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Der Wortlaut der Bekanntmachung mit dem Verzeichnis der Bezugsquellen für Neumetalle und der Kaufberechtigten für Alt metalle ist in Nr. 6 der Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker, Leipzig, abgedruckt. Wirtschaftliche Lage der deutschen Zeitungen Eine nach Berlin einberufene, von mehr als 300 Mitgliedern aus allen Teilen Deutschlands besuchte außerordentliche Haupt versammlung des Vereins deutscher Zeitungsverleger beschäftigte sich am 23. Januar eingehend mit der überaus ernsten Lage der deutschen Zeitungen. Im Vordergrund der Erörterung stand die Papierfrage. Es wurden folgende Entschließungen gefaßt: I. Um die bereits eingetretenen Schwierigkeiten bei der Be schaffung von Zeitungsdruckpapier nicht zu einer Papiernot aus arten zu lassen, beauftragt die heutige außerordentliche Haupt versammlung des Vereins deutscher Zeitungsverleger den Vorstand, unverzüglich mit der Reichsregierung in Verbindung zu treten, um diese zu veranlassen, im Einvernehmen mit dem Vorstande des Vereins deutscher Zeitungsverleger und nach dessen Vor schlägen auf dem Verordnungswege eine zweckentsprechende Ein schränkung des Verbrauchs von Zeitungsdruckpapier während der Kriegsdauer herbeizuführen. II. Die heutige außerordentliche Hauptversammlung des Vereins deutscher Zeitungsverleger beauftragt den Vorstand, den Herrn Reichskanzler zu bitten, gemeinsame Verhandlungen zwischen den deutschen Zeitungsdruckpapierfabrikanten und den deutschen Zeitungsverlegern unter Leitung der zuständigen Regierungsstelle zu veranlassen, um für die Zukunft Verkaufspreise für Zeitungs druckpapier festzusetzen, die ungestörtes Forterscheinen der deut schen Zeitungen ermöglichen. Gleichzeitig beauftragt die außer ordentliche Hauptversammlung den Vorstand, die Bestrebungen der deutschen Druckpapierfabriken zur Aufrechterhaltung ihrer Betriebe mit allem Nachdruck zu unterstützen. III. In der Oeffentlichkeit, selbst bei einer großen Anzahl von Behörden, ist die irrige Auffassung verbreitet, daß die Zeitungs verleger durch die bei einzelnen Blättern während des Krieges ein getretene Steigerung der Auflage mehr oder weniger hohe Ge schäftsgewinne erzielt hätten. Es wird ganz übersehen, daß die Ein nahmen aus dem Anzeigengeschäft, die das finanzielle Rückgrat jeder deutsehen Zeitung bilden, ausnahmslos stark, ja in vielen Fällen um mehr als die Hälfte zurückgegangen sind. Dabei sind die Ausgaben für die Herstellung der Zeitungen, insvesondere des redaktionellen Teiles, außerordentlich gestiegen, so daß sich das Zeitungsgewerbe durchweg in einer Notlage befindet. Eine ganze Anzahl von Zeitungen sind daher seit Ausbruch des Krieges zum Erliegen gekommen und haben ihr Erscheinen eingestellt. Dieser Bericht wurde allen Tageszeitungen zur Veröffentlichung gesandt. Papier-Abschluß Im Januar 1915 bestellte ich bei einem hiesigen Großhändler etwa 800 000 Bogen gelb und 400 000 Bogen rosa Umschlag unter der Bedingung, daß das Papier im Laufe des Jahres 1915 abgerufen werde und die Lieferung in Raten von 40—50 000 Bogen zu er folgen habe. Der Abruf erfolgte in der letzten Zeit wegen Verkehrs stockungen 2—3 Wochen vor der Lieferung. Von dem gelben Papier habe ich im Laufe des Jahres 1915 405 000 Bogen und von rosa 248 000 Bogen abgerufen und abgenommen. Den Rest von 395 000 und 152 000 Bogen rief ich am 30. und 31. Dezember 1915 zur späteren Lieferung ab. Mein Lieferer lehnt es ab, auf Grund meines Abrufes weiter zu liefern, da er nicht verpflichtet sei, mir das Papier für das Jahr 1916 zu liefern. Auch arbeite seine Fabrik im neuen Jahre farbiges Papier nicht mehr. Er erklärte sich aber bereit, noch etwa 100 000 Bogen von dem gelben Papier zu etwas erhöhtem Preise zu liefern. Ist der Lieferer verpflichtet, den Rest, den ich Ende 1915 ab gerufen habe, zu liefern ? Papier- Verarbeiter Papierabschlüsse werden in der Regel auf ein Jahr gemacht, auch wenn dies im Abschluß nicht eigens bemerkt ist. Im vor liegenden Abschluß ist angegeben, daß die Ware bis Jahres schluß bezogen werden muß. Trotzdem ist das Geschäft unseres Erachtens kein Fixgeschäft im Sinne des Handelsgesetzbuches, wenn im Abschluß nicht festgesetzt ist, daß der Vertrag bei Nichteinhalten der Abrufsfrist erlischt. Deshalb mußte dem Fragesteller, obwohl er am Ende des Jahres noch mit der Ab nahme im Rückstände war, innerhalb einer angemessenen Frist auf seinen Wunsch der Rest geliefert werden. Allerdings ist es üblich, daß die Abrufsmengen sich womöglich gleichmäßig auf die Abrufszeit verteilen. Da aber im obigen Falle der Frage steller ungenügend abgerufen hat, so wäre es Pflicht des Lieferers gewesen, ihn unter Androhung der Minderung der Liefermenge und Gewährung einer