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Nr. 26 3°9äz DAPIER-UERARBEITUNG lä Buch GEWERBE!I ' Feindliche Machenschaften gegen die deutschen Ansichtskarten Ich glaube, daß es sich empfehlen würde, in der Papier-Zeitung nachstehenden Vorgang niedriger zu hängen. Unser Generalvertreter für Schweden schreibt uns: „Der große hiesige Verleger E. hat sowohl von London als auch von Pariser Fabrikanten die Mitteilung erhalten, daß die deutschen Fabriken in nächster Zeit ihre Preise be trächtlich erhöhen würden, weshalb er gut daran täte, seinen Bedarf für die neue Saison für alle Anfertigungen in London bzw. Paris zu decken.“ Der schwedische Verleger war klug genug, auf diesen dreisten Schwindel nicht hereinzufallen, sondern unseren Vertreter zu be auftragen, telegraphisch in Berlin anzufragen, ob beträchtliche Preiserhöhungen in Aussicht ständen. Nachdem wir diese Frage verneint hatten, sind die umfangreichen Aufträge in gewohnter Weise wieder nach Deutschland vergeben worden. Es dürfte sich empfehlen, durch einen Hinweis alle Fabrikanten des Papierfaches darauf aufmerksam zu machen, daß sie ihre Aus landsvertreter in den neutralen Staaten rechtzeitig mit Anweisungen und Warnungen versehen. Ansichtskarten-Fabrikant Naturkarton für Lichtdruck Wir wurden vor einigen Monaten von einer befreundeten Licht- druckerei um Angebot in Naturkarton ersucht, weil Elfenbeinkarton seit Kriegsausbruch ganz unverhältnismäßig teurer wurde. Die betreffende Kartonpapierfabrik ließ uns seinerzeit durch ihren Vertreter mitteilen, daß der Karton auch anderweitig für Stein druck und Lichtdruck verwendet wurde, daß wir aber an Hand von Musterbogen, die man uns zur Verfügung stellte, ausprobieren möchten, ob die Ware auch für unsere Zwecke brauchbar sei. Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, daß eine andere Sorte nicht lieferbar sei. In diesem Sinne gaben wir die Mitteilung auch an unsere । Abnehmer weiter, indem wir sagten, daß der Karton sich für Lichtdruckzwecke gut eignen würde. Um sicher zu gehen, schickten wir unserem Kunden auch die ■erhaltenen Musterbogen, nach deren Verarbeitung uns wörtlich folgendes geschrieben wurde: „Wir haben dieselben inzwischen durch die Maschine laufen lassen und sind, wenn der Karton so ausfällt, zufrieden.“ Hiernach fühlten wir uns sicher, ließen uns aber nochmals ausdrücklich folgendes bestätigen: „Daß der mir gütigst beorderte Karton in derselben Qualität gearbeitet wird, wie die übersandten Probebogen. Die Rohstoffe werden bereits gearbeitet und sichere ich Ihnen nochmals beste und promptste Bedienung zu.“ Von den bestellten 50 000 Bogen wurden zuerst 25 000 ge liefert, bei deren Verarbeitung sich aber zeigte, daß der Karton für Lichtdruck nicht brauchbar ist. Unser Abnehmer behauptet, der Karton entspreche nicht den Musterbogen, denn die Muster bogen haben ohne zu rupfen gedruckt, während die Auflage an der Oberfläche nicht hält. Unser Abnehmer hat dann, ohne unsere Einwilligung abzuwarten, den Karton gefirnißt und dann weiter verarbeitet. Dadurch hält die Decke den Lichtdruck zwar aus, doch gerinnen die nachträglich aufgetragenen Kolorierfarben. Für ■das Firnissen fraglicher 25 000 Bogen zog uns unser Kunde ... M. ab, während er die Annahme der zweiten Sendung von 25 000 Bogen verweigerte. Er will sie nur dann entgegennehmen, wenn ihm ge stattet wird, den Karton auszuprobieren und wenn er einen größeren Nachlaß bekommt, sofern der Karton ebenso ausfällt wie die erste Hälfte. Unsere Kartonfabrik will sich auf nichts einlassen, sondern behauptet, nach Muster geliefert zu haben. Es sei dasselbe Deck papier und dieselbe Einlage verwendet worden. Ueberhaupt sei an der Fabrikation keinerlei Aenderung vorgenommen worden. Sie beruft sich darauf, uns den Karton nicht für Lichtdruck garantiert zu haben, sondern daß sie nach Muster verkauft hat. Sie will nach Muster geliefert haben. Wir senden Ihnen heute als Postpaket: 1 Bogen, von dem wir bestimmt wissen, daß er aus den ersterhaltenen Probebogen her rührt, denn unser Abnehmer hat ihn uns zurückgegeben. Eine größere Zahl Bogen, die wir nachträglich von der Fabrik erhielten und die auch aus der