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3UÜRO-BEDARF Nr. 6? BE1B 22. Hugust 1915 Büromöbel-Verkauf im Schreibwaren-Laden Ein amerikanischer Händler mit Bürobedarf führt in der Chicagoer Zeitschrift „Office Appliaces" aus, in welcher Weise solcher Verkauf bei Neugründung eines Ladens auszuge stalten ist. Er empfiehlt, hauptsächlich billigere Büromöbel anzu schaffen und ein Zehntel der Grundfläche des Geschäfts in nächster Nähe der Ladentür zur Vorführung der vollständigen Einrichtung eines modernen Büros zu verwenden. Diese Vorführung soll den Käuferkreisen in geeigneter Weise angekündigt werden, wobei zu betonen ist. daß die Besichtigung lehrreich sei, jedem Kaufmann Nutzen bringe, und die Einrichtung zu mäßigen Preisen zu haben sei. Die Verkäufer sollen die als Käufer in Be tracht kommenden Firmen besuchen und sie auf die Ausstellung hinweisen. Teure Einrichtungsstücke, die im Orte und bei der Kundschaft nicht leicht Absatz finden, solle man garnicht auf Lager legen. Teure Einrichtungsstücke gehen nämlich langsam ab. nehmen viel wertvollen Platz im Laden weg und hindern die ausführliche Schaustellung der gangbareren Waren. Das erwähnte Zehntel der Ladenfläche in nächster Nähe der Haupteingangstür sollte vier Meter tief und so angeordnet sein, daß jeder Eintretende sofort bemerkt, er habe ein voll ständig eingerichtetes Musterkontor vor sich. Dann wird er im Geiste diese Einrichtung mit der «einigen vergleichen und bemerken, welches Stück ihm noch fehlt oder von Nutzen sein kann. Dies erweckt in ihm den Wunsch, das Stück zu erwerben, auch möchte er dann gerne ein so vollständiges und gut ein gerichtetes Büro besitzen wie das zur Schau gestellte. Dieser Wunsch ist so stark, daß mancher Kunde die ganze Einrichtung, wie sie geht und steht, kaufen wird. Die Vorführung von Muster- Wohnzimmern hat sich im Möbelhandel sehr bewährt, ■ und ebenso wird sich die Vorführung von Musterkontoren in Bürowaren-Handlungen bewähren. Um Einzelheiten zu erwähnen, wird ein hübscher Hut ständer nahe dem Ende eines Tisches in der Nähe einer Ecke leicht Absatz finden, weil er dem Kunden vielleicht neu sein wird. Gut verteilte Stühle werden dem Kunden nahelegen, einen oder mehrere zu erwerben, falls er nur einen oder keinen Lehnstuhl in seinem Kontor hat. Auch werden an dieser Vor führung die Verkäufer und Gehilfen des eigenen Ladens lernen, was zur Vervollständigung eines Kontors nötig ist, und können beim Besuch der Kunden empfehlen, was diese noch zur Ver vollständigung ihrer Einrichtung nötig haben. Man sollte in dem so vorgeführten Musterkontor nicht zu viele Hilfsmaschinen oder andere Büroeinrichtungen vor führen, sondern den Hauptwert auf die Möbel legen. Dafür solle man diese Maschinen öfter wechseln. Wer viel Raum hat, kann hinter diesem Musterkontor Vorräte seiner Büromöbel zur Schau stellen, jede Sorte Möbel für sich in gehörigen Mengen. Bei Ankündigungen der Ware möge man stets auf deren Nützlichkeit und billigen Preis den Hauptnachdruck legen, denn teure Möbel bringen erfahrungsgemäß nur ein Zwölftel des Gesamtumsatzes. Zur Hebung des Umsatzes kann außer unmittelbar an die voraussichtlichen Kunden gerichteten Druckschreiben auch die Herausgabe eines eigenen Hausblattes sowie anderer Drucksachen dienen, ferner Anzeigen in den Ortszeitungen und in den Straßen bahnwagen. Von Zeit zu Zeit sollte man die Musterkontore ändern, 3. B. einmal vorwiegend hölzerne, das andere Mal Stahl möbel darin aufstellen. ♦ * * 1 In der eingangs genannten Zeitschrift äußert sich ein anderer Fachmann über denselben Gegenstand wie folgt: “ Die Büromöbel- und Schreibwaren sollen in der Nähe des Eingangs vom Laden stehen. Sie sollen vorwiegend Stücke von bester Herstellungsweise sein, weil in feinen Waren ge wöhnlich kein so starker Wettbewerb im Orte besteht wie in billigeren. Ablegeschränke sollten in der Schaustellung vertreten sein, weil diese Waren häufig gekauft werden und guten Nutzen bringen. Große Vorräte darf man sich aber nicht hinlegen, weil man sonst Verluste durch Verschlechterung der Ware vor