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42 PAPIER-ZEITUNG Nr. 3/1916 Ammoniumferrizitrat — Zitronensäure 200 Tage Kaliumferritartrat — Zitronensäure 150 „ Kaliumferritartrat — Weinsäure 130 ,, Ammoniumferrioxalat — Zitronensäure 100 ,, Ammoniumferrioxalat — Oxalsäure 70 ,, Vergleichende Versuche der Aufbewahrung im Sommer und im Winter haben aber ergeben, daß die Lebensdauer unter sonst gleichen Verhältnissen während der kühleren Jahreszeit ungefähr dreimal so groß ist als in heißen Sommermonaten. Danach wird die Lebensdauer für das mit Oxalat und Oxalsäure hergestellte hochempfindliche Papier auch 200 Tage sein, wenn es nur während der Winterzeit aufbewahrt und benutzt wird. Nun wird der Fabrikant aus den früheren Nachbestellungen seiner Kunden schließen können, wie lange die Ware bis zur Verarbeitung in den Händen der Kundschaft bleibt und danach eine geeignete Vorschrift für die Bereitung benutzen. An kurzen trüben Wintertagen ist die Lichtempfindlichkeit ein großer Vorteil. Die damit verbundene geringere Haltbarkeit wird aber durch die niedrige Temperatur verlängert. Wenn der Hersteller nun annehmen kann, daß das Papier in den Wintermonaten von der Kundschaft verbraucht wird, so kann ohne Nachteil die empfindlichste Vorschrift, Oxalat + Oxal säure zur Anwendung gelangen. Anders ist es für den Bedarf in heißen Ländern und in den Sommermonaten. In beiden Fällen ist das Licht kräftig genug und die Empfindlichkeit von geringerer Bedeutung, Temperatur und Feuchtigkeit dagegen sind hoch, und beide Umstände befördern das Verderben des Papiers. Unter diesen Umständen kann nur die Bereitung mit Zitrat und Zitronensäure empfohlen werden. Für die Ueber- gangsmonate sind die Vorschriften der Zwischenstufen zu empfehlen. Das Belichten, Entwickeln, Wässern und Fertigmachen der Blau pausen Das fertige Blaupausepapier wird unter einer Zeichnung in einem Kopierrahmen dem Lichte ausgesetzt. Dabei färben sich die vom Lichte getroffenen Stellen blau. Bei hinreichender Feuchtigkeit nimmt diese Färbung beständig zu, bis alles Ferri- salz zersetzt ist. Bei Feuchtigkeitsmangel dagegen geht die Färbung des Grundes in Schiefergrau über. Die Linien be halten zunächst die ursprüngliche gelbe Farbe des Papiers bei. Sobald das Licht die schwarzen Linien der Zeichnung zu durch dringen anfängt, muß die Belichtung unterbrochen werden. Sie kann unterbrochen werden, sobald man die Dunkelheit des Grundes als dem Zwecke der Pause genügend annimmt. Durch Einlegen in Wasser wird nun noch die Einwirkung des Ferrosalzes auf das Ferricyankalium kräftiger gemacht, und der Grund wird dunkler. Gleichzeitig wird das gelbe unbelichtete Eisensalz gelöst und entfernt, die Linien treten nun in weißer Farbe hervor. Das Wässern muß solange fortgesetzt werden, bis das Wasser klar und rein bleibt, weil sonst die Linien im Lichte nachdunkeln. Von den fertig entwickelten und gewässerten Pausen wird die blanke Flüssigkeit durch Abpressen mit Fließ papier, Tüchern und dergleichen oder durch Abstreifen mit einem Gummiquetscher gut entfernt, um ein Ueberlaufen gefärbter Flüssigkeit auf die weißen Linien beim Aufhängen zu vermeiden. Durch schnelles Trocknen wird der Grund noch dunkler. Papiere, die mit reinem braunem Ammoniumferrizitrat, ohne Säure zusatz, bereitet sind, geben Pausen, die man nachträglich noch durch Oxydationsmittel, wie verdünnte Säuren, Chlorwasser, Kaliumchlorat u. a., kräftigen kann. Bei ihnen wird bei fortschreitender Lichtwirkung auch das bereits gebildete Ferroferrizyanid — Turnbullblau — und das Ferricyankalium reduziert und dadurch das Fortschreiten der sichtbaren Färbung des Grundes beeinflußt. Durch die erwähnten Mittel werden diese Verbindungen wieder oxydiert und die blaue Farbe verstärkt. Die wie in obigen Vorschriften der lichtempfindlichen Lösung unmittelbar beigemischte Säure macht diese Behandlung, die man des Schönen der Blaupausen nennt, überflüssig, weil sie, wie erwähnt, die Reduktion des Turnbullblau verzögert und später beim Wässern oxydierend wirkt. Oft ist es wünschenswert, auf Blaupausen Veränderungen oder Schriften anzubringen. Auf dem dunklen Grunde heben sich schwarze Tusche und andere Farben wenig ab. Durch eine starke Sodalösung oder gesättigte Kaliumoxylatlösung kann man das Turnbullblau zerstören und die weiße Farbe des Papiers wieder