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DDAPIER-VERARBEITUNG ■ Büchg EWERBE[N.21 Berliner Typographische Gesellschaft Ständige Adresse; Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Str. 2 Vorsitzender: 0. Könitzer, Steglitz, Kassenführer in Vertretung: Arndtstr. 33, II Georg Erler, Berlin-Schöneberg, Königsweg 9, I. Mitglieder und Gäste werden hiermit höflich eingeladen an dem für Dienstag, 14. März, abends 9 Uhr (pünktlich) an- gesetzter Psep Vortrags-Abend zahlreich teilnehmen zu wollen. Tagesordnung: 1. Geschäftliches. — Eingänge. 2. Vortrag des Herrn E. A. Hörwarter, Werbeleiter der Neuen Photographischen Gesellschaft, Berlin-Steglitz: Budapester Plakate,’ erläutert an Hand einer sehenswerten Ausstellung. 3. Technische Fragen. — Fragekasten. * * * Der Berliner Buchgewerbesaal ist täglich von 11 bis 2 Uhr mittags kostenlos geöffnet; er ist mit wechselnden Ausstellungen graphischer Erzeugnisse geschmückt. Den Besuchern stehen die ausgelegten Fachzeitschriften sowie die Bibliothek der Typo graphischen Gesellschaft zur Verfügung. Der Vorstand Zukunft des Papiermarktes Bei der heutigen ganz außergewöhnlichen Lage auf dem Papier markt bitte ich Sie mir mitzuteilen, welche Aussichten für die Zu kunft bestehen. Es ist natürlich, daß auch Sie Künftiges nicht voraussagen können. Sie haben aber zweifellos tieferen Einblick in die Lage als ich. Die für mich im Augenblick besonders in Be tracht kommenden Stoffe sind billiges aber gut geleimtes holzfrei Schreib und gleichfalls gut schreibfähiges holzhaltiges Schreib. Rechnen Sie mit weiterer Steigerung der Preise, oder glauben Sie, ■daß Nachlassen der Spannung eintreten wird ? Wie lange würden Sie sich einzudecken versuchen ? Geschäftsbücher-Fabrik Die heutige gespannte Lage wird wahrscheinlich über den Friedensschluß hinaus anhalten und sich voraussichtlich noch verschlimmern, da in allen Ländern Papiernot herrscht. Deutsch land ist noch verhältnismäßig am besten daran, weil es die meisten seiner Roh- und Halbstoffe im Lande haben kann. Aber Papier dient zurzeit außer für die gewöhnlichen Zwecke vielen neu ‘eingeführten Verwendungen, die mit dem Heeresbedarf und mit dem Mangel an andern Textilstoffen Zusammenhängen. Nach Friedensschluß dürfte die Einfuhr fehlender Rohstoffe infolge des Fehlens von Schiffsraum nur langsam erfolgen. Wer sich also mit Papier eindecken kann, sollte es tun, falls er es kann. Das Bestreben nach Eindeckung wird aber an der Abneigung der Papierfabrikanten zum Abschließen langfristiger Liefe rungen scheitern. Jeder Verbraucher sollte sich deshalb damit begnügen, seinen nächsten Bedarf zu decken. Wer darüber hinaus Käufe abschließt, trägt zur Steigerung der Preise bei, denn diese entsteht nicht nur aus der Preiserhöhung für die Roh stoffe und aus der geringeren Erzeugung der Papierfabriken infolge des Einziehens ihrer Arbeiter zum Heeresdienst, sondern auch durch Angstkäufe der Verbraucher. Die Zahl der Setzmaschinen in Nürnberg ist im verflossenen Jahre die gleiche geblieben wie 1914: 42 Zeilengießmaschinen, 3 Monotype-Tast- und 2 Gießapparate. Infolge des durch den Krieg liervorgerufenen Arbeitsmangels sowie der .vielen Einberufungen zum Militär stehen verschiedene Maschinen still. Bei Aufnahme dieser Statistik waren beschäftigt an 30 Linotypes, 1 Viktorline, 2 Typographen, 2 Monolines: 42 Setzer, 4 Gehilfen und 2 Kriegs invaliden im Lehrverhältnis, 3 Lehrlinge und 1 Gießer. Nur sechs Maschinen laufen noch in Doppelschicht. In einer Druckerei ist Nachtschicht infolge der Zeitung früh um 6 Uhr. Ha. Gleichmäßige Papier-Zuteilung Aus Westdeutschland Die Lage auf dem Papiermarkt wird von Tag zu Tag ungünstiger. Die Rohpapier- wie auch die Kunstdiuckpapier-Fabriken erklären, daß sie auf Monate hinaus voll beschäftigt sind. Es