Weit schlimmer noch aber ist die Wirkung des Frostes, für unbedingt frostfreies Vorratslager ist Sorge zu tragen. An sich hat der Frost keine direkt schäd lichen Wirkungen auf die Gebrauchsfähigkeit der Tinte, aber er verursacht Platzen der Flaschen oder Austreiben des Korkes. Es ist daher unbedingt verwerflich, im Winter oder bei großer Kälte Originalflaschen ins Schaufenster zu bringen, der Schaden kann gegebenenfalls durch Verschmutzen sehr hoch sein. Aber auch gegen Ausstellen von Tintenflaschen im Schaufenster während des Sommers läßt sich anführen, daß Tinte bei unmittel barem Sonnenlicht an ihrer Güte leidet. Für solche Zwecke eignen sich leere, innen schw.arz angestrichene Flaschen oder auch nur Attrappen. Während Frostwetter wird Tinte von den Fabriken nicht versandt. Tritt aber während des Versands stärkerer Frost ein, so ist die Sendung schnellstens bei Eintreffen von der Balin zu holen, darauf in einem mäßig warmen Raum einige Tage ruhig stehen zu lassen. Die Tinte wird dann langsam zur Norm zurückkehren, es empfiehlt, sich danach kräftiges Schütteln. Wird solche Tinte sofort nach Eintreffen von der Bahn in einen reichlich oder gut geheizten Raum gebracht, so ist die Gefahr des Springens der Flaschen besonders groß. Das über Frostgefahr Gesagte gilt auch für flüssige Tusche und Klebstoffe. Tusche ist gegen Frost sehr empfindlich, auch nur ganz kurze Zeit starker Kälte ausgesetzte Tusche wird un verwendbar und durch kein Mittel wieder herstellbar. Ein sicheres Zeichen für verdorbene Tusche sind flockige Nieder schläge. Ganz so empfindlich sind Klebstoffe nicht, sie stehen in dieser Hinsicht auf einer Stufe mit Tinte. Zum Schlüsse noch einige Worte über Tinten mit eigenem Firmenetikett. Wenn eine Papierhandlung im Laufe der Zeit bei kaufmännischen und behördlichen Betrieben gut eingeführt ist, kann der Anschaffung einer Tinte mit eigenem Firmen etikett näher getreten werden. Der prozentuale Nutzen ist der gleiche, ob in Fabrik- oder eigener Aufmachung die Tinte be zogen wird. Im letzteren Falle wäre nur eine Verpflichtung über Abnahme einer bestimmten Menge erforderlich. Es liegt aller dings die Gefahr vor, daß besondere Reklameanstrengungen irgend einer Fabrik plötzlich Verschiebungen der Verbraucher wünsche hinsichtlich Tinte bringen, die vielleicht einem Wett bewerber einen Vorsprung geben, insofern, als dieser sich die große Reklame durch Lagerhalten der Tinten sofort nutzbar machen kann. Auf der andern Seite aber ist Tinte mit eigenem Etikett eine ständige Reklame für das liefernde Papiergeschäft. Fortsetzung folgt. Höhere Spielkartenpreise in Dänemark. Der Sortimentsbuch händlerverein in Kopenhagen gibt durch Zeitungsanzeigen bekannt, daß vom 1. September an die Preise für eingeführte Spielkarten in folge bedeutender Steigerung der Rohstoffpreise beträchtlich erhöht sind. ■—■ Gleichzeitig erhöhten auch die dänischen Spielkarten-Fabri- ken ihre Verkaufspreise. bg. Probenschau Tilsit im Weltkriege 1914. Zehn farbige Bilder nach Gemälden von W. Bürger, München. Verlag der Buclidruckerei Pawlowski in Tilsit. Die Besetzung Tilsits durch die Russen und deren nach wenigen Tagen erfolgte Verjagung durch den preußischen Land sturm sind auf diesen Karten von dem Münchener Maler nach Angaben von Eduard Pawlowski in Tilsit sehr frisch und lebendig dargestellt. Die erste Karte zeigt die Besetzung der Stadt in einem Bilde, auf dem der russische Befehlshaber mit den beiden Bürgermeistern der Stadt verhandelt. Auf den folgenden Bildern sind einzelne Szenen aus den Kämpfen der deutschen Truppen in der Stadt und den Vorstädten unter genauer Angabe von Zeit und Ort dargestellt, und die letzte Karte zeigt das Tilsiter Rathaus mit der deutschen Flagge und dem großen Medaillon bild des Feldmarschalls Hindenburg. Die Karten wurden zum zweiten Jahrestag der Befreiung Tilsits, 12. September 1914, herausgegeben und sind in jeder Beziehung gut gelungen.