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1348 PAPIER-ZEITUNG Nr. 69/1915 Verwendung von Koks in gewerblichen Feuerungen Aus einem Merkblatt des Vereins für die Beförderung des Gewerbe fleißes in Preußen Der Bedarf des Heeres, der Marine und der Landwirtschaft an den bei der Verkokung der Steinkohlen gewinnbaren Neben produkten ist während des Krieges außerordentlich gewachsen. Es ist deshalb in vaterländischem Interesse erforderlich, an Stelle von Steinkohlen, wo immer angängig, Koks oder Gemische von Koks mit Steinkohle oder mit Braunkohle zu brennen. Auch für die Friedenszeit ist eine solche Maßnahme in volks wirtschaftlichem Sinne warm zu empfehlen, da die vorhandenen Kohlenschätze begrenzt sind, anderseits aber die Verkokung der Steinkohle in neuzeitlichen Anlagen durch Gewinnung wertvoller Nebenerzeugnisse die denkbar beste Auswertung derselben ergibt. Koks ist ein gasarmer Brennstoff, das Restprodukt der Zer setzung der Kohle durch Destillation in hocherhitzten Räumen unter Luftabschluß. Man unterscheidet Zechenkoks (auch Schmelzkoks, Hartkoks, Brechkoks, Destillationskoks genannt) und Gaskoks. Gaskoks — namentlich der aus Horizontalretorten stammende — ist weniger dicht, poröser und leichter entzündlich als Zechenkoks. Die in neuerer Zeit in Aufnahme gekommenen Großraumöfen (Vertikal- und Kammeröfen) erzeugen einen etwas dichteren und schwereren Gaskoks, der sich in seinen Eigenschaften dem Zechenkoks nähert. Ein Kilogramm Koks nimmt wesentlich größeren Raum ein als ein Kilogramm Kohle. Daraus folgt, daß bei gleicher Rost belastung die Schütthöhe für Koks größer zu nehmen ist als für Kohle; auch ist der größere Raumbedarf beim Transport und bei Lagerung zu beachten. Im allgemeinen schwankt der Heizwert der verschiedenen Kokssorten zwischen 6300 und 7200 WE. das Kilogramm, Abfallkoks hat etwa 5000 WE. Der Koks kommt je nach seiner Herkunft in verschiedenen Sortierungen mit sehr verschiedener Bezeichnung in den Handel. Gebräuchliche Bezeichnungen und Sortierungen sind: Stückkoks oder Grobkoks in natürlichem Entfall: Zechenkoks in Stückgrößen über etwa 90 mm, Gaskoks in Stückgrößen über etwa 50 mm. Gebrochener Koks: Zechenkoks (Würfel- und Nußkoks) verschiedene Korngrößen zwischen etwa 20 — 90 mm, Gaskoks (Nußkoks) verschiedene Korngrößen zwischen etwa 20 — 50 mm. Sieb- oder Knabbeikoks (nicht aus Stückkoks gebrochen) in Korngröße von etwa 10 — 50 mm. Kleinkoks, Erbs- oder Perlkoks in Korngrößen von etwa 7—20 mm. Koksgries, Koksgruß, Kokslösche, Kokssand, Abfallkoks, Bries in Korngrößen unter 7 mm. Für die Verwendung von Koks an Stelle von Kohle ist seine hohe Entzündungstemperatur (Koks etwa 700°, Kohle etwa 350°), sowie seine geringere Brenngeschwindigkeit gegenüber Kohle nach teilig. Je schwerer und dichter der Koks ist, umso schwerer brennt er an, und umso stärkerer Zug ist erforderlich. Unter Berück sichtigung dieser besonderen Eigenschaften der verschiedenen Koks arten ist die Auswahl zu treffen. Bei Verfeuerung von Gemischen aus Kohle und Koks ist die Verschiedenheit der Brenngeschwindigkeiten dadurch auszugleichen, daß man die Korngröße für Koks kleiner wählt als für Kohle. Die Körnung muß sich auch der Schütthöhe anpassen. 