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DAPIER-VERARBEITUNG ■ Büchg e werbe ee! Berliner Typographische Gesellschaft Ständige Adresse: Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Str. 2 Vorsitzender: 0. Könitzer, Steglitz, Kassenführer in Vertretung: Arndtstr. 33, II Georg Erler, Berlin-Schöneberg, Königsweg 9, I. Zu dem ‘am Dienstag, 28. März 1916, abends 9 Uhr, im Berliner Buchgewerbesaale, Dessauer Str. 2 III, stattfindenden Vortragsabend der mit einer Ausstellung von Wettbewerbsarbeiten des Vereins der Plakatfreunde verbunden ist, erbitten wir zahlreichen Be such von Migliedern und Gästen. Tagesordnung : 1. Geschäftliches. — Eingänge. 2. Vortrag des Vorsitzenden des Vereins der Plakat freunde, Herrn Dr. Sachs, über die ausgestellten Ent würfe des Plakat-Wettbewerbs für die Zeitschrift Deutsche Politik. 3. Ueber Kriegsbeschädigten-Schulen und über das Unter bringen von Kriegsbeschädigten im Gewerbe. 4. Technische Fragen. — Fragekasten. ♦ * * Am Sonntag, 9. April, vormittags 11 % Uhr, findet eine gemeinsame Besichtigung der indischen Abteilung des Museums für Völkerkunde statt. Die Zulassungskarten hierzu werden in der oben angekündigten Sitzung ausgegeben. Der Vorstand Firnisverbrauch in Buch-, Stein- und Licht druckereien Im Anschluß an die Bekanntmachung und die Erhebungen über den Firnisverbrauch und die Firnisvoräte im graphischen Gewerbe bringen der Deutsche Buchdrucker-Verein, der Verband Deutscher Steindruckereibesitzer (Abteilung Fachverband) und der Verband Deutscher Lichtdruckereibesitzer zur Kenntnis, daß die von der Reichsbehörde beabsichtigte Kontingentierung der Firnis vorräte nicht erfolgen wird. Die Erhebungen haben ergeben, daß die in den graphischen Betrieben vorhandenen Vorräte an Firnis im Durchschnitt für etwa zwei Monate ausreichen, und die Ver wendung dieser Vorräte wird durch das gesetzliche Verbot über die Verwendung von pflanzlichen und tierischen Oelen und Fetten zu technischen Zwecken nicht beeinträchtigt. Es ist vielmehr ge stattet, Leinölfirnis, soweit er hoch vorrätig oder erhältlich ist, auch fernerhin zu Druckzwecken zu verwenden. Wegen der Deckung des weiteren Bedarfs an Firnis zu Druck zwecken wird mitgeteilt, daß es einer von der Reichsregierung ein gesetzten wissenschaftlichen Kommission gelungen ist, mehrere Firnisersatzstoffe zu eimitteln. Die damit angestellten Druck- versuche haben nach Angaben der Reichsdruckerei meist be friedigende Ergebnisse gezeitigt; weitere Versuche werden noch in sämtlichen Sondergebieten des graphischen Gewerbes, wie Chromo- druck, Offset- (Flächen-) Druck, Drei- und Vierfarbendruck, Auto typiedruck, Licht-, Blech- und keramischem Druck unternommen, über deren Ergebnis seinerzeit berichtet werden soll. Das Leinölverbot und die Steindruckereien Dr. Robert Rübencamp in Dresden-Blasewitz veröffentlicht in Nr. 25 der Farben-Zeitung, Berlin S 61, einen Aufsatz über das Leinölverbot und die Herstellung der Druckfarben. Er führt aus, daß Leinöl zwar für gewöhnliche Druckfarben durch andere Mittel ersetzt werden kann, für Steindruckfarben und für Farben für feine Autotypien usw. aber unersetzlich sei. Nur der Leinöl firnis gebe nämlich den Farben die Geschmeidigkeit, dank welcher sie sich von der Druckplatte glatt ablösen und auf das Papier übergehen. Leinöl ist jetzt beschlagnahmt, weil es vor wiegend als Nahrungsmittel verwendet werden soll, die Farben fabriken müssen sich also mit dem Vorrat an Leinöl und Firnis so gut wie möglich behelfen. Wir verweisen in dieser Beziehung auch auf vorstehende Veröffentlichung der Vereine der Buch- und Steindruckerei-Besitzer. Tarifamt für Deutschlands Chemigraphen und Kupferdrucker Dem Geschäftsbericht für das Jahr 1915 entnehmen wir: Wenn auch die auf den Krieg bezugnehmenden Veröffent lichungen und Bilder allmählich einen bedeutenden Umfang an genommen haben, so reichen diese allein doch nicht aus, die noch im Gewerbe tätigen Gehilfen voll zu beschäftigen und dort, wo die Betriebe aufrecht erhalten wurden, einen wenn auch nur bescheidenen Gewinn zu gewährleisten. Betrug doch die Zahl der arbeitslosen und außer