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Nr. 71/1916 PAPIER-ZEITUNG 1243 Mustersammlungen im Papiergroßhandel Um vorteilhaft einkaufen und die gelieferten Waren richtig prüfen zu können, ist Ordnung und sorgfältige Behandlung aller eingehenden Muster erforderlich. Ich unterscheide deshalb zunächst 3 Hauptgruppen: 1. Ausfallmuster von Lieferungen, 2. Muster zu eingehenden Angeboten und 3. Abschnitte von Mustern, die meinen Bestellungen bei gefügt sind. 1. Am einfachsten lassen sich die Ausfallmuster ordnen. Zur Aufbewahrung dienen leichte, jedoch starke Pappkästen mit hölzernen Stirn- und Breitseiten. Eine Breitseite ist beweglich, der Deckel etwa 5 cm hoch nicht höher, da sonst das Abnehmen des Deckels nicht glatt von statten geht. Innenmaße: 40 cm breit, 60 cm lang und 15 cm hoch. Für kleinere Muster teilt man die Kästen in 2 oder 4 Teile, oder man läßt sich kleinere Kästen machen, die in den großen Kasten passen. An der Stirnseite befindet sich ein Metallrahmen für auswechselbare Schilder mit Angabe des Inhalts. Die Kästen stehen in Fächern, nicht mehr als zwei aufeinander, um das Herausnehmen aus dem Fach nicht zu erschweren. Bequemer wäre es, wenn alle Kästen einzeln ständen, jedoch erhöhen sich dadurch die Anschaffungs kosten des Gestells bedeutend. Zur schnellen Auffindung des gewünschten Musters werden alle geführten Papiere in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe erhält einen Sammelkasten für Muster aller wenig gangbaren Sorten und die dem Umfang der Gruppen entsprechende An zahl von Kästen, um die Muster wenigstens für 2 bis 3 Jahre sammeln zu können. In Geschäften, die für ihre Waren Preis listen haben, sind die Gruppen den Listen entsprechend einzu teilen. Firmen, die keine Listen herausgeben,' können den Teil „Erzeugnisse” im Papieradreßbuch als Anhaltspunkt benutzen. Als Ausfallmuster werden nicht die Bogen aufbewahrt, die von der Fabrik als Muster eingesandt werden, sondern solche Bogen, die im Hause aus der Sendung gezogen werden. Der Angestellte, der die eingehenden Waren zu prüfen hat, sollte sich nicht darauf beschränken, sein Urteil auf Grund einzelner Bogen zu bilden, die ihm von einer untergeordneten Kraft vorgelegt werden, sondern sich beim Auspacken der Ware von der ordnungsmäßigen Verpackung und dem guten Zu stand der Sendung überzeugen. Er sollte prüfen, ob nicht das Kiesgewicht von zu leicht ausgefallenem Papier durch Ver wendung starken Einschlagpapiers oder durch reichliches Zählen ausgeglichen wurde, und ob nicht bei zu starkem Papier eine Anzahl Bogen fehlen, damit das Gewicht des Rieses nicht zu hoch wird. Ferner, ob nicht bei Panieren, die nach Gewicht berechnet werden, das Gewicht der Verpackung höher ist als angegeben. In allen diesen Fällen wäre man geschädigt, ob gleich man durch Nachwiegen des gepackten Ballens die Ueber einstimmung des Gewichts mit den Angaben der Gewichts aufstellung festgestellt hat. Ist alles dies nachgesehen, so wird je ein Ries einer Sorte in einen besonders geeigneten Raum gebracht und sorgfältig durchgesehen. Dabei ist auf genauen rechtwinkligen Schnitt, gleichmäßigen Griff und der Vorlage entsprechende Glätte, in allen Bogen gleiche, mustergetreue Farbe und Beschaffenheit zu achten. Wenn alles in Ordnung ist, so werden aus ver schiedenen Lagen des Rieses einige Bogen gezogen, nachgewogen und so zusammengelegt, daß sie möglichst vorteilhaft