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Nr. 54/1916 PAPIER-ZEITUNG 1007 selbst die größte hydraulische Prägepresse versagt schon, bei kleinsten Formaten vollständig. Dr. Albert wandte allmählichen Teildruck DRP 180920 an, welcher über die ganze Druckform fortschreitet; das wesentlichste Erfordernis dieses Teildruckes war die gleichzeitige Einführung ■eines Nebendruckes, welche das Ausweichen des Bleimaterials bei •den Teilprägungen verhindert und somit jeden Ansatz der einzelnen Prägung vermeidet. Die deutsche Drucktechnik nahm sofort die gebotene Neuerung auf, und man kann sagen, daß heute auf der ganzen Welt für Schwarz- wie für Farben-Buchdruck das „Albert-Galvano“ beste Arbeit leistet. Die Herstellung der Buchdruck-Klischees litt aber unter einem großen Nachteil. Um ein solches Klischee herzustellen, ist nötig, ■daß das auf eine Metallplatte kopierte Bild den Wirkungen von Säure Widerstand leistet. Es ist aber bis in die jüngste Zeit nicht gelungen, einen Körper ausfindig zu machen, der gute Licht empfindlichkeit mit Säurefestigkeit vereint. Allerdings gab es ein Kopierverfahren, das allen Wünschen entsprach, nämlich das Kupfer-Email-Verfahren. Dieses besteht -darin, daß eine Kupferplatte mit einer lichtempfindlichen Leim schicht versehen und nach der Belichtung unter dem Negativ mit Wasser entwickelt wird. Dieses Leimbild ist nicht ätzfähig, sondern muß erst durch Erhitzung des Kupfers auf mehrere hundert Grad in Email übergeführt werden; erst diese emaillierte Leimschicht leistet dem Aetzen Widerstand. Das Verfahren hat nur den Fehler, ■daß Kupfer sehr teuer ist; die Anwendung desselben auf dem billigen Zink war ausgeschlossen, da Zink bei den dazu nötigen hohen Hitz- graden verbrennt. Auf Zink wurde mit dem Albuminverfahreh. gearbeitet. Hier war die lichtempfindliche Schicht eine chromierte Eiweißlösung; •die damit präparierte Zinkplatte wurde nach der Belichtung mit einer fetten Farbe eingewalzt und mit Wasser entwickelt, wobei die vom Licht nicht gehärteten Stellen des Eiweißes samt der darauf liegenden Fettfarbe abschwammen. Die Kopie war dann noch nicht fertig zur Aetzung, sondern die Fettfarbe mußte erst mit Asphalt eingestaubt und der Asphalt durch Erhitzung ange schmolzen werden. Durch dieses Einstauben und Anschmelzen wurden naturgemäß die außerordentlich kleinen Rasterpunkte in ihrer Flächenausdehnung verändert, so daß die Punkte der ätz fertigen Kopie nicht genau umgekehrt proportional den ursprüng lichen Punkten und Linien des Negatives waren. Solche Klischees ■erreichten an Glätte und Tonreichtum nicht die Kupferklischees. Von den chemigraphischen Anstalten wurde daher das sogenannte Dracopie"-Verfahren (Dr. A.-Kopie), das Dr. Albert im Jahre 1909 einführte, als bedeutender Fortschritt empfunden. Zur Ausführung dieses Verfahrens kommen Zinkplatten in ■den Handel, welche mit einem säurewiderstandsfähigen Lack über zogen sind. Auf diese Platten werden genau in derselben Weise wie auf Kupfer Kopien gemacht, jedoch mit dem Unterschiede, ■daß die kopierten, mit Wasser entwickelten und dann getrockneten Platten, anstatt der langwierigen Prozedur des Emaillierens, kurz weg in eine Flüssigkeit getaucht werden, die in wenigen Sekunden •den Aetzgrund an den von der Kolloidschicht nicht bedeckten Stellen löst und das blanke Zink hier