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UnterhaltuugS-Blatt zum „Chemnitzer Anzeiger". K- harter, boshafter Zug lag um die schmalen Lippen, er wich auch daun nicht, wenn sie mit lispelnde« Stimme und der Miene einer Dulderin sich bereit erklärte, die Tücken sdes Schicksals über sich er gehen zu lassen. Sie war in ihren eigenen Augen eine arme, vom Schicksal hart verfolgte Person, sie sprach nie von ihrer Jugendzeit, ohne das Schicksal anzuklagen, daß eS sie um alle Blüthen des Lebensfrühlings be trogen habe, und sie floß über von Dank für ihre Wohlthäterin, de ren Brot sie nun schon seit zwanzig Jahren essen durfte. Mit diesem Dank waren freilich die feindseligen Blicke und die halblaut gemurmelten Verwünschungen nicht wohl in Einklang zu bringen, mit denen sie hinter dem Rücken der alten Dame keines tvegS geizte; aber da Madame Raven davon nichts merkte, so thaten fl« dem freundschaftlichen Berhältniß, in dem die Beiden zu einander standen, keinen Abbruch. Robert hatte die Mutter ehrerbietig, die Gesellschafterin mit einem gleichgiltiaen Kopfnicken begrüßt, er nahm zwischen ihnen Platz und verzehrte sein Abendbrot mit der zufriedenen Ruhe eine- ManneS, der sich bewußt ist, sein Tagewerk gewissenhaft vollbracht zu haben. Lr «uüieckte sogleich, daß die Mutter verstimmt war, ein verstohlener Blick auf das boshafte Gesicht der Gesellschafterin weckte die Ahnung d» ihm» daß über seinem Haupte rin Gewitter hing, besten Wolken Fräulein Marie Kaltenbaum herausbeschworen hatte. Ihn beunruhigte dar weiter nicht, er kannte die Liebe, mit der di« Mutter an ihm hing, solche Scharmützel waren ihm nichts Neues, bis jetzt hatte sich noch nie ein ernstes Gefecht auS ihnen entspannen. Madame Raven lehnte sich in ihre Sophaecke zurück und knüpfte die Bänder ihrer Haube fester. „Ist eS wahr, daß Du mit dem Mädchen da oben eine Liebelei hast, Robert?- fragte sie. Das war der gerade, rücksichtslose Weg, wie sie ihn immer liebte, ohne zu ahnen» daß sie dem Angegriffenen die Vertheidigung dadurch erleichterte. »Fräulein Holzer?" erwiederte er scheinbar gekästen. »Sie ist ja die Braut drS Optikers! Wenn diese Verlobung noch nicht ge schlossen wäre, dann freilich könnte die Schönheit des Mädchens ge fährlich werden." »Und wie denkst Du, daß in diesem Falle^die Geschichte enden würde?" IM »Mit einer Hochzeit natürlich!" lachte er, das ^Lorgnon auf die Nase klemmend und der Gesellschafterin einen ironischen Blick zu- werfend. »Unmöglich!" sagte seine Mutter scharf. „Ich würde dieses Mädchen niemals als meine Schwiegertochter anerkennen. Wer sind die Leute, und was haben sie? Nichts und abermals nichts. Die Verlobung mit dem Optiker soll ihrer Lösung nahe sein, man sagte mir, Du würdest darüber die beste Auskunft geben können " ^ »Wer sagte Dir das?" »Isaak Goldstein!" „Sie hätten den Namen nicht nennen dürfen," sagte die Ge sellschafterin vorwurfsvoll, »der Mann meinte eS ehrlich, als er uns warnte." »Wirklich?" spottete Robert. „Wenn ich in diesem Hause zu befehlen hätte, so würde ich den Spion heute noch hinauswerfen, ohne von der Berufung aus seine Ehre irgend welche Notiz zu nehmen. Wa» kümmert eS ihn denn. wenn ich einmal einige freundliche Worte mit dem Mädhen wechsle? WaS kümmert ihn überhaupt die Ver lobung dieses Mädchens? Der Lump soll in seiner Dachkammer bleiben und meinetwegen darüber Nachdenken, wie er die Leute mit seinem Hausirhandel betrügen kann, ich rathe ihm ernstlich, sich nicht noch einmal mit mir zu beschäftigen." „So böse war's ja nicht gemeint," lenkte seine Mutter ein, „der Goldstein ist ein braver Mensch —" »Wenn er schläft", fiel Robert ihr spöttisch ins Wort. „Ich kenne ihn bester, einmal habe ich aus Barmherzigkeit