Volltext Seite (XML)
Fabrikationskosten, und doch begegnet man in den Kreisen, welche Buntpapiere verarbeiten, unbegründeten Schwierigkeiten bei dem berechtigten Verlangen erhöhter Preise. Daß die nicht allzuvielen Buntpapierfabriken in Deutschland nicht auf Rosen gebettet sind, haben die letztjährigen Geschäfts ergebnisse gezeigt, besonders aber die Abschlüsse des letzten Ge schäftsjahres. Wesentlich erhöhte Preise herrschen zurzeit nicht nur in Deutsch land und in neutralen Ländern, sondern in noch weit größerem Maße in den feindlichen Ländern, wie dies die Berichte in den Fach zeitungen klar ergeben. Nachstehend führe ich einige der hauptsächlich gebrauchten Rohstoffe für die Buntpapierfabrikation auf, nebst den dafür seit Kriegsausbruch eingetretenen und gezwungenerweise bewilligten und jederzeit leicht nachweisbaren Preisaufschlägen. (Folgt eine Aufzählung von 11 Roh- und Hilfsstoffen der Buntpapierfabriken mit großen Preissteigerungen. Wir unterlassen den Abdruck in unserm auch im Ausland vielgelesenen Blatt aus naheliegenden Gründen. Schriftleitung.) Außerdem sind die Preise für Riemen, Oele, Fette, Rollgeld usw., sowie die Arbeitslöhne und Gehälter stark gestiegen. Ferner verursacht das Fehlen gelernter Leute und Ersatzbeschaffung für die beschlagnahmten Rohstoffe große Schwierigkeiten. Die Verarbeiter von Buntpapier, namentlich die Papierwaren- und Kartonnagenfabriken, Buchbindereien, Druckereien und litho graphischen Antalten, sowie die Großbetriebe, welche Kartonnagen für eigenen Bedarf herstellen, müssen sich also mit der Preis steigerung der Buntpapiere abfinden und auch daran denken, daß vielleicht die Zeit kommen wird, in welcher diese Papiere sehr knapp werden und garnicht mehr zu erhalten sind. Rechtzeitige Ein deckung des Bedarfes kann deshalb nur empfohlen werden. Es ist ja den Buntpapier-Verarbeitern möglich, für ihre fertigen Waren bei ihren Abnehmern erhöhte Preise zu erhalten, denn kein ein sichtsvoller Geschäftsmann oder Fabrikant kann sich heute der Notwendigkeit gewisser Preiserhöhungen verschließen. Buntpapier-Fabrikant Berliner Typographische Gesellschaft Für die Sitzung vom 14. März 1916 war der Buchgewerbesaal mit einer reichhaltigen Sammlung von Plakaten aus Budapest geschmückt. Es waren außer den Mitgliedern der Gesellschaft auch die Spender des Berliner Buchgewerbesaales eingeladen; infolge dessen war auch der Besuch zahlreicher. Der Vorsitzende, Herr Könitzer, begrüßte die Anwesenden und gab bekannt, daß der Unterricht in den Fachklassen an der ersten Handwerkerschule im Sommerhalbjahr am 2. April beginnt und in der bisherigen Weise durchgeführt werden solle. Sodann machte er auf die im Kunst gewerbemuseum zur Schau gestellte Ausstellung österreichischer Kunstgläser aufmerksam. Weiter teilte er mit, daß am Sonntag, 9. April, vormittags 111/2 Uhr, im Königlichen Museum für Völker kunde eine gemeinsame Besichtigung der indischen Abteilung statt findet, zu der wegen des beschränkten Raumes der Zutritt nur gegen besonders ausgegebene Zulassungskarten gestattet werden könne. Anmeldungen hierzu seien beim Schriftführer oder, so weit die Karten bis dahin nicht vergriffen, in der nächsten Sitzung am 28. März zu bewirken. Feldpostkarten waren neuerdings eingegangen von den Herren Georg Heldt, Georg Jarius, Hugo Korthals, Karl Kremkow, Karl Kroll, Richard Mahns, Otto Mews, Rudolf Paech und von dem Hauswart des Papierhauses, Herrn Pelz. Von dem Ableben zweier Mitglieder, des Herrn Hermann Munder, der der Gesellschaft 25 Jahre angehörte und des Herrn Bruno Dümmler, der auf dem Felde der Ehre bei den Kämpfen in der Champagne gefallen ist, sowie des Herrn Bernhard Himmerlich, eines Freundes der Gesellschaft, der als Spende für die feldgrauen Mitglieder der Liebesgabenkasse letztwillig den Betrag von 30 M. überwiesen habe, machte der Vorsitzende mit Worten warmer Anteilnahme Mitteilung, und die Anwesenden ehrten das Andenken an die Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Eingegangen war von der Neuen Photographischen Gesellschaft Heft 10 der Zeitschrift „Das Bild“ und außerdem von verschiedenen Spendern einige Kriegsdrucksachen. Hierauf hielt Herr Werbeleiter A. E. Hörwarter den ange kündigten Vortrag über die zur Schau gestellten Budapester Plakate. Er schilderte zunächst in kurzen Abrissen die Stadt und die all gemeine, nicht ungünstige Geschäftslage und die eigentümlichen Geschäftsverfahren. Bei der Besprechung des Zeitungswesens erwähnte er, daß die Zeitungen Pester Lloyd, Neues Pester Journal, Pester Hirlap und Az Ujsag am 9. Januar 1916 etwa 8—10 Seiten Anzeigen aufwiesen, eine verhältnismäßig geringe Zahl. Bei einzelnen im Abzug vorliegenden Anzeigen bemängelte der Redner die wenig klare Ausdrucksweise oder das Fehlen einer Angabe darüber, wo das angekündigte Erzeugnis zu haben ist. Hervorragende Drucksachen hatte er nur in