zum Vorschein bringt. Da, die kopierten Kolloidpartien dagegen von der Flüssigkeit nicht ange griffen werden, hat die darunterliegende Lackschicht des Aetz- grundes genau die umgekehrt proportionalen Punkte und Linien •des Negatives. Es war hierdurch möglich, mit einem so hoch- empfindlichen Körper wie einer Chromkolloidschicht zu kopieren und zum Schlüsse eine aus säurebeständigem Lack bestehende Kopie auf Zink zu erhalten, welche nach dem Aetzen der Kupfer ätzung gleichwertig ist. Die letzte Stufe in der Entwicklung des Kopierprozesses ist das „Grisail"-Verfahren, welches die Arbeit der „Dracopie“ und ihre Fehlerquellen verringert. Bei diesem Verfahren wird die kopierte Chromkolloidschicht nicht separat entwickelt und nach Fertigstellung der Kopie eist der Aetzgrund entfernt, sondern die nicht vom Lichte gehärtete Kolloidschicht wird mit dem darunter liegenden Aetzgrund auf einmal im „Grisailbad“ gelöst (DRP 279373). Nach 10 Sekunden ist die Kopie ätzfähig. Auch der Aetzmaschine wandte Dr. Albert seine Aufmerksam keit zu. Zweck einer Aetzmaschine ist nicht allein die größere Schnelligkeit des AetzenS, sondern die bessere Güte der Maschinen ätzung gegenüber einer Handätzung. Dies ist bedingt durch folgenden Umstand: Das auf dem Zink beim Aetzen sich bildende Oxyd, das «der Weiterätzung hinderlich ist, wird bei der Handätzung mit einem Pinsel entfernt und zwar gleichmäßig aus den hellen und dunklen Partien des Bildes; bei längerem Aetzen werden daher die Dunkel heiten zu hell. Bei der Aetzmaschine dagegen wird durch die auf mechanischem Wege erzeugte stark brodelnde Bewegung der Säure ■das Oxyd entfernt, mit der Nebenwirkung, daß das Oxyd aus den relativ größeren freien Zinkpartien der Lichter früher entfernt wird, als aus den kleinen Kratern, welche sich in den tiefen und dunklen Bildpartien bilden. Hier schützt das darin bleibende Oxyd das Zink vor zu starker Aetzung und somit vor einer zu starken Ver- breiterung dieser kleinen Löcher. Die erste gute Aetzmaschine brachte vor etwa 10 Jahren der Schwede Axel Holmström, und hierauf folgte Dr. Alberts Aetz- striegel, welcher zwar gute Aetzergebnisse gab, aber im Dauerbetrieb bei großer Inanspruchnahme versagte. Der Grund dieses Mißerfolges lag darin, daß die verlangte brodelnde Bewegung der Säure durch äußerst schnelle Bewegung eines Körpers in derselben erzeugt wurde, und daß alle maschinentechnisch erprobten Materialien wegen der zu verwendenden Salpetersäure ausgeschlossen waren; ausschließ lich das' Aluminium bot der Säure genügend Widerstand, dieses ist aber so brüchig, daß es der mechanischen Inanspruchnahme nicht genügend Widerstand leistet. Bei der neuen Aetzmaschine „Taifun“ von Dr. Albert wird durch eingeblasene Luft in einer schmalen Zone ein Sturm erregt, der die brodelnde Bewegung der Säure verursacht, und diese Zone wandert in langsamer Bewegung über die zu ätzende Fläche. Diese Maschine hat sich als unverwüstlich im Dauerbetrieb bewährt. Die letzten vier Jahre widmete Dr. Albert dem Offsetdruck. Dr. Albert setzte an Stelle des Umdruckes, dessen Güte von der Geschicklichkeit des Arbeiters abhängig ist, ein Kopierverfahren, das ohne jede Künstelei zwangläufig die richtige Tonbildung garantierte, in der Hauptsache sich aber dadurch unterschied, daß die Druckelemente nicht wie bisher erhöht, sondern