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DEUTSCHER PAPIERVEREIN Am 24. Juli fand zu Berlin, im Heidelberger, eine Sitzung des Gesamt-Vorstandes statt, woran Vertreter sämtlicher Zweig- Vereine teilgenommen haben. Eine Niederschrift über die ge pflogenen Verhandlungen geht den einzelnen Vereinen noch zu. Einrichtung und Betrieb einer Schreibwaren- Handlung Von G. Klein Fortsetzung zu Nr. 60 3. Briefpapiere in Kassetten Briefpapierkassetten werden sehr häufig als Gelegenheits geschenk gekauft, daher ist in vielen Fällen nicht der Inhalt, sondern die Ausstattung bestimmend. Es ist also in Hinsicht auf die allgemeine Geschmacksrichtung zu wählen; in einem /-kleineren Orte Ostdeutschlands werden andere Anschauungen vorherrschen als in einer der großen Städte des Rheinlandes. Allgemeine Gesichtspunkte lassen sich daher schlecht angeben. Im großen und ganzen werden in Kassetten farbige Papiere mehr gekauft als reinweiße, es ist aber trotzdem auch hierin Lager zu unterhalten. Damenformat ist das gängigst.e, in Billett format werden nur billige Sorten gekauft (25/25 zum 50- bis 60-Pfennig-Verkauf). In Herrenformat wird weiß bevorzugt, größere oder aparte Querformate dagegen in zartgetönten Farben. Es müssen sowohl Packungen zu 25/25 als auch, zu 50/50 vor handen sein, erstere Art wird mehr gekauft. Mit Ausnahme der ganz billigen Kassetten in Billettformat wird man davon absehen können, in Kassetten Umschläge mit Innendruck zu führen. Der Preisunterschied ist sehr gering, und seidengefütterte Umschläge werden außerordentlich mehr gekauft. Von Trauerpapier müssen ebenfalls einige Kassetten am Lager sein. Auch hier wird Billettformat weit weniger gekauft als das gewöhnliche Damenformat. Beliebt ist weiß Leinen mit schmalem Rand in Damen- und Herrenformat sowie weiß Uebersee mit schmalem Rand. Von farbigen Papieren, etwa grau usw., wird man absehen können, desgleichen von Papieren mit sehr breitem Trauerrand. Kartenbriefe sind ebenfalls in hübsch ausgestatteten Schachteln zu führen, nur in 25 er Packung. Es genügt hierfür ein Mittelformat in weiß und zartfarbig Leinen und zwar mit und ohne Einlagebogen. Diese Kartenbriefe haben sich besonders jetzt während des Krieges viel neue Anhänger geworben, da sie unsern Truppen in großen Mengen als Liebesgaben zur Verfügung gestellt wurden. Puppen- und Kinderbriefe wird man wenigstens im Anfang nicht zu führen brauchen. Kassetten mit Karten und Umschlägen dagegen müssen ebenfalls vorhanden sein. Doppelkarten werden sein wenig gekauft, desgleichen ist die Nachfrage nach Billettformat recht gering. Beliebt sind auch hier Mittelformat in weiß und zarten Farben, die gleichen Sorten auch mit farbigem Rand. Be züglich des Seidenpapierfutters gilt auch hier das für loses Brief papier Gesagte. Doppelkarten mit Blumenverzierungen, Kinderszenen darstellungen usw. werden in kleinen Packungen (10 Karten, 10 Umschläge) gern als Gelegenheitsgeschenke gekauft Diese Art Karten sind gewöhnlich in einem geschmackvollen, flachen Kästchen, und dadurch wird der Verkauf wesentlich vereinfacht. Solche Karten lose zu führen, ist unratsam, da die Verluste durch Beschmutzen beim Auswählen unverhältnismäßig groß sein werden. Ein Bedürfnis für Einzelverkauf hat sich auch noch nicht herausgestellt. Beim Einkauf von Briefausstattungen muß man ganz be sonders vorsichtig sein. Diese Ausstattungen (Bogen, Karten und Umschläge in einem Karton) werden verhältnismäßig sehr wenig gekauft, trotzdem wird aber von einem gelegentlichen Käufer eine große Auswahl gefordert. Die Wünsche gehen in dieser Ware außerordentlich weit auseinander, zumindest ist also große Vorsicht geboten, wenn man auf sie nicht ver zichten will. Wenn sich der Bedarf in Kassetten stetig hebt, und man einen genauen Ueberblick über die Wünsche der