zum Vorschein bringen. Ein Zusatz von Gummi oder Dextrin erleichtert das Schreiben mit diesen Lösungen und gibt scharf umrissene Linien. Fügt man noch einen passenden Farb stoff, z. B. Karmin, hinzu, So kommen die Linien in dieser Farbe zum Vorschein. Für gewisse Zwecke mag es vorteilhaft sein, das Blau in andere Farbtöne umzuwandeln. Dieses kann man durch Baden der fertig gewässerten Pausen in verschiedenen Lösungen be wirken. In schwarzviolette Tintenbilder kann man sie überführen durch vollständiges Ausbleichen in einer dreiprozentigen Aetz- natronlösung, dann Waschen, Baden in gesättigter Gallussäure lösung und nochmaliges Waschen. Braune Tintenbilder erhält man auf dem umgekehrten Wege: Durch Baden in kochendheißer Tanninlösung (1:10), dann in mäßig warmer dreiprozentiger Aetznatronlösung und Waschen. Grün erhält man, indem man in der Blaupause einen Nieder schlag von Bleichromat (Chromgelb) erzeugt, durch Baden in einer kochendheißen Bleiacetatlösung (1:10), Waschen, Be handeln mit kaltgesättigter Kaliumbichromatlösung und noch maliges Waschen. Violett entsteht durch Einführung von rotem Ferrizyan- kupfer in das Ferroferricyanid, indem man die Pause mit einer Kupferoxydammoniaklösung behandelt. Man löst im Liter 75 g Kupfersulfat und fügt soviel Ammoniak hinzu, bis sich der entstandene Niederschlag wieder auflöst. In diese Lösung taucht man die Pause, bis sie den gewünschten Ton erreicht hat. Dann wässert man. Fortsetzung folgt. Büchertisch Deutscher Buch- und Steindrucker, Weihnachtsbuch 1915’ Monatlicher Bericht über die Graphischen Künste, herausgegeben von Ernst Morgenstern in Berlin W 57. Preis des Doppelheftes 2 M. Dieses Heft mit 97 Seiten Umfang und vielen Bilder- und Anzeigenbeilagen bietet allen Angehörigen der graphischen Berufe anregende Berichte, belehrende Aufsätze und sehr viel wertvollen Anschauungsstoff für die Weiterbildung im Gewerbe. Die Bilder beilagen umfassen Vierfarbendrucke, Schnellpressentiefdrucke, Offsetdrucke, dal unter einen in acht Farben, und zahlreiche andere Proben aller möglichen Druckverfahren. Der Text enthält viele Fach-Aufsätze und vor allem Berichte, die jetzt zur Kriegszeit bereits wieder die Belebung des Gewerbes feststellen können, nach dem es im Anfang des Krieges schwer gelitten hatte. Ueber den „Krieg und den Nachwuchs” schreibt Rektor P. Hoche, die neuen Staatswappen von Oesterreich-Ungarn werden von H. G. Ströhl abgebildet und beschrieben. Herr Schmiedchen beendet seine Auf satzreihe „Vom Zeichnen für Buchdrucker”. Deutsche Besuchs karten, geschrieben von Anton Schumacher, sind abgebildet, und ein kürzerer Aufsatz behandelt weitere Beispiele geschriebener Schrift auf Drucksachen. An die Werbetätigkeit während des Krieges erinnert ein größerer Aufsatz, während Martin Hildebrandt eine besondere Organisation für die Bekämpfung der ausländischen Lügen über Deutschland vorschlägt. Eine wertvolle Uebersicht gibt der Aufsatz: Aussichten der graphischen Industrie der Mitte rnächte nach Friedensschluß. Wenn der Verfasser auch hauptsächlich die preußischen und polnischen Provinzen sowie die besetzten baltischen Länder bespricht, so bietet dieses Gebiet mit seinen zahlreichen großen Städten schon einer großen Industrie Raum und hat besonders im Bücherdruck in seinen verschiedenen Universitätsstädten viel geleistet. Der weitere Inhalt des Heftes bringt Nachrichten über im Felde stehende Fachgenossen, Rat schläge für den Schützengraben und u. a., auch einen ergötzlichen Bericht über französische Wut. Anzeigen und Schriftprobenbeilagen bilden den Schluß des sorgfältig bearbeiteten und schön ausge statteten Heftes, von dem auch eine Schützengraben-Ausgabe- hergestellt wurde. Die Frauenbewegung in ihren modernen Problemen von Helene Lange. 2. Auflage (Wissenschaft und Bildung, Band 27). Verlag von Quelle & Meyer in Leipzig. Preis in Leinwand gebunden 1 M. 25 Pf. Das 156 Seiten umfassende kleine Buch erörtert die wirtschaft lichen Ursachen der Frauenbewegung, ihre geistigen Triebkräfte und die Aufgaben der Frauenbildung. Die Stellung der Frauen bewegung zur Familie und Ehe, Beruf und Mutterschaft, den wachsenden Wettbewerb der Geschlechter, sowie schließlich die Stellung der Frau in Staat und Gesellschaft werden geschildert. Literatur, Anhang und Register bilden den Schluß. Das Buch ist. gut ausgestattet.