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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 02.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188504026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18850402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18850402
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-04
- Tag 1885-04-02
-
Monat
1885-04
-
Jahr
1885
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 02.04.1885
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«hemuitz-r «uzeiger »d Ttadtbote. Rr. VS. Donnerstag, 2. AM 1885. Seit. 3. Erstlinge der Gemüse aus den MittagStisch zu bringen. Der Donners tag vor Ostern wird seit dem Ende des siebente» Jahrhunderts als Gedächtnißtag der Einsetzung des Abendmahls begangen. Der Name kommt nach Einigen von der altgermanischen Sitte, an diesem Tage rüne Frühlingskräuter aufzutragen und zu genießen, nach Anderen aher, weil der Gottesdienst an diesem Tage, wie an den Sonntagen der Fastenzeit, mit Psalm -3, 2 begonnen worden sei, nach Anderen von der Zulassung der Katechumenen zum Abendmahl, als der „Grünen" an diesem Tage. Wer hat Recht? — Der Vorstand des Vereins für Chemnitzer Geschichte beabsichtigt, alte und neue Lieder, welche für hier veranstaltete Fest- lichkeiten gedruckt wurden, zu sammeln, und richtet deshalb an alle im Besitz solcher Drucksachen Befindliche das Ersuchen, dieses Vor haben durch Uebersendung derartiger Dichtungen freundlichst zu unter stützen. Gerade in diesen Erzeugnissen unserer Tage dürfte der einstige Lokalhistoriker eine reiche Quelle für das Studium und Ver ständniß unserer Zeit in Bezug auf ihre patriotischen sowohl, als GemüthSregungen selbst beziehentlich auf Ergründung ihrer Beherrschung der Muttersprache finden. — Im Seifengeschäft des Herrn Brandt, innere JohauniSstraße, ist eine BiSmarckbüste, aus weißer Seife gefertigt, ausgestellt. Auf zwei anderen Riegeln Seife, welche ein Postament vorstellen, ruht die Büste. Dieselbe ist so naturgetreu dargestellt und die Gesichtszüge find so frappant ähnlich, daß dieses Werk wirklich alle Anerkennung verdient. — Heute früh Vs 10 Uhr wurde die Feuerwehr nach Brühl Nr. 2 gerufen. Glücklicherweise war kein Brand zu konstatiren, sondern es war blos ein Balken der Grubenbedeckung augcglimmt. — Ein Frühlingstag. Wer heute den Kalender in der einen und das Thermometer in der andern Hand hielt, mußte an der Richtigkeit der Angaben des einen oder des andern zweifeln. Wir stehen am Beginn des April und schon ein halber Sommertag, eine halbe Woche vor den in diesem Jahre ohnehin früh beginnenden Ostern und wahres Pfingstwetter, das will gewiß etwas Besonderes bedeuten I Unter dem Einflüße dieser enorme« Sonnenstrahlen konnte man wahrlich das Gras, wenn auch nicht wachsen hören, so doch heroorsprießen sehen und die Blätterknospen an den Bäumen und Gträuchern in ihrer raschen Entfaltung bewundern. Das Leben auf den Straße» wird nicht wenig gesteigert durch die liebe Schuljugend, deren Osterferien begonnen haben und die sich der goldenen Freiheit in ausgiebigster Weise bedient. — Das Gesammt - Ergebniß der Sammlungen für die Bismarck-Spende im Königreich Sachsen beziffert sich auf 207 373 Mk. 67 Pf. Der Berliner Zentral-Ausschuß hat dem sächsischen Landes Komito die schriftliche Zusicherung gegeben, daß der von den meisten sächsischen Lokal-Komites ausgesprochenen Absicht, die gesammelten Gelder dem Reichskanzler zur freien Verfügung für öffentliche Zwecke darzubieten, entsprochen werden soll. — Dresden. Die