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Nr. 26/1916 PAPIER-ZEITUNG 483 ist am 9. März ein Unterausschuß von Herrn Professor Stolzen burg von der Kriegsrohstoff-Abteilung des Kriegsministeriums zur Berichterstattung empfangen worden. Diese Bericht erstattung ist auf Wunsch des Herrn Professors Stolzenburg durch eine Denkschrift ergänzt worden, die am 9. März ein gereicht wurde. Da seitdem die Angelegenheit an den zu ständigen amtlichen Stellen geprüft wird, ist es vorläufig nicht möglich, irgendwelche Einzelheiten zu veröffentlichen. Obwohl die Vereine des Papier- und Druckgewerbes 8 Tage vor der Sitzung am 6. März aufgefordert worden waren, zu der Versammlung beliebig viele Vertreter zu entsenden, und obwohl außerdem in der Papier-Zeitung eine öffentliche Einladung erschienen war, sind — ungeachtet der Tatsache, daß die Be schlüsse der Versammlung vom 8. März einstimmige waren — von einem Mitglied der am 8. März gebildeten Kommission, von dem man annehmen mußte, daß es durch Annahme der Wahl vollständig auf dem Boden der Beschlüsse der Ver sammlung vom 8. März stehen würde, zum 18. März neue Ver sammlungen von Papierfabrikanten im Rheinland einberufen worden, um nochmals zu den Beschlüssen vom 8. März Stellung zu nehmen. Ein solches Vorgehen kann im Interesse glatter Erledigung der wichtigen Angelegenheit naturgemäß nicht ge billigt werden. Inzwischen haben sich die Verhältnisse auf dem Altpapiermarkt nicht nur nicht gebessert, sondern zum Teil noch verschlechtert; namentlich wird über unerhört hohe Preise, für die gewöhnlichste Sorte von Papierspänen berichtet. Bei dieser Gelegenheit entspinnt sich eine längere Erörterung über die Lage des Papiermarktes überhaupt und besonders über gewisse Maßnahmen zur Sicherung des Bedarfs an Zeitungs druckpapier. die für die Versorgung der übrigen Papier-Ver arbeitung mit dem nötigen Rohpapier gefährlich zu werden drohen. Herr Syndikus Hager wird beauftragt, die Angelegen heit im Anschluß an frühere Eingaben des Kriegsausschusses für das deutsche Papierfach im Reichsamt des Innern zur Sprache zu bringen. Verschiedene Herren weisen darauf hin, daß die ungünstige Lage des Papiermarktes teils durch immer wieder wahrnehmbare unvernünftige Angstkäufe, teils aber auch durch Anhäufung von Spekulationslägern verschärft wird. Im Rahmen der vorstehenden Erörterung wird unter all- seitiger Zustimmung auf die Notwendigkeit eines engeren Zu sammenschlusses aller Verbände der Papier und Pappe herstellenden Industrie einerseits und der Verbände der Papier und Pappe verarbeitenden Industrien anderseits, gegebenenfalls auch des Groß- und Kleinhandels hingewiesen, wobei es’als wünschens wert bezeichnet wird, daß als Oberbau der beiden Organisationen der Kriegsausschuß für das deutsche Papierfach auch für die Zeit nach dem Kriege zu wirken hätte. Es folgt nunmehr eine längere vertrauliche Aussprache über eine gewissen Zweigen der Papierverarbeitung nachteilige Neuerung in den Etappen. Auf die Angelegenheit sollen die zuständigen amtlichen Stellen durch entsprechende Eingaben mit möglichster Beschleunigung aufmerksam gemacht werden. Die übrigen Punkte der Tagesordnung müssen wegen der vorgerückten Stunde abgesetzt werden. Die nächste Sitzung soll am Donnerstag, 23. März, stattfinden. Schluß der Sitzung gegen 8 Uhr. Zur Beglaubigung: Der Vorsitzende: Der derzeitige Schriftführer: Carl Rudolf Bergmann Eugen Hager Hartpost mit Linienprägung 1436. Schiedspruch Schledsprflche werden kostenfrei gefällt und ohne Namen der Beteiligten veröffentlicht Tatbestand: Die Papierfabrik X bot im November 1915 der Großhandlung Y zwei Posten, weiß und blau Hartpost, vom Vorrat an zu dem schon damals billigen Preis von 40 Pf. das Kilo. Die Großhandlung kaufte den Posten. Als dieser verladen werden sollte, bemerkte die Fabrik, daß der Posten nicht vorhanden und nur durch einen Irrtum in den Büchern verzeichnet war. Sie teilte dies der Großhandlung mit. Diese hatte aber inzwischen schon Briefumschläge bestellt, mit welchen das entsprechend zugeschnittene Papier zu Brief mappen verarbeitet werden sollte. Um auch das Papier zu den Füllungen zu haben, bestand die Großhandlung auf Lieferung des gekauften Papiers, und nach längerem Schreiben erklärte sich die Fabrik dazu bereit. Sie