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Nr. 58/1916 PAPIER-ZEITUNG 1079 Lichtpaus-Rohpapier Aus dem nächstens in unserem Verlage erscheinenden Buche von H. Wandrowski: Die Lichtpausverfahren. Nachdruck verboten. Schluß zu Nr. 57 Die Leimung des Papiers ist besonders wichtig. Eiweiß oder Kaseinleimung ist unbrauchbar, weil diese Stoffe mit Eisen salzen unlösliche Albuminate bilden, die die Bildung weißer Linien erschweren. Reine fettfreie Harzleimung mit möglichst viel freiem Harz ist anzuwenden, weil auch die harzsaure Ton erde sich mit Eisensalzen zu unlöslicher Eisenharzseife umsetzt und die Weiße beeinträchtigt. Das Papier darf weder zu stark noch zu schwach geleimt sein. Eine Volleimung, die vollständig tintenfest ist, in der auch mit der Lupe kein Ausfließen der Tinte zu beobachten ist, verhindert schon das genügende Eindringen der lichtempfindlichen Mischung. Dagegen darf selbst auf dünnem Papier kein Durchschlagen stattfinden. Die Leimung ist gut, wenn unter der Lupe eine Minute nach dem Ziehen des Tintenkreuzes hier und da am Rande des Striches kleine kugel förmige Ausläufer zu sehen sind. Der Papiermacher pflegt dies mit „etwas über dreiviertel” zu bezeichnen. Folgende Zusammensetzung hat sich für Rohpapier praktisch bewährt: 92,5 v. H. Sulfit-Nadelholzzellstoff 5,0 v. H. Strohstoff 2,5 v. H. Harz (als Harzseife) Der Zellstoff wurde schmierig, aber so lang als möglich, um noch eine hinreichend gute Durchsicht zu erhalten, ge mahlen. Der Strohstoff dagegen wurde scharf und kurz, zu Pulver sozusagen, acht Stunden lang gemahlen und dann dem Sulfit stoff zugemischt. Weil er spezifisch leichter als Sulfitstoff ist, schwimmt er auf der Siebpartie oben und verschließt die Poren des Papiers. Wird nachher die Filzseite des Papiers präpariert, so nimmt diese die Präparation gut und gleichmäßig an, ohne daß sie tief eindringt. Der Grund ist geschlossen tief und dunkel gefärbt. Mehr als 5 v. H. Strohstoff macht die Oberfläche leicht ver knitterbar. Die Saugfähigkeit ist nicht groß, dagegen haftet das Blau vorzüglich auf der Oberfläche. Ein geübter Papiermacher wird leicht die richtige Mahlungsart treffen, welche die größte Zähigkeit mit guter Durchsicht vereint. Bei den positiven Verfahren werden bezüglich Aufsauge fähigkeit und des Vermögens, die durch die Belichtung veränderten Eisensalze festzuhalten, die entgegengesetzten Ansprüche gestellt. Dies gilt besonders für das vielgebrauchte Eisengailusverfahren. Wie schon erwähnt, werden hier Ferrisalze in Verbindung mit einem klebrigen organischen Stoffe aufgetragen, der dadurch nach dem Trocknen unlöslich wird. Durch die Belichtung ent steht nun Ferrosalz, und das Kolloid wird wieder löslich. Durch Wäschen mit Wasser sollen Kolloid und Ferrosalz vollständig von den belichteten Stellen entfernt werden. Bleiben Spuren von Ferrosalzen oder Ferrogallussäure-Verbindungen zurück, so oxydieren sie an der Luft, und der Grund färbt sich ebenfalls. Dringt die lichtempfindliche Mischung tief in die Papierschicht hinein, so macht natürlich das spätere vollständige Auswaschen Schwierigkeiten. Außerdem erschwert die Papierfaser das Ein dringen des Lichtes, das Lichtpauspapier wird also dadurch unempfindlicher. Der ideale Zustand beim Eisengailuspapier ist erreicht, wenn die lichtempfindliche Mischung überhaupt nicht in die Papieroberfläche eindringt, sondern auf der Oberfläche wie auf einer Glasplatte eintrocknet. Dann ist nur eine kurze Belichtung nötig, und. von den belichteten Stellen löst sich leicht Kolloid und Ferrosalz, der Grund wird gänzlich hell und klar. An den schwarzen Linien aber wird der färbende Stoff durch das un lösliche Kolloid auf die Oberfläche befestigt. Soll ein Papier diese Eigenschaften haben, so darf es in der Masse keine Poren haben, die Saugfähigkeit muß auf das ge ringste Maß beschränkt sein. Dies erfordert eine sorgfältig zu sammengestellte Stoffmischung, zweckmäßige Mahlung, gute Arbeit auf der Papiermaschine und vorzügliche Leimung. In der Wahl der Stoffarten ist man nicht beschränkt, wie beim Negativpapier, wohl aber ist zu beachten, daß Fettsäuren, Harz säuren, Albumin, Kasein und deren Alkaliverbindungen mit Eisensalzen schwerlösliche Verbindungen eingehen, die Nach- •dunkeln des Grundes verursachen. Eine reine Harzleimung mit viel freiem Harz hat sich als das vorteilhafteste erwiesen. Ein dünner Ueberzug aus einem klebrigen Stoff, der durch Ferrisalze nicht unlöslich gemacht wird, kann als Trennungs schicht zwischen Papieroberfläche und lichtempfindlicher Schicht dienen, so zum Beispiel ein dünner Ueberzug von Stärkekleister. Dieser