liegt deshalb die Gefahr nahe, daß mittlere und kleinere Steindruckereien ge nötigt sein werden, den Betrieb einzustellen. Großer Mangel hat sich gerade in der letzten Zeit in gestrichenen Papieren, Chromo karton usw. eingestellt. Wäre es nicht jetzt dringend erforderlich, daß auch hier die Regierung helfend eingreife, damit die noch vor handenen Papier-Rohstoffe und die daraus herzustellenden fertigen Papiere gerecht verteilt werden ? Es wäre ja ungerecht, wenn der kleinere Verbraucher aus den vorerwähnten Gründen kein Papier erhielte, zumal ihm sein be scheidenes Auskommen ohnehin schwer genug, ja beinahe unmöglich gemacht wird. Zeitweise herrscht nämlich großer Mangel an Stein druck-Aufträgen, sind dann wieder einige vorhanden, so fehlt es an dem erforderlichen Papier! Deshalb sollte öffentliche Aus sprache die maßgebenden Stellen veranlassen, durch einflußreiches Wirken Abhilfe zu schaffen. Auch sollte bei dieser Gelegenheit die Frage aufgeworfen werden, wie den in manchen Fällen unbe gründeten außerordentlich großen Preissteigerungen gesteuert werden könnte. Entweder ist so viel Stoff vorhanden, daß jeder Verbraucher seinen Bedarf decken kann, dann ist Preiserhöhung unnötig, oder die Ware wird knapp, in welchem Falle jeder Kunde einen gleich mäßig verminderten Teil seines Bedarfes erhalten sollte, ohne daß Erhöhung des Preises notwendig würde. Einmütig müßten hier, wie im Kampfe gegen die Feinde, die größeren Betriebe helfen, die kleineren zu unterstützen. Steindruckerei-Besitzer Der hier beleuchtete Mißstand besteht in weitem Umfange. Viele Papierfabrikanten erklären, daß sie, wenn Anfragen ein gingen, sehr hohe Preise angegeben haben, nur weil sie über beschäftigt waren, aber nicht durch Ablehnung den Eindruck schroffen Vorgehens erwecken wollten. Sie hofften, daß der hohe Preis die Kunden abschrecken werde, zu ihrem Erstaunen wurde jedoch der hohe Preis sofort telegraphisch angenommen. Auf diese Weise erhöhte sich der Preis mancher Papiersorten über Nacht um mehrere Mark die 100 kg. Der unnötigen Ver teuerung durch allzu dringende Nachfrage kann nur abgeholfen werden durch gleichmäßige Verteilung der voraussichtlichen Erzeugung unter die Verbraucher. Von verschiedenen Gewerbe gruppen, namentlich an deren Arbeit auch die Heeresverwaltung beteiligt war, sind Verteilungsstellen unter behördlicher Auf sicht gegründet worden. Die Regierung ist aber offenbar bereit, auch andern Gewerbegruppen die Hand zur Gründung der artiger Stellen zu bieten. So ist eine Stelle zur Verteilung des Rollendruckpapiers an die Tageszeitungen in Bildung begriffen, ferner wird angestrebt, eine Verteilungsstelle für Altpapier zu gründen unter Mitwirkung der Altpapierhändler, der -Papier- und Pappenfabrikanten und der Papierverbraucher, welche Papierspäne verbrauchen. Allerdings stellt die Mannigfaltigkeit der Papiersorten der Verwirklichung dieses Planes für die Buch- und Steindruckereien Schwierigkeiten in den Weg, aber solche müssen in Kriegszeiten überwunden werden. Sache der Vereine der Buch- und Stein druckereibesitzer wäre es, unter Mitwirkung des Vereins Deut scher Papierfabrikanten die Anregung auszuführen. Verbot der Verwendung von Oelen oder Fetten zur Herstellung von Degras, von Lacken, Firnissen und Farben Nach Artikel 2 der Bekanntmachung vom 1. März 1916 dürfen pflanzliche Oele (Leinöl, Hanföl, Mohnöl, Holzöl usw.) zur Her stellung von Lacken, Firnissen und Farben sowie zum Anstreichen nur. in Mischungen mit anderen Stoffen verwendet werden. Die Mischung darf an pflanzlichen Oelen nicht mehr als 25 v. H. des Gewichts des Enderzeugnisses enthalten. (Eine Ausnahme besteht für die Herstellung von Lacken, Firnissen und Farben, die zur Lacklederfabrikation dienen.) Die Bekanntmachung tritt am 15. März 1916 in Kraft.