Probelieferung herrühren sollen. Eine An zahl Bogen, die den Ausfall der Lieferung darstellen, die wir aber auch von der Fabrik erhalten haben. Einige Musterdrucke, die Ihnen zeigen, wie sehr der Karton rupft, und daß die Kolorierfarben nach dem Firnisaufdruck gerinnen. Unsere Frage geht dahin: a) Ist unser Kunde berechtigt zu reklamieren ? b) Durfte unser Kunde mit dem Firnissen beginnen, ohne unsere Zustimmung zu haben und durfte er uns deshalb ... M. .abziehen ? Die 50 000 Bogen haben einen Gesamtwert von .... M. c) Weicht die Anfertigung von der Probelieferung ab (es kommt wohl nur auf die Leimung an ?) und ist diese Abweichung größer, als wir bzw. der Fabrikant sie in Anspruch nehmen dürfen ? d) Dürfen die „üblichen Fabrikationsabweichungen“ überhaupt aut die Leimung bezogen werden ? - e) Darf unser Kunde die zweite Partie verweigern ? f) . welchen Nachlaß würden Sie vorschlagen: 1. wenn die Fabrik schlechter geliefert hat, also voll verant wortlich ist, 2. wenn die Sachlage nicht bestimmt genug liegt und sowohl von Seiten des Kunden wie auch der Fabrik ein Entgegenkommen gezeigt werden sollte. Handlung mit Druckereibedarf * * * Zu unserem Briefe vom 23. v. M. senden wir Ihnen heute je einige gedruckte Bogen, ausgezeichnet mit P. und L. Dies sind Ausfallbogen, die wil von der Fabrik bekommen haben und zwar die P.-Bogen aus der Anfertigung, aus welcher man uns die Probe bogen schickte, die L.-Bogen aus unserer eigenen Anfertigung, die genau wie die Probebogen ausfallen sollte. Ein Vergleich dieser Lichtdrucke wird die beste Handhabe für die Entscheidung darüber bieten, ob die Fabrik wirklich nach Muster geliefert oder ob sie für den zwischen Probe und Lieferung entstandenen Unterschied aufkommen muß und in welcher Höhe. Handlung mit Druckereibedarf Gutachten unseres Fachmitarbeiters: Die als Lieferung be zeichneten Bogen des Naturkartons haben dieselbe Beschaffen heit wie die als Probebogen bezeichneten und geben keinen Grund zur Beanstandung. Ohne genau über die Art der Verarbeitung des Kartons seitens der Lichtdruckanstalt unterrichtet zu sein, kann man allerdings eine ganz bestimmte Erklärung für das Abreißen der Deckschicht während des Druckes nicht geben, auf keinen Fall aber trägt mangelhafte Beschaffenheit des sehr gut ge arbeiteten Naturkartons die Schuld daran. Vor allem ist zu berücksichtigen, daß geklebter Natur karton für Lichtdruck nicht so gut geeignet ist wie gestrichener Karton; der Lichtdruckanstalt mußte das bekannt sein und sie mußte ihr Druckverfahren den besonderen Eigenschaften des Naturkartons anpassen. Das Abreißen des weißen Deckblattes vom Zwischenlage- kapton scheint durch Feuchtsein der Kartonbogen bei der Ver arbeitung begünstigt zu sein. Beim Bedrucken mit der wohl etwas strengen, vielleicht sogar zerrigklebrigen Lichtdruckfarbe hat dann die durch die Feuchtigkeit erweichte Klebung des Kartons etwas nachgelassen, und das an der Farbschicht an haftende weiße Deckpapier hat sich an den stark mit Farbe gedeckten Stellen des Lichtdruckes vom Zwischenlagekarton gelöst. Wenn dies Losreißen des Deckblattes bei den ver arbeiteten Probebogen nicht eingetreten ist, so sind jedenfalls diese Bogen, welche der Lichtdruckanstalt wohl in besonderer Sendung zugegangen sind, trocken gewesen. Die Feuchtigkeit der verarbeiteten Auflage kann ihre Ur sache entweder darin haben, daß diese Bogen feucht verpackt und versandt wurden, und in diesem Zustande sofort verarbeitet worden sind, oder daß die Sendung vor der Verarbeitung in einem feuchten Raume gelagert hat, oder daß endlich die Bogen vor der Verarbeitung durch Durchschießen mit Makulatur oder ein ähnliches Verfahren noch besonders gefeuchtet worden sind. Diese Feuchtung findet wohl dann und wann bei Ver arbeitung gestrichenen Lichtdruckkartons statt, um zu ver hindern, daß das gestrichene Papier der Lichtdruckplatte zu viel Feuchtigkeit entzieht. Bei Verwendung von geklebtem Naturkarton ist eine solche Feuchtung nicht allein zwecklos, sondern kann sogar die Verwendbarkeit des Kartons beein trächtigen und Erscheinungen, wie die in Frage stehende hervor rufen. Auch das Firnissen des Naturkartons für Lichtdruckzwecke