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Leipziger Herbstmesse Die Herbstmessen in Leipzig werden im allgemeinen nicht so hoch eingeschätzt wie die Frühjahrsmessen, und deshalb von den Fabrikanten oft nur aus Gewohnheit, ohne große Er wartungen beschickt. Die diesmalige Herbstmesse, die zweite während des Krieges, war eine Ueberraschung, denn es wurden weit über Erwarten Umsätze erzielt, und Befriedigung darüber tat sich kund. Neuheiten waren wenig zu sehen, man war nach dieser Richtung zurückhaltend, und unter den wenigen trugen die auf den Krieg gemünzten den Sieg davon. Unser Volks held Hindenburg kam in allen möglichen Darstellungen zur Geltung. Er beherrscht fast den ganzen Kunstmarkt, und nach dem Umsatz zu urteilen ist seine Wertschätzung unbegrenzt. Die Beschickung der Papiermesse ließ zu wünschen übrig. Das vierte Geschoß des Meßhauses war nicht belegt, in den übrigen Geschossen waren die hinten nach der Fleischergasse gelegenen Teile frei, und auch sonst wies die Messe Lücken auf, aber der gute Geschäftsgang wirkte ermunternd. Die Heeres verwaltung kam den Meß-Ausstellern durch Beurlaubung der Fabrikanten während der Messe entgegen, und so konnte man zwischen Bürgerlichen zahlreiche Feldgraue in den Meßhäusern in flotter Tätigkeit sehen. Nur die Sorge beschlich die Fabri kanten, ob die großen Aufträge auch ausgeführt werden können, denn die Knappheit an Arbeitern und gewissen Rohstoffen ist groß. Leipziger und andere dort eigens Musterlager unterhaltende Firmen (wie F. Soennecken, Bonn) haben Anschluß an die Messe gesucht und ihre Verkaufsräume für Großhandel und Ausfuhr ausgestaltet. Der Verkaufsraum von F. Soennecken, Markt 1 (in den Laubengängen des alten Rathauses) zeigte in übersichtlicher Weise die zahlreichen Erzeugnisse dieser Fabrik, welche fast alle in der Papier-Zeitung beschrieben und bildlich dargestellt wurden. Die bewährte Begabung des Herrn Kom merzienrats Soennecken, neue Schreibgeräte zu erfinden, führte zur Herstellung von Schreibgeräten für Kriegsbeschädigte. Auf diesem Gebiete waren auch andere Firmen, wie Heintze & Blanckertz, mit Erfolg tätig. In Soennecken’s Kontormöbel lager, Thomasring 18, konnte man neue Arten und Formen zusammensetzbarer Schränke kennen lernen, unter anderm solche, die zur Ausfüllung von Ecken, Abrundung der Seiten usw. dienen. F. M. Verbotene Briefmarken Da im Briefmarkenhandel eine gewisse Unklarheit über die Verfügung des Oberkommandos wegen der Veröffentlichung von Ankündigungen und des Verkaufs von Postwertzeichen feindlicher Staaten bestand, wandte sich eine größere Berliner Briefmarken firma an das Kriegsministerium und erhielt folgenden Bescheid: „Auf das Schreiben vom 6. August 1915 teilt das Kriegs ministerium ergebenst mit, daß das Verbot für die den Briefmarken handel betreffenden Ankündigungen sich nur auf solche Post wertzeichen und Wohltätigkeitsmarken erstreckt, die seit Beginn des Krieges vom feindlichen Ausland ausgegeben sind und noch ausgegeben werden. Hierher gehören u. a. an sogenannten Wohl tätigkeitsmarken in Frankreich: zu 10 Cent und Zuschlag für das „Rote Kreuz“ von 5 Cent (zwei verschiedene Ausführungen); für Marokko, Tunis und Französisch-Indochina Marken gleicher Art. Dazu tritt Monaco mit dem gleichen Werte. Von der belgischen Regierung, zurzeit in Le Havre: zu 5, 10, 20 Cent und Zuschlag von 5, 10, 20 Cent (drei verschiedene Ausgaben). In Rußland zu 1, 3, 7, 10 Kopeken und Zuschlag von je 1 Kopeken. An gewöhn lichen Freimarken für die Kolonial- usw. Gebiete: in Großbritannien etwa 100 Sorten, darunter sind annähernd 40 Sorten durch An bringung eines Ueberdrucks auf beschlagnahmten deutschen Kolonial marken geschaffen worden; in Frankreich etwa 20 Sorten, darunter sind 13 Sorten durch Anbringung eines Ueberdruckes auf beschlag nahmten deutschen Kolonialmarken geschaffen worden. Von dem erlassenen Verbot sind nur die bereits bestehenden Preisverzeichnisse ausgenommen, die keine Ankündigungen über die vorerwähnte Art von Postwertzeichen und Wohltätigkeitsmarken enthalten, so daß also vor dem Kriege hergestellte Preisverzeichnisse bestehen bleiben können. Von einem