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auch nach Ablauf des Jahres noch einen künstlerischen Wand schmuck bildet. Der Kalender der Maschinenfabrik Rockstroh & Schneider gab Veranlassung zu einer Aussprache' darüber, ob es statthaft sei, bei tabellarischer Anordnung der Monatsziffern mit den Wochentagen in der Vorspalte den Monat Januar mit dem Datum des 30. beginnen zu lassen, so daß die erste Zeile lautet: ,,Sonntag: 30. 2. 9. 16. 23“, um auf diese Weise eine sechste Spalte in der Breite entbehrlich zu machen und doch in der Folge der Ziffern nach unten die arithmetische Reihenfolge innezuhalten. Man konnte sich mit einer solchen Einrichtung nicht befreunden. Bei den Neujahrskarten hob der Redner die von den verschiedenen Fachvereinigungen, insbesondere die aus München stammenden, hervor, ebenso die mit den Wappen der verbündeten Zentralmächte gezierte Karte der Buchdruckerei Imberg & Lefson. Der Vorsitzende dankte dem Vortragenden ebenso wie den freundlichen Spendern und der Schriftleitung der Papier-Zeitung, die eine Anzahl zur Verfügung gestellt hatte. Er stellte die noch im Saale ausgestellte Sammlung von Buchhändler-Zirkulai en zur Verhandlung und machte auf das ebenfalls zur Schau gestellte, von einem im Felde stehenden feldgrauen Künstler gezeichnete Plakat der graphischen Ausstellung in Brüssel aufmerksam. Schluß der Sitzung 111/2 Uhr. Zellulosegarne und ihre Bedeutung in der Textilindustrie Ueber diesen Gegenstand hielt am 7. Februar der Fabrik besitzer Herr E. Claviez aus Adorf i. V. einen Vortrag im Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen. Der Vor tragende hatte eine große Menge schöner Muster von Garnen, Geweben, Teppichen, Decken »sw. aus Papiergarn ausgestellt. Er hielt seinen Vortrag im Hofmann-Hause in Berlin, Sigismund- straße, vor einer sehr zahlreichen Zuhörerschaft. Seinen Aus führungen entnehmen wir folgendes: Im letzten Friedensjahr 1913 hat Deutschland 354 Millionen Kilogramm Bastfasern eingeführt im Werte von 220 Millionen Mark, davon Jute allein 163 Millionen kg. Bestrebungen zum Ersatz dieser Menge Bastfasern durch Papiergarne sind schon über 22 Jahre alt, die Juteindustrie hat jedoch diesem neuen Rohstoff großen Widerstand entgegengesetzt. Heute hat sie diesen Widerstand fallen gelassen und beschlossen, die neuen Garne in eigenen Betrieben in großem Maßstabe herzustellen. Auch Baumwolle und Wolle können zum Teil durch Papiergarn ersetzt werden. Dadurch wird der Volkswirtschaft, besonders im Kriege, wo die Einfuhr verschiedener Faserstoffe erschwert ist, ein großer Dienst erwiesen. Heute gibt es schon Strick garne, die zur Hälfte aus Wolle und zur Hälfte aus Papierstoff garn bestehen. Da die Papierstoffgarne hauptsächlich aus Holzzellstoff und namentlich aus Sulfatzellstoff hergestellt werden, so unter suchte der Vortragende, ob Deutschland Holz genug hat, um die Zellstofferzeugung noch um die Mengen zu erhöhen, die zum Ersatz von Jute nötig sind. Nach seinen Angaben verbrauchen wir in Deutschland jährlich 35 Millionen Festmeter Holz, wo von der deutsche Wald 20 Millionen liefert, während 15 Millionen eingeführt werden, hauptsächlich aus Rußland, Oesterreich, Norwegen und Schweden. Die Papierfabrikation braucht jähr lich 5 Millionen Festmeter Holz, wovon Deutschland rund die Hälfte liefert. Sollten 163 Millionen kg Jute in Deutschland jährlich durch Holzzellstoff ersetzt werden, so brauchten wir für diesen Zweck 2 Millionen Festmeter Holz. Redner meint, daß die deutsche Forstwirtschaft dies leisten könnte. (Unseres Erachtens wäre dies mit Schwierigkeiten verknüpft. Eher könnte man annehmen, daß, falls die Holzeinfuhr nicht zunimmt, ein Teil der deutschen Zellstoffausfuhr, der vor dem Kriege stattgefunden hat, aufhören und der so frei werdende Ueber- schuß zur Herstellung von Papierstoffgarn benützt wird. Schrift- leitiin^.) Die Fabrik des Vortragenden in Adorf macht allein täglich 30 bis 40 000 kg Papierstoffgarn im Tag, und das Textilose- werk in Oppeln macht ebensoviel. In Deutschland werden nach dem Verfahren des Vortragenden täglich 100 000 kg Cellulose garn hergestellt, also im Jahr rund 30 Millionen kg. Oesterreich verarbeitet nur 50 Millionen Kilogramm Jute jährlich, so daß durch Zellstoffgarn heute in Deutschland ein Fünftel der deutschen und drei Fünftel der österreichischen Jutegarnfabri kation ersetzt ist. Der Papierstoff für die Herstellung von Garnpapier muß schmierig, das Papier darf aber nicht glasig sein. Wichtig ist die Art und Zahl der