Festhalle zum 6. deutschen Turnfest wird über 6460 Quadrat Meter Nutzfläche enthalten. Die Länge der Halle, welche äußerlich durch geschmackvolle Ausbauten unterbrochen Wird, gleicht der Breite des Altmarktes. Den Mittelbau ziert ein großes Portal, an dessen beiden Seilen große Freitreppen zu der in halber Höhe der ganzen Länge der Halle »ach angebrachten Gallerie führen. Die Letztere wird den Besuchern der Festhalle einen be quemen Ueberblick über das bunte Treiben der Feststadt gewähren und vielen Hunderten Gelegenheit bieten, den Veranstaltungen in der Festhalle mit anwohneu zu können. — Mit dem 1. April treten zwei hiesige, in weiteren Kreisen bekannte Beamte der Kgl. Sächs. Staatsbahn in Pension. Der Herausgeber deS grünen Fahrplan- büchelchens, Bureau-Assistent 1. Klaffe Herr R. Fritzsche und der Wirthschaflsinspektor Herr Enderlein. In die Stellung des Letzteren tritt Herr Schröder, b. Z. Materialienrevisor. — Leipzig. Der Antrag auf Bildung einer Sächsischen Textilberufsgenossenschaft ist von der Generalversammlung in Leipzig am 30. März <r. einstimmig und zwar mit über 4000 Stimmen beschlossen worden. — Döbeln, 29. März. Gestern ist im Müller'schen Stein bruche bei Döbeln der Steinbrecher Reichenbach von hier durch einen Sprengschuß dergestalt schwer verletzt worden, daß eine Amputation beider Beine sich kaum umgehen lassen wird. — Großenhain. Einen recht plumpen Betrug versuchte vor einigen Tagen ein in den zwanziger Jahren stehender Mensch vom Lande bei dem hiesigen städtischen Kredit- uud Borschußverein, indem er bei demselben gegen Hinterlegung von zwei Einlagebüchern der städtischen Sparkasse zwei namhafte Summen zu erheben suchte. Diese Bücher waren nur erst vor Kurzem angelegt und beide waren mit nicht mehr als je 1 Mark Einlage eröffnet worden, in demselben waren aber weitere 2060 resp. 4000 M. als neue Einlagen einge- zrichnet und diese neuen Einzeichnungen mußte Jeder, was sie auch thatsächlich waren, als falsch anerkennen. Der Betrüger, der in ganz kurzer Zeit sein Vermögen von ca. 6000 M. durchgebracht haben soll, wurde, bevor ihm der Betrug gelang, festgeuommen. — Frankenberg, 31. März. Im SitzungSsaale des Rath- hauscs fand heule die Einweisung des neuen Bürgermeisters und Standesbeamten Herrn De. 8aeübler aus Mittweida in Gegenwart der städtischen Kollegien und Beamten, sowie der Herren Bürger meister von Hainichen und Oederan als Ehrengäste durch den Ver treter der Kgl. Kreishauptmannschaft Zwickau, Herrn Regierungsrath Ficker statt. — Johanngeorgen st ad t. Der hiesige Militärverein hat dem Reichskanzler ebenfalls einen Jubiläumsglückwunsch gesandt und zwar auf Grund eines ganz besonderen Dankgesühls gegen den Ju bilar. Gelegentlich des großen Stadtbrandcs im Jahre 1867 war eS der damalige preußische Ministerpräsident Gras Bismarck, welcher in Preußen Sammlungen veranstaltete für die hartdedrängten Be wohner von Johanngeorzenstadt. Und diese Sammlungen ergaben über 60.000 Thlr. — In Mylau brannten in der Nacht zum 28. März drei Häuser der Mühlgaffe ab. Am 30. März Vormittags ereignete sich nun auf der Blandstätte ein bedauerlicher Unglücksfall. Trotz der Warnungsrufe der dort beschäftigten Arbeiter gingen zwei Knaben, Alfahrt und Dürrschmidt auf die an vielen Stellen noch glimmenden Mauerüberieste und bestiegen ein Gewölbe. Dasselbe stürzte alsbald rin und verschüttete die Knaben. Einer von ihnen kam mit leichten Brandwunden davon, der andere erlitt jedoch schwere Verletzungen. Mittags stürzte abermals ein Stück Mauer zusammen, wobei einige