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Nr. 20 99ärz D) API ERVERARBEITU NG ■ BUCHGEWERBE ( Berliner Typographische Gesellschaft Die Sitzung vom 29. Februar wurde von dem zweiten Vor sitzenden Herrn Georg Erler geleitet. Er teilte mit, daß von den Herren Hermann Juhnke, Rudolf Lehmann, Karl Schmiedchen und Fritz Schröder Feldpostgrüße eingegangen seien; von der Neuen Photographischen Gesellschaft sei Heft 1 1 der Zeitschrift „Das Bild“ und von der Firma August Scherl G. m. b. H. eine umfang reiche Sendung verschiedenartigster Verlagsartikel zur Versendung an die im Felde stehenden Mitglieder gespendet worden. Er sprach den Gebern den Dank der Gesellschaft aus. Die Gliche-Gesellschaft m. b. H. hat zur Erläuterung des Vortrages Tafeln mit Bildern in acht verschiedenartigen autotypischen Rasterweiten zur Ver fügung gestellt. Hierauf hielt Herr Richard Werra den angekündigten Vortrag über das Thema Geeignete Rasterwahl in der Hochdrucktechnik. ■Danach werde leider der Wahl der Rasterweite für Autotypien zu wenig Beachtung geschenkt, und in den seltensten Fällen werde der fachmännische Rat des ausführenden Druckers eingeholt, viel mehr werde die Entscheidung dieser Frage — wenn sie überhaupt gestellt werde — der Reproduktionsanstalt überlassen, die die Aufgabe in hergebrachter Weise löse: Für Rotationsdruck grobe Raster, für feinsten Kunstdruck möglichst feinmaschiges Netz, für alle anderen Fälle ein in der Anstalt vorhandenes mittleres Raster. Wenn die Arbeit dann nicht befriedige, werde dem Drucker die Schuld zugeschoben! Als im Jahre 1881 Georg Meisenbach die Autotypie erfand, sei man entzückt ge wesen über die Möglichkeit, Lichtbilder mit ihren Halbton werten in der Buchdruckpresse wiederzugeben. Aber das menschliche Auge sei unersättlich, was ihm heute gefalle, genüge ihm morgen nicht mehr, das zeigte sich auch in bezug auf das Kaster; sein bloßes Erkennen löse Geringschätzung aus, und tat sächlich seien die mit mathematischer Genauigkeit wiederkehrenden Rasterpunkte geeignet, das Bild eintönig und reizlos zu machen, zumal die Punkte in den ersten. Jahren nach der Erfindung mit bloßem Auge erkennbar waren. Bald aber habe man Präzisions- maschinen gebaut, mit deren Hilfe es möglich wurde, in dem Raume eines Quadratzentimeters 80 Parallellinien in eine Spiegelglasscheibe zu ritzen. Durch Uebereinanderkleben zweier solcher Scheiben, bei denen die Linien sich kreuzen, sei ein Netz geschaffen worden, dessen Punkte nur dem bewaffneten Auge erkennbar sind, weil der Raum eines Quadratmillimeters in 64 gleich große Teile zerlegt wurde. Für Bilder mit weichen Uebergängen und schwierigen Fein heiten erziele man mit dem 80-Linienraster wunderbare Ergebnisse. Diese Feinheit der Rasterpunkte bedinge eine ziemlich seichte Aetzung und diese wieder erfordere die Verwendung feinster Farbe beim Buchdruck. Erfolge der Druck auf Kunstdruckpapier mit feinstem Strich, bei geringer Druckspannung, und sind die Kupferautotypien auf Eisen befestigt, so werden mit Pressen schwerster Bauart bei sachgemäßer Zurichtung gute Ergebnisse erzielt. Bei der Verwendung von Zinkautotypien sei zu beachten, daß das Metall bei dem Emaillieren meist überhitzt werde und an Wider standsfähigkeit verliere. Man werde deshalb überall da, wo An sprüche an die Widerstandsfähigkeit gestellt werden, weitere Raster wählen müssen, was auch geschehen könne, weil auch bei einem GO-Linienraster die Punkte noch nicht stören. Bei Naturpapieren werden die Helligkeitswerte des Bildes schon durch die Papierfarbe herabgestimmt. Vor schablonenhaftem Arbeiten mit dem gerade in Verwendung befindlichen Raster sei zu warnen. Die Eintönigkeit der Bilder könne behoben werden, wenn man für helle, lichtstarke Bilder ein 50- bis 60-Linienraster, für lichtarme, dunkel gehaltene Bilder gröbere Raster benutze. Dadurch werde Abwechslung in die mit Autotypien geschmückte Zeitschriftseite gebracht, und dem Drucker • wurde Erleichterung geschaffen. Dabci müsse dann auf einheitlichen Tonwert bei der Aufnahme geachtet werden, wie das auf der Tafel mit den verschiedenen Rasterweiten auf einer Papier fläche geschehen sei; sie biete die Möglichkeit eines untrüglichen Vergleichs, was bei den bisher in Buchform veröffentlichten Mustern der Rasterfabriken durch das notwendige Umblättern der Seiten ■erschwert werde. Wünschenswert sei es, daß das Blatt auch auf Naturpapier gedruckt werde, um dem aufmerksamen Beschauer ■die Vorteile und Nachteile der einzelnen Raster vor Augen zu führen. Um dies zu veranschaulichen, reichte der Vortragende von ihm auf drei verschiedenen Papiersorten hergestellte Abzüge herum. Die