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Nr. 69/1916 PAPIER-ZEITUNG 1301 Herstellung von Lichtpauspapieren Aus dem nächstens in unserem Verlage erscheinenden Buche von H. Wandrowsky: Die Lichtpausverfahren. Nachdruck verboten Die Negrographie nach Itterheim Fortsetzung zu Nr. 68 S. 1279 Eine wesentliche Rolle bei der Negrographie bildet die richtige Zusammensetzung der alkoholischen Harzfarbemischung. Das Verhältnis zwischen Harz und Farbe hängt im wesentlichen von der Leimung und den Eigenschaften des jeweilig benutzten Rohpapiers ab und muß für jedes Papier durch' Versuche be stimmt werden, die man systematisch auf folgender Grundlage durchführt: An gut geleimten Papieren, die recht viel freies Harz in der Leimung enthalten, haftet eine mit alkoholischer Harzlösung angemachte Farbe sehr gut, weil sie sich direkt mit dem Harz der Leimung verbindet. Es bedarf also nur eines ■geringen Harzzusatzes zur Farbe. Von schlecht geleimten Papieren aber und von solchen, die mit viel harzsaurer Tonerde geleimt sind, wird die Farbe weniger gut festgehalten und es bedarf größerer Harzmengen, um die Farbe unverwischbar zu machen. Wenig Harz zur Farbe gemengt verursacht, daß die Farbe beim Entwickeln leicht verwischt wird oder teilweise aus gebrochene Linien entstehen. Steigerung des Harzzusatzes macht die Linien fester. Wenn aber für ein bestimmtes Papier der höchstzulässige Harzgehalt überschritten ist, wird die Ent wicklung schwierig, und schließlich wird beim Waschen der Grund nicht mehr rein. Außerdem ist der Harzzusatz von der Art und der Dicke der Gummischicht abhängig. Man fängt mit geringem Harzzusatz an, indem man das Schwarz zunächst mit starkem Spiritus zu einem Brei anrührt und eine starke Schellacklösung aus 100 g ungebleichtem Schellack und 500 ccm (95 v. H.) Spiritus in der Wärme bereitet. Nun nimmt man zu nächst auf 100 g Rebenschwarz (oder eine andere Körperfarbe) 100 ccm der Schellacklösung und fügt zu der Farbmischung noch soviel Spiritus hinzu, bis die Farbe gut streichbar ist und in dünner Schicht auf Papier aufgetragen hinreichend deckt. Die Mischung wird mit einem Pinsel durch ein feines Sieb ge trieben. Nun macht man eine Lichtpause auf dem chromierten Papier, belichtet bis zu dem als richtig erkannten Lichtmesser grad und legt sie in Wasser, das wenige Male gewechselt wird und zwar so lange, bis alles Bichromat entfernt ist und die Linien weiß auf braunem Grunde stehen. Durch sanftes Ueber- wischen mit einem weichen Schwamm kann die Entfernung des löslich gebliebenen Gummis an den weißen Linien noch befördert werden. Jedoch darf der Grund nicht verletzt werden. Dann wird die Pause zum Trocknen aufgehängt. Wenn das Papier genügend trocken ist, wird die Schwärze mit einem breiten, nicht allzu weichen Pinsel in gleichmäßigen, nebeneinander liegenden gut deckenden Strichen aufgetragen. Das Papier muß durch und durch gut ausgetrocknet sein, denn ist es nur oberflächlich angetrocknet, so haftet die Harzfarbe schlecht an der feuchten Papierfaser. Nun wird wieder getrocknet, bis die Farbe fest ist und dann ein verdünntes Säurebad angewandt, um das durch Belichtung unlöslich gewordene Chromatgummi und mit ihm die darauf haftende Schwärze zu entfernen. An den durch die Entwicklung freigewordenen Linien haftet die Harzschwärze unmittelbar an dem Harze der Papierleimung und zwar säurefest. Auf dem Grunde dagegen wird durch das in Wasser unlösliche Chromatgummi die Schwärze vom Papier getrennt. Die Chromatgummischicht löst sich in verdünnter Schwefelsäure, die aus 20 ccm Schwefelsäure spezifisches Ge wicht 1,8 oder bis zu 30 ccm schwächerer Säure und 1000 ccm Wässer bereitet wird, indem man die Säure in das Wasser gießt, nicht umgekehrt. In diesem Bade bleibt die Pause so lange liegen, bis man die Schwärze mit einem Stück Gummischwamm leicht herunterwaschen kann. Der Gummischwamm ist einer Bürste oder einem Pinsel vorzuziehen, weil er von der dünnen Säure nicht angegriffen wird und sanft aber nachdrücklich reibt. Sobald der Grund rein weiß ist, wird die Pause aus dem Säurebad herausgenommen, gut abgespült und getrocknet. Zu empfehlen ist es jedoch, nach dem ersten Abspülen des Säure bades ein fünfprozentiges Kaliumoxalatbad anzuwenden. Wenn im Papier Spuren der Schwefelsäure Zurückbleiben, so kon zentriert sich die Säure beim Trocknen so stark, daß sie die. Papierfaser zerstört und die Pause in längerer oder kürzerer Zeit brüchig macht, zumal die Säure stets im flüssigen, sehr reaktionsfähigen Zustande bleibt. Mit dem Kaliumoxalat setzt sich die