Arbeiter stark verletzt wurden. Gerichtshalle. — te. Strafkammer III 30.!3. Der Maurer Ehr. Anton Ernst Langen der ger ans Ebersbach bei Schleiz, zuletzt in Chemnitz wohnhaft, war angeklagt, sich am Abend des 3t. Januar d I. der Beamtenbeleidigung, des Widerstandes gegen die Staatsgewalt, des ruhestörenden Lärms und am 2. Februar d. I. einer wissentlich falschen Anschuldigung schuldig gemacht zu haben. Lcngenberger, der ein zur Rohheit und Gewaltthätigkcii geneigter Mensch ist, wurde mit 3 Monaten Gefängniß belegt. Der Kartonarbeiter Karl Wilhelm Lorenz aus Burgstädt (>85l ge boren und schon mehrfach vorbestraft) hat sich des im wlederholien Rückfälle verübten Diebstahls schuldig gemacht. Unter Annahme mildernder Umstände wurde er zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Stubenmaler Ernst Otiomar Pfau aus Grüna hat sich in einer vor dem Amtsgericht Hierselbst anhängig gewesenen Prozcßsache eines fahr lässigen FalscheideS schuldig gemacht und deshalb erhielt er 1 Woche Ge- sängniß zuerkannt. »Strafkammer! 81.j3 Der Tischlergeselle Friedrich Wilhelm Reinh old aus Schwarzenberg (1859 geboren und schon mehrfach vorbestraft) hat am 23. Februar d. I. in Lunzenau gebettelt und sich dabei der versuchten Erpressung schuldig gemacht, indem er einem Mädchen drohte, daß, wenn es ihm nicht freiwillig etwas gebe, er es sich nehmen werde. Ferner fiel ihm ein höchst unanständiges Betragen, sowie ein Widerstand gegen die Staats gewalt und oie Verübung ruhestörenden Lärms zur Last. Für schuldig er achtet, wurde Reinhold unter Anrechnung von 4 Wochen Untersuchungshaft zu 2l Tagen Gefängniß, 8 Wochen 1 Tag Haft und zur Ueberweisung an die LandeSvolizetbehörde verurtheilt. Der Webermeister Carl August Schröder aus Frankenberg (l8l4 geboren und schon vorbestraft) hat sich einer Beamtenbeleidigung schuldig gemacht und deshalb wurde er mit l Monat Gefängniß bestraft. Der Erbgerichtsbesitzer Bernhard Johann Rudolph Schmidt aus Müh lau hat sich im Herbst v. I. aus Anlaß einer beim Amtsgericht zu Burgstädt anhängig gewesenen Prozcßsache zu einer Beleidigung der Beamten des genannten Amtsgerichts hinreißen lassen. Er stellte zwar in Abrede, die inkriminirte Aeußerung gcthan zu haben, doch ergab die Beweis aufnahme seine Schuld, und unter Annahme mildernder Umstände wurde er zu 30 Mark Geldstrafe, eventuell 12 Tagen Gefängniß verurtheilt. Veranscdtes. — Bismarck und die armen Leute. Vor einigen Jahren hatte Bismarck in Erfahrung gebracht, auf einem seiner Güter, wo er begreiflich nur selten anwesend sein konnte, werde auch des Sonntags gearbeitet. Da setzt er sich flugs hin und schreibt seinem Verwalter: „Das muß anfhörcn " Der Verwalter aber antwortet: „Die Leute können es nicht anders machen; wenn sie die ganze Woche auf den herrschaftlichen Gütern arbeiten müssen, so bleibt ihnen keine andere Zeit, ihre eigenen Feld- und Gartenstücke zu bearbeiten, als der Sonntag." Darauf kommt von Bismarck der Bescheid: „Ich will nicht, daß man aus meinen Gütern Gott raube das, was sein ist; deshalb muß eine andere Ordnung eing führt werden. Wenn meine Dienst leute einen eigenen Acker zu bestellen habe» oder ihr Korn reif ist und es zu ernte» gilt, dann gehen sie voran, nicht ich. Die Sonntagsarbeit aber muß aufhören." Diese neue Ordnung wird eingeführt. Die Leute auf dem Gute aber denken: weil der Gutsherr so getreulich für uns sorgt, so wollen wir an unserm Theil auch um so treuer dafür sorgen, daß er nicht zu Schaden komme. Und alle sind um so eifriger und fleißiger, und die Bestellung der