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r. ««. — 5. Jahrgang. ^Unvar Mtl A/// und StMbole. ^ Sonnabend, 14. März 1885. 5/ Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders für die Borotte: Altchemnitz, Altendorf, Bernsdorf, Borna. Ebersdorf, Furch, Saölay, Slöfa, Helbersdorf, Hilber-dirf, Kappel, Neustadt, Schöna«. L Unterhaltungs-BlStter, !LL"LLiK Anzeiger.Bilderbuch. Jnsertion-prei-: die schmal« (Ispalttge) KorpuSzeile oder der«» Rau« 1b Pfennig«. - — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige. — Auf große Annonce« und Wiederholungen Rabatt. — Annoncen-Annahme für di« nächste Nummer bi- Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag Armoneenbestellirnaeu von auswärts »oll« «au den Jnsertiou-betrag stet» beifügen (kleinere Btträg in Briefmarken) j, 8 Sil' " " ^ "" - - . , - . »e«, vierteljährl. 150 Pf. (Zntt. -0 Pf.), mouM. 50 Pf. (Zntt. 1b Pf.), nehme» an die BerlagSexpedittou und Ausgabestelle« in Themnitz und obigen Bororlen. Außerhalb dieser Ort« kann der Anzeiger nur bei den Postanstalteu — PostzeiwngS-Preisliste für 188b Nr. 1114 — bestellt »erd n. In Oesterreich-Ungarn ist der Ehemuitzer Anzeiger zum Abonaemeutspreife von vierteljährlich 1 Gulden 54 Kr., monatlich 52 Kr. (exll, Agiozuschlag) durch die Postanstalteu zu beziehen. »ilbeu de» gewöhnlich«» KorpuSschrist bilde» «ine Zeile und kost« 1b Pfennig» versehen, sofort zurück. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen ZinSscheine zurückzugeben. In Schriftwechsel kann die Kontrole der StaatSpapiere sich mit den In« habern der ZinSscheinanweisunge» nicht einlassen. Wer die ZinSscheine durch eine der obengenannten Bankanstalten oder Oberpoftkassen beziehen will, hat derselben die Anweisungen für jede Anleihe mit einem doppelten Berzeichniß einzureichen. Das eine Verzeichniß wird. Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Zinsscheinanweisungen abhanden ge kommen sind; in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrole der StaatSpapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Oberpost kassen mittels besonderer Eingabe einzureichen. Berlin, den 23. Februar 1885. Reichsschuldenverwaltung. ,Sydow. Verlags-Expedition: Gklexauder Wied«, Buchdruckerei. Themnitz, Theaterstraße 48 (ehemalige» Bezirksgericht, gegenüber dem Kasinos. Die nachstehende Bekanntmachung wegen Ausreichung neuer ZinSscheine zu den Schuloverschreibungen der Reichsanlcihen von den Jahren >877 und 1881 wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Finanz-Ministerium Frhr. v- Könneritz. Dietzel. Bekanntmalchung wegen Ausreichung »euer Zinsscheine zu den Schuldverschreibungen der Reichsanleihen vom Jahre 1877 und 1881. Die Zinsscheine Reihe III Nr. l bis 8 zu den Schuldverschreibungen der Deutschen Reichsanleihe von 1877 und Reihe II Nr. 1 bis 8 zu den Schuldverschreibungen der deutschen ReichSanleihe von >881 über die Zinsen für die vier Jahre vom I- Aril 1883 bis 3l. März >839 nebst den An weisungen zur Abhebung der folgenden Reihe, werden von der Königlich Preußischen Kontrole der Staatspapiere Hierselbst, Oranienstraße 92 unten rechts, vom 16. März d. I. ab, Vormittags von 9 bis l Uhr, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage und der letzten drei Geschäftslage jedes Monats, ausgereicht werden. Die Zinsscheine können bei der Kontrole selbst in Empfang genommen oder durch die Reichsbankhauptstelleu und Reichsbankstellen, sowie durch die- jcnigen Kaiserlichen Oberpostkasscn, an deren Sitz sich eine solche Bankanstalt nicht befindet, bezogen werden- Wer die Empfangnahme bei der Kontrole selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Beauftragten die zur Abhebung der neuen Reihe berechtigenden