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DAPIER-VERARBEITUNG — BU CH G EWERBE[Nr.31*an Das Wasserdichtmachen von Papier Von Hermann Wandrowsky Schluß zu Nr. 29 Für feine weiße Papiere eignet sich das nachstehend beschriebene Verfahren mit Kalk-Kasein besser. Kasein, der Käsestoff der Milch, läßt sich in schwachen Alkalien verflüssigen. Aus diesen Flüssigkeiten wird es zwar durch Säuren abgeschieden, der Niederschlag behält aber seine Quellbarkeit und sein Sauge vermögen bei. Zu einer wasserabstoßenden, nicht merklich quellenden Masse trocknet nur die Verbindung von Kasein mit Kalk und einigen anderen Stoffen aus der Reihe der alkalischen Erden ein. Eine Kalk-Kaseinlösung bereitet man wie folgt: Man weicht 1 kg Kasein in Wasser von etwa 35° mehrere Stunden lang ein, bis die Kaseinkörner vollständig auf gequollen sind. Dann wiegt man 25—30 g frisch gebrannten Kalkes ab, löscht ihn darauf durch Bespritzen mit Wasser zu einem Pulver und verrührt dieses nach und nach unter die gequollene Kasein masse, die dadurch schleimig und schlüpfrig wird. Dann ver dünnt man sie nach und nach mit 200 1 Wasser. Diese Lösung wird ebenso wie der Chromatleim im Trän kungskasten angewendet, jedoch ist es nicht nötig, sie zu er wärmen. Nur in ganz verdünntem Zustande können die Klebstoff lösungen in die wassersaugenden Poren der einzelnen Papier fasern eindringen und diese wasserabstoßend, quellungsunfähig und wasserfest machen. Deshalb beruht der Erfolg auf der An wendung sehr dünner Lösungen. Das Tränken muß den Bedürf nissen entsprechend wiederholt werden. Nach dem Trocknen ist das Kalkkasein auch in Alkalien unlöslich und wasserabstoßend. Der zweiten Tränkung kann zu dem gleichen Zwecke wie beim Chromatleim Seife oder die Kaut schuk-Wachs-Milch-Seife zugesetzt werden. Die Wasserfestig keit und Widerstandsfähigkeit wird bei Behandlung mit Kasein kalk nicht ganz so groß wie mit Chromatleim. Bei geseiften Leim- und Kaseinpapieren kann man den fettigen, schlüpfrigen Griff, wenn er stören sollte, durch Tränken mit sehr dünner Alaunlösung beseitigen. Das Tränken mit Lösungsmitteln für Zellstoff Behandelt man Papier mit Stoffen, die Zellstoff lösen, so wird zunächst nur die äußere Schicht der Faser gelöst. Der gelöste Zellstoff verstopft dann die feinen Poren der Faser beim nachfolgenden Trocknen und macht sie deshalb wasserabstoßend. Gleichzeitig klebt er das Gefüge der Fasern fest zusammen, wodurch das so behandelte Papier große Wasserfestigkeit erhält. Wird in dem Lösungsmittel vorher eine' hinreichende Menge Zellstoff gelöst, so lagert sich dieser in den Poren des Papieres ab und macht es gleichzeitig luftdicht. Ein derartiges Lösungsmittel für Zellstoff ist eine am moniakalische Kup/eroxydammoniaklösung, die Zellstoff in großer Menge löst, ohne dessen chemische Zusammensetzung zu ver ändern. Seine Herstellung geschieht wie folgt: Aus einer kalten Lösung von Kupfersulfat (Kupfervitriol) wird durch Natronlauge Kupferoxyd ausgefällt. Es darf aber nicht Natronlauge im Ueberschuß angewendet werden, viel mehr muß ein kleiner Rest von unzersetztem Kupfersulfat in der Lösung bleiben, was man an ihrer bläulichen Farbe erkennt. Ferner muß die Temperatur stets unter 20° C liegen. Der Nieder schlag darf nicht schwarz werden, was der Fall ist, wenn die Temperatur zu hoch und Natronlauge im Ueberschusse ist. Die Lösung wird abgegossen und der Niederschlag mit reinem destilliertem Wasser (aus Kondenstöpfen) so lange gewaschen, bis das Waschwasser mit Chlorbaryum keine Trübung mehr zeigt. Denn Schwefelsäure und schwefelsaure Salze müssen entfernt sein. Dann wird der Niederschlag möglichst von Wasser befreit und soviel Ammoniak von 0,910 spez. Gewicht hinzu gegeben, bis er vollständig gelöst ist, und nun soviel Wasser hinzugefügt, daß im Liter etwa 25 g Kupferoxyd enthalten sind. Mit