ein Taschen messer von ihm gekauft, aber ich thue es nicht wieder." »Ich kann nicht behaupten, daß ich ihn jemals auf einem Betrug ertappt hätte," sagte Fräulein Marie Kaltenbaum, ihre Korkzieher- locken schüttelnd, „und ich habe doch schon manche Kleinigkeit von ihm gekauft. Es ist möglich, daß er keine Berechtigung oder Ver pflichtung hat, über das Wohl und Wehe deS Mädchens da oben zu wachen, aber wenn er eS dennoch thut, so macht das seinem guten Herzen Ehre." „Ich glaube, man kann eher annehmen, daß eS seine Neugier und seine Lust am Spioniren und Verleumden beweist", eutgegnete Robert mit einem raschen Blick aus seine Mutter, in deren Zügen ein ernster, besorgter Ausdruck lag. »Ich darf also wegen des Mädchens ruhig sein?" fragte die alle Dame. „Sehr ruhig, Mama. UebrigenS gedenke ich morgen schon eine längere Reise anzutreten." wenn auch anzweifelbare gewesen, wenn er das, was er in den ge lungensten Szenen durchführte, in der ganzen Rolle innegehalten hätte, die Kennzeichnung nämlich des Fiesko als einen genialen dummen Jungen. Schillers Bezeichnung seines Helden als eines jungen Mannes von 23 Jahren hätte ihm einen Schimmer von Berechtigung zu dieser Austastung gegeben. Freilich, ich vergesse, wie alt man mit 23 Jahren zuweilen sein kann. Treffe ich da neulich eineu jungen alten Mann aus der Straße, den ich vom Theater her kenne, wo er gewöhnlich die Proszeniumsloge besetzt hält. Er ist ganz Hauptstädter, kann es nur mit Mühe und nur mit dem Denken eine- Badcreisenden begreifen, daß eS eine Provinz giebt und hat sich bereits die Hälfte seines Haarwuchses wegamüsirt. Mit Schrecken erfuhr ich neulich, daß er erst 23 Jahre alt, aber bereits seit sieben Jahren unter KurSk- Kiewer, Marienburg-Mlawkaer, Goldrente re. ergraut sei. In dieser Zeit hat er bereits eine lange Entwickelung durchgemacht. Er be gann als Mann von vdio, bald wurde er tsedoae, mit 20 Jahren war er in die Geheimnisse drS psklltt eingeweiht; bei dem Empor- kommen des Königs v'I»» ging er mit klingendem Spiel zu ihm über, und jetzt ist er einer der bemerkenswerthesten „alia's!" der Residenz. Dieser Sonnabend ist sein Unglückstag. „Denken Sic sich," klagte er mir, »um 7 Uhr ist die Premiere von L'Anonge's »Sorg losen" bei Wallner, um 9 muß ich zum afrikanischen Herrenfest der „Schlaraffia", der »Eulenspiegel" erwartet mich um 11; spätestens zwölf Uhr erwartet mich Mimi auf dem .»ersten deutschen Sportball" im Wintergarten; um 2 ruft mich die Erstürmung der Griesgram burg in der Karneval-Gesellschaft „Humor" zu den Waffen; um 3 muß ich doch wenigstens ein Defregger'scheS Bild auf dem Corps de Ballet Ball bei Kroll stellen — oh! und dabei sollen nicht Nerven und Haare zum Teufel gehen." Karl Stiele» i« Chemnitz. Ein seit Jahren regelmäßig »vicderkehrender lieber Gast, der Dichter KarlStielerauS München, beabsichtigtDonuerStag, den12. Februar, wieder im hiesigen Kaufmännis chen Verein zu sprechen «ud zwar über einen Stoff aus seinen heimathlichen Bergen, die er kennt und liebt, wie selten Einer. Das Thema des VorlragS lautet: ' „Im Aufträge Deines Prinzipals?" „Nein, in meinem eigenen Interesse", fuhr er leichthin fort. „Ich will nicht sagen, daß meine Stellung in dem Bankhanse mir unangenehm geworden wäre, aber man will doch auch einmal selbst, ständig werden, und das kann ich nur, wenn ich endlich anfange, für eigene Rechnung Geschäfte zu machen. Da unten im Süden wohnt ein leichtsinniger Edelmann, der augenblicklich in Geldverlegenheit ist, ich habe mich schon längere Zeit mit ihm beschäftigt und kenne seine Verhältnisse sehr genau. Für eine geringe Summe könnte man im Laufe der Zeit ein schönes Rittergut erwerben, eS ist eine jener seltenen Gelegenheiten, durch