Zinsscheinanweisungen mit einem für jede Anleihe besonderen Verzeichniß zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher der Zinsscheinanweisungen eine nummerirte Marke als Empfangsbescheinigung, so ist das Berzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. In letzterem Falle erhält der Einreicher das «ine Exemplar, mit einer Empfangsbescheinigung die in 8 120 der KonkurSordnung bezeichnten Gegenstände auf den 28. März 1885, Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 22. April 1885, Vormittag» 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sacht in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgeaeben, nicht» an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze d.r Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Kon kursverwalter bis II. April 1885 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht Themnitz. Nohr. Beglaubigt: Akt. Pötzsch, Gerschrb. igarren- hemnitz, aS Konkursverfahren Konkursverfahren. Ueber da» Vermögen des anzeiglich ins Ausland ausgetretenen Händlers Theodor Richard Lutz. Inhaber- der Firma Richard Lutz in wird heute am 11. März 1885, Nachmittags 'j,5 Uhr eröffnet. Der Rechtsanwalt vr. Lindner in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 8. April 1885 bei dem Gerichte an zumelden. Es wird zur Beschlußfassung über di« Wahl eines Verwalter«, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über Im Handelsregister für den Stadbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht- Würde heute auf Folium 1138 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Rudolph Hermann Hellge in Folge Ablebens aus der Firma Mende u. Hellgr al» Mitinhaber ausgeschieden ist. Chemnitz, am 9. März 1885. Königliches Amtsgericht, Abtheilung v. 8tohr.Tr- Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht» wurde heute aus Folium Kl verlautbait, daß die in Grüna unter der Firma F. E. Herold bestandene Handelsgesellschaft ausgelöst und der bisherige Mit inhaber dieser Firma, Herr Friedrich Eduard Herold daselbst, zum Liquidator bestellt worden ist. Themnitz, am 11. März 1885. Königliches Amtsgericht, Abtheilung v. Nohr. . Tr. Telegramme des Themnltze» ««zeige»». Bom 12 März. Berlin. Der Bundesrath überwies die Gesetzentwürfe über die Steuervergütung für Zucker und über Abänderung resp. Ergänzung deS Gerichtsverfassungsgesetzes und der Strasprozeßordnung den zu ständigen Ausschüssen. Berlin. Der .Reichsanzeiger" meldet: Die deutsche und eng lische Regierung sind übereingekommen, durch eine in Kapstadt zu sammentretende gemischte Kommission die Ansprüche auf Privateigen tum und Nutzungsrechte prüfen zu lassen, welche englische Unter tanen in dem unter deutschen Schutz stehenden Gebiet zwischen der Mündung des Orangeflusses und Kap Frio, ausschließlich der Wal fischbai, und deutsche Unterthanen an der Walfischbai sowie auf den Inseln bei Angra Pequena erworben zu haben behaupten. Das deutsche Kommissionsmitglied ist General-Konsul Bieber. Paris. Die intransigenten Zeitungen protestiren dagegen, daß di« am Dienstag verhafteten Sozialisten über die Grenze gebracht^ werden sollen. Diese Maßregel komme einer Auslieferung gleich. ES wurde Befehl ertheilt, die kürzlich Ausgewiesenen, welche über hie Nordgrenze Frankreich wieder betraten, zu verhaften. Rom. In der Devutirtenkammer wurde bisher keine Kredit Vorlage für die Expedition im Rothen Meere eingebracht. Die „Agenzia Stefani" meldet: Die Ausgaben für die Expedition sollen durch Ersparnisse bestritten werden, welche durch die infolge des Aus bruches der ö holera unterbliebene Einberufung der Truppen zu Waffen übungen erzielt wurden. Beim Kriegsbudget werde zwar ein Virement beantragt werden, jedoch