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1404 PAPIER-ZEITUNG Nr. 72/1915 Der Centralausschuß Berliner kaufmännischer, gewerblicher und industrieller Vereine kommt daher zu dem Ergebnis, daß es dem Interesse einer gedeihlichen wirtschaftlichen Entwickelung Deutschlands am besten entspricht, die gegenseitige wirtschaftliche Gleichberechtigung im Sinne der unbedingten Meistbegünstigung — ohne Unterscheidung von Land- und Wasserweg und gleichmäßig für die Mutterländer und die Kolonien — zu einer der Grundbedin gungen des Friedensvertrages zu machen. Auf dieser Grundlage wird es auch möglich sein, späterhin zu brauchbaren Handelsverträgen zu gelangen, wenn sich solche als vorteilhafter erweisen sollten. Zugleich wird die Forderung und Gewährung der unbedingten gegen seitigen Meistbegünstigung den Vorteil haben, den Abschluß des Friedensvertrages, soweit er die Handelspolitik betrifft, wesentlich zu erleichtern.“ Kriegszuschlag Aus der Schweiz Die in Nr. 69 enthaltene Anregung, den Kriegszuschlag für Pa piere statt in Prozenten in Form eines höheren Kilopreises in An rechnung zu bringen, ist sehr beachtenswert. Der Verband Schweizerischer Papier- und Papierstoff-Fabriken hat laut Rundschreiben vom 16. März und 20. Mai einen Aufschlag von 15 v. H. eintreten lassen; für die Berechnung muß jedoch kein einheitlicher Weg vereinbart worden sein, denn einige Fabriken be rechnen den Zuschlag in Prozenten, andere bringen den um den Zuschlag erhöhten Kilopreis in Anrechnung mit der Bemerkung: „Zuschlag inbegriffen.“ Wenn auch die Papierfabriken nach dem Krieg es einigermaßen in der Hand haben werden, die Preise zu verlangen, die sie mit Rück sicht auf die Lage werden haben müssen, so erschwert diese Art der Berechnung doch die Bemühungen der Großhändler und Vertreter zur Erzielung besserer Preise. Die Berechnung des" Zuschlages in Prozenten sind schon v on Händlerfirmen nachgeahmt, und hierin liegt die größere Gefahr, denn der Verbraucher rechnet nunmehr mit dem Wegfall des Zuschlages nach dem Kriege, und es dürfte beim Verbraucher, dem die näheren Verhältnisse und die Lage der Papier fabriken gewöhnlich nicht bekannt sind, schwer halten, ihn nach dem Krieg davon zu überzeugen, daß der Zuschlag nicht Wegfällen kann. Darum sind auch wir der Meinung: — Weg mit dem Kriegszu schlag in Prozenten! Unterstützen wir uns gegenseitig in unserm langjährigen Bestreben, die unserer Industrie zukommenden Preise zu erzielen und vermeiden wir jede Handlung, welche diesem Ge danken hinderlich sein könnte. Großhändler Harzmarkt .in Amerika Anfang August Die allgemeine ungünstige wirtschaftliche Lage in Verbindung mit den Störungen des Außenhandels beeinflußt auch die Harz- und Terpentin-Erzeugung in immer stärkerer Weise. Die inländische wie ausländische Nachfrage ist matt, und die Preise haben fallende Stimmung, wenn sie auch hin und wieder zeitweise anziehen. Um die Lage nicht durch Ueberladung des Marktes mit Vorräten noch zu verschlimmern, wird die Erzeugung möglichst eingeschränkt, so daß die Lagervorräte sowohl von Harz wie von Terpentin zurzeit kleiner sind als Anfang August 1914. In Savannah kostet das Faß Harz von 200 Pfd. (zum Vergleich sind die