die man über Nacht ein reicher Mann wird." „Ganz wie sein verstorbener Vater I" sagte die Mutter, der Ge sellschafterin einen tnumphirenden Blick zuwerfend. „Ich habe voraus gesehen, daß diese Ader einmal in ihm erwachen würde, sein Vater dachte Tag und Nacht nur daran, sein Vermögen zu vermehren." „Daran werde ich nun auch denken, Mama," erwiederte er, sich zurücklehnend und an den Spitzen seines Knebelbartes drehend, «aber ich muß zu diesem Zweck ein kleines Kapital haben, mit baarem Gelde kann man viel erreichen, ohne Geld gar nichts." „Rothschild hat mit sünf Silbcrgroschen angefangen und ist Millionär geworden", warf die Gesellschafterin ein. „Wer hat Ihnen das aufgebunden?" spottete Robert. „Es ist Wahrheit, Isaak Goldstein sagte eS mir." - „Dann wundert's mich, daß Isaak Goldstein noch da oben in der Dachkammer wohnt! Hätte Rothschild nicht das große Vermögen deS Kurfürsten von Hessen zu verwalten gehabt, wäre er auch heute noch nicht, was er ist." „Natürlich nicht", pflichtete seine Mutter ihm bei. „Wie viel Kapital mußt Du haben?" „Je mehr, desto besser!" „Und eS ist ein sicheres Geschäft?" „Ganz sicher, ich würde eS nicht unternehmen, wenn statt deS Gewinns ein Verlust herauSkommen könnte. Fünftausend Thaler müßte ich haben —" „Unmöglich!" unterbrach die Mutter ihn bestürzt. „DaS ist ja eine ungeheure Summe!" „Du hast diese Summe heute baar empfangen." „Das ist richtig, ein Kapital von fünftausend Thaler ist mir zurückgezahlt worden." »Und dieses Geld liegt jetzt in Deiner Schatulle im Schlaf zimmer." „Auch das leugne ich nicht", erwiederte sie zögernd, aber ich habe dieses Kapital bereits einem Anderen versprochen, der es über morgen in Empfang nehmen will. Da verliere ich schon die Zinsen von 2 vollen Tagen —" »Bah, was will diese Kleinigkeit bedeuten gegenüber dem großen Gewinn, den ich mit dem Gelde machen kann!" fiel Robert achsel zuckend ihr in die Rede. „Gieb es mir, ich werde in einigen Jahren die Summe verzehnfachen." „Nein, nein, so viel nicht!" rief sie ängstlich; „bei dem ersten Geschäft muß man sehr vorsichtig sein. Tausend Thaler will ich Dir geben, nicht mehr, kannst Du damit nichts anfangen, so bleibe lieber in Deiner Stellung. Klein muß man anfavgen und groß aufhören, so sagte Dein verstorbener Vater immer, der auch klein angefangen hat und. sehr solide Grundsätze besaß." Robert hatte ärgerlich die Unterlippe zwischen die Zähne ge zogen, die spöttische Miene der Gesellschafterin reizte ihn noch mehr. Er hatte erwartet, die Habsucht seiner Mutter werde sofort aus den Vorschlag ringehcn, er kannte die alte Frau genau genug, um zu wissen, daß sie nun von dem einmal gesoßten Entschluß nicht mehr abging. »Vielleicht, wäre es besser, Du reistest vorher einmal nach dem Süden, um an Ort und Stelle Dich nach den Verhältnissen zu er- kundigen —" nahm sie nach einer kleinen Pause wieder das Wort, „die Mittel zu dieser Reise wirst Du Dir wohl erspart haben. —" „Das wäre eine Reise ins Blaue," unterbrach er sie abermals; „soll das Geschäft zu Stande kommen, so thut Eile noth, damit nicht ein Anderer mir zuvorkommt." „Tausend Thaler, mehr kann ich nicht entbehren " »So muß ich cs damit versuchen," sagte er unwillig, indem er sich erhob, »ich reise morgen Nachmittag —" »Und Du kehrst bald zurück?" »Schwerlich vor der Hochzeit des schönen Mädchens da oben," erwiederte er, einen scherzenden Ton anschlagend, der etwas gezwun gen klang, »ich hoffe, das wird Fräulein Kaltenbaum und auch ihren guten Freund, den hausirenden Handelsmann beruhigen." Die Gesellschafterin warf das eckige Haupt trotzig zurück, die Locken geriethen in stürmische Bewegung, und aus ihren zornglühen den Augen traf ein stechender Blick den