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294 PAPIER Papierstoff zu verbieten, weil diese Maßregel ausgedehnte Arbeits losigkeit und Not unter den Männern und Frauen der genannten Gewerbe her vorrufen wird. Deshalb möge die Regierung mit den Arbeiter- und Angestellten-Verbänden der beteiligten Kreise be- raten, bevor sie das Verbot in Kraft setzt. Wie aus der Mitteilung in Nr. 16 hervorgeht, ist inzwischen das Verbot in Kraft gesetzt worden: Englands Einfuhr in Papierstoff und Papier ist von ‘der Regierung jetzt nach Besprechung mit allen beteiligten Kreisen auf ein Drittel (331/3 v. H.) der bisherigen eingeschränkt worden. Die Papierfabriken suchen die dadurch nötig gewordene Ver minderung der Erzeugung auf die verschiedenen Papiersorten zu verteilen. Eine Versammlung der Zeitungsherausgeber sprach sich stark für kräftige Entwicklung der eigenen Hilfs quellen des Reichs auf dem Gebiet der Papierindustrie aus, und Lord Burnham vom ,,Daily Telegraph”, Leiter der Versammlung, äußerte, obwohl England der schwedischen und norwegischen Industrie keinen Rückgang wünsche, sehe es doch lieber, daß die Industrien seiner Kolonien den Löwenanteil an der Unter stützung, die England nach dem Kriege bieten könne, erhielten. bg. Das britische Fachblatt ,.Paper Trade Review” bemerkt zu dem Verbot, daß es Deutschland mehr nützen wird als Eng land, denn je weniger’Stoff England aus Schweden erhält, um so mehr kann Schweden an Deutschland verkaufen. Wenn Deutschland den schwedischen Stoff zur Herstellung von Spreng stoffen benützt, so verbilligen die Engländer den Deutschen diese Herstellung, indem sie den schwedischen Markt von England ausschließen. Ein britischer Papierfachmann bemerkt zu derselben Angelegenheit, die große Einfuhr von Rohstoffen der Brau- und Branntweingewerbe erscheine wohl der Regierung wichtiger für das Volkswohl als die Einfuhr der nötigen Papier- Rohstoffe. Diese Ansicht der Regierung dürfte aber sehr großem Widerspruch begegnen. Großbritanniens Papierhandel nach dem Kriege. Das britische Handelsamt hatte einen Ausschuß eingesetzt, der Vorschläge machen sollte, wie der britische Handel mit Papier und Erzeug nissen des Druckgewerbes nach dem Kriege zu regeln wäre. Der .Ausschuß schlug vor. auf Papierwaren einen Zoll von 15 v. H. und auf Drucksachen einen solchen von 331/3 v. H. des Wertes zu legen. Der Papiergroßhändler Sir Albert Spicer. Mitglied des Parlaments und des erwähnten Ausschusses, war mit diesen Vorschlägen nicht einverstanden und machte einen Sondervorschlag. Er meinte, daß während des Krieges und einige Jahre darauf Großbritannien durch die Verhältnisse vor Ueberflutung mit fremden Erzeugnissen geschützt sei. da das Publikum Widerwillen gegen deutsche und österreichische Waren haben werde. Deshalb sei es Zeit, nach dem Kriege zu prüfen, ob und welche Zölle auf Papier und Papierwaren gelegt werden sollen. Sir Spicer empfahl ferner engeren Anschluß Großbritanniens an seine Kolonien und Verbündeten. (Paper Trade Review. London) Harzpreise in England. Nach dem Bericht von James, Watt & Son in London sah das Jahr 1915 so hohe Harzpreise wie noch nie seit dem amerikanischen Sezessionskrieg: 22 Schilling wurden für 1 cwt — 50,8 kg ab Londoner Hafen im Dezember 1915 für streifiges (strained) Harz bezahlt, während der Preis im Oktober nur 12 s. 3 d. betrug: also war der Preis in drei Monaten um 81 v. H. gestiegen. Die Preissteigerung ist eine Folge der lebhaften Nachfrage für die Ausfuhr und auch für die Munitions herstellung. Großbritannien führte im Jahre 1915 über 102 000 Tonnen (zu 1016 kg) Harz ein gegen 77 000 Tonnen im Jahre 1914 und 88 000 im Jahre 1913. Die Zunahme ist hauptsächlich durch Verarbeitung zu Munition verursacht. Während im Jahre 1915 von der Einfuhr nur 53 000 Tonnen aus den Vereinigten Staaten. 