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Berliner Typographische Gesellschaft Die nächsten Leseabende sind am 17. und 31. August (Dienstage), abends von 8 Uhr ab im Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Str. 2III. Aus gestellt sind hier aus den nach Arbeitengruppen geordneten Mappen unserer Sammlungen je einige zu Vorlagenzwecken geeignete Akzidenzen. Die neuesten Fachzeitschriften liegen auf, und Gelegenheit für den Umtausch von Fachliteratur ist gegeben. Der Vorstand Mangel an Zellstoffpapieren Zum Eingesandt von „N" in Nr. 61 S. 1207 Bei dem Mangel an Zellstoff-Papieren handelt es sich nicht lediglich um eine Preisfrage, vielmehr herrscht ein Mangel an dünnen Zellstoff-Papieren. So kennen wir nicht eine einzige deutsche Papier fabrik, die holzfreies Zellstoff-Papier von 22 — 25 g/qm in größeren Mengen herzustellen bereit wäre. Wir haben uns an sämtliche in Betracht kommenden Fabriken gewandt, aber von keiner Seite An gebot erhalten. Unseres Erachtens werden patriotische Rück sichten durch diese Erörterung nicht verletzt, da die Fabrikanten ihre Gründe dafür haben mögen, die Erzeugung schwererer Sorten vorzuziehen. Aber der Umstand, daß unsere Fabrikanten an der Lieferung der dünnen Sorten kein Interesse zu haben scheinen, so- w ie die Tatsache, daß der Rückgang unserer Valuta gegenüber dem normalen Stand den sonst durch den Zoll errichteten Wall gegen die Einfuhr bildet, läßt den Antrag auf zollfreie Einfuhr dieser dünnen Sorten gerechtfertigt erscheinen. Unsere Papierfabrikanten werden nicht geschädigt, und die Papierverarbeiter können ihre Betriebe ungestört weiterführen. Dem weiterhin von Herrn N. geäußerten Bedenken, die Zoll aufhebung könne die „Bau- und Vergrößerungslust des Auslandes beleben," sei entgegengehalten, daß eine vorübergehende Zoll aufhebung für ein derartig eingeschränktes Gebiet, das für die große Papier-Erzeugung zurzeit abseits liegt und unseren Fabrikanten fast unerwünscht zu sein scheint, bei niemandem Baulust wachrufen oder gar das Holz verteuern wird. Klosettpapier-Fabrik Haltbarkeit der Lichtpauspapiere Aus dem nächstens in unserem Verlage erscheinenden Buche von H. Wandrowski: Die Lichtpausverfahren. Nachdruck verboten. Für die Fabrikation von Lichtpauspapieren ist die Haltbar keit von großer Wichtigkeit, wenn sie eine Handelsware bilden sollen. Eisenpapiere besitzen ziemlich hohe Haltbarkeit und werden deshalb in großen Mengen fabrikmäßig dargestellt. Aber in längerer oder kürzerer Zeit macht sich doch eine Zer setzung bemerkbar, die ihre Güte beeinträchtigt und sie schließ lich ganz unbrauchbar macht. Da in den Lichtpauspapieren das Eisen in der hohen Oxydationsstufe der Ferrisalze vorkommt, so kann eine Veränderung durch Oxydation mittels des Sauerstoffs der Luft nicht vorkommen, vielmehr hat die Praxis gelehrt, daß sogar belichtete, -aber noch nicht entwickelte Pausen auf positivem Eisengailuspapier nach längerem Liegen an der Luft im Dunkeln wieder in den lichtempfindlichen Zu stand zurückgeführt und wieder belichtet werden konnten, ohne daß sich Spuren der ersten Belichtung zeigten. Ein Verderben unter Lichtabschluß kann also nur durch Reduktion auf andere Weise als durch Mitwirkung des Lichtes stattfinden. Bei ge nügender Reinheit der chemischen Stoffe wirken diese chemisch nicht reduzierend aufeinander. Im Dunkeln kann also eine Reduktion der Ferrisalze zu Ferrosalzen nur durch die Ein wirkung der Papierfaser stattfinden, die sich selbst auf Kosten der Ferrisalze oxydiert. Eine bereits oxydierte Papierfaser wird keine Reduktion mehr ausüben können. Diesem Gedankengange folgend, präparierte Dr. Basler in Ludwigshafen das Rohpapier für Eisenblau- und Sepia- Verfahren vorher mit Bichromatlösung (DRP 241157 vom 19. 10. 1910). Dadurch wird die Faser selbst oberflächlich oxydiert und kann eine spätere Wirkung auf die eindringenden lichtempfindlichen Eisensalze nicht mehr ausüben. Bekannt war schon ein Zusatz von Bichromat zur lichtempfindlichen Mischung, um die Haltbarkeit zu erhöhen, er setzt aber die Empfindlichkeit stark herab. Bei lichtempfindlichen photographischen Papieren, die mit Silbernitrat getränkt sind, hat es sich gezeigt, daß deren Bräunung beim Lagern durch den Ammoniakgehalt des Papiers herbeigeführt wird. Das stets in der Luft, bald in größeren, bald in kleineren Mengen, vorhandene gasförmige Ammoniak verdichtet sich in den Poren des Papiers und wird von der Papier faser, die eine sehr große Oberfläche darbietet, begierig ange saugt. Aus dem Silbernitrat bildet sich dann bei Gegenwart von