jungen Mann, der lächelnd seine Glacehandschuhe anzog. »Isaak Goldstein ist mein guter Freund nicht," sagt« sie mit scharfer Betonung, »und über Ihre Beziehungen zu FrSulein Holzer habe ich mich wahrhaftig noch nicht beunruhigt, mir ist da» hoch näsige Ding sehr gleichgiltig. Möchte nur wisse», wer den Putz be- zahlt, den das Fräulein und die ebenso hochnäsige Mutter machen!" Robert wandte vor dem scharfen, forschenden Blick, der bei den letzten Worten abermals ihn traf, scheinbar absichtslos das Anilitz ab. (Fortsetzung folgt.) „Alter und neuer Verkehr im bayrischen Hochland." Wir hoffen, daß es seine alten Verehrer freuen wird, wenn wir einige seiner mundartlichen Dichtungen abdrucken, und daß wir ihm damit noch neue Freunde znsühren werden. (Stiel er's Dichtungen sind für Mitglieder in der reichen Bibliothek des Kaufmännischen Vereins zu haben; dergleichen in der Leihbibliothek des Herrn Feiler, eines Landsmannes Karl Stielers.) Wir führen einige Proben der Sticler'schen Dichtungen in ober- bay rischer Mundart hier an: Die Kommission. Der Herr Assessor putzt si z'samm, Fahrt eint in sein Rock; „G'richtsdiener! — so, i geh jetzt fort, Heunt früh, heunt giebt's an Bock. Wenn oaner von die Bauern kimmt, Den jag'ns a so davon, Und lemment Herrn — na scg'ns dazu: I bin auf Kommission." Am Abgrund. Novelette von Adolf Gassert. (Schluß.) (Nachdruck verboten.) Und das Kreuz, eS trat ein in Hau- und Herz zweier guter Menschen. Die fortwährenden bösen Gespräche konnte» ja unmöglich weder Tannenberg, noch Marie unbekannt bleiben. Beide wurden bleich und düster, und was vielleicht nie und nimmer gemeinsam ver lebtes Glück und Frohsinn vermocht, das bewirkte das gemeinsame Leid, es wand sich um beide Seelen das unergründliche, nie aus- gesungene, weil ewige Band der Liebe. »Nannerl, mein Nannerl, Du hast geweint, wieder geweint, und sagst mir nie warum?" „Es drückt mir noch das Herz ab, Mntterll" „Sag's offen, was ist's? Weißt ja, wie seelensgut ich's mit Dir mein!" »Der Sepp hat mich so zum Weinen gemacht, und er ist so gut und treu — da steht er — und schau, er hat ebenfalls geweint. Wir können uns nimmer kriegen, hat sein Vater, der Holzfäller ge sagt, wir seien Beide zu arm und man dürfe nicht das Unglück der Armuth auf die kommenden Kinder ausdchnen, das wäre unchristlich, gottlos und unklug!" Und das „Waldschänken-Nannerl" weinte so heftig und herz brechend, daß auch der herbeigetretene stattliche Bursch mit dem Aermel der Jacke die Augen trocknete, während die greise Wirthin längst theilnehmend schluchzte und letztere in sichtlicher Verlegenheit war, wie sie Beide trösten wolle. „Wir können nit von einander lassen, und wenn ich die größt^ Sünd' thun sollte und lauf in den Teich!" Sepp stimmte zu. »Um Jesu, Maria und Josefs willen, sprich nicht so gottlos, Mädchen! Weißt nicht, daß Du bei den frommen Brüdern aufge zogen worden bist, und daß wir Dich erzogen haben in aller Gottes furcht und Ehrbarkeit?" Die drei, der stattliche, gesundheitstrotzenbe Bursche, das frische Mädchen und die treue Alte, hatten, von ihnen Allen in ihrer Seelen angst völlig unbewußt, Zuschauer gehabt. Tannenberg war einsam, in innerster Seele zerrissen, in den Wald gegangen, er fand seinen Bekannten, den Holzfäller, und es war eine alte geheimnißvolle und im Grunde so einfache Geschichte gewesen, die sich die beiden alten Bekannten zu erzählen gehabt hatten und in der Erinnerung aufsrischten und ergänzten. Und die Geschichte halte ein Gelübde des Holzfällers zur Folge, das Glück und Freude, Ruhe, seligen Frieden in manche Seele zu bringen im Stande war. Ja, er wollte es jetzt offen erzählen, er, der ehemalige Diener Graf Stritzow's, der ja ein lauterer Ehrenmann