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Herr Bergmann spricht die Vermutung aus, daß möglicher weise ein gesetzhcher Zwang zur Mitarbeit der Industriellen- Verbände eintreten werde. Auf Antrag des Herrn Direktor Kraemer wird beschlossen, zunächst abzuwarten, ob ein Zwang seitens der Behörden sich geltend machen wird oder nicht. 5. Beschwerden über die Briefordner-Konvention. Von mehreren Mitgliedern des Kriegsausschusses werden eingehende Mitteilungen über das Vorgehen der Briefordner- Konvention gegenüber ihren Abnehmern gemacht, wobei ins besondere Beschwerden über Preissteigerungen der Konvention „mit rückwirkender Kraft” und „Bestrafungen” derjenigen Abnehmer, die die erhöhten Preise nicht bewilligen wollen, zur Sprache gebracht werden. Um jeden Vorwurf eines einseitigen Vorgehens auszu schalten, wird auf Antrag der Herren Fraenkel, Kraemer und Schneider beschlossen, daß einer der in Betracht kommenden Kleinhandels-Verbände eine schriftliche Beschwerde über den Briefordner-Verband einreichen soll, die dann der Briefordner- Konvention zur Rückäußerung eingesandt werden soll. Herr Schneider wird dafür sorgen, daß diese schriftliche Beschwerde alsbald dem Kriegsausschuß für das deutsche Papierfach über mittelt wird. 6. Kriegs-Wohlfahrts-Karten. Herr Direktor Kraemer führt aus, daß man einem großen Teil der Händler, und zwar sowohl Groß- als Kleinhändler, den Vorwurf nicht ersparen könne, daß sie bei dem Vertrieb von Kriegs-Wohlfahrts-Karten versagt haben. Vielfach sei die Polizei bei der Kontrolle der Wohlfahrtskarten teilweise so rücksichtslos vorgegangen, daß die Händler geschädigt oder wenigstens von einer großen Abneigung gegen alle Wohlfahrtskarten erfaßt worden wären. Im allgemeinen aber wollten sich die Händler kreise mit dem angesichts des wohltätigen Zweckes hoch genug gegriffenen Gewinn an dem Absatz der Karten nicht begnügen, was im vaterländischen Interesse entschieden zu bedauern sei. Diesen Ausführungen wird von Seiten der Herren Braun warth, Krügel und Fraenkel namens der Kleinhändler wider sprochen. Herr Braunwarth weist insbesondere darauf hin, daß die Vorwürfe des Herrn Direktor Kraemer für Bayern jedenfalls nicht zutreffend seien. Herr Krügel gibt zu, daß in Berlin die Verhältnisse wesentlich anders seien als in Bayern, ist aber im übrigen der Meinung, daß auch in Berlin von einem allgemeinen Versagen der Händler nicht gesprochen werden könne. Herr Fraenkel erklärt, daß es hauptsächlich die Großhändler und die kleineren Ladengeschäfte gewesen seien, die zu den Beschwerden des Herrn Direktor Kraemer Anlaß gegeben hätten. Herr Dr. Feibelsohn tritt ebenfalls für die Händler ein, weil sie durch den Verkauf der Wohlfahrtskarten verhindert gewesen wären, andere Karten, an denen sie besser verdienten, zu vertreiben. Das Rote Kreuz habe gewiß große Vorteile gehabt, aber diese Vorteile ständen in keinem Verhältnis zu dem Schaden des ganzen Faches. Herr Direktor Kraemer bemerkt noch, daß ein Vertrieb von einigen Millionen Wohlfahrtskarten im Laufe von 15 Monaten doch nicht so stark ins Gewicht fallen könne, wenn man bedenke, daß in Deutschland heute täglich etwa 5 Millionen Postkarten verkauft werden. Herr Bergmann empfiehlt in einem Schlußwort, daß die Händlerverbände unter sich die Angelegenheit aufgreifen, um sich in Zukunft einen größeren Anteil am Vertrieb von Wohl fahrts-Karten zu sichern. 