ihrem Absatz erleidet. Immerhin muß jede gangbare Art von Bürobedarf vertreten sein, weil der Kunde sich leichter ent schließt, etwas zu kaufen, wenn er die Ware sieht, als wenn man ihm nur die Abbildung im Katalog zeigt. Viele Händler mit Bürobedarf begehen den großen Fehler, daß sie Kunden, die eine Büroeinrichtung kaufen, die alten Büromöbel zu er mäßigtem Preise abnehmen. Fast stets ist nämlich der dafür berechnete Preis viel zu hoch, weil man das alte Zeug nicht los wird. Man soll solchen Auftrag lieber laufen lassen, denn der Mitbewerber, der den Auftrag erhält, verliert daran. Man möge immer bedenken, daß jedes verkaufte Möbelstück zur Bezahlung von Ladenraum, Licht, Versicherung, Ausbesserungen und Ent wertung beitragen muß. Der Schreibwarenhändler führe über Büromöbel ein be sonderes Buch, damit er stets sehen kann, ob sich diese Ab teilung bezahlt macht. Auch führe er Buch über die Verkäufe jedes einzelnen Gehilfen, und zwar gesondert darüber, was außer dem Hause verkauft wird, und was Kunden im Laden kaufen. Er teile jedem Verkäufer am Ende jeder Woche mit, welchen Betrag seine Verkäufe erreicht haben, und hänge diese Summen an einer Wand des Kontors aus, damit jeder Gehilfe die eigenen Erfolge und die seiner Mitarbeiter sieht. Die Ver käufer erfahren auf diese Art, inwieweit der Erfolg des Geschäfts von ihren Bemühungen abhängt, und wieviel ihre Dienste wert sind. Fahrpreisermäßigung von 50 v. H. zum Besuch der Leipziger Herbst-Mustermesse Beginn Sonntag, 29. August Dank dem Entgegenkommen der Eisenbahnverwaltungen werden den Meßbesuchern halbe Fahrpreise auf den deutschen Staats bahnen in der Weise gewährt, daß die in der Zeit vom 23. August bis 3. September 1915 zwecks Besuchs der Leipziger Herbst-Muster messe gelösten besonderen Fahrkarten II. oder III. Klasse nach Leipzig zur Rückfahrt bis mit 10. September 1915 ohne Nachzahlung berechtigen. Zur Lösung dieser besonderen Fahrkarten ist eine Bescheinigung über den Meßbesuch erforderlich, die von der Handels kammer Leipzig auf den Namen ausgestellt wird. Die Bescheinigung ist von dem Meßbesucher zu unterschreiben, bei der Lösung der Fahrkarte und später stets zusammen mit dieser vorzuzeigen, bei Beendigung der Rückreise aber zusammen mit der Fahrkarte ab zugeben. Anträge auf Ausstellung derartiger Bescheinigungen sind umgehend an den Meß-Ausschuß der Handelskammer Leipzig unter Angabe des Vor- und Zunamens, des Wohnortes und der Beziehung zur Firma (Prinzipal, Angestellter, Ehefrau, Sohn, Tochter usw.) zu richten. Sondervergünstigungen, etwa lediglich für die Hin reise, oder nur für die Rückreise, bestehen nicht. Die Fahrpreis ermäßigung erstreckt sich außerdem nur auf die Besucher (Aus steller wie Einkäufer) der Herbst-Mustermesse. Probenschau Vaterländische Prägebilder von Littauer & Boysen in Berlin SO 36, Skalitzer Str. 104. Die allgemeine Teilnahme der Be völkerung an den Kriegsereignissen hat bewirkt, daß ein leb haftes Bedürfnis für das Anbringen vaterländischer Wahrzeichen an verschiedenen Gebrauchsgegenständen besteht. Diesem Be dürfnis kommt die oben genannte chromolithographische Kunst anstalt durch die Herausgabe vaterländischer Prägebilder ent gegen. Das bemerkenswerteste Muster ist die ganze Figur des volkstümlichsten Heerführers Hindenburg, aus Steifpapier ge schnitten und mit Fuß zum Aufstellen. Die kleine Statue ist 12 cm breit, 40 cm hoch, zeigt den verehrten Heerführer in feldgrauer Uniform zu Fuß und ist in Druck und Prägung meister haft ausgeführt. Von den kleineren Prägebildern seien erwähnt: die farbigen Wappen sämtlicher deutscher Bundesstaaten, schwarz-gelbe und schwarz-weiß-rote Fahnen, der geprägte und gestanzte silberne preußische Adler, das geprägte und gestanzte Brustbild Kaiser Wilhelms II. (8x10 cm groß) und das Bildnis des Kaisers, von einem Rettungsring und einem goldenen Anker sowie von den Marineflaggen des Deutschen Reiches umrahmt, in Größe von 4x4 cm. Die Bedingungen, unter welchen diese Prägebilder an den Handel abgegeben werden, sind in einer An zeige in dieser Nummer mitgeteilt.