entsprechenden Nachfrist zu rascherem Abruf aufzufordern. Wenn die Papierfabrik, mit der die Groß handlung abgeschlossen hat, das Papier nicht mehr liefern kann, so ist die Großhandlung von dem Vertrag nicht ohne weiteres entbunden. Dies wäre erst der Fall, wenn nachgewiesen würde, daß keine andere Papierfabrik solches Papier zurzeit herstellen und liefern kann oder will. Berliner Kriegsausstellung Das Zentralkomitee vom Roten Kreuz hat mit Unterstützung des preußischen Kriegsministeriums in den Ausstellungshallen am Zoologischen Garten in Berlin eine Ausstellung von erbeutetem Kriegsgerät und anderen auf den gegenwärtigen Krieg bezüglichen Gegenständen veranstaltet, die auch Erzeugnisse des Buchdrucks und der graphischen Künste in großer Anzahl zeigt. Was hier an Kanonen, Mörsern, Maschinengewehren, Minenwerfern, Handfeuer waffen, Geschossen, Torpedos, Bagage- und Krankenwagen, Feld küchen und Feldbäckereien, Panzer- und Rennautomobilen, Flug zeugen, Sattelzeugen, Pferdegeschirren, Musikinstrumenten, lebens großen Wachsfiguren in der Bekleidung und Ausrüstung der eigenen Truppen und der Feinde zusammengetragen wurde, gibt ein Bild von den Ereignissen und Schrecken des Krieges, zumal viele Gegen stände, wie zersprengte Kanonenrohre, zerschossene Automobile, zerbeulte Musikinstrumente, zerbrochene Flugzeuge, die Spuren des Kampfes an sich tragen. So ist an einem englischen Flugzeug die Oeffnung zu sehen, die die Schrapnellkugel in das Gehäuse des Führers schlug, und die Seitenwände zeigen die Blutspuren der Verwundung. Ein anderer, mehrere hundert Blätter umfassender Teil der Ausstellung enthält die amtlichen, zumeist in mehreren Sprachen abgefaßten Verordnungen, Bekanntmachungen und Aufrufe der deutschen Befehlshaber in besetzten Landesteilen. Zwei neben einanderliegende Kriegsurkunden stammen aus Mülhausen im Elsaß. Am 21. August 1914 machte der Bürgermeister auf Befehl des französischen Kommandeurs bekannt, daß die Pariser Zeitrechnung eingeführt sei; schon am 26. August aber wurde auf Anordnung des deutschen Oberbefehlshabers wieder die mitteleuropäische Zeit eingeführt. Recht ansehnlich ist die Zahl der Feldpostzeitungen, die zum Teil in Felddruckereien hergestellt werden. Daß man dort nicht nur nüchterne Bekanntmachungen anfertigt, zeigen die sauber ausgeführten Drucksachen für Festlichkeiten und andere öffent liche Veranstaltungen. Englische und französische Werbeplakate für das Heer und die Marine weichen in Form und Inhalt wesentlich voneinander ab. Bei den französischen ist der Wortlaut sachlich, die Ausstattung geschmacklos, bei den englischen hat man den oft recht rohen Wortlaut in ein ansprechendes Gewand gekleidet. Das; königliche Münzkabinett hat neben einer großen Menge von Denk münzen auch einige Hundert Stück verschiedenes in der Kriegs- und Kleingeldnot von Staats- und Gemeindebehörden sowie von einigen großen Werken ausgegebenes Papiergeld zur Schau gestellt. Einige dieser Wertpapiere wurden angemessen ausgestattet, andere, selbst solche im Werte von drei Mark, bestehen aus einem Stückchen farbiger Pappe mit wenigen Schriftzeilen in Schwarzdruck. Reichliche Vermehrung haben im Kriege die Briefmarken er fahren; vielfach wurden hier durch den schwarzen Ueberdruck „Belgien" oder „Russisch-Polen" neue Aushilfsmarken geschaffen; auch die Gefangenenlager haben eigene Briefmarken. Einen über raschend großen Umfang hat- die Kriegsliteratur angenommen; sie ist in der gedrängten Aufmachung der Ausstellung kaum zu übersehen. Besser zugänglich sind die reichlich vertretenen graphi schen Kunstblätter. Für diese wie für alle Literaturerzeugnisse ist eine Verkaufsstelle eröffnet. In einer photographischen Abteilung werden außer den Bild nissen unserer und der feindlichen Heerführer die Bilder versenkter Schiffe, von Lazaretten und Gefangenenlagern, durch den Krieg bekannt gewordener Städte und anderer Kriegsschauplätze sowie der deutschen Bäder im Kriege vorgeführt. Eine Sonderausstellung der Firma Godet & Sohn in Berlin gibt Gelegenheit, alle preußischen und die Orden sämtlicher deutschen Bundesstaaten wie auch dei' uns verbündeten Reiche zu besichtigen. Lebhafte Beachtung der Besucher findet eine Verkaufsstelle, an der auf den Schlachtfeldern gesammelte Sprengstücke von den verschiedenartigen Geschossen zu mäßigen Preisen abgegeben werden und willig Käufer finden. Der Erlös dafür wie der Ertrag der ganzen Ausstellung soll der Liebestätigkeit des Roten Kreuzes nutzpar gemacht werden. Druckpreis-Erhöhung. Das Ministerium des Kirchen- und Schulwesens in Württemberg hat für den . 1916 notwendigen Neu druck der Lesebücher und der Fibel für die evangelischen Volks schulen eine Preiserhöhung zugestanden, die vom Verlag gefordert wurde. — s —