ohne das Kriegsbudget zu erhöhen. London. Der Persische Gesandte konferirte gestern Nachmittag mit Granville. Es heißt, die Unterredung habe die Beziehungen Persiens zur afghanischen Grenzfrage betroffen. Bukarest. Der Senat verhandelte gestern über eine Inter pellation wegen des Verbotes der Einfuhr von Rindvieh aus Ru mänien nach Oesterreich-Ungarn. Nach den Antworten Bratiano's und Campincano's nahm der Senat ebenso wie vorher die Kammer eine Tagesordnung an, welche Vertrauen in den Patriotismus der Regierung ausspricht. Haag Die zweite Kammer hat alle Anträge der Klerikalen gegen den staatlichen Bolksschulunterricht verworfen. Das Budget des Innern wurde mit 70 gegen die eine Stimme eines Ultraprotestanten genehmigt. (Weitere Telegramme stehe amySchluß des redaktionellen Theiles.) Die Nntrittsrede -e» Mräfidenten Elevekan-. Hochgespannte Hoffnungen und Erwartungen knüpften sich an den Regierungsantritt des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Grover Cleveland, der in seiner Antrittsrede am 4. März die Grundzüge klargelegt hat, welche für seine vierjährige Amtsführung maßgebend sein werden. Der Beifall, welcher seine Worte auf dem Kapitol zu Washington begleitete, hat nicht nur in der ganzen Union, sondern auch in den übrigen Staaten der zivili sirteu Welt ein lebhaftes Echo gefunden. Cleveland hat sich dadurch nicht nur die allgemeinen Sympathien im Auslände erworben, son dern zugleich die Anerkennung, daß er sich durch seine Rede deS Vertrauens seiner Wähler würdig gezeigt und bewiesen habe, daß er der hohen und schwierigen Aufgabe gewachsen ist, welche sein neues Amt ihm auferlegt. Bon manchen Seiten ist behauptet worden, die Antrittsrede Cleveland's erinnere in vielen Beziehungen an Lincoln Wir finden dies ganz natürlich. Im Wesen und Charakter beider Männer finden sich viele Berührungspunkte, und auch die Art der Wahl weist eine schlagende Ähnlichkeit auf. Beide Präsidenten gingen erst nach schweren Kämpfen als Sieger aus der Wahlarne hervor und verdankten ihre Majorität dem Abfall eines einflußreichen TheilS der bisher am Ruder gewesenen Gegenpartei. Für den Demokraten Clcvcland stimmten viele Republikaner, welche ihr Parteiinteresse dem Wohle des Vaterlandes zum Opfer brachten. In dem Erfolge des Gegenkandidaten Blaine sahen sie nur eine weitere Fortsetzung der unter den Republikanern eingerissenen Korruption und befürchteten zu gleich durch ihn Verwickelungen mit dem AuSlande. Deshalb zogen sie ihm den D. mokraten Cleveland vor, der al» Mann und Politiker Energie und Rechtschaffenheit des Charakters gezeigt hatte. Und wie Lincoln'- Regierung trotz deS Sezessionskriege» sich sehr segensreich erwies, so verspricht auch Cleveland, fall» er seinem Programm treu bleibt, eine Zierde der Reihe der amerikanischen Präsidenten zu werden. Freilich wissen wir sehr gut, daß eine Antrittsrede noch keine Garantie für den praktischen Erfolg der Bestrebungen des neuen Präsidenten bietet. Allein der Geist, welchen diese Rede athmet, di« Stimmung, welche in dem amerikanischen Volke die herrschende ist, die Bürgschaft, welche in der Vergangenheit Cleveland's liegt, machen den Eindruck, als ob der 4. März 1885 ebenso wie dasselbe Datum des Jahres 186) den Grenz- und Markstein einer neuen Epoche in der Geschichte der Bereinigten Staaten bilden werde. ES läßt sich indessen zugleich ein großer Unterschied, ein entschiedener Gegensatz des Charakters in dem Ausgangspunkte der beiden Zeitabschnitte nicht verkennen. Während der Regierungsantritt Lincoln'- das Signal zum Ausbruch des Bürgerkrieges wurde, ladet Cleveland durch seine Antrittsrede alle wahren Patrioten ein, sich um sein friedliche» Banner z« schaaren und