geringer Zahl erhalten, indessen waren solche von der Firma Biro Miklos von anderer Seite ausgestellt worden. Die reiche Plakatsammlung verdankte der Vortragende der Liebens würdigkeit des Budapester Affischierungs-Instituts, dem das alleinige Recht des öffentlichen Anschlags in Budapest zusteht und dem hierfür 800 Säulen und 4000 Plakatflächen zur Verfügung stehen. Angeschlagen wird zurzeit im allgemeinen ebensoviel wie in Friedens zeiten, doch behandeln die Plakate jetzt fast ausschließlich Ver gnügungsstätten, Heeresbedarf und Veranstaltungen für Kriegs fürsorgezwecke. Bei Betrachtung der Plakate, die meist durch große Lebendigkeit im Entwurf auffielen, wies der Redner darauf hin, daß man an dieser Sammlung fremdsprachiger Plakate fest stellen könne, wie selten das Bild mit dem Inhalt des Angebots übereinstimme.' Es wäre höchstens bei vier Plakaten und zwar bei einem Plakat für das Kaiser-Wilhelm-Restaurant, einem Bier trinker, einem Einreibemittel und bei einem Ofenplakat zu erraten, für welche Ware der Anschlag bestimmt ist, wenn man die ungarische Sprache nicht kennt und darum den Text nicht entziffern kann. Bei Erläuterung der einzelnen Anschläge wies der Vortragende besonders auf die wenig respektvolle Darstellung des Publikums hin, die bei den meisten Plakaten zu beobachten sei. Das zu sammenfassende Urteil über die Budapester Plakate lautete: Der bildliche Teil der Plakate ist meist von ersten Künstlern mit packender Lebendigkeit gemalt worden. Die Verbindung des Bild teiles mit dem geschäftlichen Angebot ist oft sehr locker. Die Künstler haben geglaubt, es genüge, ein wirkungsvolles Bild zu malen und darunter das Angebot zu schreiben. Die gezeichnete Schrift ist meist werbekräftig, die gesetzte Schrift läßt bei den Bild- plakaten und bei den reichen Satzplakaten zu wünschen übrig. Hervorgehoben wurde von dem Vortragenden noch die technische Güte der sechs- und siebenfarbigen Steindrucke. Von den Plakat entwerfern konnten die Namen Ber, Farago Geza, Szekres, Biro. Miklos, Föltas und Barta, ermittelt werden. Gedruckt waren die meisten Plakate von den Firmen Seidner, Kunossy, Biro Miklos, Kellner & Mohrlüder, Weiss L. es F. Der Vortrag fand lebhaften Beifall und löste eine sehr anregende Aussprache aus. Im Laufe derselben hatte Herr Hörwarter noch Gelegenheit, einen allgemeinen Vergleich über das Plakatwesen in Berlin, Wien, Zürich und Budapest zu ziehen. Herr Gaa bemerkte zu den ausgestellten Plakaten, daß diese etwas Neues zeigen, es seien in des Wortes vollster Bedeutung Plakate, die Anerkennung verdienen. Ein Plakat solle nicht gefallen, sondern auffallen. Es sei verfehlt, wenn man ein Plakat erst studieren, müsse, um es zu verstehen. Zu dem guten Eindruck trage es wesentlich bei, daß nur wenig Text angebracht wurde; bei uns mache man häufig den Fehler, dem Beschauer das Lesen umfang reichen Textes zuzumuten. Schließlich machte er darauf auf merksam, daß der aus Künstlern und Gewerbetreibenden zu sammengesetzte Werkbund sich die Aufgabe gestellt habe, eine deutsche Mode einzuführen und damit Deutschland unabhängig von Paris zu machen. In Paris gingen die Inhaber der großen Mode häuser in die ‘feineren Tanzlokale, um dort ihre Studien für neue Modelle zu machen, und für solche Pariser Modelle habe Deutsch land jährlich etwa 5 Millionen M. ausgegeben. Darum verdienten die Bestrebungen des Werkbundes Beachtung und allseitige Unter-, Stützung. Herr Hörwarter gab eine andere Erklärung über die Ent stehung der Pariser Moden. Dort stehe alljährlich der Betrag von 40 000 Frank zur Verfügung, der abwechselnd den großen Mode häusern zur Beschaffung neuer Modelle zufließe. Diese benutzten alte Bilder und ändern sie nach ihrem persönlichen Geschmack. Herr Gaa bemerkte hierzu, daß er seine Schilderung der Ent stehung der Pariser Mode den Mitteilungen im „Konfektionär" entnommen habe. Der Vorsitzende dankte Herrn Hörwarter für seine Mühe waltung und sprach den Wunsch aus, daß die' Bestrebungen des Werkbundes in dem von Herrn Gaa angedeuteten Sinne Erfolg haben möchten. Schluß der Sitzung 10% Uhr. Photographien Gerichtliches Gutachten der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin Es besteht kein Handelsbrauch, daß, wenn 5000 Photographien zur Herausgabe eines Sammelalbums bestellt und abgeliefert sind und einige Bilder bei der Herstellung des Albums verdorben werden, oder sonst in Abgang geraten, der Photograph verpflichtet ist., mindestens 1 vom Tausend unentgeltlich nachzuliefern. (g. 263 Bd. I — Bl. 36 — 3. Februar 1916.) Büchertisch Bulgarien und die Bulgaren. Von Dr. Kurt Floericke. Mit zahl reichen Abbildungen und einer Reliefkarte von Bulgarien. Preis geheftet 1 M. Franckh’sche Verlagshandlung in Stuttgart. Sehr lehrreiches Heft, das besonders die in mancher Beziehung eigenartigen Sitten des Volkes schildert und auch auf dessen Sagen kreis eingeht.