Schüttelung des Stoffes auf der Papier maschine, die Neigung des Siebes und die Schnelligkeit der Trocknung. Es hat sich gezeigt, daß die Papiermaschine nicht schneller als 55 bis 60 Meter in der Minute laufen darf, wenn die nötige große Reißfestigkeit erreicht werden soll, denn durch raschere Trocknung wird die Festigkeit sehr geschädigt. Die Breite der Streifen hängt davon ab, mit welcher Feinheits-Nummer man das Garn herstellen will. Das Papier wird zu Streifen geschnitten, die sich zu Rollen, ähnlich den Morse-Rollen, wickeln. Dabei müssen sie gefeuchtet werden. Die Feuchtung des Papiers beim Wickeln der Streifen ist eine Hauptbedingung für das darauf folgende Verspinnen. Hier liegt das Geheimnis der Papier spinnerei. Das Aufwickeln erfolgt unter Druck. Die Rollen kommen auf die Spinnstühle.« Redner führt ein Modell in Betrieb vor. Der Streifen wird von der Rolle abgezogen, nach der Mitte der Spindel geführt und dabei gefalzt. Durch das schnelle Drehen rundet sich der Faden. Während die Verfahren, Papierstoff in feuchtem Zustande zu Garnen zu verarbeiten, aufgegeben sind, wird heute Papier; stoffgarn fast ausschließlich durch Zerschneiden fertigen Papiers gewonnen, und diese Garne haben eine wesentliche Verbesserung erfahren, indem sie nach Claviez’ Verfahren mit Textilfaserngut belegt werden. Baumwolle- und Jute abfälle werden zu diesem Zweck durch eine Krempel zu einem Schleier verarbeitet, dieser Schleier wird mit dem Papier zu sammengeleimt und -gepreßt und dann zu einer Rolle gewickelt, zu Streifen geschnitten und versponnen. Dies geschieht am besten auf der Claviez’schen Spindel, wobei der Streifen in der Mitte so gefaltet wird, daß die Textilfasern nach innen kommen, denn wenn auch der Außenteil des Papierbandes mit Textilgut belegt wäre, so würde sich dieses beim Spinnen abstreifen. Viele haben be zweifelt, daß das Belegen der Papierstreifen mit Textilgut dem Garn besonders wertvolle Eigenschaften verleiht. Es hat sich aber erwiesen, daß gerade dadurch die Haltbarkeit und die Elastizität des Garnes wesentlich vergrößert ist. Redner zeigt fertige Seile, Strümpfe, Gurte und Anzüge aus Textilosegarn, u. a. die Uniform eines Feuerwehrmannes, die jahrelang getragen und schon dreißig mal gewaschen wurde. Ferner Handtücher, wovon die Fabrik schon. Millionen geliefert hat, und Dekorationsstoffe. Große Kapitalien waren nötig, und die Einführung in den Handel war sehr schwer. Zweiundzwanzig Jahre sind vergangen, in welcher Zeit der Vortragende keinen klingenden Lohn ' für seine Bemühungen geerntet hat. (In unserem Blatt erscheint zur Zeit in Fortsetzungen ein Aufsatz über Papierstoffgarne, der in die Einzelheiten dieses im Krieg so wichtigen Zweiges der Papierverarbeitung einführt.) Papierstoffgarne, -zwirne und -gewebe In Nr. 13 S. 217 muß es bei Aufzählung der Namen für die Papierstoffgarne heißen: Licella-, Ferrofil-, Ferricellingarne der A.-G. Altdamm- Stettin, Xylolingarne von Claviez (werden zurzeit noch hergestellt), Silvalingarne von Kron. Preiserhöhung für Photographie-Karton. Eine erste Fabrik dieses Geschäftszweiges erhöht vom 1. März ab ihre Teuerungs zuschläge so, daß sie fortan auf Listen- und Spezialpreise folgende Zuschläge berechnet: 50 v. H. auf Kartonbogen und Büttenpapier in Bogen, sowie auf Schutztaschen, Negativtaschen, Kuverts, Masken und Vignetten, 40 v. H. auf alle übrigen. Ware.n. Auch ersucht sie um Vorschreibung nicht zu kurzer Liefer fristen. Erhöhung der Zeitungspreise. Die Schleswig holsteinischen Zeitungsverleger streben Erhöhung des Bezugspreises aller Pro- vinzialblätter um 10 Pf. monatlich an. —n. Einschränkung des Umfanges der ungarischen Tagesblätter ? Man schreibt der Wiener ,,Arbeiter-Zeitung“ aus Budapest: Bas Syndikat der Budapester Zeitungsherausgeber wandte sich an die Regierung mit dem Ersuchen, die..Einschränkung des Umfanges aller Zeitungen im Verordnungsweg zu regeln. Diesem Verlangen, wird willfahrt werden. Es sind Verhandlungen im Zuge, den Höchst umfang der Tagesblätter durch Regierungsverordnung je nach dem. Einzelverkaufspreis der Zeitungen festzustellen. So sollen Blätter, deren Einzelnummer bis zu sechs Heller kostet, höchstens sechs Seiten, solche zu acht oder zwölf Heller höchstens acht oder zwölf Seiten stark erscheinen dürfen. Der Umfang von zwölf Seiten soll auch an Sonn- und Feiertagen nicht überschritten werden. Es verlautet ferner, daß die Regierung. die Sonntagsruhe im Preß gewerbe, die seit Kriegsbeginn aufgehoben ist, wiederherstellen wird.