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Nr. 61/1916 PAPIER-ZEITUNG 1131 Mangel an Sulfitstoff in England Eine Abordnung des Vereins britischer Papierfabrikanten erschien kürzlich beim Minister Lord Robert Cecil und stellte ihm vor, daß, falls nicht sofort etwas geschieht, tun die Einfuhr von Sulfitstoff zu erleichtern, die Papier-Erzeugung aufhören müsse, und das Erscheinen der Zeitungen in Frage gestellt würde. Der Minister verlangte zahlenmäßige Angaben über den Ver brauch von Sulfitstoff zu Zeitungspapier sowie über andere Einzelheiten. Diese wurden ihm seitdem geliefert. Anilinfarben in England Auf die Frage eines Abgeordneten, ob die britischen Farb stoffabriken in vollem Betrieb seien, erwiderte am 7. Juli im Unterhause der Minister Harcourt, daß einige Farbenfabriken zum Teil Schießbedarf herstellen, und daß die Farben-Erzeugung aller Fabriken durch Mangel an Rohstoffen eingeschränkt sei. Pappenmarkt in England Der Preis von Strohpappe ist gegen den Vormonat um etwa 15 v. H. gefallen, so berichtet Paper Trade Review vom 14. Juli. Die Ursache ist die Zunahme der Einfuhr um 17 v. H. und die Ermäßigung der Schiffsfrachten. Graupappe dagegen ist so teuer und knapp wie mir je, was zur Folge hat, daß die Geschäfts bücher nicht mehr in bisheriger Güte hergestellt werden. Die Buchbinder versuchen nämlich, Strohpappe an Stelle von Grau pappe zu verwenden, Strohpappe spaltet sich jedoch und biegt sich oder bricht an den Ecken. Papiermarkt in England Nach einem Bericht vom 14. Juli sind in der letzten Zeit die Preise für Papiere britischer Herkunft entschieden schwächer geworden. Zwar habe eine Londoner Großhandlung für das cwt Braunholzpapier und Kraftpapier-Ersatz 70 sh weniger 5 v. H. geboten, jedoch sei gleiches Papier schon für 48 sh zu haben. Während eine Sorte Seidenpapier von einem Haus zu 4 sh 6 d bis 6 sh 6 d (das Ries ?) verkauft werde, sei es in gleicher Güte von einem andern Haus für 3 sh 6 d bis 4 sh 3 d zu haben. Ein Teil der Käufer halte mit Bestellungen zurück. • Papiermarkt in Amerika J. G. Taylor, Vorsitzender des Vereins amerikanischer Schreibpapier-Fabrikanten, erklärte kürzlich, daß alle Papier fabriken, die wichtige Rohstoffe zu den. heutigen Marktpreisen kaufen müßten, bei den heutigen Verkaufspreisen des Papiers zugrunde gingen. Nur weil die meisten Schreibpapier-Fabriken ihren Rohstoff-Bedarf durch Schlüsse, die im Dezember ablaufen, gedeckt haben, können sie mit einigem Nutzen arbeiten. Dabei sei mit folgenden Möglichkeiten zu rechnen: 1. Sollte eine der größeren amerikanischen Fabriken von gebleichtem Sulfitstoff durch Feuer zerstört werden, so kämen die Schreibpapier-Fabriken im Osten und im mittleren Westen binnen 48 Stunden für längere Zeit außer Betrieb. 2. Würde die Ausfuhr von skandinavischem Zellstoff durch Ausfuhrverbote oder durch Eintritt der skandinavischen Staaten in den Krieg abgeschnitten, so träten gleichfalls die oben ge nannten Folgen ein. 3. Wenn England auf die ganze Sulfitstoff-Erzeugung Kanadas seine Hand legte, so wäre ebenfalls die amerikanische Feinpapier-Erzeugung zum Stillstand verurteilt. Auch wenn keine dieser drei Möglichkeiten eintritt, werden die heutigen Papierpreise, die um 40 bis 50 v. H. höher sind als im Vorjahre, nicht ermäßigt werden können. Was im Jahre 1917, wo die jetzt laufenden Verträge nicht mehr bestehen werden, geschehen wird, lasse sich nicht voraussehen. Papiermarkt in Kanada Der Papierfabrikant John Martin von der John Martin Paper Co. in Winnipeg berichtet, daß Holzstoffe die einzigen Papier-Rohstoffe sind, die in Kanada in genügender Menge zu haben sind, alle anderen dagegen, wie Filze, Siebe, Ton, Lumpen, Chlorkalk, Alaun usw. vom Ausland bezogen werden müssen und mit 32% bis 45 v. H. Zoll belastet sind. Diese Stoffe sind teilweise um 300 v. H. im Preise gestiegen, und die kanadi schen Papierfabriken haben ihre Preise nicht genügend erhöht, um diese Mehrausgaben zu decken. Kanada habe zuletzt jährlich für 8 Millionen Dollar Papier aus England und den Vereinigten Staaten bezogen, diese Länder