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Nr. 13/1916 PAPIER-ZEITUNG 219 ■den Mittelmächten angewiesen ist, verspürte man während des Krieges vor Herstellung der Verbindung mit den Mittelmächten: die Zeitungen mußten ihren Umfang auf einen halben Bogen einschränken, und Schreibmaschinenpapier war nur schwer auf zutreiben. Tapeten werden zurzeit in den Balkanstaaten fast gar nicht verwendet. In den Wohnungen, Gasthöfen, Wirtschaften, öffentlichen Gebäuden der Balkanstädte sind die Zimmerwände durchweg gemalt, nicht tapeziert. Im Hinblick auf den Sommer erscheint dies sehr zweckmäßig, da dadurch den ortsüblichen Wanzen viele Schlupfwinkel genommen sind. Im Winter aber sind die tapetenlosen Wände wenig angenehm, denn das tapeten- iose Zimmer heizt sich ungleich schlechter als das tapezierte, es kühlt viel schneller aus. Man empfindet dies doppelt bei der leichten Bauart der Häuser und bei Heizvorrichtungen, die nur bis zu der Minute Wärme abgeben, in der das Feuer erlischt. Einige neue Häuser in Sofia haben Zentralheizung oder auch Kachelöfen, sonst aber trifft man nur winzige Oefen aus Eisen blech, die im Handumdrehen erkalten, oder gar nur nach türkischer Art offene Kohlenbecken im Zimmer. Wenn noch dazu die Inanspruchnahme aller Verkehrsmittel für Kriegs zwecke die Städte einem Mangel an Heizstoff aussetzt, so sehnt man sich umsomehr nach Tapeten, die das bischen Wärme, das man im Zimmer allenfalls herstellen kann, nicht so schnell durch die dünnen Mauern abziehen lassen und der Kälte von draußen das Eindringen etwas erschweren. Die deutschen Tapeten-Hersteller könnten also in den Balkanländern einen neuen Markt finden, wenn —■ die Bedenken ob des Ungeziefers verschwänden. Da aber erscheint der Krieg als großer Helfer! Der Krieg, der von den serbischen Gefangenen her die Balkanhalbinsel mit dem Flecktyphus bedroht, hat lebhaften und angestrengten Kampf gegen das Ungeziefer ge zeitigt. Zunächst gegen die Laus als Verbreiter des Flecktyphus. In ganz Groß-Bulgarien werden Entlausungsanstalten einge richtet. Man sucht also die Balkan-Halbinsel zu entlausen. Kann man sie auch noch entwanzen, dann ist ein gewaltiger Schritt vorwärts getan. Entlausung und Entwanzung sind für den Balkan nicht nur von gesundheitlicher, sondern auch von wirtschaftlicher Bedeutung. Der Balkan scheint berufen, als beliebtes Reise ziel teilweise das entfremdete Italien zu ersetzen. Er wird in dieser Richtung umso anziehender werden, je mehr die Furcht vor balkanischem Ungeziefer schwindet. Wäre es nicht denkbar, daß die deutsche Tapetenindustrie, um sich einen ganz neuen Absatzmarkt zu öffnen, als Kultur trägerin nach dem Balkan ginge und seine Entwanzung organi sieren hilfe? Nur ein entwanzter Balkan kann Tapeten brauchen! Der Muster-Reisende der deutschen Tapeten-Industrie müßte demnach der — Kammerjäger sein. Am Ende ließe sich auch eine wanzensichere Imprägnierung der Tapeten finden oder Durchsetzung des Tapetenkleisters mit einem Abwehrmittel gegen die Wanzen. Sicher wird man darüber schon oft nachgedacht haben; vielleicht verlohnte es aber doch, daß die deutsche Tapeten-Industrie sich einmal mit einem entsprechenden Preisausschreiben an die durch den Krieg so produktiv gemachten Erfinder-Köpfe in Deutschland wendet! Ein neuer Markt ist zu erobern und zugleich eine Kulturtat zu verrichten. Die Entlausung des Balkan ist vorangegangen, die Entwanzung muß folgen. Dann wird ein starker Strom europäischer Reisender sich in Friedenszeiten über das Land ergießen, es bereichern und zu einem kaufkräftigeren Markte machen. Kaufkräftig u. a. auch für die deutsche Tapeten- Industrie, die, um diesen Markt gewinnen zu können, teilhaben muß an der Befreiung des Balkans von den sechsbeinigen Mit bewohnern der menschlichen Behausungen. Arthur Dix Internationale Beziehungen der Lithographen, Steindruckerund Hrbeitnehmer verwandter Berufe Dem „Internationalen Bund der Lithographen, Steindrucker und verwandten Berufe" gehören folgende Landes-Verbände an: Graphischer Verband für Brasilien, die Verbände der Lithographen, Steindrucker usw. von Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Finland, Frankreich, Holland, Italien, Norwegen, Oesterreich, Schweden, Schweiz, Spanien und Ungarn. Leitung und Geschäfts führung des Bundes obliegen dem Sekretariat, das seit dem inter nationalen Kongreß in Kopenhagen 1907 seinen Sitz in