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Nr. 10/1916 PAPIER-ZEITUNG 159 Mehr als alle übrigen Länder hat Finland diese Lage des russischen Papiermarkts ausgenutzt, woher die Papiereinfuhr nach Rußland in den letzten Jahren ungeachtet des auf das finländische Papier festgesetzten Zolles fortgesetzt zunahm. Die Papiereinfuhr aus Finland deckt, wenn man sie mit der Erzeugung der russischen Fabriken vergleicht, den größten Teil des Bedarfs Rußlands, wie nachfolgend ersichtlich ist: Papier ¬ Papiereinfuhr aus Jahr herstellung in Rußland Finland v. H. Millionen Pud 1900 .... 10,4 1,3 16,7 1905 .... 12,5 3,3 26,4 1908 .... 14,5 4,3 28,0 1910 .... 16,0 5,4 33,7 1912 .... 18,5 7,5 35,1 Finland verdankt seine gesteigerte Papierausfuhr hauptsächlich der Organisation des Absatzes und zum Teil auch seinen niedrigeren Preisen. Das finländische Papier ist nicht nur in den großen Städten Rußlands in der Nähe von Finland verbreitet, sondern auch im Süden wie in Kiew, Charkow, Odessa, in vielen Wolgastädten und sogar in Sibirien bis nach Irkutsk und Wladiwostok. Seit Beginn des Krieges nimmt hauptsächlich die /inländische Ausfuhr von Zellstoff nach Rußland zu, während die Ausfuhr von fertigem Papier langsamer steigt. So sind vom 1. Januar bis 1. Ok tober aus Finland nach Rußland folgende Mengen dieser Erzeugnisse eingeführt worden: Papier aller Art (darunter auch Packpapier), Jahr mit Ausnahme Zellstoff von besonders benanntem Tausend Pud 1913 . 5539 173 1914 5606 315 1915 6605 1843 Die besonders starke Einfuhr von Zellstoff findet ihre Erklärung darin, daß in Rußland im Jahre 1915 der Betrieb der beiden größten Zellstoffabriken, die etwa 7,5 Mill. Pud von den in ganz Rußland erzeugten 10,5 Mill. Pud herstellten, aufgehört hat. Auch in den in Betrieb befindlichen Fabriken mußte die Herstellung von Zell stoff wegen Mangels an Schwefel, Schwefelkies usw. vermindert werden. Diese und andere Umstände haben auf die Verminderung der Herstellung von fertigem Papier eingewirkt. Infolgedessen war vom Verbände der russischen Papierfabrikanten Ermäßigung des Zolles auf aus Finland nach Rußland eingeführten Zellstoff beantragt worden. Ob jedoch die gesteigerte Einfuhr von fertigem Papier aus Finland das Verlangen der russischen Fabrikanten nach Erhöhung des Zolles (das Ansuchen ist mittlerweile abgelehnt worden) recht fertigte, war fraglich, denn die russischen Fabriken können die Nachfrage nicht decken, die fortgesetzt stärker wird und die Papier preise in die Höhe treibt. Auch fragt es sich, ob gegenwärtig ein er höhter Zoll auf Papier imstande sein könnte, die Einfuhr aus Finland aufzuhalten und zugleich die Papiererzeugung in Rußland zu fördern. Eine Zollerhöhung dürfte zu nichts führen. Das erkennt auch der Verband der Papierfabrikanten an, indem er darauf hinweist, daß man jetzt auf Erweiterung der bestehenden und auf den Bau von neuen Holzschleifereien und Zellstoffabriken nicht rechnen könne angesichts der Schwierigkeiten in der Herbeischaffung von Schwefel, Schwefelkies und von anderen für diese Fabrikation erforderlichen Erzeugnissen aus dem Ausland; sie aus Rußland zu beziehen, werde in nächster Zeit kaum zu erwarten sein. Noch weniger könne man für die Papierfabrikation Maschinen, Siebe, Filze usw. erhalten, die bisher aus dem Ausland bezogen