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Verein der Zellstoff- und Papier- Chemiker Unser Mitglied, Herr Paul Exner, Chemiker der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a. Rhein, ist auf dem Schlachtfelde gefallen. Ehre seinem Andenken! Verein sächsischer Pappenfabrikanten Dieser Verein hielt am 2. Februar in Chemnitz seine Haupt versammlung ab. Einleitend begrüßte der Vorsitzende, Herr Weißenborn, die Anwesenden und gab seiner Freude über das zahlreiche Erscheinen der Mitglieder sowie über die in erfreulicher Zahl vorliegenden Neuanmeldungen Ausdruck. Der Verein habe sich in der jetzigen Zeit als besonders nützlich erwiesen. Den sodann erstatteten Vorstandsbericht nahm die Versammlung zur Kenntnis. Ein Mitglied regte an, den neu Eingetretenen besondere Eintrittsverpflichtungen aufzuerlegen. Herr Holtz- hausen sprach gegen solche Maßnahme, die gegen die Satzungen verstoßen würde; auch müsse man jeden Mitgliederzuwachs begrüßen, solle also den Beitritt nicht erschweren. Herr Irmscher von der Firma Zacharias (Pirna) wurde zum Verwaltungsausschußmitglied gewählt. Der Beitrag für jede einfache Pappenmaschine wurde wie bisher auf 10 M., für jede Langsieb- und Kartonmaschine auf 50 M. festgesetzt. Der Verein besitzt ein Vermögen von 4869 M. Wie Herr Holtzhausen mitteilte, sind 2500 M. verfügbar. Er empfahl, einen Teil davon in Kriegsanleihe anzulegen. Die Versammlung war damit einverstanden. Bei der Besprechung der Geschäftslage erwähnte Herr Weißenborn, daß sich die Preise seit der letzten Versammlung ■etwas gebessert haben, und fragte an, ob man heute wieder zu einer Aenderung der Preise schreiten wolle. (Zurufe: Nein!) Herr Holtzhausen versprach sich nicht viel von der Altpapier sammlung des Roten Kreuzes in der jetzt vorgesehenen Form. Man täte besser, wie bei der Wollwoche einen bestimmten Tag zur Abholung des alten Papiers festzusetzen; freiwillig zur Ab lieferungsstelle würden nur wenige kommen. Herr Irmscher regte an, mit entscheidenden Beschlüssen über die Preisfrage zu warten, bis der Verband deutscher Pappen fabrikanten seine Höchstpreise festgesetzt hat. Herr Weißenborn und Herr Holtzhausen führten aus, daß an Festsetzung von Preisen nicht gedacht sei, man wolle sich nur über die Spannung zwischen den Preisen für Rohstoffe und Fertigfabrikate einigen. Herr Obenauf hielt es für das Beste, die Festsetzung der Preise im Rundschreiben Herrn Holtzhausen und Herrn Weißenborn zu überlassen. Herr Kommerzienrat Bretschneider führte aus, daß seiner Ansicht nach keine Holznot bestehe und noch weniger zu befürchten sei. Herr Obenauf hielt die Ausführungen des Kommerzienrats Bretschneider nicht für alle Bezirke für zu treffend und stellte den Antrag, der Verein möge die maß gebenden königlichen und privaten Forstverwaltungen ersuchen, durch umfangreichere Baumfällungen einer Holznot vorzu beugen. Die Versammlung nahm den Antrag an. Ein Mitglied sprach den Wunsch aus, daß in den Rundschreiben des Vereins die Holzschliff- und Altpapierpreise weggelassen werden. Herr Holtzhausen erwiderte hierauf, in dem Rundschreiben seien diese Preise nicht vermerkt, sondern nur die allgemeine Spannung zwischen diesen und den Fabrikatpreisen. Er glaube nicht recht, daß das die Geschäfte erschwere. Um den Mitgliedern den Bezug von Metallen zu erleichtern, empfahl ihnen Herr Holtzhausen die sofortige Anmeldung zum Verein Deutscher Papierfabrikanten. Auf die Anfrage aus der Versammlung, wie sich der Vorstand zu dem Antrag des Vereins deutscher Pappenfabrikanten beim Kriegsministerium, alle Papierabfälle zu beschlagnahmen, stelle, erklärte Herr Holtz- hausen, daß eine solche Beschlagnahme seiner Ansicht nach nicht durchführbar sei und wohl auch nicht angenommen würde. Herr Obenauf hielt es für unmöglich, heute zu diesem Schritte, dessen Gründe man nicht kenne, Stellung zu nehmen. Herr Kommerzienrat Bretschneider wies auf die Wichtigkeit dieser Angelegenheit hin und schlug vor, daß sich die Lederpappen fabrikanten, die anderen Pappenfabrikanten und die Fabrikanten, die Papierabfälle verarbeiten, getrennt über diese Frage be sprechen. Der Vorschlag wurde gutgeheißen, und die Haupt versammlung hierauf geschlossen. Die Fabrikantengruppen hielten getrennt Besprechungen ab. pk. August Lenssen Zu einer schlichten, aber eindrucksvollen Feier versammelten sich am 31. Dezember 1915 die Inhaber, die Beamten und Vertreter der Arbeiterschaft der Firma J. W. Zanders in Bergisch-Gladbach im Beratungssaal des Verwaltungsgebäudes, um sich von ihrem langjährigen Teilhaber und Leiter, Herrn August