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Nr. 53/1916 PAPIER-ZEITUNG 987 uns in der Folgezeit zu richten haben werden. Es wird in der Folgezeit eine ganz andere Art der Vorratswirtschaft getrieben werden müssen, nicht nur durch staatliche Maßnahmen, sondern auch in den einzelnen Betrieben. Sicher wird man in den einzelnen Betrieben zu der Ueberzeugung gekommen sein, daß es nötig ist, sich für wesentlich längere Zeit als es seither üblich war, mit Vorräten einzudecken, namentlich soweit es sich um über seeische Stoffe handelt. Man wird weiter in Zukunft eine viel größere Aufmerksamkeit auf die Verkaufsbedingungen der Lieferanten, auf die Kriegsklauseln und dergleichen zu richten haben. Auf diesem Gebiete hat es so böse Ueberraschungen gegeben, daß sie die Industrie wahrscheinlich nicht noch einmal zu erleben geneigt ist. Wir haben weiter den starken Druck •der Konventionen unserer Lieferanten erlebt, und wir werden darnach trachten müssen, diesem Druck einen gleich starken Gegendruck entgegenzusetzen, wie wir überhaupt darauf be dacht sein müssen, durch Verbände die Produktion und den Absatz besser zu regeln. Schließlich brauchen wir zur Wahr- nehmung und Förderung unserer allgemeinen Interessen ein geschlosseneres und einheitlicheres Auftreten, (lebhafte Zu stimmung) namentlich auch gegenüber den Forderungen unserer Lieferanten, denen gegenüber es uns noch viel zu sehr an Einig keit fehlt. (Lebhafte Zustimmung) Meine Herren, ich bin am Ende. Ich glaube, sagen zu können: unser Wirtschaftsleben hat sich an manchen, vielleicht an vielen Stellen wund gelaufen; aber unsere Stärke, unsere Leistungs- fähigkeit ist noch ungebrochen. Das gilt von der ganzen deutschen Industrie, und ich glaube, es gilt auch von der deutschen Papier verarbeitung. (Beifall) Vorsitzender: Ich darf anknüpfen an die letzten Worte, die der Herr Vorredner gesagt hat, und .aussprechen, daß es auch unsere Meinung ist, daß es unserer Papierverarbeitungs- und Druck Industrie gelungen ist, alle Schäden des Krieges zu überwinden. Wir stehen ungebrochen da und können das heute hier mit Stolz betonen. Fortsetzung folgt. Bleistaub in Buchdruckereien Gesundheit ist das Gefäß jeder Tugend; mangelt diese, so kannst du keine recht fassen. Börne Einer der schlimmsten Feinde der menschlichen Atmungs organe ist der Staub. Ihn aus der Welt zu schaffen ist unmöglich, er erneuert sich fortwährend aus den winzigen Partikeln, die sich von unserer Kleidung, von Gebrauchsgegenständen, vom Fuß boden, auf dem wir gehen, von jeglichem festen Stoff, der uns umgibt, loslösen. Die Wissenschaft hat ihn als Träger und Ver breiter von Krankheitskeimen erkannt, und deshalb ist es eine Forderung der Hygiene, ihn zu bekämpfen und unschädlich zu machen. Vor allem gilt dies von dem Staub, der sich in ge schlossenen Aufenthaltsräumen ansammelt, Fußböden und Wände bedeckt, und in Räumen mit starkem Verkehr durch die leiseste Luftbewegung stundenlang schwebend bleibt. Ein Vorbeugungsmittel gegen das Eindringen von Blei staub in den Körper ist die Anlegung entsprechender Schutz kleidung, da der Bleistaub auch durch die Poren der Haut in den Körper eindringt. Diese Schutzkleidungen erfüllen aber ihren Zweck nur, wenn sie oft gereinigt werden. Die von Fett und Schmutz mitunter strotzenden Blusen der Setzer sind eher eine Gefahr als ein Schutz für die Gesundheit ihrer Träger, denn an ihnen haftet der Staub umso fester. Pflicht eines jeden Setzers soll es sein, mitzuwirken an der Bekämpfung der Unsitte des Ausspeiens auf den Fußboden, trotz der Spucknäpfe kann man immer noch Leute bei uns finden, die auf den Fußboden speien. Vor der gemeinsamen Benutzung von Trink- und Eßgeräten, Handtüchern und sonstigen Gebrauchsgegenständen ist entschieden zu warnen. Gemeinsames Trinken aus einem Glase ist leider vielfach üblich. Haupteingangspforte für schädliche Keime ist der Mund. Trotzdem essen und trinken Setzer häufig während und zwischen der Arbeit, wobei die mit dem Bleistaub beschmutzten Finger oft in die Nähe des Mundes, an und in den Mund geraten. Eine weitere leidige Gewohnheit mancher Setzer ist es auch, jedes Stück Satz oder Klischee, welches längere Zeit un benutzt gestanden, bei Ingebrauchnahme auf das Schiff zu stellen, das Fenster zu öffnen und den Staub hinauszublasen, ohne zu bedenken daß ihnen dabei ein Teil