7. Verschiedenes. Herr Dr. Lejeune-Jung ist, wie Herr Bergmann von ihm erfahren hat, seit einiger Zeit ebenfalls eingezogen. Es wird beschlossen, dem Verein Deutscher Zellstoff-Fabrikanten anheim zu geben, an Stelle des Herrn Dr. Lejeune-Jung ein anderes Mitglied in den Kriegsausschuß abzuordnen. Sc hluß der Sitzung 8% Uhr. Zur Beglaubigung: Der Vorsitzende: Der derzeitige Schriftführer: Carl Rudolf Bergmann Eugen Hager Ausfuhrverbot für Zellstoff in Schweden S. Nrn. 8 und 9 Schweden verbot vom 21. Januar an die Ausfuhr von chemischem Papierstoff, aus Holz, trocken oder feucht. Die schwedische Industrie hat ein solches Verbot nicht gewünscht, und man betrachtet es in Schweden als ein Mittel gegen die neuen Uebergriffe, welche England gegen den schwedischen Handel u. a. durch Zurückhaltung eines großen Teils der Ladung von „Stockholm”, dem Dampfer der neuen schwedischen Amerikalinie, und seiner Paketpost auf seiner ersten Rückfahrt aus New York begangen hat. Dieselbe Auffassung hat man in Dänemark, dessen Papierindustrie vollständig von ausländischem Zellstoff abhängt. Direktor Fr. Bülow vom dänischen Papier ring äußerte: „Nach der Meinung schwedischer Geschäfts verbindungen ist das Ausfuhrverbot als eine Veranstaltung gegen gewisse Länder, von denen man Kompensationen erreichen will, anzusehen, und daß Bewilligung für Ausfuhr nach Däne mark erteilt werden wird, ist kaum zweifelhaft. Die bedeutende schwedische Zellstoffindustrie muß ausführen.“ bg. Papier- und Pappen-Abfall im Felde In Nr. 2 brachten wir die Anregung des Herrn Majors Reinold, den Papier- und Pappenabfall im Felde sammeln zu lassen, um ihn als Rohstoff für die heimische Papier-und Pappen erzeugung zu verwenden. In Nr. 5 veröffentlichten wir eine Eingabe des Vereins Deutscher Pappenfabrikanten und des Zentralverbandes Deutscher Kartonnagen-Fabrikanten an das Königl. preußische Kriegsministerium, worin diese Vereine sich erboten, das im Felde gesammelte alte Papier usw. der Ver wertung zuzuführen. Wie wir heute erfahren, beantwortete das Kriegsministerium am 26. Januar diese Eingabe wie folgt: Armee-Verwaltungs-Departement Die Rückführung von den im Felde entbehrlichen leeren Papp- hüllen, Paketpäckchen und Paketumhüllungen ist in die Wege geleitet worden. Es wird Ihnen anheim gegeben, sich wegen Ueber- nähme dieser Materialien an die Kriegswirtschaft-Aktiengesellschaft in Berlin, Mauerstr. 53, die das Gut für die Heeresverwaltung ver wertet, unmittelbar zu wenden. An den Zentralverband Deutscher Karconnagen-Faprikanten, Berlin Wie wir hören, wird sich dieser Verband zusammen mit dem Verein Deutscher Pappenfabrikanten sofort mit genannter Aktiengesellschaft in Verbindung setzen. Altes Papier für das Rote Kreuz Durch die Presse kommen zurzeit Aufforderungen zur Ab lieferung von altem Papier an das Rote Kreuz. Dazu sollten be sonders die Angehörigen des Papierfaches beitragen. Wie viele alte Muster, Fachschriften, verdruckte Geschäftspapiere sitzen in Stößen auf Speichern und in Regalen nutzlos und versperren nur den Platz! Alte Geschäftsbücher, Briefe, Rechnungen usw. sind ebenfalls in großen Mengen vorhanden und könnten, wenn deren Einstampfung gewährleistet würde, ebenfalls zu dem guten Zwecke herausgegeben werden. Ich bin der Ueberzeugung, daß erhebliche Summen für unsere Kriegsinvaliden und die Hinterbliebenen von gefallenen Kriegern durch eine solche Sammlung aufgebracht werden könnten. Die Ortsgruppen der Papierhändler-Vereine würden sicher zum Gelingen der Sammlung beitragen, nur müßte das Unternehmen tatkräftig und rasch in die Hand genommen werden und die Papier- Zeitung ihre Spalten zu Anregungen aus Fachkreisen zur Verfügung stellen. Emil Schenck Geschieht hiermit. Schriftleitung Zeitungspapier aus Enge-Stoff. Das Verfahren des Peters dorfer Papierfabrikanten L. Enge, Holzschliff herzustellen, der infolge erhöhter Zähigkeit und Geschmeidigkeit auch ohne Zusatz von Zellstoff zu Zeitungspapier verarbeitet werden kann, ist in unsern Nrn. 77, 82 und 85 von 1915 beschrieben. Daß in der Verwendung dieses Stoffes Fortschritte gemacht werden, ergibt sich aus der Tatsache, daß die Abendausgabe Nr. 568 der „Germania” in Berlin (vom 19. Dezember 1915) auf Papier aus solchem Stoff gut leserlich gedruckt werden konnte.