Lenssen, zu ver abschieden, der an diesem Tage nach mehr als 57 jähriger Tätigkeit im Hause J. W. Zanders von den Geschäften zurücktrat und aus der Firma schied. Herr Lenssen war 20 Jahre alt, als er am 1. Oktober 1858 in die Dienste der Firma trat als kaufmännischer Beamter der Bütten papierfabrik Schnabelsmühle, der Stammfabrik des heutigen großen Unternehmens. Sein Eintritt fiel in die Zeit, in der sich die Um wälzungen in der Papiermacherei vorbereiteten, die diese Kunst aus dem kleinen handwerksmäßigen Betrie. in die Großindustrie überleiten sollten. Kurz vor seinem Eintritt war die erste Dampf maschine, eine 80-pferdige Wolfsche Balanciermaschine mit für unsere heutigen Begriffe riesigen Aomessungen in Betrieb gekommen, die dem Fabrikanten schwere Sorgen und Arbeit verursachte. Der junge Kaufmann verwandte seine freie Zeit, um sich mit den Ge heimnissen der „Feuermaschine” vertraut zu machen, und so ka es, daß er sich bald im Betriebe nützlich und unentbehrlich zu machen wußte. Als im Jahre 1860 die erste Papiermaschine in der Schnabels mühle aufgestellt wurde, und es dem für diesen neuen Betriebszweig angestellten Betriebsleiter nicht gelang, diese neuzeitliche Ma schine in Betrieb zu bringen, mußte sich der damalige Leiter des Hauses, Herr Richard Zanders sen., in Gemeinschaft mit Lenssen dieses neuen Betriebes annehmen, und ihnen gelang es auch bald, verkaufsfähige Ware herzustellen. In der Folge wurde Herr Richard Zanders durch seine Geschäfts reisen und seine sonstige Tätigkeit, die ihn viel von Gladbach fern hielt, von der Betriebsleitung abgezogen, so daß diese in die Hände des Herrn Lenssen überging, dem aufopfernde Pflichterfüllung und nie ermüdende Arbeitskraft das volle Vertrauen seines Ge- schäftsberrn sicherten. 1865 eifolgte sehr erhebliche Erweiterung des Geschäftsbetriebes durch den Erwerb der benachbarten Fabrik Gohrsmühle. In dieser wurde eine zweite Papiermaschine aufgestellt, zu deren Versorgung mit Rohstoffen Erweiterung der Lumpensortierung und Ver arbeitung erforderlich wurde. Sehr bald erkannten aber die Leiter des Unternehmens, daß bei der bedeutend vergrößerten Papier erzeugung die Beschaffung der Rohstoffe immer schwieriger wurde, und deshalb erbauten sie mit einem für die damaligen Verhältnisse überraschenden Wagemut eine Strohzellstoff-Fabrik. Ein harter Schlag traf die aufstrebende Firma, als ihr im Kriegsjahre 1870 der Chef des Hauses, Herr Richard Zanders, durch den Tod entrissen wurde. Seine Witwe, Frau Maria Zanders geb. Johanny, übernahm, gestützt auf die treuen Dienste und die reichen Erfahrungen des Herrn Lenssen, die Leitung des Unter nehmens, dem dieser nunmehr als technischer Leiter vorstand, während Herr Westphal, der 1865 in die Firma eingetreten war, die kaufmännische Leitung übernahm. Eine Zeit schweier Sorgen kam über die tapfere Frau, und die große Verantwortung steigerte sich noch durch den Erwerb der Fabrik Dörnbach im Jahre 1876, als, nach dem auf den Krieg fol genden Aufschwung, sich schwerer wirtschaftlicher Rückschlag einstellte. Aber unverzagt hielt Herr Lenssen durch, und dankbar erkannte Frau Maria Zanders seine treue Mitarbeit daduich an, daß sie ihn als Teilhaber aufnahm. Arbeits- und sorgenreiche Jahre folgten. 1885 traten die beiden Söhne von Frau Zanders, Richard und Hans Zanders, in die Firma. Damit begann eine neue kraftvolle Entwickelung, die das Unter nehmen seiner heutigen Größe und Bedeutung zuführte. Wenn auch mit den Jahren die Arbeitslast sich häufte, blieb doch Herr August Lenssen die nie ermüdende Seele des Betriebes. Früh der erste und abends der letzte war er tätig, und das Schicksal sorgte dafür, daß er nicht nachlassen konnte in seiner unermüdlichen Tätigkeit, um sie auf jüngere Schultern abzuwälzen: 1906 riß der Tod jäh den einen der Brüder, Herrn Richard Zanders, mitten aus seiner Tätigkeit heraus. Wie hoher Wertschätzung sich Herr Lenssen nicht nur von seifen des Hauses Zanders, sondern auch der Gladbacher Bürgerschaft erfreute, zeigte die Feier seines 50 jährigen Geschäftsjubiläums am 1. Oktober 1908, das unter der Teilnahme aller Schichten der Bevölkerung gefeiert wurde. Als im Jahre 1914 der furchtbare, unser ganzes Wirtschafts leben erschütternde Krieg ausbrach, war eines der ersten Opfer Gladbachs der Teilhaber des Hauses Zanders, Herr Christoph v. Andreae, der von feindlicher Kugel getroffen, sein Leben für das Vaterland gab. Treu stand auch jetzt noch Herr Lenssen mit seinen 78 Jahren Herrn Kommerzienrat Hans Zanders zur Seite. Aber es war wohl der schwerste Schlag in dem langen, arbeitsreichen