entsprechenden vorjährigen Preise in Klammern beigefügt): W. W. 5,90 (6,35) Doll. W. G. 5,80 (6,20 )Doll. N 4,90 (6,00) Doll. M 4,05 (4,50) Doll. K 3,45 (4,15) Dollar. J, H und G 3,10 (3,55) Doll. F 3,05 (3,55) Doll. E 3,00 (3,55) Doll. D 2,90 (3,5212) Doll. B 2,80 (3,50) Doll. In New York lauten die Preise: 3,50 Doll, für B bis 6,70 Doll, für W. W. Die Anlieferungen nach Savannah seit Beginn des Erntejahres (1. April) betragen nur 142 972 Faß gegenüber 215 646 Faß im vorigen Jahre. Abgeliefert sind 188 749 Faß gegenüber 217 822 Faß, und die sicht baren Vorräte betragen 60 556 Faß gegenüber 108 749 Faß. Die Ausfuhr von Harz hat in den ersten 11 Monaten des laufenden Rech nungsjahres (bis Ende Mai) 1 220 400 Faß im Wert von 5 552 000 Doll, betragen gegenüber 2 167 800 Faß = 10 088 200 Doll, im gleichen Zeitraum 1913/14. Auf Deutschland entfallen davon 53 300 Faß = 243 800 Doll, gegenüber 713 300 Faß = 3 086 000 Doll. Oesterreich- Ungarn ist überhaupt nicht erwähnt, während es im vorigen Jahre mit 60 000 Faß = 250 000 Doll, verzeichnet ist. (Zeitschrift für angewandte Chemie) Briefverkehr zwischen Deutschland und Belgien. Vom 1. Sep tember ab nehmen in Belgien am Briefverkehr mit Deutschland und den zum Briefverkehr mit Belgien wieder zugelassenen anderen Ländern der Ort Turnhout und eine größere Zahl von Vor- und Nachbarorten der Städte Antwerpen, Turnhout und Hasselt teil. Welche Vor- und Nachbarorte der genannten Städte in Frage kommen, wird von den Postanstalten auf Anfrage mitgeteilt. Vom 1. September ab können die nach Belgien zugelassenen offenen privaten Einschreibbriefsendungen auch mit Nachnahme bis 800 M. belastet werden. Die einzuziehenden Beträge sind in der Mark währung anzugeben. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Auszüge aus der Literatur der Zellstoff- und Papier-Chemie Verfaßt von Prof. Dr. Carl G. Schwalbe, Eberswalde Jahrgänge 1914/15. 2. Reihe 1914 und 1. Reihe 1915 II. Zellstoffindustrien 4. Natronzellstoffkochung Fortsetzung zu Nr. 71 S. 1385 James H. Payne, Die Wiedergewinnung von Aetzkalk aus Kalk schlamm. Paper XV, 15 (11. November 1914) Nr. 9. Der Kalkschlamm, den man in Natronzellstoffabriken bei der Regeneration einer schwachen Lauge gewinnt, kann nach Angabe des Verfassers mit Vorteil im Drehofen wieder in Aetzkalk ver wandelt werden, ohne daß starke Staubbelästigung stattfände. Der Kalk kann jedoch nicht dauernd den Kreislauf durch die Natronzellstoffabrik und den Drehofen durchmachen, da er all mählich an Löschfähigkeit verliert. Es ist deshalb erforderlich, bei jeder Charge etwa 15 v. H. an neuem Kalk hinzuzugeben. Der im Drehofen gebrannte Kalk löscht sich langsamer als der frische. Demzufolge ist auch die Kaustifizierwirkung langsamer. Diesem Nachteil gegenüber steht der Vorteil des sehr guten Absetzens des Schlammes, der grobkörniger ist als der gewöhnliche Kalkschlamm. Die Zeit, die beim Kaustifizieren verloren wird, wird also beim Absetzen des Kalkschlammes wieder gewonnen. Hugo Schröder, Ueber Endlaugenverarbeitung in Natronzellstoff fabriken. P.