Felder wird so fest und fröhlich, so kräftig und ausdauernd angegriffen, daß alles viel lustiger und besser geht, als je vorher. Der Verwalter hatte seine Freude daran und schreibt seinem Herrn nach Berlin: „Das war ein guter Griff. Niemand hat von dieser Neuerung einen größeren Bortheil gehabt, als die Herrschaft: im Nu war Alles fertig." — Bezüglich der in den Tagen vom 5. bis 15. September d. I. in Berlin in den Räumen der früheren Hygiene - Ausstellung stattfindcnden Großen Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung können wir mitthcilen, daß die Ausstellung selbst als absolut gesichert zu betrachten ist. Dieselbe wirb in einem den großartigen Räumlichkeiten entsprechenden weiten Rahmen statt finden und verspricht von einer Großartigkeit zu werden, wie bisher noch in keinem Lande und zu keiner Zeit eine gleich umfassende, gärtnerische Aus stellung stattgesnnden hat. — Das Körnermuseum in Dresden, diese für die Geschichte der Befreiungskriege von 1813—15 und für die ganze Goethe- und Scknllcr- Literaturepoche so wichtige Sammlung des Or. Emil Peschel, vollendet am 28. d. M das erste Dezennium seines Bestehens. Beiläufig erwähnt, werden es auch im nächsten September >00 Jahre, daß Schiller von Mannheim nach Dresden kam, wo er bekanntlich im Hause seines hochherzigen Freundes vr. Ehr. G. Körner, also beim Vater des Dichters von „Leyer und Schwert," ein 2jähriges Asyl sanb und wo der glückliche Wendepunkt in seinem Leben «in trat. Mit rühmlichster Ausdauer ist das Körnermuscum von seinem Begründer nicht blos erhalten, sondern auch fort und fort verschönert und bereichert worden Zählt es doch heute im Ganzen mehr als 10,000 Gegenstände, von denen sich allein 2800 Nummern aus Goethe und Schiller beziehen. Um so mehr erscheint es jetzt geboten, daß das Museum von Seiten der Stadt Dresden für die Gebnrtsstätte Theodor Körner's und das Land gesichert werde, ehe sich die Verhältnisse so gestalten, daß es für vr.^ Peschel zur Un möglichkeit wird, das Museum, welches jetzt zu patriotischem Zweck der ge- sammten deutschen studirenden Jugend unentgeltlich geöffnet ist, noch länger sortbestehen zu lassen — Eine nervenerschütternde Szene spielte sich vor einigen Tagen in einem Berliner Wachsfiguren-Kabinet, in welchem neben anderen Sehens würdigkeiten eine Katakomben - Szene als Tableau dargestellt ist, deren An blick aber durch eine warnende Ueberschrist nervenschwachen Personen nicht empfohlen wird, ab Vor demselben standen zwei Damen, anscheinend an der Provinz, die durch ihr keckes Welen zu beweisen versuchten, daß die dort angebrachte Warnung nicht an ihre Adresse gerichtet sei. Entschlossen blickten sie durch das Guckloch, da — entsetzt fuhren sie zurück. — „Hörtest Du nichts, Emma?' „Nein!" — „Doch was ist das? In derThat — was mag da» zu bedeuten haben?" Jetzt hört« man deutlich die Worte: ,,Hilfe, ich ersticke, erlöst mich aus dem Gefängniß, ich bin ja gar nicht todt, ich war ja nur scheintotst; Hilfe, Hilse, ich ersticke." Immer schwächer wird die Stimme. — „Aber mein Herr," wandte sich die eine Dame leichenblaß an einen un- betheiligt dabei stehenden Herrn, „Hören Sie, Helsen Sie doch mein Herr, hier geht entschieden etwas Entsetzliches vor, holen Sie doch Hilfe herbei." „Aber ich begreife nicht, ich höre Nichts" — da schon wieder erscholl bie ent setzliche dumpfe Grabesstimme: „Ist denn Niemand, der mir bcisteht, in meiner gräßlichen Lage." Darauf herzbrechendes Schluchzen und daraus ein gellendes Lachen — „Aber, mein Herr," so wandte sich entrüstet