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1096 PAPIER-ZEITUNG Nr. 55/1915 Der Zutritt zu der Versammlung ist nur gegen Eintritts karte gestattet, die von der Magdeburger Geschäftsstelle des Vereins auf vorausgegangene Anmeldung ausgestellt wird. An meldungen werden bis spätestens zum 13. Juli entgegen genommen. Verein Berliner Papiergroßhändler Bericht über die Versammlung vom 14. Juni 1915 im Papierhaus zu Berlin Am 14. Juni 1915, abends 7% Uhr, fand eine rege besuchte Versammlung des Vereins Berliner Papiergroßhändler statt, der als Gäste beiwohnten: Herr Kommerzienrat Vogel aus Frankfurt a. 0., Herr Stern i. Fa. Karl Ulrichs Nachf., Frank furt a. 0., Herr Alexander Flinsch i. Fa. Ferd. Flinsch G. m. b. H., Berlin, Herr Dr. Vosberg-Rekow, Berlin, Herr Dr. L. Zeitlin, Berlin. Dem Verein sind als Mitglieder neu beigetreten die Firma Neustadt & Soldin, die Firma Gebr. Westphal Inh. Ernst Dewitz, die Firma Ernst Hiller, sämtlich in Berlin. Die Firma Ferd. Flinsch G. m. b. H., Berlin, hat ihren Beitritt in Aussicht gestellt. Bei Besprechung der Marktlage wird festgestellt, daß im allgemeinen die Umsätze zurückgegangen sind. Infolge der steten Preiserhöhungen seitens der Fabriken müssen auch von der Kundschaft höhere Preise verlangt werden, die, wenn auch widerwillig, schließlich bezahlt werden. Vielfach wird seitens der Papierfabriken zur Begründung der Preissteigerung die Erhöhung der Zellstoffpreise angeführt. Die Zellstoffabrikanten sollen sich in ungesetzlicher Weise über die bestehenden Ab schlüsse hinweggesetzt haben und Papierfabrikanten Zellstoff nur mit einem Aufschlag von 10 v. H. liefern wollen. Diese Maßnahme der Zellstoffabrikanten ist durchaus unberechtigt, und die Papierfabrikanten haben keineswegs nötig, einem der artigen Ersuchen stattzugeben. Wie verlautet, sollen sich auch nur wenige Papierfabrikanten mit dieser eigenmächtigen Hand lungsweise der Zellstoffabrikanten einverstanden erklärt haben. Die Pergamyn-Konvention hat ihre Preise wieder um 4 bis 5 M. die 100 kg erhöht. Auch wurde vielfach immer von neuem von Papierfabrikanten versucht, innerhalb selbst im Kriege getätigter Abschlüsse eigenmächtig Preiserhöhungen vorzu nehmen. Es wird infolgedessen nachfolgender Beschluß des Vereins gefaßt: Der „Verein Berliner Papiergroßhändler” stellt fest, daß, wenn auch die meisten der Papierfabrikanten sich besserer Einsicht nicht verschlossen haben, so doch immer noch von einzelnen Fabri kanten versucht wird, sich auf Grund der längeren Dauer des Krieges von den getätigten Abschlüssen zu befreien. Es gibt sogar einzelne Fabrikanten, welche ohne weiteres mit der Erklärung hervortreten, daß sie die Abschlüsse gestrichen hätten. Hiergegen wird erneut auf das energischste Protest erhoben und auf die früheren Be schlüsse des Vereins verwiesen. Es wird wiederholt betont, daß, soweit es irgend angängig ist, den Fabrikanten Entgegenkommen bewiesen werden soll, ohne aber, daß dadurch etwa eine Aner kennung unberechtigter Forderungen erfolgt. Zü Punkt II der Tagesordnung, Ueberweisungsspesen der Spediteure, wird allgemein der Entrüstung darüber Ausdruck gegeben, daß nunmehr vielfach seitens der Fabrikanten ver sucht wird, die Ueberweisungsspesen der Spediteure dn Groß händlern aufzuhalsen. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß derartige Ueberweisungsspesen nur im Interesse der Papier fabrikanten entstehen, so erscheint eine derartige Zumutung völlig unberechtigt. Die Ueberweisungsspesen entstehen da durch, daß der Papierfabrikant, um leistungsfähig zu sein, sein Papier in Sammelladung für die verschiedenen Abnehmer nach Berlin schickt: er adressiert den gesamten Posten an einen Spediteur und dieser überweist, sofern er die Papiere den Adressaten nicht selbst zurollt, die Ware an den Empfänger. Diese Spesen wurden früher, und ganz mit Recht,'anstandslos von den Papierfabriken getragen, wogegen jetzt, wie oben schon gesagt, eine Abschiebung derselben auf die Schultern der Groß händler stattfinden soll. Infolge der Aussprache wird folgender Beschluß des Vereins gefaßt: In letzter Zeit haben verschiedene Papierfabriken versucht, die bisher stets von ihnen getragenen Ueberweisung Spesen der Spediteure auf die Abnehmer abzuwälzen. Der „Verein Berliner Papiergroßhändler” legt auf das energischste gegen ei derartiges allen^lbisherigen Bräuchen widersprechendes Verfahren Protest ein. Es ist falsch, wenn