wurden. Auch fehle es an Rohstoffen und Arbeitskräften. Demnach kann man sich wohl der in der Sitzung der typo graphischen und lithographischen Abteilung der Fabrikanten aus gesprochenen Meinung anschließen, daß Erfüllung des Gesuchs der Papierfabrikanten um Zollerhöhung das russische gedruckte Wort schwer belasten würde. Darunter würde nur der russische Verbraucher leiden; die Einfuhr von finländischem Papier würde angesichts der gesteigerten Nachfrage nach Papier nicht abnehmen. Wenn auch in Rußland die Herstellungskosten stärker zugenommen haben als in Finland, so sind sie doch nicht in dem Maße gestiegen wie die Preise für das Papier. Der Grund für die übermäßige Preis steigerung muß daher in der Vereinbarung der Papierfabrikanten gesucht werden. Der Zoll auf Papier spielt bei den gegenwärtigen Preisen nur geringe Rolle. Bedeutend größeren Nutzen wird der Papierfabrikation die festgesetzte Herabsetzung des Zolles auf Zellstoff aus Finland bringen. Aber auch viele andere Schwierigkeiten der Papierfabriken müßten beseitigt werden, teils durch die Fabrikanten selbst, teils auch mit Hilfe der Regierung. Nach Beendigung des Krieges werde man z. B. besondere Aufmerksamkeit richten müssen einerseits auf verstärkte Herstellung von Holzschliff und Zellstoff und von solchen Gegenständen wie Schwefel, Schwefelkies, Kaolin u. dgl. m., die man in ausreichenden Mengen in Rußland selbst haben könne, anderseits auf die Herstellung von Maschinen an Ort und Stelle und von sonstigen Ausrüstungsgegenständen, die zur Papier- Herstellung erforderlich sind. Eine nicht weniger wichtige Rolle in der Entwicklung der Papiererzeugung Rußlands würde endlich auch eine richtige Organisation des Handels mit Schreibpapieren sowie eine Organisation spielen, die hauptsächlich den Zugang von ein geführten Waren auf die inneren russischen Märkte erleichtert. (Nach dem Amtsblatt des russ. Handelsministeriums) New Yorker Papiermarkt New York, im Januar Der Papiermarkt ist durchweg außerordentlich fest. Die An häufung von Waren auf den Eisenbahnstationen und in den Ausfuhr häfen hält leider immer noch an und erschwert den Verkehr außer ordentlich. Die bis jetzt eingeführte Maßnahme der Eisenbahn verwaltungen, wonach sie die Annahme bestimmter Güter ab lehnen, hat noch keinen Erfolg gehabt. Farbige Papiere werden von den Großhändlern erst verkauft, nachdem sie sich durch Rück frage bei ihren Fabriken vergewissert haben, daß diese Farben auch vorrätig sind, was in den meisten Fällen nicht der Fall ist. Sattgefärbte Papiere erzielen unglaublich hohe Preise, und selbst leichtgetönte Papiere sind im Preise auch stark gestiegen. Die Zeitungspapierfabriken erhalten viele Anfragen für das Ausland zu hohen Preisen, können jedoch diese nicht befriedigen, weil der inländische Verbrauch schon größer ist als die heimische Erzeugung von Zeitungspapier. Seidenpapier ist im Preise gestiegen und in Kraftpapier herrscht schon eine Notlage, da Kraftstoff kaum zu be schaffen ist. Die Preise von Kraftpapier sind so gestiegen, daß viele Verbraucher zum Verbrauch von Braunholzpapier über gegangen sind. Infolgedessen sind die Braunholzpapierfabriken bei hohen Preisen stark beschäftigt. Aehnliches gilt für Sulfitstoff- Packpapiere. Die Tütenpreise sind fester geworden, man erwartet deren Steigen. Die