Schwefelsäure um in Kaliumsulfat und Oxalsäure. Letztere wirkt weniger energisch, zumal die Oxalsäure leicht löslich ist und beim Trocknen in feste Kristallform übergeht und in diesem Zustande wenig wirksam ist. Die Abstumpfung der Säure durch alkalische Bäder vorzunehmen ist nicht möglich, weil durch Alkalien das Harz der Schwärze gelöst werden kann. Lösen sich bei dieser Arbeitsweise unter Benützung einer wie oben zusammengesetzten Harz-Schwärzemischung die Striche im Säurebad mit auf oder zeigen sie ausgebrochene Stellen, so ist dies ein Zeichen, daß für das verwendete Papier die Schwärze zu wenig Harz enthält. Je nach dem Maße der Ver- wischbarkeit fügt man nun zu der Harzschwärze noch bis zu 50 ccm der starken Schellacklösung, macht damit wieder eine Probe und wiederholt dies mit geringeren Zusätzen so lange, bis die Linien hinreichend fest am Papier haften. Ein Zuviel von Harz macht aber Schwierigkeiten bei der Entwicklung; darum muß gerade nur die Menge durch Versuche ermittelt werden, die hinreicht, um das feste Anhaften der Schwärze am Papier herzustellen. Diese immerhin zeitraubenden Ver suche werden dem Verbraucher erspart, wenn der Erzeuger eines für Negrographie vorbereiteten Papiers eine für das gleiche Papier gewissenhaft ausprobierte Schwärzemischung in den Handel bringt. Statt mit Gummi kann das Negrographiepapier auch mit Gelatine vorpräpariert sein. In diesem Falle ist die Chromierung einfacher, sie kann durch einfaches Eintauchen in ein drei prozentiges Kaliumbichromatbad erfolgen. Da die Gelatine sich in kaltem Wasser nicht löst, so ist die feuchte Schicht beim Chromieren weniger leicht verletzlich als die Gummischicht.' Des schnellen Trocknens wegen kann aber auch für Gelatine papier das Ueberstreichen mit Bichromat-Spiritusmischung empfohlen werden. Die Vorpräparation mit Gelatine kann entweder mit Bürsten-Streichmaschine oder mit der gewöhnlichen Streich maschine für Lichtpauspapiere, jedoch ohne Anwendung der Abstreifvorrichtung geschehen. In beiden Fällen jedoch muß zum Trocknen der dicken Gelatineschicht ein Aufhängeapparat vorhanden sein. Die Mischung besteht aus 1000 g weicher photographischer Emulsions- oder Lichtdruckgelatine, die man in kaltem Wasser eine halbe Stunde quellen läßt und dann in 10 Liter warmes Wasser gibt. Dazu kommen 250 g Zucker in 250 g Wasser bis zum Fadenziehen gekocht und schließlich so viel Wasser, daß der Rauminhalt 14 Liter beträgt und ein Liter vergällter Brannt wein (90—95 v. H.). Diese Mischung wird bei genau 4° C. über der Temperatur, bei der die Mischung erstarrt, aufgetragen und gibt eine schöne geschlossene Oberfläche. Die Temperatur im Raume muß so kalt sein, daß die Gelatine auf dem Papier zu einer nicht mehr ablaufenden Masse erstarrt ist, wenn das Papier auf die Stäbe des Hängeapparates kommt. Zum Entwickeln des Gelatinepapiers muß heißes Wasser von 30—45° C. genommen werden. Darin löst sich die Gelatine von den Linien gut ab, zumal wenn man mit dem Schwamm nachhilft. Auch für das Säurebad ist Wärme vorteilhaft, die das Ab lösen des Grundes sehr befördert. Es wird von den Wünschen des Verbrauchers abhängen, ob Gummi oder Gelatinevorpräparation bevorzugt werden. Die Pausen sind bei beiden, wenn richtig ausgeführt, von gleicher Schönheit. Und gerade diese von keinem anderen Lichtpausverfahren erreichte Schönheit der Pausen dürfte der Negrographie manche neue Freunde zuführen, sobald durch marktfähige Lieferung geeigneten Materials die erwähnten Schwierigkeiten bei ihrer Anwendung ausgeschaltet sind. Fortsetzung folgt. Beschränkung des Zeitungspapierverbrauchs in Ungarn. Wir meldeten in Nr. 67 auf Seite 1267 unter Zeitungswesen, daß vom 15. August ab die Tagesblätter in Ungarn einen Höchstumfang von 8 Seiten haben dürfen. Wie aus einer amtlichen Meldung der ungarischen Papierzentrale hervorgeht, dürfen nur die Zeitungen, deren Einzelverkaufspreise 12 Heller beträgt, diesen Umfang er reichen, die 8-Heller-Blätter dürfen nur sechs Seiten, die 6-Heller- Blätter 4 Seiten, die 4-Heller-Blätter 2 Seiten umfassen. Der Pesti Hirlap, die verbreitetste ungarische Tageszeitung, die sehr reichen Anzeigenteil hatte, und deren Sonntagsnummer oft 32 und mehr Seiten umfaßte, gibt bekannt, daß sie, solange diese Be schränkung besteht, keine Anzeigen aufnehmen und die Seiten ausschließlich mit Text füllen wird, da die Behandlung der Tages ereignisse mindestens diesen Raum erfordert. Die Zeitung gibt in dieser Erklärung der Hoffnung Ausdruck, daß die eingeführte starke Beschränkung nicht von langer Dauer sein wird.