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Nr. 64/1915 PAPIER-ZEITUNG 1257 Schließlich berichtet Herr Dr. Kubatz, daß die Verhand lungen zwecks Zusammenschlusses fortgesetzt wurden, aber leider noch keinen Erfolg gezeigt haben. Gerade jetzt, wo von vielen Fabrikanten die überragende Wichtigkeit des inneren Marktes anerkannt ist, ist es dringend geboten, die Zusammenschluß- betrebungen endlich zu einem guten Ende zu führen. An diesen Bericht des Herrn Dr. Kubatz schließt sich eine längere Aussprache. Herr Generalsekretär Ditges, G schäfts- führer des Vereins Deutscher Papierfabrikanten, legt eingehend die Schwierigkeiten dar, die gerade in der Beschaffung der Betriebs mittel für die Industrie entstanden sind: auch die leitenden Stellen haben nicht immer der Industrie genügend Wohlwollen gezeigt. Für das alte Siebmaterial, das die Papier- und Pappen fabrikanten dem Kriegsministerium abliefern, erhalten sie einen Preis, der unter dem Marktpreis bleibt; für die Altfilze wird überhaupt keine Vergütung gewährt, was um so mehr auffallen muß, als die Altfilze nicht zu Zwecken des Heeresbedarfs, wie ursprünglich angegeben wurde, verwandt, sondern zugunsten des Kriegsministeriums verkauft werden, ohne daß auch nur ein Teil der bei diesen Verkäufen erzielten Geldbeträge den Ab lieferern der Altfilze rückvergütet wird. Herr Generaldirektor Nabbat erklärt unter der Zustimmung der Versammlung, daß dem Geschäftsführer des Vereins, Herrn Dr. Kubatz, für seine erfolgreiche Tätigkeit vor allen Dingen in der Feldpostfrage, dann aber auch überhaupt im Kriegsausschuß für das deutsche Papierfach, wie schließlich in den sonst durch den Krieg hervorgerufenen Vereinsangelegenheiten der Dank der Versammlung auszusprechen sei. An der weiteren Erörterung des Geschäftsberichtes be teiligen sich noch die Herren Obenauf und Schelhaas; der Ge schäftsbericht wird sodann genehmigt. 2. Herr Direktor Schelhaas berichtet, daß er zusammen mit Herrn Direktor Tietze die Kasse geprüft und mit den Unterlagen übereinstimmend gefunden habe. Hierauf wird dem Geschäfts führer bezüglich der Kassenführung Entlastung erteilt. 3. Die Herren Bretschneider, Kapp, Lehmann, Obenauf und Schlenzig scheiden aus dem Vorstande aus. Auf Antrag des Herrn Direktor Schelhaas werden die Herren wiedergewählt. 4. Herr Dr. Kubatz berichtet über die Verhandlungen mit den Vereinen Deutscher Stroh- und Rohpappenfabrikanten und der Vereinigung Deutscher Preßspanfabrikanten. Bei den Stroh- pappen- und Preßspanfabrikanten besteht eine gewisse Neigung, dem Verein Deutscher Pappenfabrikanten als Mitglied beizutreten. Andere Fabrikanten dieses Gewerbezweiges legen indessen Wert darauf, ihren Verein zu erhalten, und konnten auch dem Vor schläge, zwar dem Verein beizutreten, aber innerhalb des Vereins eine besondere Gruppe zu bilden, kein genügendes Interesse ent gegenbringen. Da es jedoch nach außenhin gegenüber Be hörden und anderen Korporationen einen merkwürdigen Ein druck macht, wenn die Pappenindustrie, die doch selbst nur einen kleinen Industriezweig darstellt, über mehrere Verbände verfügt, so wurde der Vorschlag erwogen, daß die Vereine Deutscher Preßspan- und Strohpappen-Fabrikanten zusammen mit dem Pappenverein einen besonderen Ausschuß bilden. Zur Mitarbeit an diesem Ausschuß ist auch der Verein Deutscher Rohpappenfabrikanten aufgefordert worden, da auch in den Kreisen dieser Industrie die Wichtigkeit des Inlandmarktes erkannt ist, hinter dem die Bedeutung der Ausfuhr, selbst wenn sie noch so groß ist, erst an zweiter Stelle kommt. Die Ver handlungen über das Zusammengehen mit den genannten Ver bänden sind indessen noch nicht zum Abschluß gelangt. Gemäß einem Vorschläge des Herrn Dr. Kubatz wird beschlossen, den Geschäftsführer zu ermächtigen, die Abschlußverhandlungen weiter zu führen, um im Einvernehmen mit dem Vorstand zur Einsetzung eines Ausschusses zu gelangen. 