die junge Dame an den noch immer theilnahmlos dastehenden Herrn, „hören Sie denn noch Nichts?" „Hilfe, Hilfe," echote er gräulich nach; — da wurde cs den Damen doch zu viel, entsetzt wollten sie forteilen, da vertrat ihnen der Herr den Weg: „Verzeihen Sie, meine Damen, wenn ich Sie erschreckt habe, ich erlaubte mir blos eine kleine Privatvorstellung zu veranstalten; mein Name ist Lund — Bauchredner." Tableau! — Weibliche Bauernfänger aus Reisen ist als neueste Er rungenschaft der Berliner Gaunerzunft zu verzeichnen. In der vorigen Woche lernte ein Gutsbesitzer aus der Nähe Berlins auf dem Mehmarkte in Stargarbt in Pommern zwei Damen kennen, von denen sich die eine als die Mutter der anderen vorstellte und angab, in einer Erbschastssache bei dem Stargardter Gericht zu thun zu haben. Der Zufall fügte eS auch, daß beide Damen in demselben Hotel abgestiegen waren, wo der Gutsbesitzer Logis bezogen hatte. Die Damen, welche aus Stettin gebürtig sein wollten, ließen es sich gefallen, sich von deni Gutsbesitzer in dem Hotel zum Souper einladen zu lassen, wo baid eine so heitere Stimmung herrschte, daß das Anerbieten der jüngeren Dame, zum Zeitvertreib eine» kleinen „Tempel" aüfzulegen, von dem Land manne mit Freude» acceptirt wurde. In kurzer Zeit hatte der Gutsbesitzer über 800 Mark an die junge Bankhalterin verloren, als ihm über die Qualität der beiden Damen denn doch ein Licht aufging und er das Spiel einstcllte. Aus Zureden eines Bekannten, dem er seine Erlebnisse am anderen Tage miltheilte, offenbarte er sich einem Gerichtsbcanuen; ein Einschreiten der Behörden gegen die beiden Dämchen war aber nicht möglich, da die beiden Gaunerinnen bereit» abgedampst waren. Die angegebenen Adressen in Stettin erwiesen sich als falsche. Allem Bermuthcn nach hat es der Guts besitzer mit höchst geriebenen Berliner Saunerinnen zu thu» gehabt, die nach der geleisteten Probe eine ganz erstaunliche Fingerfertigkeit im Kartenschlagen besitzen müssen und wahrscheinlich Messen und Märkte besuchen, nm dort ihre Opser zu plündern- — Im Wiener Opernthcater gastirte vor Kurzem eine Sängerin, welche das Malheur hatte, bäufig zu distonircn. Der Direktor des Kunltinstituts, der hinter de» Koulissen die schrecklichen Tonverirrungen der Künstlerin mit anhörte, gerieth bei einem jeden neuen „Gixer" in einen Zustand gelinder Raserei. Dies bemerkte die gleichfalls hinter den Konlisscn anwesende Mittler der Gastin und tröstete den Jammernden mit den Worten: „Sic brauchen nicht zu erschrecken, Herr Direktor, meine Tochter macht es immer so!" — Selbstvertheidigung Ans der Anklagebank erscheint ein Hand werksgeselle, ein wahrer Herkules von Figur, beschuldigt, bei einer Schlägerei lebensgefährliche Hiebe ausgetheilt zu haben. „Angeklagter." fragte der Präsident, „haben Sie Jemand mit Ihrer Vertheidigung beauftragt?" — „Was? ich? ich brauche Niemand. Kommt nur 'mal 'ran!" Bericht des Schlacht- und Viehhofs zu Chemnitz. Vom 1. April. Austrieb: bl Rinder, 373 Landschweine, 640 Kälber, 121 Schafe, 1 Ziege. In Rindern war heut langsames Geschäft und beschränkte sich der Um satz hauptsächlich aus II. Qualität. Am Schweinemarkt fand ein mittelmäßiges Geschäft statt, wobei die Preise unverändert blieben. Der diesmalige Bedarf für die Festtage war verhältnißmäßig klein. Unter dem Kälberauftrieb befanden sich 1'9 hannöversche Mastkälber bester Qualität, was die Hausfrauen unserer Stadt mit Freuden begrüße» werden. Trotzdem der Bedarf für das Osterfest ein außergewöhnlich großer ist, so konnte derselbe doch völlig