vertieft waren. Diese Vertiefungen ermöglichten eine Anreicherung mit Farbe, welche die Minderung an Farbe infolge Halbierung der Farbmenge durch Abklatsch und wegen starker Aufsaugung durch das nicht gestrichene Papier wieder wettmachte. Hierdurch kam der Haupt vorwurf, der dem Offsetdruck zu machen ist, nämlich die Mattig keit des Druckes, größtenteils in Wegfall. Die aufgeführten Erfindungen füllten etwa 40 Jahre Arbeit aus, die in 39 Deutschen Reichspatenten niedergelegt sind. Sie bewegen sich alle einem bestimmten Ziele zu. Der Ausbau des Mehrfarbenbuchdrucks verdankt seine Entwicklung und seinen Hochstand zum großen Teil den Erfindungen Dr. Alberts. Reißlänge von Papiergarn Von meinen Abnehmern wird wiederholt die Frage nach der Reißlänge des Garnes gestellt. Heute schreibt mir z. B. eine be deutende süddeutsche Weberei, daß die Reißlänge des Garnes nicht unter 7 Kilometer betragen darf. Ich habe bis jetzt die Reißfestig keit des Garnes derart untersucht, daß ich einen Faden von etwa 50 cm Länge einspanne und die Spannung so lange erhöhe, bis er reißt. Die beim Reißpunkte angezeigte Belastung beträgt dann bei Garn Nr. 3 etwa 2,5 Kilo. Was versteht man unter einer Reißlänge von so und so viel Kilometern, und wie kann ich solche bestimmen ? Papiergarn-Fabrik Unter Reißlänge versteht man diejenige Länge, bei welcher ein Papierstreifen oder ein Papiergarn unter seinem eigenen Gewicht reißen würde, wenn man es an dem einen Ende frei hängen ließe. Da diese Länge oft mehrere Kilometer beträgt, ist es unmöglich, sie durch Ausführung des Versuches zu er mitteln, vielmehr geschieht dies durch Berechnung, indem man auf einer Reißmaschine ein Gam von bestimmter mäßiger Länge zerreißt, und aus dem Gewicht des Probestückes berechnet, wie lang das Gam sein müßte, um unter seinem eigenen Gewicht zu reißen. Der Begriff der Reißlänge wurde eingeführt, um unabhängig von der Schwere des Stoffes vergleichbare Zahlen für dessen Festigkeit zu erhalten. Beispiel: Wiegt das Garn von 50 cm Länge 0,2 g und reißt bei 2,5 kg Belastung, so läßt sich die Reißlänge auf Grund folgenden Ansatzes berechnen: g m 0.2:2500 = 0,5: x. Hieraus ergibt sich: 2500.0,5 125C0 g,- , , .. . x = —n— = —2— = 6275. Demnach hatte das Gam eine Reißlänge von 6275 m. Einige Angaben über die Prüfung von Papiergarn sind in dem Heft „Papierstoffgarne, -zwirne und -gewebe” von Dr.-Ing. Wilhelm Heinke in Dresden, ent halten, das kürzlich in unserm Verlag erschienen ist und 1 M. kostet. Der Deutsche Buchgewerbeverein hielt am 30. Juni seine Hauptversammlung im Buchgewerbehaus zu Leipzig ab. Sie war schwach besucht. Der Inhalt des vom zweiten Vorsitzenden vorgetragenen Jahres- und Geschäftsberichts ist in unserer Nummer 50 zur Kenntnis unserer Leser gebracht worden. Die Jahresrechnung weist einen Verlust von 6419 M. auf. Die Ver sammlung genehmigte Geschäftsbericht sowie Jahresabschluß, erteilte dem Schatzmeister Entlastung und stimmte dem Ent wurf des Voranschlags für 1916 zu. Ein Antrag des Vorstands, den § 13 der Satzungen dahin zu ändern, daß der Jahresbeitrag jeweilig nach Lage der Verhältnisse durch die Hauptversammlung bestimmt wird, fand die Genehmigung der Versammlung. Die satzungsmäßig ausscheidenden Mitglieder des Vorstandes sowie die ausscheidenderi Ausschußmitglieder wurden wiedergewählt, pk.