auf dem Wege der Reformen die Ziele zu erstreben, welche in der Wohlfahrt der großen Republik auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens ihren gemeinsamen Brennpunkt finden. Im Anfang seiner Rede erklärte Cleveland, daß er sich ganz dem Dienste der Vaterlandes weihe, an dessen Spitze ihn die freie Wahl seiner Mitbürger berufen habe; zugleich preist er die Stärke und Sicherheit der Volksregierung. Dann mahnt er dringend, freudig und ehrlich alle Sonde,vorurtheile und jeglicher Mißtrauen aufzugeben Di- amerikanische Verfassung sei ja das Ergebniß eines Geistes der Freundschaft und der gegenseitigen Zugeständnisse, was sich in den Hallen der nationalen Gesetzgebung stets bewähren solle Privat - interessen und lokale Vortheile müßten vor dem allgemeinen Wohle in den Hintergrund treten. Er selbst bleibe auch als Präsident amerika irischer Bürger wie jeder Andere. Auf die Verwaltung des Staates übergehend, betont er Einfach heit und weise Sparsamkeit und die Beschränkung der öffentlichen Aus gaben auf die thatsächlichcn Bedürfnisse der Regierung, wie es be sonder» für eine Republik angemessen sei. Für die äußeren Beziehungen hält Cleveland fest an der erprobten Politik der Unabhängigkeit, des Fliedens, der Neutralität, waS die geographische Lage der Union sehr begünstige. ES sei dies die Politik Monroe's, Washington'-, Jefferson's: Friede, Handel und ehrliche Freundschaft Hit allen Nationen, zu Verwickelungen führende Bünd nisse mit keiner. Die Herstellung eines sicheren und festen Arbeitslohnes will der neue Präsident sich besonders angelegen sein kaffen, unnöthige Steuern und ein übermäßiges Anhäufen von Ueberschüssen im Staatsschätze vermeiden. Die Staatsdomänen sollen gegen Ausbeutung und ungesetz liche Besitznahme gesichert werden. Durch Erziehung und Zivilisation möchte er die Indianer zu guten Bürgern heranbilden. Gegen die Vielweiberei spricht Cleveland sich ebenso energisch aus, wie gegen die Einwanderung der knechtischen Chinesen, welche keine amerikanischen Bürger werden wollen. Die Zivildienstreform, einer der Punkte von weitgehendster Bedeutung und Tragweite, wird in ihrer ganzen Schärfe aufrecht erhalten; nicht Parteiservilität, sondern Verdienst und Tüchtig keit sollen bei der Verleihung eines Amtes entscheiden. Die Sklaven frage ist für ihn endgültig erledigt, indem die Freigelassenen amerika nische Bürger mit allen Pflichten und Rechten derselben seien und bleiben. Zum Schluß fleht Cleveland zu Gott um seinen Segen und seine Hilfe bei dieser Arbeit. Das heißt denn doch wohl ohne Parteilichkeit und Menschen- furcht klar und deutlich sprechen. Inzwischen hat die Bildung seines Kabinets gezeigt, daß eS dem neuen Präsidenten mit der Durchführung seiner ausgesprochenen Grundsätze voller Ernst ist; wir finden indem- elben nur Namen von bestem Klange, ihre Träger sind sämmtlich Männer von erprobter Tüchligkeit, bei deren Wahl nicht lediglich Partcirücksichten den Ausschlag gegeben haben, wie cs in der letzten Zeit stet» der Fall gewesen ist. Gerade deshalb haben viele Partei- genossen Eleveland's und natürlich auch die Anhänger Blaine'S ihre äußerste Unzusriedenheit mit dem Programme und Verfahren de» neuen Präsidenten laut und vernehmlich ausgesprochen. Die nächste Zukunst muß nun schon die Entscheidung darüber bringen, ob alle diese Vor gänge eine Zersetzung der beiden großen alten Parteien herbeiführe» werden; all« Wahrscheinlichkeit nach würde sich daun «ine neue große Partei aus den besseren Elementen der Demokraten und Republikaner bilden Zu einem solchen Resultat könnte man den Bereinigten Staaten nur Glück wünschen, weil damit die Durchführung der Cleveland'scheu Reformen gesichert wäre und sich für die Zukunft der transatlantischen Republik die besten Aussichten «öffneten. