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338 PAPIER-ZEITUNG Nr. 19/1916 § 7. Betriebsinhaber oder Stellvertreter von Betriebsinhabern, die vorsätzlich die Angaben, zu denen sie auf Grund dieser Ver ordnung und der Ausführungsbestimmungen der Landeszentral behörden verpflichtet sind, nicht oder wissentlich unrichtig oder unvollständig machen, weiden mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark bestraft. Betriebsinhaber oder Stellvertreter von Betriebsinhabein, die fahrlässig die Angaben, zu denen sie auf Grund dieser Verordnung und der Ausführungsbestimmungen der Landeszentralbehörden verpflichtet sind, nicht oder unrichtig oder unvollständig machen, werden mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark bestraft. § 8. Die Landeszentralbehörden erlassen die Bestimmungen zur Ausführung dieser Verordnung. § 9. Der Reichskanzler kann Ausnahmen von den Vorschriften dieser Verordnung zulassen. § 10. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Berlin, 28. Februar 1916 Der Stellvertreter des Reichskanzlers Delbrück Kriegsausschuß für das deutsche Papierfach Niederschri/t der 33. Sitzung am 16. Februar 1916, nachmittags 412 Uhr, im Papier haus, Dessauer Str. 2 Anwesend sind die Herren: Paul Asheim Dr. Martin Cohn Rudolf Ebart Georg Elsner S. Ferenczi Emil Jacobsohn Direktor Kraemer Max Krause Georg Krügel Dr. Kubatz Ernst Lüderitz R. Otte Paul Theodor Richter Ernst Schneider Mit Entschuldigung fehlen die Herren: Carl Rudolf Bergmann Fritz Berliner Emil Buchholtz Kommerzienrat Dessauer Dr. Feibelsohn Ludwig Frank Eugen Hager Kommerzienrat Steinbock Eduard Wegener Tages-Ordnung : 1. Eingänge 2. Regelung des Handels mit Altpapier und Papierspänen 3. Sicherung der deutschen Forderungen an das feindliche Ausland 4. Ausfuhrverbot für Postkartenkarton 5. Verschiedenes Den Vorsitz führt, in Behinderung des Herrn Carl Rudolf Bergmann, Herr Max Krause, und mit der Schriftführung wird Herr Ferenczi betraut. 1. Eingänge a) Es wird die Antwort der Kriegswirtschafts-Aktiengesell- schäft auf die Mitteilung des Kriegsausschusses, betreffend Ausfuhrverbot auf Gummi arabicum, verlesen. Die Aktien gesellschaft sagt den Bestrebungen des Kriegsausschusses volle Unterstützung zu. b) Sodann wird folgende Antwort des Kriegsministeriums auf die Eingabe des Kriegsausschusses wegen Zulassung von Glückwunschkarten nach dem Felde zu Ostern und Pfingsten ver lesen : „Nach nochmaliger Prüfung der Angelegenheit bedauert das Departement auch in Zukunft daran festhalten zu müssen, daß die Versendung von Glückwunschkarten bei besonderen Anlässen wie Ostern und Pfingsten mit der Feldpost nicht zugelassen wird. Die Feldpost dient in erster Linie der Nachrichtenübermittlung zwischen dem Feldheer und der Heimat. Im Interesse eines geregelten Feld- postverkehrs muß eine unnütze Belastung unbedingt vermieden werden. Eine schwere Schädigung des Postkartengeschäfts durch das Verbot kann, wie bereits in dem Schreiben vom 14. 12. 15 Nr. 431. 12. 15 A 3 bemerkt wurde, nicht anerkannt werden. I. A.: Frhr. von Schoenaich“ Nachdem das Kriegsministerium an diesem ablehnenden Standpunkt, trotz häufig wiederholter Eingaben des Kriegs ausschusses, festhält, wurde beschlossen, in dieser Angelegenheit keine Eingaben mehr zu verfassen. c) Der Brief einer westdeutschen Schreibwarenhandlung an die Papier-Zeitung wird verlesen, worin die Handlung bittet, die Verbände des Papierfachs zu veranlassen, daß sie die Papier verbraucher durch Flugschriften auf die Schwierigkeiten auf merksam machen, welche zurzeit der Herstellung gut geleimten Papiers entgegenstehen. Der Briefschreiber hält dies für nötig, weil die Verbraucher, insbesondere die Schüler und Lehrer, sich wegen schlechter Leimung des Papiers bei den Papier- händlem beklagen. Nachdem Bedenken dagegen geäußert wurden, daß derartige Aufklärung durch die Tagespresse erfolgen solle, wird beschlossen, sie auf die Fachpresse zu beschränken. Herr Ebart führt aus, daß es den Papiererzeugern gelungen ist, Ersatzstoffe für Harz zu finden, wodurch unter Mitverwen dung von viel weniger Harz als zu früheren Zeiten es möglich sei, Päpiere leimfest herzustellen. Es befinden sich jedoch noch Anfertigungen im Markte aus der Zeit vor der Auffindung ge eigneter Ersatzstoffe, und da sei empfehlenswert, daß sowohl die Händler wie die