1. Verwendung von Koks ohne Kohlenzusatz Reiner Koks eignet sich nur für Aufwurffeuerungen oder Schütt feuerungen, bei denen der frische Brennstoff auf den glühenden Brennstoff gelangt und von unten her entzündet wird, nicht aber für Vorschubfeuerungen (Wanderroste, Kettenroste usw.), bei denen sich der frische Brennstoff an den nebenliegenden glühenden Teilchen entzünden soll. Reiner Koks kommt daher in erster Linie für Plan roste mit Handbedienung in Frage. Zug stärker, Schütthöhe größer als bei Steinkohle. Temperatur innerhalb der Brennstoffschicht höher als bei Steinkohle, daher stärkerer Angriff der Roststäbe und der benachbarten Mauerteile. Roststäbe sollen dünn und hoch sein, um gute Kühlung der Stäbe durch die Verbrennungsluft zu erzielen. Durch künstliche Kühlung (Einführung von Dampf oder Wassernebel unter die Roste) läßt sich der Rostangriff verringern und das Festbrennen der Schlacke verhüten. Bei Kühlung durch Frischdampf beträgt der Dampfverbrauch 1/30 bis 1/s0 der Dampf erzeugung. Mehr zu empfehlen ist daher die Kühlung durch Ab dampf öder durch Wasser, das mittels Streudüsen als feiner Nebel zugeführt wird. Endlich kann die Kühlung auch durch Kühlschiffe unter den Rosten bewirkt werden, die allerdings das Wieder aufgeben des Rostdurchfalls erschweren. Die Flamme des Koksfeuers ist kürzer als die des Steinkohlen feuers. Bei gleicher Kesselleistung wird daher, die Heizfläche über dem Rost Wesentlich stärker beansprucht. Die Verfeuerung von reinem Koks (auf Planrosten mit Handfeuerung) eignet sich daher am besten für Wasserrohrkessel (namentlich mit Vertikalzügen), unter gewissen Bedingungen auch für Lokomotivkessel. Kessel mit Innenfeuerung (Flammrohrkessel, Lokomotivkessel usw.) dürfen bei Verfeuerung von reinem Koks nicht zu stark beansprucht werden, weil sonst die Kesselbleche in der Nähe des Rostes leiden. Großer Vorteil der Koksfeuerung ist ihre völlige Rauchlosigkeit. 2. Verwendung von Gemischen aus Koks und Kohle Das Mischungsverhältnis und die Körnung sind so zu wählen, daß das Gemisch gleichmäßig verbrennt. Je dichter und schwerer brennbar die zu verwendende Koksgattung ist, in umso kleinerer Körnung und in umso kleinerer Menge soll Koks beigegeben werden. Bei stark gashaltigen Kohlen oder porösem, leicht entzündbarem Koks kann der Kokszusatz gesteigert werden. Planroste mit Hand beschickung vertragen größere Kokszusätze als Vorschubfeuerungen. Man kann je nach der Zugstärke 20 — 50 v. H. Kohle durch Koks ersetzen. Wird der Kokszusatz reichlich gewählt, so geht bei gleicher unveränderter Rostgröße die Dampferzeugung zurück, mitunter auch der Wirkungsgrad, wenn nicht künstlicher Zug zur Verfügung steht. Bei Kesseln, die schon mit Steinkohle stark angestrengt werden müssen, ist daher nur ein geringer Kokszusatz möglich. Auch für stark schwankende Betriebsbeanspruchung eignen sich Kohlen- Koksgemische im allgemeinen nicht. Für Kettenroste empfiehlt sich: Korngröße des Zechenkoks bis 20 mm, des Gaskoks bis 30 mm. Die Luftspalten sollen durch Beilagen oder Verwendung schwächerer (z. B. auch älterer, abge brannter) Roststäbe etwas erweitert werden (5 bis 7 mm). Wird die Rostkette sehr heiß, so ist für Kühlung zu sorgen. Auf Ketten rosten können auch Gemische aus Koks mit nußgroßen Braun