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Kriegsausschuß für das deutsche Papierfach Niederschrift der 30. Sitzung am 12. Januar 1916, nachmittags 4 Uhr, im Papier haus, Dessauer Straße 2 Anwesend sind die Herren: Paul Asheim Carl Rudolf Bergmann Fritz Berliner Th Braunwarth Rudolf Ditges Georg Elsner Dr. Feibelsohn Siegmund Ferenczi Carl Arnold Fraenkel Dr. Hagelberg Eugen Hager Direktor Kraemer G. Krügel E. Lüderitz O. Reuthei Paul Theodor Richter Ernst Schneider Kommerzienrat Steinbock E. Wegener Mit Entschuldigung fehlen die Herren: E. Buchholtz Direktor Franke Dr. Hankwitz Geheimrat Carl Hofmann Emil Jacobsohn Max Krause Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Freigabe der sogenannten konfektionierten Postkarten für den Verkehr mit dem Felde. 3. Abweisung der Geltendmachung vermögensrechtlicher Ansprüche einer reichsdeutschen Firma vor den öster reichischen Gerichten. 4. Kriegsbeschädigten-Fürsorge. 5. Beschwerden über die Briefordner-Konvention. 6. Kriegs-Wohlfahrts-Karten. 7. Verschiedenes. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt der Vorsitzende, Herr Carl Rudotf Bergmann, nach Begrüßung der erschienenen Herren, einen kurzen Rückblick auf die Tätigkeit des Kriegs ausschusses im vergangenen Jahr. Den Herren, die sich den Arbeiten des Kriegsausschusses unterzogen haben, gebühre Anerkennung und Dank, da der Kriegsausschuß zweifellos Wertvolles geleistet habe. Wenn man auch wünschen müsse, daß der Ausschuß als Kriegsausschuß bald seine Wirksamkeit einstellen möge, so sei doch zu erwarten, daß er auch nach dem Kriege als dauernde Einrichtung sich notwendig erweisen würde. Auch in Friedenszeiten gäbe es, wie z. B. der Streit um Ver kaufsbedingungen und Handelsbräuche zeige, genug Aufgaben, die am besten von einer Organisation gelöst werden 1 önnten, die über den einzelnen Vereinen und Verbänden stehe und die durch ihre objektive und unparteiische Haltung das Vertrauen aller Gruppen und Parteien genieße. Sodann widmet Herr Bergmann noch besondere, Worte der Anerkennung den Herren Schriftführern, in deren Namen Herr Syndikus Hager dankt und bemerkt, daß es hauptsächlich das freundliche Einver nehmen zwischen dem Herrn Vorsitzenden und den Schrift führern sei, das eine gewissenhafte und pünktliche Ausführung der Beschlüsse des Ausschusses gewährleiste. 1. Eingänge. a) Herr Dr. Hankwitz hat mitgeteilt, daß er vor einiger Zeit eingezogen sei und daher an den Sitzungen des Kriegs ausschusses nicht mehr teilnehmen könne; er gebe anheim, an seiner Stelle einen anderen Vertreter der Papiermacherei durch den Verein Deutscher Papierfabrikanten wählen zu lassen. Es wird beschlossen, den Verein Deutscher Papierfabrikanten aufzufordern, ein anderes Mitglied in den Kriegsausschuß ab zuordnen. b) Wie in der letzten Sitzung des Kriegsausschusses mit geteilt wurde, hat der Papier-Verein Berlin und Provinz Branden burg als Vertreter des eingezogenen Herrn Schartiger Herrn Ernst Zimmerling in den Kriegsausschuß abgeordnet. In zwischen ist aber auch Herr Zimmerling einberufen worden, so daß der Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg an seiner Stelle Herrn Carl Arnold Fraenkel. Berlin, abgeordnet hat. Herr Fraenkel ist erschienen und wird von dem Herrn Vorsitzenden als Mitarbeiter begrüßt. c) Der Bund Deutscher Buchbinder-Innungen, Hannover, hat mitgeteilt, daß seine bisherigen Vertreter im Kriegsausschuß, die Herren Kallmann, Würzburg, und Tanger, Berlin, ein gezogen seien, und daß er deshalb die Herren Alexander Weber, Berlin, und K. Freisdorf, Hannover, in den Kriegsausschuß abgeordnet habe. d) Der Deutsche Papiergroßhändler-Verband hat mit Schreiben vom 15. Dezember 1915 sein Ausscheiden aus dem Kriegsausschuß angezeigt. e) Die Neue Bromsilber-Konvention und die Neue Chromo- Postkarten-Konvention haben mitgeteilt, daß sie sich in einem