hauptsächlich in Betracht kommenden Kundschaft hat, könnte man auch Anfertigung von Briefpapierkassetten mit eigener Aufmachung (Firma, geschütztem Warenzeichen) in Erwägung ziehen. Ge wöhnlich wird von den Briefausstattungsfabriken ein Abschluß von 10 000/10 000 Bogen und Umschlägen gefordert, eine Summe, die im ersten Augenblick außerordentlich hoch, aber bei näherer Betrachtung durchaus angemessen erscheint. Die Reklame wirkung solcher Kassetten ist nicht zu unterschätzen. Mit Leichtigkeit lassen sich in dieser Ware packende Zusammenstellungen erzielen, es erübrigt sich, an dieser Stelle auf Ausschmückung usw. näher einzugehen. Beim Auszeichnen ist noch ein Gesichtspunkt zu beachten. Häufig werden solche Kassetten als Gelegenheitsgeschenke gekauft, der Preis darf also nicht ersichtlich sein. Er ist daher auf dem Boden mit sehr weichem Bleistift auszuzeichnen oder noch besser ist der Preis mit Tinte auf dem Firmenetikett vermerkt, das mit Leichtigkeit abgerissen oder von einem neuen über klebt werden kann. Bei Auszeichnung mit Tinte werden Irrtümer in Hinsicht auf Nennung des Preises kaum eintreten. Bezüglich Prägung oder Druck sind jetzt noch einige Angaben erforderlich, eingehender wird darauf in der Abhandlung über ,,Privatdrucksachen” eingegangen werden. Als Muster für Prägung oder Druck wählt man vorteilhaft nicht die fabrikseitig gelieferten Phantasiepapiere. Wenn einem Kunden dieses Papiermuster gefällt, dann wird er enttäuscht sein, dasselbe nicht vorrätig zu finden, wie es in den meisten Fällen ist. Man scheue nicht die kleine Mehrausgabe, Präge- und Druckproben auf einem Papier herstellen zu lassen, das in loser Packung jederzeit vorhanden ist. Diese Musterbogen werden zusammengestellt zu einem Musterbuche in Leporello form, selbstverständlich mit den passenden Umschlägen. Die Mustertafeln von Prägungen vieler Fabriken bieten wohl eine sehr große Auswahl verschiedener Formen, wirken aber durch ihre Menge verwirrend, gestatten aber auch kaum eine klare Vorstellung der späteren Wirkung auf dem Originalbogen. Aus wahl von vier Prägekollektionen wird für den Anfang genügen. Ganz ähnlich ist die Sachlage bei bedruckten Bogen, es kommt hier selbstverständlich nur Buchdruck in Betracht. Steindruck für solche Art Bogen kommt so selten vor, daß man diese Drucktechnik vollständig unberücksichtigt lassen kann. Bezüglich Anfertigung solcher Arbeiten setzt man sich am besten mit einer Platzprägerei oder -druckerei in Verbindung. Wenn man Aussicht hat, fast während des ganzen Jahres mit Prägearbeiten beschäftigt zu werden, könnte Anschaffung eines eigenen Prägebalanciers in Frage kommen, auch hierüber näheres in der Abhandlung über „Privatdrucksachen”. Foitsetzung folgt. Späte Rüge Eine Papierwarenfabrik verkaufte mir 10 000 Stück Mappen mit weißen Billettkuverts laut erhaltener Mustermappe. Sie lieferte einem meiner Kunden 500 Stück dieser Briefmappen, sie enthielten aber farbige (statt weißer) Hanfkuverts. Auf meine Rüge nahm die Firma die 500 Stück Mappen zurück. Einem zweiten Kunden hat sie, wie sich jetzt erst herausstellt, ebenfalls teilweise Mappen mit farbigen Hanfhüllen geliefert. Der Kunde sagte, seine Kundschaft brächte ihm die Billettmappen zurück. Meine Papier warenfabrik will sich dieser Rüge nicht annehmen, da sie viel zu spät eingetroffen sei, der Kunde hätte die Ware gleich ansehen und dann rügen müssen. Ist es nicht recht und billig, daß die Firma mir auch hierfür Ersatz schickt, wenn sie weiß, daß sie seinerzeit nicht mustergetreu geliefert hat? Kunstanstalt Recht und billig wäre es schon, aber gezwungen kann die Papierwarenfabrik zur Rücknahme und zum Ersatz nicht werden, da nach dem Handelsgesetz Rügen hinfällig werden, wenn sie nicht rechtzeitig, d. h. möglichst sofort nach Erhalt der Ware vorgebracht werden.