und ohne Mühe durch die starke Zufuhr gedeckt werden. — Bei rückgängigen Preisen war das Hammclgcschäst stau. Preise: Rinder: II. Qual. 50-54 Mk. aus 100 Pfund Fl-ischgewicht. Landschweine: 100 Pfd. lebend Gewicht bei 40 Psd. Tara per Stück 50- 53 M. Kälber: 100 Psd. lebend Gewicht 38—40 Mk., für MastILlber ent sprechend höher- Schafe: 100 Psd. lebend Gewicht 27 Mk. Nächste Woche wird der Hauptmarkt Dienstag, den 7. dsS. MtS, abgehalten. Eingesandt. „Beehrter Herr Redakteur! Sie werden mich nicht für einen Störenfried halten, der, und das wäre in diesem Sinne allerdings direkt „reichsfeindlich", bestrebt ist, in den heutigen Festjubel einen Mißten zu tragen, wenn ich Sie um Veröffentlichung dieses Briefes gerade jetzt bitte. Ich kann es aber mit meiner Verehrung für den großen Mann nicht vereinbar finden, wenn eine von Unzähligen ge sammelte bedeutende Summe zur Bereicherung des Privatbesitzer eines Ein zelnen, und wenn dies selbst Bismarck wäre, verwendet wird. Auch ich bin fest davon überzeugt, daß der Reichskanzler alle Ursache hat, hier das oft zitirte: „Der Himmel schütze mich vor meinen Freunden!" aus sich anzu- wenden. Wie hätte es Aller Herzen höher schlagen gemacht, hätte sich der Berliner Ausschuß für die Ehrengabe an Fürst Bismarck bei dem Sammel werke konsequent von dem Gedanken, der von allen Einsichtigen und wahrhaft Wohlmeinenden so deutlich ausgeorückt worden ist, leiten lassen: daß diese Sammlungen, nicht halb, wie der Berliner Ausschuß beschlossen, sondern ganz eine Segensspende für unser arbeitendes Volk werden, indem sie einen Fond bilden zu einer dem Arbeiterstande zum Bortheil gereichenden Stiftung. Dies allein wäre eine des gewaltigen Mannes würdige Ovation gewesen. Ein Patriot." Wir bringen, unserem Prinzip der Unparteilichkeit getreu, Ihr ganzes Schreiben. Doch, was hilft'-? Soweit nicht die Sammelkomitees der spendende» Städte speziell Bedingungen an ihre Gaben geknüpft haben, »niß man den Entscheid über die Verwendung des Eingeganqcnen einfach dem Zentral-stomitee überlassen Die Sammlungen jener Städte, die an ihre Sendungen Bedingungen über die Verwendung ihres Beitrag > geknüpft haben, kann allerdings das Komitee nicht anders verwerthcn, als im Sinne der gestellte» Bedingungen. Chemnitz nun hat, wie Sie gelesen haben werden, leine Gelder nach Berlin abgesührt, mit dein Ersuchen, dieselben dem Reichs kanzler zu überweisen, damit derselbe nach eigenem Ermessen darüber verfüge. Warte» Sie noch wenige Lage, dann werden die Blätter schon in der Lage sein, Bismarcks Entscheidung zu bringen. Außerdem wird auch die im lokalen Theil unserer heutigen Nummer befindliche Notiz, Bismarckspcnde betreffend, geeignet sein, Sie zu beruhigen. Die Red. Gottesdienste. Am Gründonnerstag, de» 2. April- St. Jakobikirche: Früh 9 Uhr Predigt Herr ArchidiakonuS von Soden. Nach der Predigt Kommunion für die Konfirmanden des Herrn Archi- diakonus von Soden und deren Angehörige. St. Johann iskirche: Früh 7 Uhr erstmalige Kommunion der Katechumenen des Herrn Pastor Trautzsch und deren Angehöriger. Vormittag 10 Uhr erstmalige Kommunion der Katechumenen deS Herrn Diakonus Die. Ackermann und deren Angehöriger. Nachmittags 1 Uhr erstmalige Kommunion der Katechumenen deS Herrn Diakonus Ebeling und deren Angehöriger. Nachmittags 4 Uhr erstmalige Kommunion der Katechumenen des Herrn Pastor Seidel und deren Angehöriger. St. Paulikirche: Früh '/»8 Uhr erstmalige Beichte und Kommunion der Äonfirmanden-Knab.n von St. Petri und deren Angehörigen, Beicht rede: Herr Pastor