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Reichstag trat Donnerstag in die zweite Berathung der DampfersubventionS-Borlage ein. ES wurde beschlossen, zunächst nicht in die Berathung de« Z 1 einzutreten, son dern vorerst den Z 2 mit der Anlage zu berathen, welche die (12) Hauptbedingungeu ausführt, die die im H 1 bezrichueten Verträge enthalten sollen. Auch von diesen Bedingungen wurden die Nr. 1 und 3 wegen ihrer präjudiziellen Bedeutung vorläufig ausgesetzt; die Nr. 2 (Konstruktion und Einrichtung der Dampfer) wurde debattelo» angenommen. Eine längere Debatte rief aber die Nr. 4 hervor. Es liegt hier ein Antrag der Konservativen und Nationalliberalen vor. welcher lautet: »Der Unternehmer ist verpflichtet, entweder bei der Hin- oder Rückfahrt einen belgischen oder holländischen Hafen auzn- laufen oder die dort zur Verladung gestellten Maaren deutscher Provenienz ohne Frachizuschlag nach dem Abgangshafen deS Schifft» überzuführen." Dagegen wird vom Zentrum für die Nr. 4 folgende Fassung beantragt: „Die Unternehmer der Hauptlinie fbezw Haupt« linienf (Z 1) sind verpflichtet, bei der Hin- und Rückfahrt Rotterdam oder Antwerpen anzulaufen." Endlich wird auch von deutschfreifinniger Seite befürwortet, von solcher Bestimmung überhaupt abzusehe». Nach längerer Debatte wurde die Bestimmung angenommen, wonach der Unternehmer verpflichtet sein soll, bei der Hin- und Rückfahrt einen holländischen Hasen anzulaufen. Ferner wurde beschlossen, daß der Unternehmer verpflichtet sein soll, sofern die bewilligte Summe dazu ausreicht, die Linie Brindisi—Alexandrien bis Triest auSzudehnev. Bet effS der Herstellung der Dampfer lagen verschiedene Anträge vor. Graf Behr beantragte, daß die in die neue Linie einzustellenden neuen Dampfer auf deutschen Werften gebaut sein müßten. Die Sozialdemokraten beantragten, daß nur neue Dampfer, die auf deutsche» Werften gebaut sein müßten, eingestellt werden. Dieser Antrag fand auf keiner Seite Zustimmung. Der während der Debatte im Hause eingetretene Reichskanzler sprach auch dagegen. Die Verbündeten Regierungen dürsten nur dann darauf eingehen, wenn ihnen der Reichstag die zum Bau neuer Dampfer nöthigen Mittel bewilligen wolle. Man möge nicht da» Bessere des Buten Feind sein lassen. Schließlich wurde der Antrag der Sozialdemokraten abgclehnt, der Antrag de» Grafen Behr dagegen angenommen Im klebrigen fanden die Submissions bedingungen ohne erhebliche Debatte Annahme. Heute findet Weiter- berathung statt. Der Sitzung wohnten Prinz und Prinzessin Wil helm bei. Atz Kji — Das preußische Abgeordnetenhaus setzte in seiner Donnerstag-- Sitzung die Berathung des Etats in dritter Lesung bei dem Etat des Finanzministeriums fort, der nach unerheblicher Debatte endgiltig genehmigt wurde. Eine längere Diskussion knüpfte sich an den Etat des Ministeriums für Handel und Gewerbe, bei welchem von deutsch- freisinniger Seite die Frage des kaufmännischen Fortbildungswesens in Anregung gebracht wurde, und bei dem der Minister v. Boetticher wiederholt Veranlassung nehmen mußte, eine von dem Reichskanzler in der Reichstagssitzung vom 9. Mai v. I. bezüglich deS KaufmannS- und HandelsstandeS gethaue Aeußerung gegenüber den heutigen An griffen auS dem Hause auf ihre wahre Bedeutung zurückzusühre«. Zum Beweise für das Interesse, welches der Reichskanzler an de» Handelsstande nähme, wies Abg. EnnecceruS auf die Verhandlungen de» Reichstages über die Dampfervorlage hin. Morgen findet Weiterberathung statt. — Die Berliner Börse war infolge derZ Kriegsbefürchtungen ! zwischen England und Rußland flau, namentlich litten Diskontogesekl.