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1332 PAPIER.ZEITUNG Nr. 68/1915 11)Uhr, im Gasthof zum „Hirsch” in Baden-Baden statt findenden XXX. ordentlichen Sektions-Versammlung ergebenst einzuladen. Tagesordnung: 1. Entgegennahme des Jahresberichts für 1914. 2. Prüfung Und Abnahme der Jahresrechnung 1914. 3. Feststellung des Haushaltplans für das Jahr 1916. 4. Wahl von 3 Mitgliedern und deren Ersatzmännern zur Vorprüfung der Jahresrechnung 1915. 5. Verschiedenes. Lahr i. B.. 23. August 1915 Der Vorstand der Sektion VII der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft Julius Kaufmann, Vorsitzender Zeichen der Zeit — Zwangsvereinigung Die Ausführungen des Herrn Dessauer in Nr. 61 treffen bei fast allen Papierfabriken zu. Alle Fabrikate sind mehr oder weniger in den letzten Jahren mit Verlust verkauft worden. Wenn nicht viele Millionen Mark verloren gehen sollen, ist ein fester Zusammen schluß der Fabriken, die gleiche Papiere herstellen, unbedingt er forderlich. Vorangegangen sind eine Anzahl westdeutscher Pack papierfabriken, die am 1. April 1915 eine gemeinsame Verkaufs stelle in Düsseldorf errichteten, die zunächst den Verkauf von Schrenz- und Strohpapier übernommen hat und mit gutem Erfolg arbeitet. Leider sind einige Packpapierfabriken der Verkaufsstelle noch nicht beigetreten. Diese erklären zwar, die festgesetzten Preise nicht unterbieten zu wollen, wollen aber- freie Hand behalten. Daß dies auf die Dauer nicht geht, sollte jeder Fabrikant einsehen und durch Beitritt in die Verkaufsstelle mitwirken, dauernd bessere Zustände für die Packpapierfabriken in Rheinland und Westfalen herbeizuführen. Mit den rheinisch-westfälischen Papierwarenfabriken und der Verkaufsstelle Westdeutscher Packpapierfabriken G. m. b. H. in Düsseldorf ist ein Gegenseitigkeitsvertrag zustande gekommen. Beide werden Hand in Hand arbeiten und das Ziel erreichen, daß endlich der Preisschleuderei ein Ende gemacht wird. Den Papier- und Papierwarenfabriken sind in den letzten Jahren die Preise für Schrenzpapier und Schrenztüten in Rheinland und Westfalen um rund 1 000 000 M., aufs Jahr berechnet, gedrückt worden, so daß es sich nicht m'ehr lohnte, Schrenzpapier und Schrenztüten herzustellen. Trotzdem den Schrenzpapierfabriken durch die Ver kaufsstelle die Hand geboten worden ist, ihre Lage zu verbessern, sind einige Fabriken noch zurückgeblieben, diese müssen nun wohl oder übel bekämpft werden, und da wäre eine Zwangsvereinigung sehr wünschenswert. Durch den Gegenseitigkeitsvertrag mit den Papierwarenfabriken wollen beide Parteien erreichen, daß die außen stehenden Papierfabriken sich der Verkaufsstelle und die außen stehenden Papierwarenfabriken dem Tütenverband anschließen. Die Verkaufsstelle wird nur Mitgliedern des Tütenverbandes Papier liefern, und die Tütenfabriken kaufen nur bei der Verkaufsstelle. Auf diese Weise wird erreicht, daß der Preisschleuderei ein Ende gemacht wird. Es wäre zu wünschen, wenn die mittel- und nord deutschen Schrenz- und Strohpapierfabriken ebenfalls eine gemein same Verkaufsstelle errichten würden. Mitglied der Verkaufsstelle westdeutscher Packpapierfabriken G. m. b. H., Düsseldorf Farbstoffnot in Amerika Mitteilung des amerikanischen Handelsamtes in Washington, Abteilung für Außenhandel Amerikanische Farbenverbraucher beziehen ziemliche Mengen von Anilinfarben aus Schweizer Farbwerken. Diese haben bis jetzt die zur Farbenherstellung nötigen Halbstoffe aus Deutsch land erhalten, jetzt wollen aber die Deutschen ihnen diese Halb stoffe nicht mehr liefern, weil angeblich aus der Schweiz Anilin farben nach England und Frankreich ausgeführt werden. Um der drohenden Unterbrechung der Leistungsfähigkeit schweize rischer Farbwerke vorzubeugen, sollen jetzt amerikanische chemische Fabriken die Schweizer Farbenfabriken soweit als möglich mit den nötigen Halbstoffen versorgen. Manche Gewebestoffabriken in Amerika mußten ihren Be trieb infolge Mangels an Farbstoffen, besonders an Indigo, schließen. Die dafür versuchten Ersatzfarben haben nicht den Beifall der Verbraucher gefunden. Die großen deutschen Farbstoffabriken sollen seit Auf hören der Ausfuhr hauptsächlich mit der Herstellung von Spreng stoffen und Heilmitteln beschäftigt sein. Jedoch sollen sie so große Farbstoffmengen in Vorrat haben, daß sie beim Aufhören der Feindseligkeiten