38 000 Tonnen aber aus Frankreich und 11 000 Tonnen aus Spanien und Portugal kamen, stammte in früheren Jahren die Einfuhr zum größten Teil aus den Vereinigten Staaten, während Frankreich und Spanien nur geringe Mengen lieferten. Diese Verschiebung deutet an, wie schwierig es ist. Schiffe für die Verladung amerikanischer Waren nach Europa zu erhalten. (Paper Trade Review) ZEITUNG Nr. 17/1916 Skandinavischer Papierstoffmarkt Von einem gelegentlichen Mitarbeiter Aus Drammen, Norwegen, wird gemeldet: Die Zellstofflager sind nahezu vollständig vergriffen. Schon die Amerikaner hatten einen großen Teil angekauft, aber den Rest rissen englische Ein käufer ohne Rücksicht auf Preishöhe an sich. In den letzten Tagen wurden für die engl. Tonne = 1016 kg guter ungebleichter Ware bis 260 Kr. fob bezahlt. Die Papierfabriken sind mit Aufträgen zu hohen Preisen überhäuft. Die neuerdings mehr und mehr auf tretenden russischen Papiereinkäufer tragen dazu bei, daß sich die Preise für Papier und Pappe auf ihrer Höhe behaupten und stellenweise noch mehr nach oben bewegen. Aus Stockholm schreibt man: Der Mangel an Schwefel wirkt mmer empfindlicher auf die Herstellung von Sulfitstoff ein, Zu fuhr deutscher Kohle hat dafür den Zellstoffabriken merkliche Er leichterung gebracht Die mit Schwefelkies arbeitenden Sulfitstoff fabriken cerfügen noch über größere Vorräte dieses Rohstoffs. Große Schneemengen erschweren das Heranschaffen des Holzes. Weder von Schliff noch von Zellstoff sind größere Vorräte vor handen. Der Papiermarkt ist überaus günstig, die Nachfrage über steigt die mögliche Erzeugung trotz ungemein hoher Preise. E. Verein schwedischer Papierfabriken In der außerordentlichen Sitzung am 1. Februar gab der Handelsattache bei der schwedischen Gesandtschaft in London, Ingenieur E. G. Sahlin, verschiedene Mitteilungen, beantwoitete Fragen und erhielt Bescheid über Lage, Wünsche und Bedarf der schwedischen Papierindustrie mit Rücksicht auf England. In einer Sitzung der Hersteller von Sulfitstoffpapier am gleichen Tage wurden auf Grund von Vorschlägen des schwedisch norwegischen Ausschusses der Sulfitstcffpapiei-Hersteller und schwedischer Hersteller , die kurz vorher eine Besprechung gehabt hatten, Beschlüsse gefaßt über Mindestpreise für M. G. Sulfitstoff papier, ungeglättetes und geglättetes Einschlagpapier und Pergament ersatzpapier, alle genannten Sorten nur aus Sulfitstoff. In einer Sitzung schwedischer Zeitungspapierhersteller unter Vorsitz von Direktor Edw. Svensson beschloß man, die Behauptungen des schwedischen Zeitungsherausgebervereins, der sich mit Klage über ungenügende Berücksichtigung des Inlandsverbrauchs an die Regierung gewandt hat, zu widerlegen und durch eine Abordnung dem Finanzminister die Stellung der Papierfabriken zu den Zeitungs- herausgebern zu erklären. (Dies ist inzwischen geschehen mit dem Ergebnis, daß der Zeitungsherausgeberverein aufgefordert worden ist, die sachlichen Gründe für seine Beschweide vorzulegen.) Durch ein Schreiben an den Handelsminister hat der Papier- fabrikanten- Verein den Schaden, den die Vorschrift der deutschen Regierung bezüglich dei Vervierfachung der Anilinfarbenpreise schwedischen Papierfabriken verursacht, dargelegt. Die Jahresversammlung des Vereins findet am 15. und 16. März in Stockholm statt, bg. (Nach „Svensk Papperstidning") Preiserhöhung von Zeitungspapier in Oesterreich. Am 21. Fe bruar fand in Wien eine zahlreich besuchte Versammlung der Her ausgeber österreichischer Tagesblätter statt, welche sich mit den Papierpreisen beschäftigte. Es wurde einstimmig ein Beschluß antrag angenommen, der besagt: Die österreichischen Tages zeitungen können die vom Papierfabiikantenverbande verlangte neuerliche Preissteigerung des Zeitungspapiers um 10 Heller aufs Kilogramm unmöglich ertragen. Erhöhte Preise könnten sie nur bezahlen, wenn die österreichische Regierung, gleich der ungarischen den Tageszeitungen volle Portofreiheit für die Versendung der Zeitungen gewährte. Die Versammlung beschloß weiter einstimmig, die Regierung um einen Erlaß zu ersuchen, der den Textumfang der Tagesblätter einheitlich beschränke. (Berliner Tageblatt) Lumpenmangel in Frankreich. Die Pariser Fachzeitschrift „Le Papier” hörte am 10. Dezember zu erscheinen auf, weil ihr Leiter zu den Fahnen einberufen wurde. In der letzten Nummer wird mitgeteilt, daß zu den vielen Schwierigkeiten der französischen Papiermacher Mangel an Lumpen hinzu getreten sei. Bessere Lumpen seien gar nicht zu erhalten, und die Preise der gewöhnlichen haben sich verdoppelt oder ver dreifacht. Trotzdem bestellen amerikanische Papierstoffhändler große Mengen französischer Lumpen in Posten von 600 bis 1000 Tonnen zu sofortiger Ablieferung. Es wird der fran zösischen Regierung empfohlen, die Ausfuhr von Papiermacher- Rohstoffen zu verbieten, sonst könne nicht einmal der Re gierungsbedarf an Papier im Laufe des Krieges gedeckt werden.