weicht im Wasser auf und befördert so die Ablösung der belichteten Bildstellen. Er darf aber nicht zu dick sein, sonst lösen sich auch die unbelichteten schwarzen Striche mit ab, die bei dünner Schicht durch das unlösliche Kolloid fest gehalten werden. Der Schwerpunkt liegt aber immer in der Benutzung eines wenig porösen Rohpapiers. Ungeeignetes Rohpapier' kann man durch keinen Ueberzug brauchbar machen, ohne andere Nach teile hervorzurufen. Passende Rohpapiere werden von mehreren Fabriken in den Handel gebracht, die sich teils mit, teils ohne besonderen Ueberzug für das Eisengailusverfahren verwenden lassen. Auch für die Negrographie nach Itterheim ist die richtige Wahl des Rohpapiers für gutes Gelingen wichtig. Die Ober fläche soll einerseits glatt sein und nur geringe Saugfähigkeit besitzen, damit die aufgetragene Gummischicht nicht zu tief in das Papier hineindringt und sowohl an den Linien der Zeichnung bei der ersten Waschung mit Wasser als auch vom Grunde nachher mit verdünnter Säure leicht entfernt werden kann. Ferner soll sich die Mischung von Harzlösung und Farbkörpern, die zum Hervorbringen der Linien dient, nach der ersten Waschung mit dem bloßgelegten Papier so fest verbinden, daß sie bei der späteren Behandlung der Pause mit verdünnter Säure sich nicht ablöst oder durch sanftes Reiben entfernt wird. Sehr gute Harzleimung des Rohpapiers ist deshalb dazu erforderlich, denn diese bewirkt gutes Haften der alkoholischen Harzfarbe, indem das Harz der Leimung, an den freigelegten Stellen vom Alkohol erweicht, sich innig mit dem Harz der Farbe verbindet. Ferner verhindert sie das Eindringen der Gummischicht, er leichtert deren Entfernung durch die Säure und schützt die Papier faser vor dem Angriffe der letzteren. Man prüfe daher das Papier nach der bekannten Tintenprobe auf volle Leimfestigkeit. Das in dicken Strichen auf das Papier gemachte Tintenkreuz darf durch die Lupe selbst nach längerer Einwirkung kein Ausfließen der Ränder sehen lassen. Mit tierischem Leim geleimte Zeichen papiere sind für die Negrographie nicht brauchbar, weil die stark durch Chromalaun gegerbte Leimschicht durch das be lichtete Bichromat der lichtempfindlichen Schicht ganz un löslich gemacht wird und sich nicht mehr in dem Säurebade auf löst. Ebenso verhindert sie an den bei der ersten Waschung bloßgelegten Strichen inniges Anhaften der Farbe an die Papier faser, wodurch leicht Ausbrechen der Linien entsteht. Im übrigen sind jedoch an Stoffmischung und Verarbeitung des Rohpapiers für Negrographie nicht diejenigen hohen Anforde rungen zu stellen wie an das Eisengailusverfahren. Ausfuhrzoll für Zellstoffholz bei Ausfuhr aus dem besetzten Gebiete des Oberbefehlshabers Ost Eine Verordnung des Oberbefehlshabers Ost vom 30. Juni 1916 lautet: Aus Absatz 3 der Verordnung vom 1. April 1916 (siehe Papier- Zeitung Nr. 35 Titelseite) darf nicht gefolgert werden, daß das einzelne Stück Rundholz nur dann dem Celluloseholz-Ausfuhrzoll unterliegt, wenn es den in Absatz 3 a. a. O. aufgeführten Maßen entspricht; entscheidend für die Zollpflichtigkeit des einzelnen Stückes ist viel mehr der Charakter der ganzen Ladung. Befinden sich in einer Ladung in nicht unwesentlicher Menge (mindestens 10 v. H.) Stücke mit den vorgeschriebenen Maßen- und ist zudem an der Tatsache kein Zweifel, daß die ganze Ladung zur Zellstoffherstellung Ver wendung findet, so unterliegt auch die ganze Ladung dem Aus fuhrzoll ohne Rücksicht darauf, ob’ die anderen Stücke abweichende Maße haben. (Befehls- und Verordnungsblatt des Oberbefehlshabers Ost, Nr. 36 vom 8. Juli 1916) Englands Zellstoffnot, Schweden hat bisher keine Lizenz für Zellstoffausfuhr nach England erteilt, weil die englische Regierung keine Gegendienste leisten wollte. Gerüchtweise verlautet jetzt, daß ein Abkommen über Austausch von 100 000 Tonnen englischer Steinkohle gegen 100 000 Tonnen schwedischen Zellstoffs getroffen sei. bg. (Svensk Pappers-Tidning) Papierstoffmarkt London, 7. Juli 1916 Der Zell Stoff markt hat. sich in letzter Zeit nicht geändert. Die Verbraucher können ihren Bedarf . nur schwer decken. Es liegt noch keine sichere Nachricht darüber vor, daß Schweden die Aus fuhr von Zellstoff nach England erlaubt, aber es laufen Gerüchte über Unterhandlungen nach dieser Richtung um. Die norwegischen Zellstoffabriken haben den Betrieb auf genommen, jedoch besteht noch die Gefahr weiterer Arbeiterschwierigkeiten. Inzwischen sind die Vorräte knapp und die Preise fest. Holzschliff. Die Nachfrage behauptet sich, obwohl der Umsatz gering ist. Zufuhren aus Skandinavien fehlen nahezu gänzlich.