Berlin hat. Es gibt das Mitteilungsblatt „Bulletin" in drei Sprachen (deutsch, englisch und französisch) heraus. Auch wird alljährlich durch Frage- bogen die Stärke und Leistungsfähigkeit der einzelnen Landes- Verbände ermittelt und das Ergebnis im „Bulletin" veröffentlicht. Vor einiger Zeit hat das Sekretariat an alle Landes-Verbände einen Fragebogen versandt, auf dem die Einwirkung des Krieges auf den Stand der einzelnen Verbände festgestellt werden sollte und in einem weiteren Fragebogen wird, wie jedes Jahr, der letzte Jahresbericht verlangt. Während von den meisten Landes-Ver bänden die Fragebogen ausgefüllt an das Sekretariat eingesandt wurden, hat die französische Organisation dies nicht getan, sondern ein Rundschreiben versandt, in dem beantragt wird, das inter nationale Sekretariat in ein neutrales Land zu verlegen und die internationalen Jahresberichte während des Krieges nicht erscheinen zu lassen. Das Sekretariat hat beide Anträge abgelehnt. Der Krieg wird als kein Hinderungsgrund in der Veröffentlichung der Jahres berichte angesehen, im Gegenteil müsse die Einwirkung des Krieges auf die einzelnen Verbände festgestellt und zur gegenseitigen Kenntnis gebracht werden. Und da die meisten Landesverbände die Berichte eingesandt haben, soll deren Veröffentlichung in der nächsten Nummer des „Bulletin“ erfolgen. Die Verlegung des internationalen Sekretariats mußte auf Grund folgender Be stimmung der Satzung abgelehnt werden: „Land und Ort, wo das Sekretariat seinen Sitz haben soll, werden vom Kongreß bestimmt." Und einen solchen jetzt während der Kriegszeit einzuberufen, ist unmöglich. Ebenso kann die gewünschte Urabstimmung nicht er folgen, da infolge des Krieges sich nur ein Teil der Organisations mitglieder an der Abstimmung beteiligen könnte. Nunmehr haben die Vorstände einer Reihe von Landes- Verbänden zu den französischen Anträgen Stellung genommen. Ihnen hat sich nur der belgische Verband voll angeschlossen. Der spanische erklärte sich wohl für die Verlegung, fand sich aber, da ihr die Satzung entgegensteht, mit der Belassung in Deutschland ab. Die Verbände von Deutschland, Norwegen, Oesterreich, Schweden und der Schweiz stellten sich voll auf den Standpunkt des internationalen Sekretariats. Der holländische Verband stimmte der Auffassung zu, daß über die Verlegung des Sekretariats nur ein internationaler Kongreß entscheiden könne. Und der englische Verband erklärte: Die Verlegung des Sekretariats müsse bis nach dem Kriege zur Erwägung zurückgestellt werden. Der französische Antrag sei jetzt nicht durchführbar, da zurzeit schwer ein neutrales Land für das Sekretariat gefunden werden kann. * * * Paraffiniertes Papier kleben Können Sie ein bewährtes Mittel nennen, um paraffiniertes Papier zu kleben ? Fabrik Einer unserer Mitarbeiter beantwortete eine fast gleich lautende Frage in Nr. 64 von 1912 auf Seite 2297 unter Angabe einer Lederleimlösung mit Zusatz von Chromalaun und Salpeter säure. Büchertisch Papier-Kalender für 1916. 30. Jahrgang. Von Wilhelm Pfaff begründet, von Heinrich Lohnes fortgeführt. Hellmuth Henkler's Verlag in Dresden. 2 Bände. Preis in Leinenband des 1. Teils bei freier Lieferung gegen Voreinsendung des Betrages 3 M. 25 Pf. Der Kalender zerfällt wie bisher in zwei Teile: I. das Technische Taschenbuch, II. das Adreßbuch sämtlicher Papier- usw. Fabriken der Erde. Der erste Teil wurde wieder von Herrn Willy Ebert in Charlottenburg zusammengestellt. Er enthält u. a. eine Uebersicht der deutschen Patente aus dem Gebiet der Papier-Industrie, be arbeitet vom Patentanwalt Alexander-Katz; Aufsätze über das Färben des Papiers, über Fangstoff-Anlagen, Angaben über die Herstellung verschiedener veredelter Papiere und über eine Holz abfall-Feuerung. Die deutschen Gebrauchsmuster auf dem Ge biete der Papierfabrikation vom Oktober 1914 bis September 1915 sind aufgeführt. Auf die Aufsätze folgen u. a. Angaben und Tafeln über Papierprüfung, -Verkauf und -Literatur, Maße und Gewichte, Post- und Telegraphen-Tarife, Zinsrechnung, Anzeigen, Bezugs quellen und Notizblätter. Einen besonderen Band bildet das 17 Bogen starke Taschen- Adreßbuch sämtlicher Papier- usw. Fabriken der Erde. Es ist für das Deutsche Reich bis September 1915 richtiggestellt worden und enthält auch Adressen deutscher und ausländischer Lumpen- und Hadernhändler, Bunt-, Chromo-, Paus-, Pergamentpapier- und Tapetenfabriken.