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Verhandlungen des Vereins deutscher Briefumschlag-Fabrikanten mit den Händlerverbänden am 4. September 1915 im Deutschen Buchgewerbehaus zu Leipzig Im Auftrage der Versammlung uns übersandter Bericht Wie durch frühere Veröffentlichungen bekannt geworden ist, hat der Verein deutscher Briefumschlag-Fabrikanten im Frühjahr vorigen Jahres in wiederholten Zusammenkünften mit den Händlerverbänden zu Frankfurt a. M. Beratungen gepflogen, um die gegenseitigen geschäftlichen Beziehungen besser zu regeln und gemeinsam die Mißstände zu bekämpfen, unter denen das Briefumschlaggeschäft zu leiden hat. Es wurden in diesen Zusammenkünften Beschlüsse von weittragender Be deutung gefaßt, die unter beiderseitiger Mitwirkung zur Durch führung gebracht werden sollten. Wir erwähnen hier nur die Einführung von Kampfsorten, mit welchen den konventions treuen Firmen der Wettbewerb mit den billigen Preisen der Außenseiter ermöglicht werden sollte, die Festsetzung von Laden- oder Verkaufspreisen für die gangbarsten Sorten von Briefumschlägen mit und ohne Druck, die anzustrebende Be schränkung und womöglich völlige Einstellung direkter Liefe rungen der Fabrikanten an die Verbraucher, die Beschränkung und zweckmäßigere Reglung der sogenannten Ausscbußliefe- rungen, die Wahrnehmung der Interessen der Händler bei Preis erhöhungen für Briefumschläge durch Einräumung des Bezugs von 10 v. H. des letzten Jahresumsatzes zu alten Preisen, die prinzipielle Stellungnahme zur Treurabattfrage usw. Die weitere Verfolgung der vorerwähnten Aufgaben und die Durchführung der beschlossenen Maßnahmen, die natur gemäß nur für die Friedenszeiten gedacht waren, mußten leider infolge des ausgebrochenen Krieges unterbleiben. Da sich nun die Briefumschlag-Fabrikanten infolge der eingetretenen Steigerung der Papierpreise und aller Verbrauchsmaterialien wiederholt zu Preiserhöhungen genötigt sahen, machte sich in den Kreisen der Händlerverbände immer dringender der Wunsch nach einer gegenseitigen Aussprache geltend. Diesem Wunsche hat der Verein deutscher Briefumschlag-Fabrikanten dadurch Rechnung getragen, daß er die eingangs erwähnte Versammlung berief. Der ergangenen Einladung haben etwa 25 Vertreter der nach verzeichneten Verbände entsprochen: Reichsverband für den Papier- und Bürobedarfshandel, Frankfurt a. M. Hessischer Papierverein, Darmstadt Verband badischer Papier- und Schreibwarenhändler, Heidel berg Verband deutscher Papier- und Schreibwarenbändler, Würz burg Deutscher Fachverband der Büro-Industrie, Berlin Deutscher Papier-Verein, Frankfurt a. M. Zentralverband der Papier- und Schreibwarenbändler Deutschlands, Charlottenburg Deutscher Papiergroßhändler-Verband, Berlin Deutscher Buchdrucker-Verein, Leipzig Verein deutscher Briefumschlag-Fabrikanten sowie Bevollmächtigte verschiedener Buchbinder-Innungen. Die Verhandlungen wurden mit Zustimmung der Ver sammelten vom Vorsitzenden des Vereins deutscher Brief umschlag-Fabrikanten, Herrn Dr. Werner Schmidt, Elberfeld, geleitet. Nach kurzer Darlegung der Veranlassung und des Zweckes’ der Versammlung führte Herr Dr. Schmidt aus, daß die im vorigen Jahre gemeinsam mit den Händlerverbänden beschlossenen — vorstehend aufgeführten — Maßnahmen leider infolge des Krieges nicht zur Ausführung gebracht werden konnten.. Es habe nicht nur die zur Weiterverfolgung der ver schiedenen Angelegenheiten eingesetzte Kommission bisher nicht zusammentreten können, auch die vom Verein deutscher Brief umschlag-Fabrikanten vorbereiteten Kampfsorten hätten zurück gestellt werden müssen, da sie unter den gegebenen Verhält nissen ihren Zweck völlig verfehlt haben würden. Infolge der durch den Krieg hervorgerufenen außerordentlichen Steigerung der Papierpreise und aller Verbrauchsmaterialien habe sich der Verein deutscher Briefumschlag-Fabrikanten leider wieder holt genötigt gesehen, eine Erhöhung der Preise