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240 PAPIER-ZEITUNG Nr. 14/1916 die Abende meist schwach besucht, was aber darauf zurückzuführen ist, daß Ende 1915 bereits über 70 Mitglieder, also etwa ein Drittel, ihrer Militärpflicht genügen mußten. An den Vortragsabenden wurden gleichzeitig Ausstellungen veranstaltet, deren Zustande kommen sehr oft den Herren Dr. Schramm, Verwaltungsdirektor Fiedler, Engelhardt, Grimm-Sachsenberg usw. zu danken ist. Die Bipliothek wurde durch den Herrn Schäfer einer eingehenden Neu bearbeitung unterzogen, der auch die Grundlagen für den neuen Bibliothekskatalog nahezu fertig gestellt hat. Die Gesellschaft ist dem Verein Heimatdank durch Zahlung eines Jahresbeitrags bei getreten. Von den übrigen Veranstaltungen des vergangenen Jahres sind das Stiftungsfest, das Johannisfest und die Reformations partie zu nennen. Letztere war mit einem Besuch des Konsuls Planer in Lützen und einer Besichtigung seiner Sammlung über Gustav Adolf und Seume verbunden. Anläßlich der Bugra erhielt die Gesellschaft die goldene Medaille der Stadt Leipzig, während den Herren Schwarz, Wetzig, Schäfer, Friedrich und Engel Ehren diplome überreicht wurden. Die beiden langjährigen Mitglieder und ehemaligen Vorstandsmitglieder Leonhardt und Müller sind infolge Ablebens ausgeschieden, während die Herren Hamann und Kutzschenreuter auf dem Felde der Ehre blieben. Der Kassenbericht zeigt eine Bewegung von 1278 M. 70 Pf. Einnahmen und Ausgaben und einen Mitgliederbestand von 912 am Ende des Jahres. In der Bibliothek und den Sammlungen sind über 600 Eingänge zu verzeichnen. Der Zeitschriftenverwalter stellte fest, daß eine große Zahl der regelmäßig erscheinenden Zeit schriften teils ganz eingegangen sind, teils ihr Erscheinen einge schränkt haben. Die Liebesgaben-Kommission hat eine Einnahme von 478 M. 5 Pf. an freiwilligen Gaben zu verzeichnen. Sie machte 8 allgemeine Sendungen an unsere Feldgrauen und verzeichnete an Eingängen 325 Briefe und Karten. Interessant war die Mitteilung, daß von den Mitgliedern 4 als Offiziere, 3 als Offizierstellvertreter, 16 als Unteroffiziere, 7 als Gefreite und 32 als Gemeine dem Vaterlande dienen. Bei der dann folgenden Vorstandswahl schlägt Herr Schäfer vor, die noch amtierenden Herren mit der Erledigung der Geschäfte bis auf weiteres zu beauftragen und erst nach dem Kriegsende die erforderlichen Wahlen vorzunehmen. Die Versammlung schließt sich dem Vorschläge an. Zum Schluß wurde der Wunsch ausgesprochen, auch in diesem Jahre eine den Verhältnissen entsprechende Stiftungsfeier abzu- halten, dt. Lehrlingsausbildung Urteil des Berliner Gewerbegerichts Auf Lösung des Lehrvertrages klagte ein in einer Buchdruckerei beschäftigter Buchbinderlehrling. Er begründete die Klage damit, daß seine Ausbildung ungenügend und seine Gesundheit gefährdet sei. Er leide an einem Herzfehler, trotzdem habe er öfter einen beladenen Handwagen fahren müssen. Die Mutter des Klägers bemerkte, ihr Sohn sei wegen Ueberstunden manchmal erst um 10 Uhr abends nach Hause gekommen und habe am 23. Dezember, als viel Schnee lag, sich mit dem Handwagen so anstrengen müssen, daß er zu dem Entschluß gekommen sei, die Lehre nicht fortzu setzen. Der Vertreter des Beklagten erbot sich, den Kläger von der Arbeit mit dem Handwagen zu befreien und auch hinsichtlich der Ueberstunden Rücksicht auf den Gesundheitszustand zu nehmen. Der Kläger bestand jedoch auf Lösung des Vertrages, und das Gericht hob das Lehrverhältnis auf, weil der Kläger mangel haft ausgebildet und bei Fortsetzung der Lehre gesundheitlichen Schaden erleiden würde. * ♦ ♦ Etiketten auf Glanzpapier kleben Wir haben wahrgenommen, daß weiße Etiketten, die auf mit Glanzpapier bezogene Kartonnagen aufgeklebt werden, sich leicht ablösen. Kann man zum Aufkleben vielleicht einen besonderen Klebstoff verwenden, oder eignet sich das zu den Etiketten ver wendete Papier (weißes Postpapier) nicht gut zum Aufkleben auf Glanzpapier? Schachtelfabrik Glanzpapier stößt vermöge seiner spiegelglatten Fläche Wasser ab. Deshalb eignen sich zum Aufkleben von Papier auf Glanzpapier Klebstoffe, die die Fläche des Glanzpapiers aufweichen und sich mit ihm verbinden. Eine solche ist Lösung von tierischem Leim, da sich aber dieser nur warm verarbeiten läßt, erscheint