war. Denn er wußte noch wie heute, wie sein Herr, racheschnaubend bei dem ihm soebcn kund gewordenen Tode seiner Jugendliebe in den Wald geeilt war, er wußte aber auch, daß er nie und nimmer zu einem bösen, mörderischen Zwecke das silberbeschlagene Jagdgewehr mitgenommen hatte, er konnte aber auch beschwören, daß der ebenfalls zur Jagd auSgezogeue Freiherr von dem Schüsse des Grafen erschreckt, beim gleichzeitigen, im Angesicht deS Abgrundes entsetzenerregenden Anblick seines Todfeindes Tanner in den tödtenden Schlund geglitten war, daß Niemand seine Hand im Spiele gehabt habe, als die rächende Nemesis. Denn der Schuß Stritzows hatte den schönsten Hirsch er legt und der Graf ließ ihn schon am nächsten Morgen holen und wußte nicht von der unbeabsichtigten Wirkung seines Schusses, und Tanner war fort, mochten die Leute denken was sie wollten, auch ihr Gespräch wurde schließlich verweht von den rastlos nachdrängenden. Wellen neuer Ereignisse, was sollte er schließlich den gebeugten Herrn, der immer menschenscheuer wurde, noch mit diesem, seinem alleinigen Geheimnisse drücken?! Und was konnte, wenn Alles aufgeklärt war, der gütige Freiherr gegen die Bereinigung seiner Pflegetochter mit dem ehrcnwerthen Nachbar haben? Denn auch er wußte es, sie liebten sich Beide, treu und ernst mit der Liebe, die eine Himmelstochter ist. Aber auch noch ein glückliches Paar gab eS heute. Denn als der mit Rührung zuhörende Tannenberg in die Stube eintrat, wo die Szene stattgefunden, deren unerwarteter und unbeabsichtigter Zeuge er werden sollte, da förderte und einigte eine von ihm zugesagte stattliche Mitgift den treuen Bund zweier überglücklicher Menschen kinder. Und heute vereinigt sich die befleckte Freiherrnkrone mit der befleckten bürgerlichen Ehre zu einem seligen, dauernden Glücke. „Ja," sagt der Wirth, „di is grad da, Jawohl, Sie krieg'n scho oane. Aber dös sag' i Jbna scho: G'macht hält' i Jhna koane." Aufs Wiedersehgu. Der Jäckel steht vom Wirthstisch auf, Dem kam dös Bier fein an!"*) „Jetzt." sagt er, »muaß i's halt probirn. Ob i no(ch) hoam gehn kann? Und wenn i nimmer geh'n kann, woaßt, (So hat er g'sagt), woaßt was? No ja, na kimm i wieder z'ruck, Na — trink' ma no(ch) a Maß " Was giebt'S! Beim Brandne,wirth, ah, da geht'S zua. Da können's gar nit schreien gnua, Bis weit in'S Dorf 'naus hört ma'S grüllen.*) „Ja", Han i g'sagt, »um Gotteswillen — WaS gibts denn heunt da drinn bei Dir?" »„Nix,"" hat der Wirth g'sagt, „„an alts Bier." Weg » dem Fuatz. Zum GerichtSarzt kimmt der Jockel von Kreuth, „Ja," sagt derselle, „da feitS**) ja weit, Dös sag' i Dir scho, daß i weg'» dem Fuaß Jetzt andere Maßregeln ergreiffen muaß." Wie der Jockel hoamkimmt, na hamS ihn g'sragt: No, was hat nacha der GerichKarzt g'sagt? „..Ja,"" sagt er, „„daß i weg'n dem Fuaß Jetzt andere Maßtrügeln ergreiffen muaß."" *) Ankömmen, gleich überwältigt werden, »»j Fehlts. Die Suppen. A Herrschaft bat im WirthShaus g'wohnt, Da drent am Zellergraben, Jetzt werd der Herr auf d'Nacht halt krank Und möcht a Suppen haben- Und d'Frau geht selm in d'Kuchl na Und fragt und bitt halt nacha, Ob's nit a Suppen haben kunt? Und daß's ihr oane mach«! Wagner s Zukunftsmusik. „Bei der Musik wird ernst die Seel' und still Gestimmt, als wollte sie zum Aether fliegen, Woran der Körper sie nur hindern will!" Rus von einer Seite: „„Sie wollen vor dem Mumpitz wohl im Staube kriechen?"" „Ich bin kein Kenner und ich will Bon der Musik nur Freude und Vergnügen — Begeistert sie mich nicht, dann tun ich stillt" Ruse von allen Seiten: „„Sie werden gleich die schönsten Keile kriegen!"" *) Brüllen. Berantwortlicher Redakteur Franr Götze in Thcmnitz. — Druck und Verlag von Alexander Wiede in Chemnitz.