behauptet wird, daß die Versendung in Sammelladung nach Berlin im Interesse der Käufer liegt. Den alleinigen Nutzen von einer derartigen Versendungsart haben nur die Lieferanten. Wenn sie auf diese Art nicht den Versand vor nehmen würden, so kämen sie für Berlin überhaupt nicht in Be tracht und sind nicht konkurrenzfähig. Es kann also nicht von den Berliner Händlern verlangt werden, daß sie, um ihre Lieferanten konkurrenzfähig zu machen, die Kosten dafür tragen. Punkt III der Tagesordnung: Preisfestsetzung der „Vereini gung Kartonpapier”. Ein Hauptteil der der „Vereinigung Kartonpapier” an- geschlossenen Fabriken liefert seine Erzeugnisse selbst bei kleinsten Mengen zu den gleichen Preisen an die Verbraucher wie an die Papiergroßhändler. Ein energischer Widerspruch gegen eine derartige Handlungsweise, welcher von Seiten der Firma Max Krause, Berlin, beim Syndikus der „Vereinigung Kartonpapier” eingelegt wurde, fand keine wohl wollende Auf nahme. In der Aussprache über diesen Punkt kam die allgemeine Empörung über eine derartige Geschäftstaktik der „Vereinigung Kartonpapier” zum Ausdruck, und es wurden Beschlüsse gefaßt, die vorläufig noch nicht bekanntgemacht werden sollen. Es wurde auch festgestellt, daß der Syndikus der „Vereinigung Kartonpapier” auch Syndikus der „Vereinigung Normalpapier” ist und allem Anschein nach etwas zu scharfe Saiten aufzuziehen versucht, was keineswegs im Interesse der von ihm vertretenen Fabriken liegt. IV. Neugründung des „Vaudepib”. Nach reger Aussprache wird beschlossen, den „Verband der Pergamentersatzpapier- Interessenten Berlins” von neuem zu gründen. Sämtliche maß gebenden anwesenden Firmen erklären sich zum Beitritt bereit. Es ist ins Auge gefaßt, die Leitung des Verbandes in die Hände des Herrn Dr. Vosberg-Rekow zu legen. Ein siebengliedriger Ausschuß, welcher aus den Firmen Robert Keilpflug, Sabin & Liskow, Vogel & Neuber, R. L. Schultze, Carl Aug. Kemnitz, Bröcker & Filter und Rudolf Jung besteht, wird gebildet. Diese Firmen werden die Vorarbeit für die Satzungen des Verbandes übernehmen. Zum Schluß bittet der Vorsitzende noch, die Vereins- Beiträge an den Kassierer, Herrn Carl Aug. Kemnitz, einzu senden, damit unnötige Arbeit, hervorgerufen durch wieder holtes Vorschicken des Kassenboten, vermieden wird. Schluß der Sitzung 11 Uhr. Vorsicht! Unfug mit sogen. Export-Adreßbüchern Brief einer rheinischen Papierfabrik an ihren Berliner Vertreter Es ist Ihnen bekannt, daß es unter den Verlegern von soge nannten Adreßbüchern eine ganze Anzahl gegeben hat und vielleicht noch gibt, die sich Aufträge für diese Bücher auf Schleichwegen zu verschaffen suchten. Mancher Geschäftsmann ist auf diese Ver suche hereingefallen, und da infolgedessen das Geschäftsverfahren recht lohnend ist, so wird letzteres auch heute wohl noch blühen. Ob der nachstehend zu besprechende Fall unter diese Art von Adreß- buchverlegern zu zählen ist, weiß ich nicht. Anbei Bestellschein und Rechnung von Export-Adreßbuch des Deutschen Reiches, Johannes Kluck, Berlin-Wi. 1, sowie Bestellschein und Rechnung von Neues Export-Adreßbuch des Deutschen Reiches. Richard Schröder G. m. b. H., Berlin W, Nassauische Str. 27. Es ist auffallend, daß beide Verlage sich mit einem Export- Adreßbuch des deutschen Reiches beschäftigen, und daß die von ihnen verschickten Drucksachen nicht bloß in Anordnung, sondern auch in Typen-Art und -Größe genau übereinstimmen. Diese Ueber einstimmung geht so weit, daß der Probedruck auf der Rückseite des Bestellscheines bei dem einen wie bei dem anderen genau den selben Text aufweist. Einstweilen nehme ich harmloser Europäer an, daß das reinster Zufall ist, und daß keinerlei Absicht mit der verschiedenen Preisstellung verknüpft ist. Ich will also durchaus nicht sagen, daß. Wer auf den Preis von 36 M. nicht anbeißt, das günstigere Angebot von 20 M. bald nachher bekommt. Es wird wohl auch der reine Zufall sein, daß Herr Johannes Kluck in Berlin-Wi. I, das heißt Wilmersdorf, wohnt, während die Wohnung von Richard Schröder G. m. b. H. sich in Berlin W, Nassauische Straße 27, befindet, welch letztere meines Wissens auch zu dem schönen Wilmersdorf gehört. Es wäre erwünscht, festzustellen, ob es sich bei den beiden Angeboten um zwei verschiedene, nichts miteinander gemein habende Verlage handelt. Sollte es am Platze sein, andere zu warnen, so gebe ich anheim, mein gegenwärtiges Schreiben mit den beiden Einlagen