Schreiben an den Herrn Kriegsminister der Eingabe des Kriegs ausschusses vom 1. Dezember 1915 betreffend Einschränkung der Neujahrsglückwünsche im Verkehr zwischen der Heimat und dem Felde angeschlossen haben. f) Das Kriegsministerium, Allgemeines Kriegs-Departement, hat auf die vorerwähnte Eingabe des Kriegsausschusses ge antwortet. daß es ihm nicht möglich sei, auf die Anregungen der Eingabe einzugehen, da im Interesse des richtigen Ankommens von Dienst- und Privatbriefen das Verbot der Versendung be sonderer Neujahrsglückwunschkarten nach dem Felde sowie in umgekehrter Richtung beibehalten werden müsse. Die Zu lassung von Neujahrskarten würde die Schreiblust erheblich steigern und wie in Friedenszeiten eine bedeutende vorüber gehende Personalverstärkung bei den Postanstalten verlangen, die weder in der Heimat noch in den besetzten Gebietsteilen durchgeführt werden könne. Das Kriegsministerium könne auch nicht anerkennen, daß durch das Verbot die Postkarten industrie besonders geschädigt würde. Gegenüber den rund 70 Millionen Einwohnern im Deutschen Reich sei der Prozent satz der im Felde stehenden Kopfzahl verschwindend klein, und der Austausch von Neujahrskarten in der Heimat bleibe deshalb ein ertragreiches Absatzgebiet. Dieser Bescheid führt zu einer Erörterung, ob es zweck mäßig sei, an das Kriegsministerium eine Eingabe zu richten, um etwaige gegen den Verkehr mit Osterkarten gerichtete Be stimmungen zu verhüten. Bei der Abstimmung spricht sich die Mehrheit für eine solche Eingabe aus. g) In Ausführung eines Beschlusses der letzten Sitzung des Kriegsausschusses sind am 10. Dezember 1915 an zwölf Magistrate bzw. Gemeindeverwaltungen von Groß-Berlin Ein gaben behufs Bewilligung angemessener Preisaufschläge auf Lieferungen von Papier und Drucksachen gerichtet worden. Auf diese Eingaben ist inzwischen von zwei Magistraten ge antwortet worden. Der Magistrat Berlin-Lichtenberg hat mit geteilt : „Den Anträgen der Firmen auf Gewährung von Preiszuschlägen bei Lieferung von Papier usw. für die hiesige Verwaltung haben wir während des Krieges stets entsprochen.” Der Magistrat der Kgl. Residenzstadt Charlottenburg hat unterm 16. Dezember 1915 folgendes erwidert: „Die Firma .... ist vertragliche Lieferantin des für die städtische Verwaltung von Charlottenburg er forderlichen Bedarfs an Schreibmitteln. Wir haben der Firma mit Wirkung vom 1. Juli 1915 ab — jederzeit widerruflich — für die Dauer des Krieges einen Teuerungs aufschlag bewilligt, und zwar: a) von 20 v. H. (zwanzig vom Hundert) auf die in’ dem beigefügten Vertrage vom .... vorgesehenen Preise für Schreibmittel der Lose I (Papier), II (Aktendeckel, Packpapier) und III (Briefumschläge), b) von 8 v. H. (acht vom Hundert) auf die vorgesehenen Preise der übrigen Lose IV bis VIII des Vertrages. Wir ersuchen ergebenst um gefällige Mitteilung, ob die zu a und b bewilligten Teuerungsaufschläge ange messen sind oder in welcher Höhe dortseits die Gewährung eines Teuerungsaufschlages als notwendig erachtet wird. Für eine größtmöglichste Beschleunigung wären wir besonders dankbar.” Von den Antworten der beiden Magistrate wird mit Be friedigung Kenntnis genommen und ein aus den Herren Asheim, Bergmann und Berliner gebildeter Ausschuß beauftragt, den in dem Bescheid des Magistrats Charlottenburg erwähnten Ver trag einer alsbaldigen Prüfung zu unterziehen. Bei dieser Gelegenheit fragt Herr Braunwarth, ob auf die Beschwerde des Kriegsausschusses über die Haltung der König liehen Regierung in Erfurt gegenüber den Wünschen der Papier und Schreibwarenhändler betreffend Bewilligung eines Preis aufschlages oder Ermäßigung der Normalbestimmungen für Schul-Schreibhefte (vgl. Niederschrift der 28. Sitzung des Kriegs ausschusses in Nr. 92 der Papier-Zeitung) ein Bescheid des Ministers der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten ein-