desselben durch die Zugluft in die Mundhöhle getrieben wird. ... Zu verwerfen ist die Unsitte, Bleistifte, welche meist nicht anger als 1—2 cm sind, in die Kastenfächer zu legen, um sie beim Ausfüllen der Arbeitszettel, -bücher sofort zur Hand zu haben. Beim Schreiben werden sie dann zum Munde geführt, und der anhaftende Staub gelangt so in die Mundhöhle. Peinliche Sauberkeit der Hände und Arme sind gute Vor- • beugungsmittel gegen Krankheit, Einsalben der Haut bei rauher Jahreszeit mit Vaseline oder Zinksalbe schützt die Haut vor Aufbrechen und Rissigwerden. Sehr zu empfehlen sind bei freier Zeit häufige Spaziergänge, Touren durch Flur und Wald, sie stählen den Körper. Ha. Hauptbuch-Liniaturen Der Verein der Buchbindereibesitzer von Rheinland und Westfalen (Geschäftsstelle: Elberfeld, Ernststr. 34) beschäftigte sich auf seiner kürzlich stattgehabten Jahresversammlung u. a. mit der Vereinfachung der Hauptbuchlineaturen. Es wurde dabei festgestellt, daß die Verbandsmitglieder zumeist nur noch Liniatur mit Soll- und Haben-Vordruck vorrätig halten: Es wurde empfohlen, darauf hinzuwirken, daß in Hauptbüchern mit geteilten Konten nur noch das oberste Konto mit Vordruck versehen wird, daß ferner unter den Worten „An” und „Per” die Unterführungszeichen nicht mehr gedruckt werden. Soweit die Kundschaft demgegenüber auf Sonderwünschen bestehe, müsse ein den Aufwendungen entsprechender Zuschlag be rechnet werden. Wenn alle Geschäftsbücherfabriken tatkräftig auf die Ver wirklichung dieser Bestrebungen hinwirken, dürfte große Ent lastung Mes Druckereibetriebes in den Geschäftsbücherfabriken die Folge sein. Der mehrfache Kopfdruck bei geteilten Konten verteuert die Herstellung und belastet die Schnellpresse, während er keinen Wert für den Buchhalter hat. Die Unterführungs zeichen unter den Worten „An” und „Per” sind ein Zopf, der leicht zu beseitigen sein wird. Nötigenfalls können „An” und „Per” über die Mitte der Spalte gesetzt werden. S. Schwedens Papierwaren-, Schreibwaren- und Buchdruckgewerbe im Jahre 1915 Nach dem Jahresbericht von Stockholms Handelskammer waren die Werkdruckereien in Neuanschaffungen vorsichtig; die Zeitungsdruckereien dagegen machten bedeutende Maschinen-Be- Stellungen, so kauften sechs in Stockholm neue Maschinen, darunter vier zusammen 7 Rotationspressen, alle aus Deutschland. Die ge stiegenen Papierpreise verursachten für vertragliche Arbeiten Ver luste. Auch für Farben, Firnisse, Bronzen usw., die großenteils aus Deutschland und England kommen, mußte man bedeutend höhere Preise anlegen und konnte dennoch nicht die alten guten Sorten bekommen. Die Erwartungen einer großen Ausfuhr von in Schweden hergestellten Ansichtskarten und litho graphischen Werbedrucksachen nach Rußland wurden noch nicht verwirklicht, doch hatte das Buchgewerbe teilweise Vorteil davon, daß der Wettbewerb der deutschen graphischen Anstalten sich ver minderte, und war sehr gut beschäftigt, auch für den Verlagsbuch handel mit teureren Werken. Die Herstellung von Tinte war wie im Vorjahre, doch machte die Anschaffung von Rohwaren, namentlich Farbstoffen, Schwierig keiten. Die Erzeugung von Schreibmaschinenbändern, Kohlepapier und dergleichen war stark wachsend, teilweise infolge von Ausfuhr, bg. Lagermädchen Gutachten der Aeltesten der Kaufmannschaft Berlin Die Angestellten waren in einem graphischen Kunstanstalts- und Verlagsbetrieb als sogenannte Lagermädchen im Postkarten lager beschäftigt. Sie hatten außerdem auch in der Buchbinderei auszuhelfen. Das Lager ist nach Nummern eingerichtet; es umfaßt etwa 800 Nummern. Die Nummern sind den Karten aufgedruckt. Dier Bestellungen werden im Kontor durch Beifügung von Zetteln vorbereitet. Danach stellen die Mädchen die Sendungen zusammen. Sie hatten die Ware teilweise zu bändeln. Das Gutachten lautet: Die Lagertätigkeit der Angestellten ist nicht als kaufmännische Dienstleistung anzusehen. g. 316 Bd. I — Bl. 378 — 5. April 1916. Büchertisch Der Wall von Eisen und Feuer. Von Georg Wegener. (Ein Jahr an der Westfront.) Leipzig, F. A. Brockhaus. 1915. 192 Seiten. 1 Mark. Der Verfasser, Geograph und Forschungsreisender, weilt seit Beginn des Krieges im Hauptquartier des Westens, und faßt seine Erlebnisse und Eindrücke an der Front vom Meer bis zu den Vogesen in diesem Buche zusammen, das auch mehrere gute Ab bildungen enthält.