ein Kaseinklebstoff vorteilhafter, wie solchen August Weichelt in seiner „Buntpapierfabrikation” angibt. (Siehe auch Nr. 96 der Papier-Zeitung von 1900 und 34 und 36 von 1906.) Pergament- und Pergamentersatz-Papier bedrucken Pergamentpapier, das in sauberem, starkem Einschlag papier von den Papierfabriken geliefert wird, ist in den Um schlägen zu belassen und in kühlen, trockenen, luftigen Räumen aufzubewahren, wo es ohne Nachteil monatelang lagern kann. Wird dagegen Pergamentpapier in dumpfen Räumen aus gepackt und gelagert, so nimmt es leicht den muffigen, dumpfen Geruch der Umgebung an, wird sogar stockfleckig- Diese Folge unsachgemäßer Aufbewahrung in den Buch druckereien, besonders aber in Molkereien und Käsereien, hat zu der irrigen Ansicht geführt, als ob in dem Papier selbst der Träger der Schimmelbildung zu erblicken sei. Einwand freie Untersuchungen haben jedoch stets ergeben, daß sowohl das Papier wie die damit eingeschlagenen Butterstücke, in guten luftigen Butterkellern ordnungsmäßig aufbewahrt, nach mehreren Wochen noch keine Anzeichen von Schimmelbildung aufwiesen, während bei Aufbewahrung in anderen Räumen, deren Luft als nicht rein festgestellt wurde, schon nach einigen Tagen Butter und Umschlag lebhafte Schimmelbildung zeigten. I * Unechtes Pergamentpapier unterscheidet man von echtem wie folgt: Wird ein Stückchen echten Papiers etwa eine Minute in Wasser gekocht, so bleibt es fest, zäh und dehnbar, reißt erst bei kräftigem Ziehen und zeigt an der Reißstelle keine oder nur wenige kurze Fasern. Dagegen verliert unechtes Pergament papier (im Handel auch Pergamentersatz, Pergamyn usw. ge nannt) durch die gleiche Behandlung seine Festigkeit, läßt sich in feuchtem Zustand leicht auseinanderziehen und zeigt an der beim langsamen Ziehen meist heller werdenden Reißstelle deut lich die längeren und zahlreichen Fasern, aus denen das Papier besteht.’! T 1 Will man Papier auf Fettdichtigkeit prüfen, so lege man es auf weißes Schreibpapier und verreibe auf diesem einige Tropfen Terpentinöl. Ist das Papier nicht fettdicht, so sind die Fettflecke des durchdringenden Terpentins auf dem Schreib papier zu sehen. Beim Druck auf Pergamentpapier vermische man die Farben mit Petroleum (bis nahezu einem Drittel) innig. Farben für Pergamynpapiere beziehe man unter Hinweis auf diese Ver wendung. Beliebt ist hierfür die blaue Farbe Miloriblau oder von dessen Abarten das Pariser und das Bronzeblau. Die Farbe für solches Papier muß Läckzusatz haben. Zur Erhöhung der Deckkraft kann man ihr etwas Weiß zugeben, man vermindert dabei allerdings den Glanz der Farbe. Die bedruckten Bogen dürfen nicht in starken Paketen ausgelegt werden. Die Drucke sollen, wenn irgend möglich, bei Pergamyn mit rauhem Papier (Strohpapier), die rauhe Seite auf den Druck, durchschossen werden und in kleinen Stößen bei normaler Temperatur noch ungefähr zwei Tage trocknen." ’ Bedruckt wird das Pergamentpapier und dessen Ersatz meist von Stereotypplatten in einer Form von 4, 6, 8 oder auch 12 Platten, je nach Größe. Berechnet wird der Druck häufig nicht nach Stückzahl sondern nach Kilo; es ist deshalb von Vorteil, wenn das Papier kühl aufbewahrt wird. Der Satz für Umschlagpapiere und Etiketten ist vielfach Bogensatz (Kreissatz). Trotzdem dieser veraltet ist und die Satzarbeit verteuert, wird er von der Kundschaft verlangt. Es wäre zu wünschen, daß in den Papierwarenfabriken auf gute Ausführung des atzes mehr Sorgfalt verwendet würde als bisher. So kann man einer Satzgruppe mehr Geschlossen heit geben, wenn sie mit Umrandung versehen ist. Auch sollte der Raum zwischen Schrift und Umrahmung nicht zu knapp bemessen und auf gute Flächenwirkung und Raumverteilung mehr Wert gelegt werden. Johann Hausmann. Nürnberg Vergilben von Elfenbein-Karton Wir lieferten einem Kunden im August 1914 Adreßkarten, benutzten hierfür guten Elfenbein-Karton und erhielten jetzt von unserm Kunden die Nachricht, daß die Karten, die zum Teil noch fest verpackt in unseren ursprünglichen Paketen liegen, ein Aus sehen zeigen wie die einliegenden Muster. Der Elfenbein-Karton ist von einer guten Firma, wir verarbeiten ihn schon seit 10 Jahren. Die Muster in unserm Musterschrank haben alle ihr Aussehen be wahrt. Woran kann es liegen, daß diese Karten derart vergilbt sind .