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218 PA PIER-ZEITUNG Nr. 13/1916 nur daß die einzelnen Arbeiten nicht mit Hilfe von Maschinen sondern mit der Hand vorgenommen wurden. Nach Rein zer schnitten die Japaner das in Bogenform befindliche Papier mit Hilfe eines mit der Hand geführten Messers in 2 bis 3 cm breite Streifen. Dabei wurde oben und unten, wie dies aus Bild 1. Streifenbildung im Papier Bild 1 deutlich zu erkennen ist, ein Rand gelassen, der wechsel seitig an beiden Seiten so zerschnitten wurde, daß ein endloses Band entstand. Dieses wurde auf einer Steinplatte mit der Hand zu einem runden Faden zusammengedreht und zwecks weiterer Verwendung aufgespult. Die japanische Papierstoffgarnindustrie befand sich in den Jahren um 1850 in voller Blüte, namentlich die Gewebe aus Shirioishi wurden gern und viel gekauft. Da führten die Eng länder die damals viel billigeren Baumwollgespinste ein und verdrängten damit die aus Papierstoffgarn hergestellten Ge webe. Um diese Zeit tauchten Papierstoffgarne in den amerika nischen Patentschriften auf. Der Amerikaner Robinson ließ sich 1862 ein Verfahren zur Herstellung von Garn schützen, das aus geschnittenen und zusammengedrehten Papierstreifen bestand und zu Geweben mannigfaltigster Art verwendet werden Bild 2. Gewebe nach der amerikanischen Patentschrift 36 484 sollte. Bild 2, eine der Patentschrift beigegebene Abbildung, zeigt, wie der Erfinder die Herstellung und Verwendung dieser Garne sich dachte. An dieses erste amerikanische Patent reihten sich in kurzer Zeit weitere an, die sich entweder mit den Ma schinen zur Herstellung der Garne, mit deren Verwendung und Veredelung befaßten, oder den Papierstoff in anderer Weise in der Textilindustrie verwenden wollten, z. B. für das Um wickeln eines Textilfadens oder Metalldrahtes mit einem Papier band. In Deutschland verwendete nach Forschungen des Ver fassers zuerst Claviez Papierstreifen in der Weberei (von 1875 an). In den deutschen Patentschriften erscheinen Papierstoff garne erst in den 1890 er Jahren. Namen wie Dr. Kellner, Kron, Claviez, Leinveber und andere mehr kehrten in den Patent- und Fachzeitschriften immer wieder und wieder. Der Grund gedanke dieser jetzt nicht mehr in Anwendung befindlichen Verfahren, die ausführlich in dem Werke des Verfassers ,.Papier stoffgarne und -gewebe"*) beschrieben und beurteilt sind, war, daß die für die Herstellung der Garne dienenden Streifen sofort auf dem Papiermaschinensieb entstanden. Das Teilen der ent- stehenden Papierbahn versuchte man auf die verschieden artigste Weise zu erreichen. Unter anderen ordnete man an: Dichte Stellen im Papiersieb. An diesen Stellen lagerten sich keine Stoffasern ab. Dabei verhüteten die eingewebten, etwas über den Drähten hervorstehenden Streifen das Aus fasern der entstehenden Papierstoffstreifen an den Seiten. Wasserspritzdüsen. Hierbei teilte das aus diesen Düsen hervorspritzende Druckwasser die Papierbahn. Deckelriemchen. Aus diesen auf dem Papiermaschinen sieb entstandenen Streifen wurde durch Nitschein, Runden, Kreppen oder Falten ein Vorgarn gebildet. (Zum Teil sind diese Arbeiten jetzt wieder eingeführt worden und werden daher bei Beschreibung des jetzigen Herstellungsganges Erwähnung finden.) Die Papiermaschine mußte bei dieser Streifen-Her stellung langsam laufen, die Menge der auf diese Weise her gestellten Bänder war also begrenzt. Schon deshalb konnten diese Verfahren dem neuen, das die Herstellung der Bänder von der Herstellung der Papierbahn trennt, in wirtschaftlicher Beziehung nicht standhalten. Schneidemaschinen arbeiten rascher als Papiermaschinen, somit tritt Steigerung der Menge der erzeugten Bänder ein. Fortsetzung folgt. Ein Fingerzeig für die deutschen Tapeten- Hersteller Eigenbericht aus Sofia. Nachdruck verboten Bei dem in Aussicht stehenden Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den Balkanstaaten wird auch die deutsche Papierindustrie auf dem Posten sein. Schon vor dem Bündnis fehlte es ihr nicht an Beziehungen zu Bulgarien, der heute führenden Balkanmacht. Obwohl die deutsche Papierindustrie in Bulgarien mit scharfem öster reichisch-ungarischem Wettbewerb zu kämpfen hatte, konnte sie doch namentlich in feiner Ware auf manchem Posten den ersten Platz einnehmen. Die bulgarische Einfuhrstatistik für das Jahr 1912 besagt darüber: Bulgariens Papier-Einfuhr 1912 in 1000 Leva (Frank) I. Pack-, Filtrier- und Kartonpapier aus 1000 Leva Oesterreich-Ungarn 288,4 Deutschland 40,0 insgesamt 385,5 II. Druck-, Schreib- und Zeichenpapier Oesterreich-Ungarn 1273,6 Deutschland 268,4 insgesamt 1571,2 III. Zigarettenpapier Oesterreich-Ungarn . insgesamt 385,2 IV. Alben, Geschäftsbücher u. dgl. Deutschland 150,3 Oesterreich-Ungarn 113,3 insgesamt 295,3 Der nach dem Kriege zu erwartende Aufschwung des Wirt schaftslebens in Groß-Bulgarien, das Festerknüpfen der deutsch bulgarischen Handelsbeziehungen und die stärkere Benutzung des Donauweges werden auch dem deutschen Papierfach zu gute kommen. Wie sehr Bulgarien auf den Papierbezug aus *) Verlag von Berg & Schoch, Berlin SO 16.