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1050 PAPIER-ZEITUNG Nr. 52/1915 Treurabattes habe so allgemeines Interesse und sei nicht nur für die Händler, sondern auch für alle Fabrikanten von so großer Bedeutung, daß es sich wohl lohne, dafür eine allgemeine Ver sammlung einzuberufen. Herr Bergmann erklärt berichtigend, daß er den Beratungen und Beschlüssen des D. P.-V. durchaus fern steht, und weist nach, daß er in seinen Ansichten über Konventionen seinen bis herigen Standpunkt vertrete. Er kämpfe nur gegen die Aus wüchse der Konventionen. Auch nach seiner Erinnerung habe die B. U. K. in der Versammlung in Frankfurt a. M. die be stimmte Zusage gegeben, zu Fragen über Preiserhöhungen die Händlerkreise hinzuzuziehen. Die Herren Kuhn, Kleessen, Zimmerling vertreten gleich falls den Standpunkt, daß die B. U. K. die gegebenen Zusagen nicht erfüllt habe. Ebenso wie heute die Firma Carl. Rudolf Bergmann betroffen sei, können in kurzer Zeit vielleicht eine weitere Anzahl Firmen aus der Konvention austreten, folglich ist Fes richtig, daß grundsätzliche Klärung der Angelegenheit herbeigeführt wird. Auf Antrag des Herrn Zimmerling wird den Vorstands mitgliedern des Hauptvereins das Vertrauen der Versammlung zum Ausdruck gebracht. 3. Auch über die Briejordner-Konvention bringen die Herren Mann und Justizrat Wilmersdoerjfer den Inhalt des Brief wechsels zur Kenntnis. Herr Bergmann vertritt den auch im Kriegs-Ausschuß fest gelegten Standpunkt, daß fest getätigte Abschlüsse zu den ein gegangenen Preisen nach Recht erfüllt werden müssen, sofern nicht eine Kriegsklausel in Betracht kommt. Es empfehle sich aber aus Billigkeitsgründen in jetziger Zeit höhere Preise überall da zu bewilligen, wo sich dies nur irgendwie durchführen lasse. Herr Mann teilt mit, einer hiesigen Firma habe inzwischen die Firma Herm. Herdegen in Untertürkheim geschrieben, daß der laufende Abschluß zum vereinbarten Preise ausgeliefert werden soll. Herr Biermer teilt auf Anfrage noch mit, daß er sich zu dieser Sache nicht äußern könnte. Der Papier- Verein Hamburg hat auf Wunsch der B. O. K. beschlossen, die Händler zu veranlassen, neue Verkaufspreise für Briefordner festzulegen. Unser Verein schließt sich den Hamburger Beschlüssen an, nach welchen folgende Staffel preise für die I. Qualität bestimmt werden: bei Verkauf von 1—9 St. 10—49 St. 50—99 St. 100 St. u. mehr mit Register 1,25 M. 1,20 M. 1,10 M. 1,05 ohne Register 1,10 „ 1,05 „ 0,95 „ 0,90 „ Herr Schwalbe wünscht die weitere Lieferung der II. Qualität, jedoch ist die Versammlung damit einverstanden, daß nur noch die I. Qualität angefertigt und verkauft wird. Es wird der Wunsch ausgedrückt, daß diese Staffel-Preise auf das Schutzblatt aufgedruckt werden. Außerdem sollen sich die Fabrikanten verpflichten, eine Vertragsstrafe zu zahlen, wenn sie an Händler liefern, die nachweislich die festgelegten Verkaufspreise unterbieten. Auch sollen Beschlüsse der B. O. K. nur unter Hinzuziehung der Händlerverbände gefaßt werden, was schon früher festgelegt war. 4. Herr Cohn teilt mit, daß in letzter Zeit seitens verschiedener Veranstaltungen für Wohlfahrts-Zwecke die ganze Welt mit Postkarten und Bildern überschwemmt, aber oft nur eine be scheidene Summe den angeblichen Zwecken überwiesen wird. Dies bedeutet eine einschneidende Schädigung der Händler und sollte mit aller Kraft bekämpft werden. Auf Anfrage erklärt Herr Justizrat Wilmersdoerffer, daß für Sendungen, welche ohne Bestellung eingehen, keine Rücksendungspflicht besteht, es sich jedoch empfiehlt, solche Waren zur Abforderung ordnungs gemäß aufzubewahren. Schluß der Sitzung um 11 1 Uhr. Carl Arenstedt, Schriftführer Postbrief Der in Nr. 50 unter Probenschau beschriebene Kartenbrief ist keineswegs neu, wird vielmehr bereits seit längerer Zeit von mir geführt. Er ist mir unter Nr. 627324 patentamtlich geschützt worden. Einliegend sende ich Ihnen zur Ansicht ein Muster. Paul Bartsch, Berlin C 25 Das vom Einsender gesandte Muster stimmt mit dem in Nr. 50 beschriebenen Postbrief überein, nur wird es dreimal gefaltet. Deutsches Reichs-Gebrauchsmust er wird übrigens ohne Prüfung auf Neuheit erteilt. Spielkarten-Zeichen Zu Nr. 50 S. 1018 In Deutschland sind zwei sich streng scheidende Spielkarten typen im Gebrauch, die deutsche und die sogenannte französische Karte. Die Bezeichnung „französische" hat keine Berechtigung, da das typisch französische Bild erheblich von den