Behauptung, daß Autotypien mit dem 80-Linienraster beim' Druck auf mattem Kunstdruckpapier sich vollsetzen müßten, wider legte er durch Vorzeigung von Bildnissen, die mit diesem Raster hergestellt und in einer Auflage von 80 000 Stück tadellos gedruckt wurden. Jedem Buchdrucker sei die Anschaffung eines Punkt zählers zu empfehlen; es sind solche im Handel, bei denen entweder der Raum von 5 Millimetern oder auch nur von einem Millimeter im Quadrat zum bequemen Zählen der Punkte vergrößert erscheint und die Bestimmung der Rasterweite gestattet. Im Anschluß an den mit allseitigem Beifall entgegengenommenen Vortrag erläuterte Herr v. Kujava die Anwendung der sogenannten Tangierraster und verteilte Abzüge damit hergestellter Muster. Auch schilderte er die Einrichtung einer modernen Reproduktions anstalt, wobei er betonte, daß die Anschaffung der Raster in allen verschiedenen Weiten sehr kostspielig sei, solche deshalb nur in den wenigen großen Anstalten alle vorhanden seien. Auch eine umfangreiche maschinelle Einrichtung sei Vorbedingung für tadellose Arbeit. Wo Raster nur in einzelnen Weiten vorhanden seien, sei die von dem Vortragenden gewünschte Mannigfaltigkeit in der Rasterweite der Bilder nicht erzielbar. Es sei bedauerlich, daß nur wenige Buchdruckereien der Aetzanstalt bei der Bestellung von Autotypien angeben, welches Papier zu der Arbeit verwendet werden solle. Auf diesen Mangel seien viele Mißerfolge zurückzu führen, denn bei der heute allgemein geforderten Eile der Herstellung habe die Aetzanstalt — insbesondere bei Aufträgen von auswärts — nicht immer Zeit und Gelegenheit die Papierfrage zu erörtern, sie wähle das ihr geeignet erscheinende Raster. Die Frage, warum gerade die von den Reproduktionsanstalten hergestellten Kataloge so vorzüglich ausgestattet seien, wurde dahin beantwortet, daß hier in der Regel die Zeit und die Herstellungs kosten keine Rolle spielen; es werde eine äußerst kostspielige Retusche der Bilder vorgenommen und die Arbeit so früh begonnen, daß keine Uebereilung nötig sei. Die Frage, wie sich die Rasterweite bei der Benutzung von Doppeltonfarben verhalte, wurde von Herrn Werra dahin beant wortet, daß bei gröberem Raster die tonige Wirkung stärker sei, da jedoch die Anilinfarben des Doppeltons nicht lichtecht seien, schwinde diese Wirkung mit der Zeit. Wolle man sie dauernd er halten, dann müsse man zur Duplex-Autotypie greifen, die in der Weise ausgeführt werde, daß den Bildern durch eine Drehung des zweiten, etwas gröberen Rasters tonige Wirkung verliehen werde. Der Vorsitzende dankte den Herren Werra und Kujava für ihre belehrenden Ausführungen und berichtete sodann über den gemeinsamen Besuch der Ausstellung Der Krieg in drei Jahrhunderten, die den Besuchern viel Anregung geboten habe und voraussichtlich den Anlaß zu wiederholten Besuchen des reiche graphische Schätze enthaltenden Beuth-Schinkel-Museums geben werde. Er berichtete auch kurz über die im Gebäude der Ausstellung für Arbeiterwohl fahrt in der Fraunhoferstraße zu Charlottenburg zur Schau ge stellten Ersatzglieder und Arbeitshilfen für Kriegs- und Unfall verletzte. Schluß der Sitzung 11 Uhr. Bezahlung in ausländischer Währung Sie haben in letzter Zeit verschiedentlich den sehr guten Rat gegeben, bei Verkäufen nach dem Ausland immer in der Währung des betreffenden Landes zu verkaufen, wenn diese Währung günstiger stehe als die Markwährung. Das habe ich auch seit Jahren so geübt. Welchen Schwierigkeiten man aber jetzt bei manchen Leuten begegnet, möge Ihnen einliegender Schriftwechsel dartun. Es ist beispiellos, was man sich gefallen lassen muß. Ich habe die Angelegen heit meinem Schweizer Anwalt übergeben, und sobald ich über den Ausgang der Sache von ihm Bescheid habe, werde ich Ihnen davon Mitteilung zugehen lassen. Verlagsanstalt Wie der Briefwechsel ergibt, hat die Verlagsanstalt ihre Erzeugnisse dem Schweizer Kunden so verkauft, daß die Preise in Franken angegeben waren. Die Ware war fracht- und zoll frei nach dem Wohnort des Kunden zu senden. Dieser bezahlte so, daß er die in Franken ausgestellte Rechnung in Mark um rechnete und dabei für einen Franken 80 Pf. ansetzte. Die Verlagsanstalt verweigerte die Anerkennung dieser Zahlungs weise und verlangte Zahlung in Franken, umsomehr als sie den Zoll und einen Teil der Fracht in Frankenwährung be gleichen mußte. Der Schweizer Kunde erklärte sich hierauf bereit, den für Zoll und Fracht in Franken bezahlten Betrag gleichfalls in Franken zu bezahlen, lehnte jedoch im übrigen die Bezahlung in Frankenwährung ab, da die Verlagsanstalt schon seit Jahren ihre Waren in Franken berechnet hatte, aber