stellte das Papier her und sandte es am 15. Januar ab, jedoch beanstandet die"Großhandlung das Papier als minderwertig, weil fleckig und nicht von genauer Prägung. Die Fabrik gibt zu, daß das Papier unreiner ist als die Vorlage, entschuldigt dies aber mit der jetzigen Ungleichheit der Halbstoffe. Die Großhandlung verlangt Zurücknahme des Papiers, Lieferung von gutem Ersatz oder Entschädigung für die Unkosten, die sie für die Vorbereitung der Mappen hatte. Eine genaue Summe gibt sie nicht an, überläßt dies vielmehr unserer Entscheidung. Zur Prüfung des Papiers liegt uns nur ein Bogen weißen Papiers vor. Dieses ist unreiner als die Vorlage, auch ist die Prägung weniger deutlich. Urteil: Wir entscheiden, daß die Großhandlung das ge lieferte Papier zu dem ursprünglich vereinbarten Kaufpreis von 40 Pf. das Kilo behalten muß und von der Papierfabrik keine Entschädigung zu beanspruchen hat. Begründung: Die Großhandlung kann, wie sie selbst an gibt, das Papier verarbeiten. Dieses stellt sich heute für sie sehr billig, da derartiges Papier heute mehr als das Doppelte kostet. Sie hat also immer noch Nutzen, auch wenn sie es zu anderm Zwecke verarbeitet. Die Papierfabrik hat durch ihren Irrtum großen Schaden und Unannehmlichkeiten erlitten, so daß es unbillig wäre, sie zu Schadenersatz an die Großhandlung zu verurteilen. (Die Schriftsätze der Parteien sind für den Abdruck zu umfangreich.) Papierstoffmarkt Stockholm, 22. März 1916 Der Preis von feuchtem (50 prozentigem) Stoff ist bei fester Markthaltung unverändert 50 Kr. die engl. Tonne netto fob Gothen burg, aber die Nachfrage ist zurzeit etwas beschränkt. Verkäufe von trockenem Stoff sind dagegen in lebhaftem Schwünge. Die Preise steigen immer noch. Kürzlich wurde etwas über 130 Kr. die Tonne netto fob Gothenburg bezahlt. Holzzellstoff. Der Markt ist sehr fest. Die Vorräte in den Fabriken sind kleiner als sonst um diese Jahreszeit, da bedeutende Mengen mit der Eisenbahn aus Nordschweden nach Stockholm und Gothenbürg gelangen. Alle Käufer in Ländern, welche Einfuhr erlaubnis bekommen haben, drängen auf Ablieferung und bezahlen die Ueberfracht für die Eisenbahn, um rasch in den Besitz der Ware zu gelangen. Kristiania, 25. März 1916 Da die Ausfuhr von Zellstoff aus Schweden nach Groß britannien verboten ist, müssen die britischen Käufer ihren Bedarf in Norwegen decken. Die Erzeugung der norwegischen Fabriken für das laufende Jahr ist jedoch schon zum größten Teil verkauft. Infolgedessen machten Papierfabriken, die an Zellstoff knapp sind, jede mögliche Anstrengung, um etwas Ware zu erhalten. Die Folge davon ist, daß die Preise der verfügbaren kleinen Posten täglich steigen. Die zunehmende Schwierigkeit und Unsicherheit des Erwerbes von Kohle verursacht den Zellstoffabrikanten große Sorge. Die Möglichkeit, daß alle Fabriken in diesem Lande infolge von Kohlen mangel zum Stillstand verurteilt werden könnten, liegt vor. Die britische Regierung sollte erwägen, daß es für ihr Land wichtig ist, die nötigen Mengen von unentbehrlichen Rohstoffen der Papier macherei zu erhalten. Holzschliff. Der Markt ist ruhig und stetig. London, 17. März 1916 Holzzellstoff. Der Markt ist wenig belebt, die Preise haben sich weiter gefestigt. Holzschliff. Große Ankünfte sind im Laufe des März ein getroffen, aber jetzt ist Ruhe eingetreten. Man weiß noch nicht, welchen Einfluß die Beschränkung der Einfuhr auf den Markt haben wird. Die Preise bleiben sehr fest. New York, 8. März 1916 Holzschliff. Der Markt ist ziemlich fest, und die Wasserstände sind gut, Einige bisher außer Betrieb stehende Schleifereien haben den Betrieb aufgenommen und können ihre Erzeugung leicht ab setzen. Sulfitstoff. Die Käufer von ungebleichter Ware sind sehr zurück haltend, obwohl die Vorräte nicht reichlich sind. Die Einfuhr im Dezember aus Skandinavien ist sehr zurückgegangen, während sie aus Kanada um 15 000 Tonnen gegen das Vorjahr zunahm. Die Preise sind fest und neigen zur Erhöhung. Auch der Markt für gebleichten Stoff ist fest. Es ist nur einheimische Ware verfügbar, und auch von dieser sind keine Vorräte vorhanden. Sulfat- und Kraftstoff sind sehr knapp.. Die auswärtige Zufuhr hat sehr abgenommen, und einheimische Ware ist kaum zu haben. Nur sehr beschränkte Mengen kommen aus Kanada.