-F. XIII, 66—68 (1915) Nr. 5, 81—84 (1915) Nr. 6 101 Nr. 7 und 117 Nr. 8. Der Verfasser schildert kurz die Verarbeitung von Esparto zu Espartozellstoff und gibt die Ergebnisse einer Heizwertbestimmung der in der Ablauge enthaltenen organischen Substanz wieder (4500 Kalorien) und bringt eine Berechnung über die zur Verdampfung notwendige Wärmemenge unter Benutzung eines Verdampfsystems der Maschinenfabrik A.-G. Gölzern-Grimma. In der Zeitschrift Paper XV, 6. Januar 1915, Nr. 17, ist darauf aufmerksam gemacht, daß in dem Abdruck des Schröderschen Aufsatzes in der Zeitschrift für chemische Apparatur ein offenbarer Schreibfehler vorhanden ist, indem der Heizwert der organischen Substanz in der Lauge zunächst mit 4500 Kalorien ermittelt, dann aber mit 5400 weiter berechnet wird. Im vorliegenden Abdruck des Aufsatzes im Papierfabrikant ist dieser Fehler auf Seite 84 Zeile 7 rechte Spalte zunächst auch gemacht, in Zeile 8 aber korrigiert. (Anmerkung des Referenten.) Hugo Schröder, Die Apparatur der Sodarückgewinnung in Natron zellstoffabriken. Nach Chern. Apparatur 1, 161—168 (1914) in Z. f. a. Ch. 27, 662 (1914) Nr. 92—93. Beschreibung einer für die Verarbeitung von Esparto geeigneten Apparatur. Berechnungen über den Heizwert der Lauge. Be schreibung einer Verdampfanlage der Firma Gölzern-Grimma. Uebelstände des Sulfatkochverjahrens. Paper Making S. 36 (Januar 1914). In einer Uebersicht über die Schwierigkeiten, welche die Durch führung des Sulfatverfahrens mit sich bringt, wird erwähnt, daß man der übermäßigen Anreicherung an Schwefelnatrium durch Zumischung von Holzmehl und kohlensaurem Kalk zum Röstgut vor der Schmelze begegnen kann, indem sich dann Kalziumsulfat und Soda bilden, welch ersteres bei der Kaustifizierung aus der Lauge verschwindet. C. Binder, Ueber die Verarbeitung kupferarmer, kieselsäure reicher, Kalk und Magnesia enthaltender Kupfererze. Chem.-Ztg. 39, 370 (1915) Nr. 58—59. Der Verfasser will zur Verarbeitung von Kupfererzen Zellstoff ablaugen anwenden. Anscheinend hat er eine regenerierte Lauge für seine Versuche verwendet. Er nimmt an, daß durch Zusatz organischer Stoffe weit größere Mengen von Kupfer als er sie zu nächst beobachtete, aus den Erzen hätten ausgezogen werden können. E. Heuser, Gewinnung von Wachs aus Getreidestroh. P.-Z. 39, 2699—2701 (1914) Nr. 97. Nach einer Uebersicht über die vorhandene Literatur beschreibt der Autor Versuche zur Extraktion von Strohhäcksel (Strohart nicht angegeben) mit Benzin unter Druck (2—2,5 Atmosphären, Temperatur nicht angegeben). Die Gesamtausbeute an Wachs belief sich bei einer Erhitzungsdauer von etwa 4 Stunden auf 1,2 v. H., jedoch war es zweckmäßig, zur Erreichung dieser Aus beute zweimal auszuziehen. Das entwachste Stroh hatte beträcht lich an Festigkeit abgenommen, was teilweise auf Verringerung der Feuchtigkeit zurückgeführt wird. Durch die Entwachsung wird das Stroh, nicht wie man annehmen konnte, hygroskopischer. Die Behauptung W. Adamsons, Aufschließung des Strohes zu schöner weißer Faser schon bei Anwendung eines Druckes von % bis % Atmosphären, konnte nicht bestätigt werden. Vergleichs weise durchgeführte Kochungen von entwachstem und nicht ent- wachstem Stroh mit Aetznatron unter Druck ergaben gleiche Aus beute an Zellstoff, in bezug auf die Bleichfähigkeit erwies sich das entwachste Stroh um ein geringes bleichfähiger.