den amerikanischen Bedarf darin decken können. Das Handelsamt will jedoch versuchen, die neu ent standene amerikanische Farbenindustrie gegen „unlautern" Wett bewerb ausländischer Fabriken zu schützen. (Nach „Paper Trade Journal”) ♦ ♦ ♦ I. F. Stone, Vorsitzender der National Aniline and Chemical Company in New York, widerspricht der oben wieder gegebenen Aeußerung des Washingtoner Handelsamtes, wo nach die Schweiz der amerikanischen Farbstoffnot abhelfen könne. Amerika könne nämlich nicht, wie das Handelsamt meint, der Schweiz Zwischenerzeugnisse zur Verarbeitung zu Farbstoffen liefern, weil Amerika solche Zwischenerzeugnisse in so geringen Mengen herstellt, daß nicht einmal die ein heimischen Farbenfabriken damit genügend versorgt werden können. Ferner würde die deutsche Regierung die Einfuhr deutscher Zwischenerzeugnisse verbieten, falls die daraus her gestellten Farben nicht lediglich zum eigenen Gebrauch in Schweizer Färbereien verwandt werden. Es bleibe also zur Abhilfe der Farbstoffnot in Amerika lediglich der Weg, die amerikanischen Farbenfabriken zu vergrößern. Dazu sei großes Kapital nötig, und dieses könne nur aufgebracht werden, wenn die Regierung die Zusicherung gibt, daß die amerikanischen Farbstoffe nach dem Kriege durch hinreichenden Zoll vor der deutschen Einfuhr geschützt werden. Solcher Schutz sei aber von der gegenwärtigen demokratischen Mehrheit im Kongreß nicht zu erwarten. Die Vorräte an deutschen Farbstoffen haben nach Angabe des Herrn Stone so abgenommen, daß damit höchstens noch zwei bis drei Monate der ärgsten Not begegnet werden kann. Die Preise sind sehr gestiegen. So kostete vor dem Kriege ein Pfund Schwefelschwarz 22 Cents, während es jetzt 2 Dollar 25 Cents kostet. Papiermarkt in Amerika Die Stimmung auf dem Papiermarkt hat sich in den letzten Wochen nicht gebessert. Manche Fabrikanten berichten zwar, daß sie ansehnliche Aufträge haben, sie bilden jedoch Ausnahmen und arbeiten meist für die Ausfuhr. Die übrigen Fabriken klagen fort gesetzt und sind nur zu einem Teil ihrer Leistungsfähigkeit ausge nützt. Die Großhändler fühlen die Wirkung der flauen Sommers zeit und glauben nicht an Besserung vor Eintritt des Herbstes. Der Ausstand in den Zeitungspapierfabriken in Watertown wird mit lebhafter Teilnahme verfolgt. Bisher konnten diese Fabriken ihren Betrieb mühsam durch Einstellung von von auswärts be zogenen Arbeitern aufrecht erhalten, jedoch erzeugen sie viel weniger als sonst. Durch den Ausfall ihrer Erzeugung ist der Papiermarkt nicht belebter geworden, und noch immer hört man gelegentlich von Preisunterbietungen. Der Seidenpapiermarkt ist ziemlich schläfrig. Die Preise haben sich nur wenig verändert, obwohl Sulfit stoff von Tag zu Tag knapper wird. Der Markt wird sich im Laufe des Sommers nicht bessern, da die Verbraucher reichlich mit Vor räten versehen sind. Braune Seidenpapiere gehen etwas besser ab als weiße, obwohl hier der Mangel an Farbstoffen sehr fühlbar ist. Zellstoffpackpapiere verkaufen sich nur zu sehr mäßigen Preisen, und man muß den Kunden großes Entgegenkommen beweisen, damit sie überhaupt etwas abrufen. Auch der Markt für Kraft papiere ist leblos und schwach, die Papierfabrikanten können die erhöhten Preise nicht aufrecht erhalten und sind zu Nachlässen gezwungen. Paper Trade Journal Norwegischer Papiermarkt Kristiania, 11. August 1915 Der Preis für Zeitungspapier auf Rollen beträgt 200 bis 205 Kr. die engl. Tonne netto fob. Die Kauflust hat etwas abgenommen. So lehnen es australische Zeitungsverleger ab, Cif-Angebote auf Grund obiger Fob-Preise zu machen, und es scheint, daß der australische Markt für die skandinavischen Hersteller verschlossen bleiben wird, solange die Zeitungspapierpreise so hoch stehen wie heute. Die australische Dampferlinie hat ferner ■ die Frachtsätze um weitere 10 v. H. erhöht, was die Möglichkeit der Versendung dorthin weiter erschwert. Dagegen kommen größere Aufträge für Packpapier aus Indien, allerdings auch zu etwas niedrigeren Preisen. Im allgemeinen bleibt aber das Geschäft leblos. Die bedeutende neue Papierfabrik der „Saugbrugsforeningen in Fredrikshald wird in den nächsten Wochen ihren Betrieb be ginnen. Sic wird besonders bessere Arten von geglättetem und un geglättetem Druckpapier herstellen und voraussichtlich gut be schäftigt sein. Tidskrift /. Papirind.