Feucht'gkeit braunes Silberoxydammoniak. Durch Vor- präparation mit Zitronensäure und anderen organischen Säuren kann diese Bräunung verhindert werden. Ein ähnlicher Vor gang spielt sich wahrscheinlich auch bei den Eisenblaupapieren ab. Bekanntlich wird aus Ferrisalzen durch Ammoniak Eisen hydroxyd abgeschieden; Ferrizitrat z. B. wird durch Ammoniak dämpfe bei Gegenwart von Feuchtigkeit in Eisenhydroxyd und Ammoniumzitrat zerlegt und dadurch die Lichtempfindlichkeit aufgehoben. Ist in der lichtempfindlichen Mischung Säure vor handen, wie im grünen Ammoniumferrizitrat, so wird zunächst die Säure durch das Ammoniak gebunden, und die durch die Gegenwart der Säure vermehrte Lichtempfindlichkeit sinkt. Durch Vorpräparation des Rohpapiers mit Zitronensäure kann die Wirkung des Ammoniaks solange verzögert werden, bis die im Papier befindliche Säure neutralisiert ist. Ferner kann man durch einen geeigneten Ueberzug auf Vorder- und Rückseite das Aufsaugevermögen des Papiers für Gase beschränken. Genau in derselben Reihenfolge, in welcher die Schnelligkeit der Zer setzung durch das Licht erfolgt, geschieht auch die Zersetzung der Ferrisalze durch die Einflüsse des Rohpapiers. Papiere mit Ferrioxalaten oder mit Oxalsäure sind am empfindlichsten, aber auch am wenigsten haltbar, weniger empfindlich aber haltbarer sind Präparationen mit Weinsäure und weinsauren Salzen, dann mit Zitronensäure und Zitraten. Die am einfachsten aufgebaute Säure ist leichter zersetzbar als die mit verwickeltem Bau: C,O4H, C 4 O 6 H 6 CgH,Os Oxalsäure Weinsäure Zitronensäure Bei warmer, feuchter Luft geht die Zersetzung schneller vor sich als bei kalter Witterung. Es empfiehlt sich deshalb, in den lichtreichen, aber warmen und feuchten Sommermonaten für den Eisenblaudruck Zitrat, in der dunklen kalten Winterzeit aber Oxalat bei der Präparationsflüssigkeit anzuwenden. Da durch gleichen sich Vorteil und Nachteil bezüglich Empfindlich keit und Haltbarkeit ziemlich aus. Aus dem oben Gesagten ergibt sich für möglichst große Erhöhung der Haltbarkeit folgendes: Je weniger die Präparationsflüssigkeit in die Papierschicht eindringt, umso geringer ist der reduzierende Einfluß der Papierfaser. Das fertige Lichtpauspapier soll vollkommen getrocknet sein und vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt werden. Es soll möglichst luftdicht verpackt werden. Für die positiven Eisenblaudruck- und Eisengalluspapiere gilt das gleiche bezüglich der Haltbarkeit. Da bei den positiven Lichtpausverfahren meistens an organische Eisensalze, wie Eisenchlorid und Ferrisulfat, gebraucht werden, diese aber in der käuflichen Ware freie Salz- oder Schwefelsäure enthalten, die selbst in kleinen Spuren nach und nach die Papierfaser zerstören, sie mürbe und brüchig machen, so darf man die Lösungen dieser Salze zum Präparieren von Licht pauspapieren nicht verwenden, bevor man sie nicht mit frisch gefälltem Eisenhydroxyd vermischt, eine Zeitlang verrührt und das nicht gelöste Eisenhydroxyd abfiltriert hat. Das gelöste Eisenhydroxyd bildet dann mit der etwa vorhandenen Salz oder Schwefelsäure Eisenchlorid oder Ferrisulfat. Die Lösung enthält dann keine freie Salz- oder Schwefelsäure mehr und die präparierten Papiere werden nicht brüchig. Für den Handel sind nur Eisenpapiere herzustellen. Nur diese besitzen eine genügende Haltbarkeit, die die Möglichkeit einer Herstellung im großen mit Maschinenbetrieb gestattet. Durch letzteren aber wird die Haltbarkeit noch erhöht, weil bei ihm die Präparationsflüssigkeit in genau berechneter, den Bedürfnissen genügender Menge gleichmäßig auf das Papier verteilt und. durch sofortiges schnelles Trocknen tiefes Ein dringen in die Papierschicht verhindert und die Berührung mit der reduzierenden Papierfaser möglichst beschränkt wird. Für die verschiedenen Verfahren, in denen Bichromate gebraucht werden, können lichtempfindliche Papiere als Handels ware mit Vorteil nicht erzeugt werden. Die Oxydation” der organischen Substanz durch die Dichromsäure, auf der diese Verfahren beruhen, geht auch unter Lichtabschluß im Dunkeln, wenn auch sehr langsam, vor sich. Sie wird nur ungemein durch die Lichteinwirkung beschleunigt. Man kann ungefähr mit Sicherheit annehmen, daß die gleiche Mischung von Bichromat mit organischen Stoffen, die im hellen Sonnenlichte in einer Minute unlöslich gemacht wird, ihre Löslichkeit ebenfalls nach einer achttägigen Aufbewahrung im Dunkeln verliert. Der artige Papiere können nur für den jeweiligen Verbrauch .an gefertigt und müssen sofort nach Fertigstellung verarbeitet werden.