Preise von Bücherpapieren und andern Fein papieren haben sich noch nicht geändert, aber auch die Stimmung dieses Marktes bessert sich ein wenig. Der Pappenmarkt ist etwas flauer geworden, weil die, Weihnachts- und Neujahrs-Feiertage und die darauf folgende Bestandsaufnahme deren Verbrauch verringert haben. Papierstoffmarkt Kristiania, 29. Januar 1916 Der Holzschliffma,rkt ist lebhafter geworden, und die Preise haben sich merklich gefestigt. Der Zellstoffma.rkt ist außerordentlich fest. Es wurden sogar 400 Kr. für die Tonne = 1016 kg gebleichten Sulfitstoffs gefordert, jedoch wurde dieser Preis noch nicht bewilligt. Sonst haben die zuletzt gemeldeten Preise keine Veränderung erfahren. Stockholm, 26. Januar 1916 Holzschliff. In der letzten Woche wurde die Marktstimmung noch fester, obwohl die Verkäufe nur gering waren. Feuchter Stoff (50 v. H.) verkauft sich zu 48 bis 50 Kr. die Tonne von 1016 kg netto fob Hafen der Westküste, trockener Stoff für 110 bis 112 Kr. die Tonne unter gleichen Bedingungen. Holzzellstoff. Die schwedische Regierung hat am 20. Januar die Ausfuhr von- Holzzellstoff verboten. Diese Verordnung kam sehr unerwartet, deshalb ist es schwer zu sagen, welche Wirkung sie haben wird. Das Verbot mag hauptsächlich die britischen und französischen Papiermacher schädlich berühren, falls es ihren Regierungen nicht gelingt, die nötigen Ausfuhrerlaubnisse dadurch zu erlangen, daß sie als Gegendienst andere nötige Waren nach Schweden senden. Mehrere Aufsätze in der britischen Presse zeigen an, daß England die Größe der Schwierigkeit erkennt, die in dem Ausfuhrverbot für sie liegen kann, aber es wird hauptsächlich von der Haltung der britischen Regierung abhängen, wie das Ausfuhr verbot gehandhabt wird. Affärsvärlden London, 21. Januar 1916 Der Markt für Holzzellstoff bleibt stetig bei allgemeiner Neigung der Preise zum Steigen. Der Holzschliffmarkt ist fest, die Preise behaupten sich gut. New York, 5. Januar 1916 Obwohl sich der Holzschliifma.rkt etwas gebessert hat, ist er immer noch nicht befriedigend. Die Anfragen mehren sich immerhin, und der niedrige Wasserstand hält im Norden der Vereinigten Staaten an. Da die Papierfabriken voll beschäftigt sind, erwartet man baldige Besserung der Marktlage. Auch für die Ausfuhr liegen Anfragen vor. Sulfitstoff. Der Markt für ungebleichten Stoff ist fest bei steigender Preisrichtung. Die Nachfrage für Vorräte ist stark, aber die Verbraucher wollen die geforderten Preise noch nicht bezahlen. Aus Skandinavien wird nur wenig eingeführt. Lebhafte Nachfrage herrscht für kanadischen Stoff, doch ist dort das Angebot einge schränkt, da das Wenige, was für die Ausfuhr erübrigt werden kann, nach England geht. Auf dem Markte für gebleichten Sulfitstoff herrscht rege Nach frage. Die Vorräte sind sehr knapp. Chlorkalk ist teuer und schwer zu erhalten. Man bezahlt dafür bis 13 Cent das englische Pfund (das ist nach heutigem Kurse gegen 1 M. 50 Pf. das Kilo); der Preis ist also auf das Zehnfache des vor dem Kriege üblichen gestiegen. Man rechnet damit, daß der Preis für gebleichten Sulfitstoff auf 6 Cent das englische Pfund steigen wird. Sulfat- und Kraftstoffe sind in starker Nachfrage und sehr schwer zu erhalten. Vom Auslande kommt nichts, die Preise sind überaus hoch und scheinen noch höher gehen zu wollen.