Verbot des Handels ist abgesehen worden, da die bestehenden Zahlungsverbote, die gegen den Ankauf ge richtet sind, genügende Handhabe bieten, den Handel zu unter binden." (Berliner Tageblatt) Vorsicht! Einklagen des Preises unbestellter Postkarten Unter dieser Ueberschrift veröffentlichten wir eine Reihe von Einsendungen in Nrn. 59, 63, 64 und 66. Heute erhalten wir dazu einen eingeschriebenen Brief von Otto Winzen, Ersatz- Reservist in Berlin-Wilmersdorf, zurzeit Sammelstelle 4, Babels berger Str. 24, Zimmer 313, dem wir folgende tatsächliche An gaben entnehmen. Ich lieferte kurz vor Weihnachten 14 an eine größere Zahl . zahlungsfähiger Papier- und Postkartengeschäfte kleine Posten Weihnachts- und Neujahrskarten. Diese Künstlerkarten wurden bei der Firma Selle & Co. hergestellt. Es sind im ganzen einige hunderttausend Karten von der Firma Selle geliefert und in den Lagerräumen der Firma verpackt und zum Versand gebracht worden. Diesen Paketen waren vorgedruckte Rechnungen im Betrage von 1 M. 95 Pf. beigefügt. Von einem großen Teil der Geschäfte wurde der kleine Betrag sofort eingesandt. Im Februar 1915 wurde an die noch rückständigen Firmen eine neue Rechnung "über den kleinen Betrag gesandt. Desgleichen am 1. April an den Rest derjenigen Geschäfte, welche noch nicht gezahlt hatten, diesmal mit dem Zu satz „andernfalls ich mich zu weiteren Schritten genötigt sehe“. Ich war schon längere Zeit eingezogen und lag in Rußland (Suwalki) und konnte mich überhaupt nicht mehr um mein Geschäft kümmern. Infolgedessen habe ich meine Forderungen an meinen Vater zediert, damit ihm die Möglichkeit gegeben wurde, die ausstehenden Forde rungen einzuziehen, was mein Vater auch bisher gemacht hat. Daß der Hamburger Kaufmann, welcher Ihnen die Angaben gemacht hat, keine Karten ven mir bekommen hat, ist ja möglich, indem das Paket vielleicht auf der Post in Verlust geraten ist, wie dies ja während der Weihnachtszeit überall vorkommt. Der Mann stand in meinen Büchern, bekam infolgedessen auch die Mahnungen usw. Diese Angaben bestätigen die Mitteilungen der Einsender, wonach unbestellte Postkarten in großen Mengen versandt und dann denjenigen, welche die Sendungen angeblich erhalten aber nicht bezahlt haben, gerichtliche Schritte angedroht wurden. Probenschau Deutsche Helden. Siegelmarken von Union-Warenhandels- gesellschaft Laudon & Ecker in Berlin W .9, Schellingstr. 2. Vaterländische Gesinnung nicht nur durch Taten zu beweisen, sondern auch äußerlich zu kennzeichnen, ist zurzeit vielen ein Bedürfnis. So tragen viele unserer Mitbürger Schleifen, Nadeln, Knöpfe usw. in vaterländischen Farben. Auch im Briefwechsel diese Gesinnung an den Tag zu legen, ist sehr beliebt. Diesem Be streben kommen die Siegelmarken entgegen, welche der oben ge nannte Verlag herausgibt. Sie haben die Größe eines gewöhnlichen Siegelabdruckes und sind mit unregelmäßig verlaufendem, siegellackartigem Rand umgeben, wodurch der Eindruck hervor- gerufen wird, als sei der Brief tatsächlich gesiegelt. An der Stelle des Siegelabdruckes befindet sich das Bildnis eines der jenigen Männer, die heute in Deutschland und Oesterreich- Ungarn mit Liebe und Ehrerbietung genannt werden, so die beiden Kaiser der verbündeten Reiche, ferner Hindenburg, Mackensen, der Kronprinz, Zeppelin, Haeseler und andere. Die Vertreter Deutschlands in dieser Heldenreihe sind mit schwarz-weiß-rotem Siegelabdruck (im Druck nachgeahmt) um geben, die österreichischen mit schwarz-gelber Umrahmung, die in gleicher Art ausgeführt ist. Die Schreibwarenhändler erhalten damit eine gangbare Ware, die zu 12 Stück mit durchweg verschiedenen Bildern in einem Umschlag für 10 Pf. verkauft werden soll. Der Großverkaufspreis ist mäßig, wie aus der Anzeige in vorliegender Nummer hervorgeht. Vaterländische Ansichtskarten von Bruno Richter in Frei berg i. Sa. Diese Karten sind auf dem Wege der Chromolitho graphie hergestellt und zeigen meist Sinnbilder der Verbrüderung zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn. So sehen wir Siegeskränze, den deutschen und den Doppeladler, Fahnen sowie andere Sinnbilder des Sieges mit Bändern in den deutschen