dieser Lösung wird das Papier in der Art, wie es bereits früher beschrieben wurde, getränkt, dann zwischen zwei Walzen abgepreßt und getrocknet. Die Faser löst sich oberflächlich, der gelöste Zellstoff trocknet zu einer hornartigen Masse ein, die später in Wasser nicht mehr aufquillt. Durch Einträgen von möglichst trockenem, am besten feingemahlenem Zellstoff in die Kupferoxydammoniaklösung erhält man eine klebrige Flüssigkeit, die man ebenfalls zum Tränken des Papieres benutzen kann und die es gleichzeitig luftdicht macht, indem der gelöste Zellstoff nach dem Trocknen die Poren des Papieres verstopft. Man löst auf ein Liter etwa 10—20 g Zellstoff oder auch mehr, je nach den Eigenschaften, die das fertige Papier haben soll. Die mit Kupferoxydammoniak behandelten Papiere sind vollständig wasserdicht und wasserfest, und, wenn mit gelöstem Zellstoff behandelt, auch luftdicht. Der Griff wird durch die Behandlung härter. Dagegen leidet die Farbe durch das Kupfer. Man kann aber farblose Zellstofflösungen herstellen, wenn man das Kupfer durch Zink ausfällt: Man löst in einer Kupferoxydammoniaklösung soviel Zell stoff, bis eine ziemlich dicke Flüssigkeit entsteht. In diese gibt man Abfälle von Zinkblech und rührt alles gut durcheinander. Nach einiger Zeit ist alles Kupfer als metallisches Pulver aus geschieden und Zink dafür in Lösung gegangen. Die Flüssigkeit ist nun farblos geworden und kann zum Tränken von Papier benutzt werden. Das ausgeschiedene feine Kupferpulver wird durch Ab sieben und Waschen von den Zinkblechresten getrennt, in ver dünnter Schwefelsäure zu Kupfersulfat gelöst und die Lösung wieder auf Kupferoxydammoniak verarbeitet. Unangenehm sind bei dieser Arbeit die Ammoniakdämpfe, die auch außerhalb der Arbeitsstätte lästig fallen. Man kann sie beseitigen, indem man die Luft hinten aus dem Trocken raume durch einen kräftigen Luftsauger in einen Turm aus Ton röhren drückt, der mit grobem Koks gefüllt ist und von oben mit Schwefelsäure berieselt wird. Dabei bildet sich Ammonium sulfat, schwefelsaures Ammoniak, ein wertvolles Düngemittel. Indem man die Lösung wieder mit starker Schwefelsäure mischt und immer wieder zum Rieseln benutzt, kann man sie beliebig mit Ammoniumsulfat anreichern und schließlich aus ihi durch Abdampfen das Salz gewinnen. Auf diese Weise bleibt nur das Zink oder Kupfer in der Ware. Beide Metalle und ihre Verbindungen sind giftig. Deshalb sind die damit behandelten Papiere nicht zu Umhüllungen von Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen geeignet, welcher Umstand ihrer Verwendung gewisse Beschränkungen auferlegt. Eine Aehnlichkeit mit den eben erwähnten Verfahren hat die Herstellung von echtem Pergamentpapier mittels Schwefel säure. (Genau beschrieben in Hofmanns Praktischem Handbuch der Papierfabrikation 2. Bd.) Hierbei tritt aber keine eigentliche Lösung des Zellstoffes, wie bei der Behandlung mit Kupferoxyd ammoniak ein, sondern eine oberflächliche Verwandlung in einen stärkeähnlichen Körper, Amyloid, der getrocknet wasser unlöslich ist, nicht mehr aufquillt und sowohl die Poren der Faser selbst als auch, wenigstens teilweise, die Zwischenräume im Gefüge des Papieres verklebt. Ganz undurchlässig ist das echte Pergamentpapier nicht, vielmehr gehen Stoffe von einfachem Molekularbau, die so genannten Kristalloide, in Wasser gelöst durch seine Poren hin durch, während Stoffe verwickelterer Bauart und hohem Mole kulargewicht, die Kolloide oder Klebstoffe, zurückgehalten, gleichsam abfiltriert werden. Deshalb kann man durch eine Schicht Pergamentpapier diese beiden Körpergruppen vonein ander trennen. Tränken mit Metalloxyden und unlöslichen Metallseifen Durch aufeinanderfolgendes Tränken mit Stoffen, die ge mischt einen unlöslichen Niederschlag geben, kann man Nieder schläge der verschiedensten Art auf der Papierfaser erzeugen.