5. Herr Direktor Schelhaas berichtet, daß der Ausschuß zur Festlegung der Verkaufsbedingungen vor Beginn der Haupt versammlung eine Sitzung abgehalten hat. Die Lieferungs bedingungen für Hand- und Maschinenpappe, die in den Grund zügen in der vorjährigen Hauptversammlung festgestellt wurden, benötigen in einzelnen Punkten noch Aenderungen, die in einer für den 17. Juni in Aussicht genommenen Sitzung beraten werden sollen. Sofern seitens der Mitglieder des Vereins noch Aenderungen gewünscht werden, wird gebeten, diese bis zum Tage dieser Sitzung bekanntzugeben. Im Anschluß an diesen Bericht wird erörtert, ob es sich empfiehlt, an die Handelskammer zu Berlin den Antrag zu richten, festzustellen, daß die Lieferungsbedingungen des Vereins mit den tatsächlichen Handelsbräuchen übereinstimmen und ge eignet enfalls die Handelsbräuche festzustellen und ob beim Königl. Materialprüfungsamt in Berlin-Lichterfelde beantragt werden solle, auch die Normen im Einvernehmen mit dem Verein festzulegen oder festzustellen, welche Mindestforderungen be züglich der Glätte, Reißlänge und Dehnung usw. eine Pappe erfüllen müsse. Herr Generalsekretär Ditges verweist auf den Unterschied, der zwischen den Verkaufsbedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten, die schon seit längerer Zeit festgelegt sind, und den Handelsbräuchen für den Handel mit Papier, die nach langwierigen Beratungen mit Fabrikanten, Händlern und Ab nehmern, die Handelskammer zu Berlin im Januar dieses Jahres festgestellt hat, besteht. Verkaufsbedingungen eines Vereins stellen sich als die Vereinbarungen der Vereinsmitglieder dar, bei einem Angebot und Verkauf zum mindesten die in den Be dingungen enthaltenen Bestimmungen innezuhalten; in ihnen ist also das enthalten, was seitens des betreffenden Verbandes als notwendig angesehen wird, um die Rechtslage des Fabrikanten bei Verkäufen zu sichern. Handelsbräuche hingegen sind Fest stellungen einer Handelskammer über die Gepflogenheiten, die bisher im Handel einer Ware herrschten, und die deshalb, wenn zwischen Verkäufer und Käufer einer Ware eine Vereinbarung nicht getroffen ist, die beiden Teilen zustehenden Rechte und Pflichten regeln. Die Hauptversammlung faßt nach weiteren Erörterungen die folgenden Beschlüsse: I. Der Ausschuß zur Festlegung der Verkaufsbedingungen setzt die Lieferungsbedingungen des Verein Deutscher Pappen fabrikanten für Hand- und Maschinenpappe in seiner Sitzung vom 17. Juni endgültig fest; die von dem Ausschuß festgesetzten Lieferungsbedingungen gelten als für sämtliche Mitglieder des Vereins verbindlich und sollen von ihnen bei ihren sämtlichen Angeboten, Verkäufen und Abschlüssen zugrunde gelegt werden. II. Dem Ausschuß wird es überlassen, je nach Ausfall seiner Beratungen an die Handelskammer zu Berlin den Antrag auf Feststellung der im Handel mit Pappe bestehenden Handels bräuche und an das Königl. Materialprüfungsamt in Berlin- Lichterfelde den Antrag auf Feststellung von Pappennormen zu richten. 6. In einer eingehenden Aussprache über die Marktlage wird die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses sowie der Bildung von Gruppen für die einzelnen Pappensorten erörtert. 7. Das Wort wird nicht gewünscht. Herr Direktor Lehmann schließt die Hauptversammlung mit dem Dank an die Erschienenen und gibt der Hoffnung Aus druck, daß bei der nächsten Jahresversammlung wieder ge ordnete Verhältnisse herrschen, und daß in einem siegreichen Deutschland mit dem allgemeinen Aufschwung der Industrie auch die Pappenmacherei wieder aufblühen möge. Herr Direktor Lehmann schließt die Versammlung um 2 Uhr. (gez.) Anton Lehmann (gez.) Dr. Kubatz Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Auszüge aus der Literatur der Zellstoff- und Papier-Chemie Verfaßt von Prof. Dr. Carl G. Schwalbe, Eberswalde Jahrgänge 1914/15. 2. Reihe 1914 und 1. Reihe 1915 II. Zellstoffindustrien 1. Neue Faser- und Aufschließverfahren. Allgemeines Fortsetzung zu Nr. 63 S. 1239 Leon de Wolf Wante, Zerfasern, Entfetten und Bleichen von Stroh. Amerik. Pat. 1112873 vom 6. Okt. 1914. Chemiker-Ztg. Repertorium S. 44 (1915) Nr. 13/14. Flachs, Jute, Hanf sollen sich aufschließen und bleichen lassen durch ein Bad, das aus einem Volumen Aetznatronlauge von 36 Grad Be und einem Volumen Natriumhypochloritlösung von 20 Grad Be zusammengesetzt ist. Je nach der holzigen Beschaffen heit der Faser wird das Material 10 Minuten bis 4 Stunden oder länger im Bade belassen, danach gepreßt und getrocknet. Helwig, Papierstoff aus Torf, Holzabfall und dergleichen. P.-Z, 40, 216 (1915) Nr. II. Eine Aufschließung der genannten Materialien soll 'sich durch eine Lösung folgender Zusammensetzung erreichen lassen: 10 kg 90 prozentiger kalzinierter Soda werden in 100 1 kochenden Wassers aufgelöst, die Lösung wird eine Weile gekocht und zeit weilig umgerührt, dann kommen 2 kg Chlorkalzium, die mit Wasser zu einem Teig gerührt sind, zu der kochenden Lösung. Man läßt nun abkühlen und fügt langsam 3 kg Salzsäure von 20 Grad Be zu. In dieser Lösung werden die genannten Faserstoffe 24 Stunden