Gutzschebauch. Vormittags 10 Uhr erstmalige Beichte und Kommunion der Konfirmanden von St. Nikolai und deren Angehörigen, Beichtrede: Herr ArchidiakonuS Weicker. Abends 6 Uhr erstmalige Beichte und Kommunion der Konfirmanden von St. Pauli und deren Angehörigen, Beichtrede: Herr Pastor vr. Hofs mann. Schloßkirche: Früh 9 Uhr Kommunion, an welcher die Konsirmirten thcil- nehmen. Motette: Der 23. Psalm von S Neukomm. St. Nikolai: Vormittags 10 Uhr Abendmahlsfeier der Nenkonfirmirten und deren Eltern und Angehörigen. Beichtrcde: Herr ArchidiakonuS Weicker. Parochie Altcheinnitz: Frühgottcsdicnst mit Beichte für die Neukonfirmirten. Parochie Hilbersdorf- Früh 9 Uhr Predigtgottesdienst mit Kommunion. (Erstmalige Kommunion der Konsirmirten.) Die Beichte beginnt V-9 Uhr. Parochie Reichenbrand mit Mittelbach: Erstmalige Kommunion der Neukonfirmirten in Reichenbrand Herr Pastor Koch, in Mittelbach Herr Diakonus Hohlseld. Parochie Niederrabenstein: Früh '/.9 Uhr Abendmahlsgottesdienst. Katholische Kirche: Früh 9 Uhr Hochamt, nach demselben Uebertragung des Allerheiligsten in die Sakristei. Dreieinigkeitskirche der separirten evangelisch-lutherischen Ge meinde ungeänderter Augsburger Konfession auf dem Kaßberg: Früh V,9 Uhr predigt über Joh. 13, 1—15 Herr Pastor Kern. Familiennachrichten. Geboren: Ein Knabe: Herrn Alban Aurlch, Hartmannsdorf. Herrn Carl Groß, London. Herrn Rich. Göhler, hier. Ein Mädchen: Herrn Herrn. Köhler, hier. Verlobt: Frl. Ernestine Pürst mit Herrn Johannes Esche, Nieder- Rabenstein. Frl. Anna Brauer mit Hrn. Richard Pötschke, hier. Frl. Helene Hausmann, Jägerhaus Frohburg mit Herrn Richard Ledig, Grimma. Vermählt: Herr Reinh. Schmidt, hier mit Frl. Antonie Kalischer, Leipzig. Herr Gustav Lindner mit Frl. Flora Klässig, Neustadt. Gestorben: Herr Friedrich Aug. Drechsler, Helbersdorf. Herr Friedr. Aug. Dittrich, Hilbersdorf. Frau Wilhelmine verw. Böhme, Oederan. Herr Wilhelm Robert Strohbach, hier. Herr Christian Friedr. Bachmann, Alten dorf. Herr Christian Eduard Bretschneider, Kändler. Frau Agnes Franziska Händel, hier. Herr C- A. Wittig, Hohenstein. Herr Carl Gottlob Ühle, Schönau. Vereins Anzeiger. Turnverein- Mittwoch, den 1. April, Turnrathssitzung im Union-Hotel. Ar Ion. Mittwoch, den 1. April, Generalversammlung Terpsichore. Mittwoch, den 1. April, Hauptversammlung. Athleten-Klub „Saxonia". Mittwoch, den 1. April, Generalver- sammlung. Verein Deutschland. Mittwoch, den 1. April, Diskussions-Abend im Uötsi äo Lars. Vortrag des Herrn Lehrer Reußner über: „Deklamationen". Allgemeine Kriegervereinigung. Mittwoch, den I.April, Versamm lung im „Deutschen Krug". Telegramme. (Fortsetzung zu den auf Seite 1 befindlichen Telegrammen.) Wiesbaden, 1. April. Der Komponist Franz Abt ist gestorben. Paris, 1. April. Grevy konserirte Abends mit Freycinet; Letzterer erklärte sich »och nicht desinitiv über die neue KabinetSbildung. London, 1. April. Das Unterhaus wurde bis zum 9. April vertagt. « Verantwortlicher Redakteur Franz Götze in Chemnitz. bk8iv8 Ü80K- unä k>fk-i8e!iung8gst»-änl<, erprobt bei Nnstvn, llnlsbrnnbbvitvn, Uirxvn- inist Llridviilialurrb. ttkinl-ieli hilalloni, ILai-Isball«Wien. «ruve ma «uroveu u» mnoeriose Leute suchen sofort — ..... ... ein LogiS im Preise von 150 ZttbehSr (möglichst Nähe t bis 180 Mk. in der Nähe der Klostermühle) von einer kinderlos Leising-, Peter- oder Hainstraße. Adressen erbeten bei Müller, Philippstraße 2 p. Frau zum 1. Mai gesucht. Offerten in der Expcd. d. li unter S S«.
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