Beruf beschäftigten Gehilfen anfangs dieses Geschäfts jahres noch 23,6 v. H., und die niederdrückende Lage des Gewerbes veranlaßte das Tarifamt, sich mit einem Aufruf an die Mitglieder der Tarifgemeinschaft zu wenden. Dieser ist an den Mitgliedern der Tarifgemeinschaft nicht spurlos vorübergegangen. Doch durch die Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse waren zwischen den Parteien Vereinbarungen abgeschlossen worden, an welchen das Tarifamt nicht achtlos vorübergehen konnte. Diese und zukünftige Vereinbarungen nach allgemeingültigen gewerblichen Gesichtspunkten zu regeln, in den Rahmen des Tarifs einzupassen und mit dem ge werblichen Recht in Einklang zu biingen, war eine der nächsten Aufgaben des Tarifamtes, welche durch festgelegte Richtlinien erstrebt wurde. Diese Richtlinien haben ihren Zweck voll erfüllt. Das Talifamt mußte sich in den letzten 7 Monaten des ver flossenen Geschäftsjahres mit der Anpassung und Festigung unseres gewerblichen Lebens nach den Erschütterungen dieses Krieges befassen. Durchschnittlich haben sich die außer Beruf beschäftigten Gehilfen — trotzdem viele außer Beruf einen höheren Lohn bezogen, als in ihren früheren beruflichen Stellen — dem Gewerbe wieder zur Verfügung gestellt. Auch ist mit der Umschulung von Gehilfen in den Sparten, in welchen noch ein Ueberangebot von Kräften vorhanden war, erfolgreich vorgegangen worden. So sind Positiv- Retuscheure und Nachschneider zur Metall-Retusche, Auto- und Farbenätzung übergegangen, desgleichen auch als Andrucker be schäftigt und sind noch heute in diesen Sparten tätig. Diese An passung und Einschulung ist mit in erster Linie dem beruflichen Zusammenarbeiten zu verdanken. Der Prozentsatz der Mitglieder, welche keiner der dem Tarif verträge stützenden Organisationen angehören, ist sehr klein. Nach den uns bisher zugegangenen Mitteilungen der Kreis vertreter und Prinzipalität sind 35 teils wegen innerer oder äußerer Beschädigungen aus dem Heeresdienst entlassene Gehilfen wieder dem Gewerbe zugeführt worden. Teilweise ist es den Tariforganen möglich gewesen, die Beschädigten wieder in ihren erlernten Sparten unterzubringen; wo sich jedoch eine Umschulung nötig machte, haben wir mit unseren Anregungen das bereitwilligste Entgegen kommen gefunden. So sind Umschulungen von beinbeschädigten Strich- und Autoätzern in die Farbenätzung (da in dieser Sparte die sitzende Berufstätigkeit vorwiegt) zu verzeichnen. Arm beschädigte Photographen sind zur Autoätzung übergegangen, ein armbeschädigter Farbenätzer hat Stellung als Reisender im Beruf gefunden. Durch die weiteren Einberufungen des ungedienten Land sturms ergab sich die Nachfrage nach Ersatzkräften. Hing doch in vielen Fällen die Weiterführung mancher Anstalt und damit die Beschäftigung des noch vorhandenen Personals von der Zurück stellung der Betroffenen oder Beschaffung eines entsprechenden Ersatzes oder eines Spezialarbeiters ab. Das Tarifamt hat dieser Gefahr durch Ausgleich von vor handenen Arbeitskräften an den verschiedenen Arbeitsnachweisen sowohl, als auch in Verbindung mit der Prinzipals- und Gehilfen- Organisation durch Beschaffung von Gehilfen neutraler Länder und durch Unterstützung von Gesuchen um Zurückstellung ent gegenzutreten versucht. So sind von 457 von den Arbeitsnach-, weisen dem Tarifamt als dem Zentralarbeitsnachweis gemeldeten offenen Stellen 158 durch Ausgleich der Arbeitsnachweise, 156 direkt durch das Tarifamt (darunter 44 Gehilfen neutraler Länder) ver mittelt worden. In dringenden Fällen hat das Tarifamt 69 Gesuche um Zurückstellung teilweise selbst eingereicht oder unterstützt, welche auch, von einigen Ausnahmen abgesehen, von den in Frage kommenden Militär- und Zivilbehörden berücksichtigt wurden. Da die Nachfrage nach Gehilfen sich von Woche zu Woche steigerte (die Zahl der gemeldeten offenen Stellen betrug im Oktober 85), Wandte sich das Tarifamt unter Darlegung der Lage des Ge werbes und der von dem Tarifamt bisher getroffenen Maßnahmen, in einet Eingabe um Beurlaubung garnison- und arbeitsverwendungs fähiger Gehilfen an das Kriegsministerium, wozu sich das Kriegs-