kohlenbriketts verbrannt werden. Für Planroste eignen sich diese Gemische weniger, weil die Koksschlacke den Durchfall der Brikett- asche hindert. Ausführung des Mischens Bei Anlagen mit Brennstoffördereinrichtungen läßt sich die Mischung in vielen Fällen ohne Schwierigkeit mechanisch durch führen. Bei Verwendung eines Greifers kann der Greifer dem Ver teilungsbehälter die beiden Brennstoffe abwechselnd im Verhältnis der Mischung zuführen. Bei schlechter Mischung verbrennen die einzelnen Bestandteile ungleichmäßig. Es wäre anzustreben, daß die Kohlenhändler geeignete Koks-Kohlengemische herstellen und verkaufen. Weitere Auskunft erteilt die Technische Zentrale für Koks verwertung in Berlin NW 40, Hindersinstr. 9. Verein schwedischer Papier- und Zellstoff ingenieure Die Sommerversammlung vereinigte am 30. Juli etwa 30 Mit glieder in Lessebo. Nach einem von Direktor E. Bosaus darge botenen Frühstück wurden die Vorstands- und die Vereinssitzung abgehalten (worüber noch kein Bericht vorliegt), dann die Papier fabrik Lessebo besichtigt, wobei namentlich die 1913 in Betrieb gesetzte neue Papiermaschine und die neuen Vorrichtungen für Lumpensortierung Beifall fanden. Dann wurde gebadet, Auto fahrten in die Umgebung unternommen und die Arbeiterwohnungen besucht. Direktor und Frau Bosäus gaben ein Mittagessen und Direktor Smärt als Vorsteher brachte ihnen den Dank des Vereins zum Ausdruck. Nachmittags reisten die Teilnehmer nach Jönköping, wo am folgenden Tage unter Führung von Ingenieur Aug. Skepp- stedt erst die große alte Zündholzfabrik, dann die Papierfabrik Munksjö besucht wurden. Diese hat 1914, um günstigere Betriebs wirtschaft zu erhalten, ein neues Dampfkessel- und Maschinenhaus fertiggestellt. Die älteren kleinen Dampfkessel sind durch vier Wasserrohrkessel von je 250 qm Heizfläche für 15 kg Arbeitsdruck, mit Ueberhitzern bis zu 350°, ersetzt, wovon drei ständig in Ge brauch sind. Als Rückhalt für die Wasserkraftzentrale wurden ferner 2 Dampfturbinen, an Dreiphasengeneratoren gekuppelt, auf gestellt, eine für 500 PS bei 3 kg Gegendruck, eine für 1000 PS für eine Abzapf menge von 8000—10 000 kg in der Stunde mit Flächenkondensator und Kreiselpumpen, beide in gemeinsamem Maschinensaal. Mindestens eine der Turbinen muß einen großen Teil des Jahres in Betrieb gehalten werden. In den Monaten, wo die Wasserkraft völlig ausreicht, wird der Frischdampf der Kessel zum Trocknen und Erwärmen verwendet. Bei Wassermangel tritt die Gegendruckturbine in Betrieb und reicht sie nicht aus, statt dessen die Anzapfturbine; bei völligem Wassermangel beide zu sammen, wobei die Anzapfturbine als reine Kondensationsturbine arbeitet, um die Schwankungen der Belastung aufzunehmen. Kessel und Turbinen sind von Jönköpings Mekan. Verkstads Aktiebolag geliefert. Die Papierfabrik hat 10 Pappen- und Papiermaschinen und ausgedehnte Gleis- und Kaianlagen. Danach ging die Fahrt in Eisenbahn nach der Sulfatzellstoffabrik derselben Firma in Stödstorp bei Vaggeryd, die unter Leitung ihres Ingenieurs Hugo Landberg besichtigt wurde. Nachmittag und Abend waren den Sehenswürdigkeiten Jönköpings, einem Ausflug in den Stadtpark und einem gemeinsamen Mahl im Stora Hotellet gewidmet, bg. (Nach ,,Svensk Papperstidning")