in den Musterkästen untergebracht werden können. Die Muster erhalten den nachstehend abgebildeten Stempel abdruck, der entsprechend ausgefüllt wird. Sorte Lager-Nummer Fabrik-Bez Bogengröße Gewicht Lieferer Tag der Rechnung Tag des Eingangs Menge Bogen Preis ,, kg. Zahlungsbedingung Sammeln sich von einer Sorte zu viele Muster an, so werden sie in der Weise vermindert, daß je das zweite Muster beseitigt wird, wenn es nicht aus besonderen Gründen aufgehoben werden soll. 2. Muster zu Angeboten unterscheiden sich in solche, die man auf Grund eigener Anfragen nach Ersatz bestimmter Lager sorten, und in solche, die man ohne Aufforderung oder für be sondere Zwecke erhält. Dementsprechend werden die Muster auch getrennt aufbewahrt. Die Einteilung der Kästen ist die selbe wie für Ausfallmuster. Die Muster müssen so überschrieben werden, daß alles nötige .ersichtlich ist, ohne das dazugehörige Angebot nachzuschlagen: Also müssen Lieferer, Tag, Preis, Nachlaß, Skonto usw. auf den Mustern vermerkt sein, ebenso, ob nach dem Muster eine Bestellung erfolgt ist und die Gründe, warum nicht, oder Hinweise für spätere Bestellungen. Es kann aber auch das Bedürfnis vorliegen, daß eine Ueber- sicht vorhanden sein soll, welche Arten in den einzelnen Fabriken hergestellt werden. Dann werden die Kästen alphabetisch ge ordnet und die Muster auf Grund des Anfangsbuchstabens des Ortes, in dem die Fabrik liegt, eingereiht. Ordnung nach Orten hat den Vorteil, daß der Ortsname weniger leicht vergessen wird als die genaue Firma, und bei Ortsnamen kein Zweifel über den Anfangsbuchstaben besteht, während dies bei Firmen oft der Fall ist. Unter den Mustern, die ohne Aufforderung oder für besondere Zwecke eingehen, können sich untrennbare Musterbücher mit Mustern verschiedener Sorten befinden, die auf Grund obiger Einteilung in verschiedene Kästen gehören. Dann lege man das Musterbuch in den Kasten, wo es wahrscheinlich zumeist gebraucht wird, außerdem aber Karten mit der Angabe, wo die Muster zu finden sind, in alle Kästen, die Sorten enthalten, welche auch in dem Musterbuch enthalten sind. 3. Für die Aufbewahrung von Abschnitten der Muster die den eigenen Bestellungen beigefügt sind, verwende man keine Kästen sondern kräftige Taschen von 23x29 cm Größe aus satiniertem Zellstoffpapier, die mit schwarzem, lichtdichtem Papier gefüttert sind. Für jede Fabrik, mit der man arbeitet, wird eine Tasche überschrieben und diese alphabetisch nach Ortsnamen in Briefordnern abgelegt. Muster zu Aufträgen er halten zweimal die Aufschrift „Muster zu Auftrag Nr vom (Tag)” und drei Firmenstempel. , Durch einen Schnitt a-b, der durch zwei Stempel hindurchgeht, wird das Muster geteilt, die größere Hälfte des Musters der Fabrik ge sandt und das kleinere Stück zum Vergleich mit der zu er wartenden Lieferung aufbewahrt. Die Vorlagemuster, die der Papierfabrik eingeschickt werden sollen, wähle man nicht klein. In der Fabrik muß das Muster in mindestens zwei Teile geteilt werden. Ein Abschnitt wird bei der Fabrikation als Farbmuster verwendet, während der Rest bei dem Bestellbrief aufbewahrt wird, um bei etwa ein tretenden Beschwerden eine Unterlage für die Beurteilung zur Hand zu haben. Oft wird für die Fabrikation noch ein Ab schnitt verlangt, da der erste verloren gehen kann oder so ver griffen ist, daß die Glätte nicht mehr nach dem ersten Abschnitt zu beurteilen ist. Karl Wahle