Verbraucher Nachsicht üben. 2. Regelung des Handels mit Altpapier und Papierspänen Herr Dr. Kubatz teilt mit, daß der Ausschuß der Vereine der Papier- und Pappenfabrikanten, verstärkt durch eingeladene Vertreter der Papierverarbeitung des Altpapierhandels, auf Montag, 21. Februar zu einer Versammlung eingeladen sei, und in der Einladung sei angegeben, auf welcher Grundlage ein Ein vernehmen zwischen den Altpapier-Großhändlern einerseits und den Papier- und Pappenfabrikanten sowie den Späne liefernden Papierverarbeitern andererseits geplant sei. Auf Anfrage teilte Herr Dr. Kubatz mit, daß die Grundlagen, die auf der Einladung mitgeteilt wurden, nicht als unabänderlich gelten, daß vielmehr Gegenvorschläge erwartet würden. Herr Krause teilt mit, Herr Hager habe im Auftrage des damit betrauten Ausschusses eine Veröffentlichung durch die Tagespresse verbreitet, worin zum sorgfältigen Sammeln von Altpapier in den Haushaltungen angeregt und Abholung dieser Altpapiere in absehbarer Zeit in Aussicht gestellt wird. Die großen Berliner Tageszeitungen haben diese Veröffentlichung abgedruckt. Sie lautet: Sammelt das alte Papier! Während in den feindlichen Ländern schon seit längerer Zeit eine immer mehr zunehmende Papiernot herrscht, war es, wie der Kriegsausschuß für das deutsche Papierfach schreibt, der deutschen Papiermacherei seither noch ohne besondere Schwierigkeiten mög lich, den heimischen Papierbedarf zu decken. Es muß jetzt aber auch bei uns mit einer Einschränkung der Papiererzeugung ge rechnet werden. In dem Maße, als die Hauptrohstoffe der Papier macherei, nämlich Holzschliff, Zellstoff, Strohstoff, Lumpenhalb- stoff knapper werden, steigert sich die Nachfrage nach dem gleich falls zur Papier- und Pappenherstellung dienenden Altpapier und Papieiabfall. Dieses Material ist um so mehr im Werte gestiegen, als die ausländische Zufuhr (1913 fast 1/2 Million Zentner) fast völlig aufgehört hat, als viele Lumpensammler ihre Sammeltätigkeit — wegen Einberufung, wegen Mangels an Fuhrwerk usw. — ein stellen mußten und auch weil der Papierabfall heute vielfach auch zur Füllung von Schanzsäcken und Strohsäcken im Felde verwendet wird. Unter diesen Umständen ist es eine gebieterische Pflicht, auf eine bessere Sammlung des alten Papiers bedacht zu sein. In den Haushaltungen, auf Böden und in Kellern, in den Geschäften und Aemtern, überall liegen große und kleine Vorräte an altem Papier, oft unbeachtet, oft als lästiges Gerümpel. Das alles muß der Papier- und Pappenmachet ei wieder zugeführt weiden. Verbrennt keine alten Zeitungen, Broschüren, Pappkartone usw.! Werft kein Papier in den Müllkasten! Es ist im vaterländischen Interesse, diese Dinge jetzt sorgfältig zu sammeln und sie für die Abholung bereit zu halten. Der Kriegsausschuß für das deutsche Papierfach wild in diesen Tagen durch einen besonderen Unterausschuß darüber beraten, wie diese Abholung am schnellsten bewerkstelligt werden kann. Die Herren Asheim, Ebart, Elsner, Jacobsohn, Otte und Krause erklären, daß sie die Beschlagnahme des Altpapiers für eine unglückliche Maßregel halten würden. Herr Dr. Kubatz erwähnt, daß an eine Beschlagnahme nur für den Fall gedacht wurde, daß keine Einigung mit den Alt papierhändlern zustande käme, und erläutert, wie die Beschlag nahme durchgeführt werden könnte, ohne die Industrie zu schädigen. Die Herren Jacobsohn, Asheim, Otte und Krause stellen fest, daß die Pappenlieferer (Fabrikanten) den größten Pappen verbrauchern (Schachtelfabrikanten, Buchbindereien und Papier ausstattungsfabriken) keine Pappen mehr liefern wollen, weil sie ihnen keine Pappenabfälle abgeben können, da sie diese verschlossen haben. Herr Krause bestätigt, daß es für die Papierverarbeiter in den Großstädten unmöglich sei, die Späne an die Fabrikanten zu liefern, weil die Späne zu mannigfaltig seien; sie müssen diese also an den Zwischenhandel verkaufen dürfen. Jede Ab machung, wonach die Papier- und Pappen-Verarbeiter ge zwungen wären, die Späne an die Fabriken zu liefern, von denen sie Pappe beziehen, wäre für die Verarbeiter unannehmbar. Ein Mitglied beklagt die Abhängigkeit der Altpapierver käufer in Berlin von wenigen Großkäufern und empfiehlt die Begünstigung neuen Wettbewerbs. Es wird empfohlen, den Ausschuß zur Beratung der Alt papierfrage durch Vertreter der Zeitungsverleger und der Groß-