haben aber jetzt nicht einmal für ihren eigenen Bedarf genug Papier. Seit 7 Monaten habe Kanada nicht einen Wagen Feinpapier ausgeführt. Es gebe keinen Markt, wo der Käufer seinen Papierbedarf so leicht und zu so vorteilhaftem Preis decken könnte wie in Kanada. Papierstoff für Australien Wie „Australian Statesman" ausführt, sollen nach Möglich keit australische Faserpflanzen zur Herstellung von Papier verwendet werden. Der südaustralische Gewerbeminister Blundell fragte kürzlich den Leiter der Chemie-Abteilung an, ob die Yucca-Pflanze, die so reichlich an der Westküste des genannten Staates und auf der Kangaroo-Insel wächst, für diesen Zweck . benützt werden könnte. Zahlreiche Versuche wurden gemacht, und Herr Blundell hofft, bald ein gutes Ergebnis verkünden zu können, welches zur Erzeugung von gewöhnlichem Papier für Druck- und Schreibzwecke führen könnte. Zeitungspapier würde wahrscheinlich zu große Maschinenanlagen erfordern. Die Regierung des Staates Victoria läßt großzügige Ver suche machen, um die Brauchbarkeit australischer Hölzer für Papierstoffzwecke zu erproben. Der dortige Forstminister Livingston meint aber, es sei nötig, einen erfahrnen Fachmann hierfür zu gewinnen, da in Australien niemand genügende Kenntnisse auf diesem Gebiete besitze. Diese Anstrengungen beweisen, wie sehr Australien unter der jetzigen allgemeinen Papierknappheit leidet. Fachliteratur Die Sulfitablauge und ihre Verarbeitung auf Alkohol von Dr. Erik Hägglund, Sammlung Vieweg. Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig. Preis geheftet 2 M. Der Verfasser berücksichtigt in dieser Abhandlung haupt sächlich die schwedischen Verhältnisse, wo ja die Herstellung von Sulfitsprit ihren Ausgangspunkt hat und bisher auch die größte Entwicklung nahm. Verfasser geht von der Zusammensetzung des Fichtenholzes aus, bringt dann Angaben über die Zusammen setzung der Sulfitablauge und über die Zuckerbildung während der Sulfitkochung. Er berücksichtigt alle Arbeiten auf diesem Gebiete und gibt genaue Literaturangaben. Am fruchtbarsten waren für die Auffindung und Mengenbestimmung des vergärbaren Zuckers in der Sulfitablauge die Arbeiten von Klason, Lindsey und Tollens. Der Verfasser hat aber auch selbst Versuche angestellt und die Menge des in der Ablauge entstandenen Zuckers bei vielen Kochungen untersucht. Eine graphische Darstellung zeigt über sichtlich das Ergebnis dieser Versuche. Danach beträgt die gärbare Zuckermenge bei günstigem Verlauf der Kochung ungefähr 1, höchstens 2 v. H. Zur Vergärung der Sulfitablauge muß sie neu tralisiert werden, und der Verfasser beschreibt, wie dies zweckmäßig vorgenommen wird, ebenso wie die Gärung der Sulfitmaische ver läuft, und welche Umstände fördernd und nachteilig auf die Gärung wirken. Hierauf wird beschrieben, wie die Sulfitmaische abdestilliert und wie der gewonnene Sprit gereinigt wird (er enthält als wesentliche Verunreinigung einige Hundertstel Methylalkohol). Verfasser tritt dafür ein, daß die schwedische Regierung die Verwendung des Sulfitsprits auch für den menschlichen Genuß freigebe, weil in Schweden für die gewerbliche Verwertung von Sprit nicht genug Verwendungsmöglichkeit vorhanden sei. (In einem Nachwort erwähnt der Herausgeber, Prof. Dr. Neumann, daß in Deutschland die Herstellung von Sulfitsprit zurzeit an der Spiritussteuer scheitere.) Verfasser berechnet die Herstellungskosten des Sulfitsprits auf 10 bis 13 Pf. den Liter 100 prozentiger Ware. Je größer die Sulfitsprit fabrik, desto billiger stelle sich der Hei Stellungspreis. Die Be rechnungen beziehen sich auf Fabriken mit 10 000 bis 30 000 Tonnen Zellstoffherstellung im Jahr berechnet. Der Inhalt des Buches ist für jeden von Wert, der sich mit der Herstellung von Sulfitsprit aus der Ablauge befassen will. S. F. Papierstoffmarkt London, 14. Juli 1916 Holzzellstojf. Das Geschäft ist ruhig, aber die Preise be haupten sich. Holzschliff. Die Nachfrage ist stark, besonders für trockenen Stoff. Kristiania, 22. Juli 1916 Die Marktlage ist sowohl für Holzschliff wie für Zellstoff un verändert.