in Deutschland üblichen Bildern abweicht. In Fachkreisen bezeichnet man diese Karte längst als Nord- oder Westdeutsches Bild, und die Gestein- bezeichnungen lauten seit jeher Kreuz, Schippen, Herz und Eckstein. Daß diese streng deutschen Bezeichnungen noch nicht Allgemeingut geworden sind, liegt daran, daß niemand am einmal Gewohnten mehr festhält als der Kartenspieler. Die Nord- oder Westdeutsche (sogenannte französische) Karte wird fast ausschließlich in Pom mern, Ost- und Westpreußen, Posen, Brandenburg, Mecklenburg, Oldenburg, Hannover, Schleswig-Holstein, Rheinprovinz, Hessen und Baden gespielt. Die deutsche Karte zerfällt i n viele Abarten: Man unterscheidet: Preußen-Einfach- und Doppelbild, Sachsen-Einfach- und Doppel bild, Anhaltiner, Altenburger, Bayern-Einfach- und Doppelbild, Ansbacher Bild, Frankenkarte, Württembergisches Bild usw. Sie ist verbreitet in Provinz und Königreich Sachsen, der Lausitz, Schlesien, Thüringen Anhalt, Altenburg, Bayern und Württemberg. Man sieht, daß die Gebiete für die einzelnen Spielkartensorten scharf umgrenzt sind. Wer mit den Gewohnheiten und Gepflogenheiten der Kartenspieler näher vertraut ist, Weiß, daß niemand zäher an Gewohnheiten festhält als der Kartenspieler. Versuche, Nord oder Westdeutsche Kartenbilder mit typisch deutschen Zeichen (Eichel, Grün und Schellen) zu versehen oder andere Zusammen stellungen zu schaffen, die angeblich besser oder dem deutschen Volkscharakter mehr entsprächen, sind so alt wie das Kartenspiel selbst in Deutschland. Wir erinnern an die sogenannte deutsche Pikettkarte, die vom Regierungsbaumeister Franz Woas entworfene Bombenkarte, die Dr. Timon Schroeterschen Spielkartenbilder usw. Alle die sogenannten Verbesserungen, die teilweise in hervorragender Ausführung in den Handel kamen, sind als Eintagsfliegen nach ganz kurzer Zeit wieder verschwunden. Derartige Aufsätze, wie der in Ihrer Nummer 50 auf Seite 1018 abgedruckte, sind im besten Glauben verfaßt und erklärlich, da die bestehenden Verhältnisse den der Spielkarten-Erzeugung Fernstehenden unbegreiflich scheinen; sie tragen indes nur dazu bei, den deutschen Spielkarten-Erzeugern das Leben zu erschweren. Bei dieser Gelegenheit möchten wir auf einen erwiesenen Uebel stand hinweisen. Die letzte Steuerstatistik zeigt eine Einfuhr von 105282 Spielen, die in den freien Verkehr in Deutschland gebracht worden sind. Davon allein für die Provinz Brandenburg (Berlin ?) 56518 Spiele. Diese sind, abgesehen von einigen Spielen österreichi scher Herkunft, fast ausschließlich amerikanischen Ursprungs und tragen englische Bilder (Poker usw.). Die deutsche Spielkartenfabrikation bringt nicht allein gleich wertige, sondern in Ausstattung und Stoff zum Teil erheblich bessere Erzeugnisse auf den Markt. Die Bevorzugung dieser ausländischen Ware zu bekämpfen, ist unseres Erachtens mindestens so wichtig, wie das Bestreben, die deutschen Gesteinbezeichnungen für Nord oder Westdeutsche Karte Allgemeingut werden zu lassen. Uebrigens gibt die Abteilung Altenburg, S.-A., der Ver einigten Stralsunder Spielkarten-Fabriken A.-G. neuerdings eine Feldherrn- oder Kriegskarte heraus, die in deutscher Anordnung allen vaterländischen Anforderungen gerecht wird. Pankow Aufschrift der Feldpost-Pakete. Im Betriebe der Feldpost macht sich in weitem Umfange der Uebelstand geltend, daß die auf die Sendungen geklebten Aufschriften unterwegs abfallen, wodurch die Sendungen unbestellbar werden. Besonders auf Umhüllungen aus Oelpapier haften die Aufschriftzettel schlecht. Auf solche Um hüllungen muß die Aufschrift mit Tinte geschrieben werden. Probenschau Feld-Skizzierblock „Wega“ der Zeichenblockfabrik Wwe. Garye & Sohn in Hannover. Die Firma hat für unsere im Felde befindlichen Krieger als Neuheit einen zweckmäßigen Feld skizzierblock in Taschenformat herausgebracht, der einem Be dürfnis entspricht und, wie wir erfahren, großer Nachfrage be gegnet. Der mit feldgrauem Papier überzogene Skizzierblock enthält 15 Feldpostkarten an Lochreihen abreißbar, mit Adressen vordruck, hergestellt aus feinstem, dickem Zeichenpapier, das für Bleistift- wie für Federskizzen vorzüglich geeignet ist. Eine Tasche zum Aufbewahren angefertigter Skizzen oder Briefe vervollständigt den Block, außerdem ist ihm ein brauchbarer Skizzierstift beigegeben. Der billige Ladenpreis von 50 Pf. wird dazu beitragen, daß der Block recht oft zu unsern „Feldgrauen" hinausgeschickt wird.