für Brief umschläge eintreten zu lassen. Der Verein habe aber, obwohl die mit den Händlerverbänden getroffenen Abmachungen für Friedenszeiten bestimmt waren und für die Kriegszeit infolge der gar nicht vorauszusehenden sprunghaften Erhöhungen der Preise aller Materialien nicht hätten angewandt werden können, den Händlerverbänden doch die Vergünstigung eingeräumt, daß ihre Mitglieder innerhalb einer bestimmten Zeit bei der erstmaligen Erhöhung 10 und bei der letztmaligen 5 v. H. des Umsatzes des vergangenen Jahres zu alten Preisen beziehen konnten. Damit habe der Verein einen wesentlichen Punkt der getroffenen Vereinbarungen trotz der entgegenstehenden Schwierigkeiten erfüllt und die Abnehmer auch in den Stand gesetzt, ihrerseits etwa eingegangene Lieferungsverpflichtungen noch zu alten Preisen ausführen 2 können. Ob dies auch bei weiter notwendig werdenden Preiserhöhungen der Fall sein könne, vermöge er nicht zu sagen, da noch gar nicht abzusehen sei, welche Steigerung der Materialpreise noch eintreten würde, und da die Papierfabrikanten sich weder auf die Erfüllung früher getroffener Abschlüsse noch auf neuere Abschlüsse auf längere Zeit einließen. In der an diese Ausführungen sich schließenden Aussprache wurde von verschiedenen Seiten bemängelt und bedauert, daß der Verein deutscher Briefumschlag-Fabrikanten sich nicht vor der Bekanntgabe der Preiserhöhung mit den Händler verbänden in Verbindung gesetzt habe, da dies bei den vorauf gegangenen Verhandlungen im vorigen Jahre in Aussicht gestellt worden sei. Gerade dadurch sei große Unzufriedenheit unter den Abnehmern sowie bei den Verbänden entstanden. Wenn die letzteren auch nicht verlangten, daß ihnen ein bestimmender Einfluß auf den Zeitpunkt der Preiserhöhung und auf die Preise selbst eingeräumt werde, so hielten sie doch eine vorherige Aus sprache darüber, insbesondere aber über die Art der Ankündigung und Durchführung der Erhöhung für notwendig, damit auch die Interessen der Abnehmer die erforderliche Berücksichtigung fänden. Von den Vertretern des Vereins deutscher Briefumschlag- Fabrikanten wurde darauf entgegnet, daß die Mitwirkung der Händlerverbände bei Preiserhöhungen in der gewünschten Weise in Kriegszeiten unmöglich sei, da schon die Zusammen berufung einer Sitzung zu umständlich wäre und zuviel Zeit erfordere. Ueberdies sei aber diese Vergünstigung ebenso wie alle übrigen unter der Voraussetzung in Aussicht gestellt worden, daß die Verbände, welche zur Beratung mit herangezogen werden wollen, ihre Mitglieder statutarisch oder vertraglich verpflichten, nur bei Mitgliedern des Vereins deutscher Briefumschlag- Fabrikanten zu kaufen, was auch die Treurabattklausel in sich schließe. Von einem der beteiligten Verbände sei dies auch geschehen, und wenn die übrigen Verbände diesem Beispiel folgten, würde dem geäußerten Wunsche in Friedenszeiten gern Rechnung getragen werden. Die weitere Aussprache über diese Angelegenheit ergab, daß die meisten anwesenden Vertreter sich im Prinzip mit der erwähnten Verpflichtung einverstanden erklärten. Es wurde alsdann einstimmig der folgende Beschluß gefaßt: „Die Vertreter des Vereins deutscher Briefumschlag- Fabrikanten erklären sich — die Zustimmung der Haupt versammlung vorbehaltend — bereit, in Friedenszeiten sich bei ferneren Preiserhöhungen mit denjenigen Ver bänden ins Einvernehmen zu setzen, die ihre Mitglieder verpflichten, nur bei Konventions-Mitgliedern zu kaufen, und die die Treurabattklausel als einen gemeinsamen Schutz der Händler und Fabrikanten anerkennen. Die Händlerverbände werden die entsprechenden Erklärungen dem Verein deutscher Briefumschlag-Fabrikanten bald möglichst zugehen lassen.” Hierauf wurde in die Beratung einer Reihe vom Reichs verband für den Papier- und Bürobedarfshandel, Sitz Frank furt a. M., gestellter Anträge eingetreten und zunächst bezüglich eines Mißstandes, der sich bei dem Verkauf der Ausschuß- und