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HURO-BEDARF Ms*, (/Nr.45ee.6.Juni1915 DEUTSCHER PAPIERVEREIN Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg Der Vorstand ladet die Mitglieder zu der am Mittwoch, 9. Juni 1915, abends 81 Uhr, im Papierhause (Buchgewerbe- Saal), Vorderhaus, Dessauer Str. 2, stattfindenden Versammlung ergebenst ein. Tagesordnung: 1. Mitteilungen über die Vorstands-Sitzung des Haupt Vereins. 2. Mitteilungen in Sachen der Briefumschlag-Konvention. 3. Mitteilungen in Sachen der Briefordner-Konvention. 4. Verschiedenes. Beschreibung ausländischer Erfindungen Frankfurt a. M., 17. Mai 1915 Uns ging heute das folgende Schreiben eines Mitgliedes des .Reichsverbandes für den Papier- und Bürobedarfs-Handel zu: In unserem Fachblatt „Papier-Zeitung" finden wir in den letzten Nummern Besprechungen über neue amerika nische und sogar englische Bürowaren. Wir sollten glauben, daß es zu jetziger Zeit, wo wir mit dem einen Staate in Krieg, zu dem andern in gerade nicht angenehmen Beziehungen stehen, tief unter unserer Würde sein müsse, solche An preisungen in deutschen Fachblättern, zu machen. Daß eine Schriftleitung, wie die der Papier-Zeitung, das nicht ein sieht, ist sehr bedauerlich. Wir geben Ihnen hiervon Kenntnis und bitten Sie, der gegen wärtig herrschenden allgemeinen Stimmung Rechnung zu tragen und derartige Anpreisungen für die Folge zurückzuweisen oder noch besser ganz zu unterlassen. Es können hierdurch Miß stimmungen erregt werden, die für den einen wie den anderen Händler sehr leicht unheilvoll wirken können. Reichsverband für den Papier- u. Biirobedarfshandel Wir erwiderten: Berlin, 19. Mai 1915 Wir haben englische Bürowaren nicht beschrieben, wohl aber amerikanische Erfindungen. Wir haben die Absicht, mit solchen Beschreibungen fortzufahren, denn es ist für unsere Bürobedarfs- Händler und -Fabrikanten wichtig zu erfahren, was für Fortschritte im Ausland auf diesem Gebiete gemacht werden, da unsere Fabri kanten dadurch zu weiterer Vervollkommnung ihrer Erzeugnisse angeregt werden. Dem Patriotismus geschieht dadurch keinerlei Abbruch. Schriftleitung der Papier-Zeitung Der „Reichsverband” gab unsere Antwort seinem Mit glied weiter, das dazu folgendes schreibt: Auf Seite 806 der Papier-Zeitung werden Buchzeichen ange boten, deren Erfinder in Ilford in England wohnen, sie sind freilich in Amerika zum Patent angemeldet worden. Sind das nicht etwa englische Schreibwaren ? Im übrigen können wir uns mit dem Inhalt des Briefes der Papier-Zeitung durchaus nicht einverstanden er klären, da wir die amerikanischen Schreibwaren recht gut ent behren können, weil in Deutschland täglich Neuheiten erscheinen, deren Besprechung uns vor der Hand wesentlich mehr zusagt, den deutschen Fabrikanten nur von Vorteil ist und dem Schreibwaren handel - und dadurch auch dem Verbraucher — das Entbehren ausländischer Erzeugnisse leichter machen würde. Wenn die Mitteilung ausländischer Fortschritte im Fach blatte zu Friedenszeiten nützlich ist, so ist solche in Kriegs zeiten, wo die Verbindung erschwert oder gar unterbrochen ist, von doppeltem Nutzen. Dem Auslande wird mit der Be kanntmachung nicht geholfen, da der Außenhandel zurzeit fast unmöglich ist, dagegen ist sie unsern Fabrikanten besonders jetzt, wo feindliche Ausländer kein deutsches Patent nehmen können, von Nutzen. Weitere Erhöhung der Bleistiftpreise Der Verband der Bleistiftfabriken hat seine Mitglieder veranlaßt, neue Rundschreiben an ihre Kunden zu versenden. Eines dieser Rundschreiben lautet: Nürnberg, 1. Juni 1915 Bezugnehmend auf unser Rundschreiben vom 15. Februar beehren wir uns Ihnen mitzuteilen, daß es uns wie den anderen Bleistiftfabriken infolge weiter verschärfter Produktionsbedingungen leider nicht möglich ist, fortan unsere Erzeugnisse mit den damals angezeigten Aufschlägen zu liefern, daß wir vielmehr gezwungen sind, mit Wirkung ab heute einen Preisaufschlag von 10 v. H. (an statt bisher 5 v. H. bzw. 10 v. H.) auf alle unsere Artikel in An rechnung zu bringen. Die Preise unserer sämtlichen Radiergummi sorten mit und ohne Fassung, Gummibänder, Hartgummi-Erzeug nisse und leeren Spitzenschoner verstehen sich künftig, soweit über haupt lieferbar, mit 20 v. H. Aufschlag ohne Verbindlichkeit. Die Verhältnisse haben eben, wie uns mitgeteilt wird, sämt liche deutschen Bleistiftfabriken gezwungen, eine weitere Preis erhöhung eintreten zu lassen. Dadurch werden auch die Laden verkaufspreise so betroffen, daß beispielsweise der übliche 5-Pf.-Stift künftig nicht billiger als zu 6 Pf. im Laden verkauft werden kann, der Preis anderer Waren steigt im gleichen Ver hältnis. Probenschau Sola Rekopier-Papier der Saybuscher Papierfabrik A.-G. in Saybusch, Galizien. Das Aufhören der englischen und amerika nischen Einfuhr hat einige Papierfabriken veranlaßt, zur Her stellung von Papiersorten überzugehen, die bisher hauptsächlich aus den erwähnten Ländern bezogen wurden. Besonders gilt dies von Papiersorten, die zur Vervielfältigung von Schrift stücken dienen, auch von gewissen Sorten Kopierpapier. Eine der am häufigsten angewendeten englischen Kopierpapiere ist das sogenannte Stout-Buff-Papier, ein recht zähes sahnenfarbiges Papier, welches sehr gute Kopien liefert und häufig auch zur Herstellung von Kopien erhaltener Briefe verwendet wird. Das von der Saybuscher Papierfabrik bemusterte Sola-Rekopier- Papier besitzt gleiche Eigenschaften wie das Stout-Buff-Papier, und von demselben Schriftstück gleichzeitig auf beiden Papieren hergestellte Kopien beweisen, daß es sogar besser kopiert. Es ist zwar etwas weicher als dieses Papier, jedoch glatter und gleichmäßiger in der Durchsicht. Es wäre erwünscht, daß die deutschen und österreichisch-ungarischen Papierfabriken in dem Ersatz auch anderer für die Schriften-Vervielfältigung nötiger Papiere, die jetzt viel gesucht werden, gleiche Erfolge aufwiesen. Warnung Von den Vertretern der englischen Stahlfederfabrik D. Leonardt & Co., Birmingham, werden seit einiger Zeit Aus hängeschilder und Reklameschriften mit der Aufschrift „Deut sches Fabrikat” an Händler' verteilt, die noch alte, englische Kugelspitzfedern von Leonardt & Co. auf Lager haben, mit der Aufforderung, solche Reklamesachen in ihren Verkaufs geschäften zu benutzen. [87441 Wir warnen vor der Benutzung dieser Drucksachen und Schilder, die eine Vorspiegelung falscher Tatsachen bedeuten und den Käufer irreführen, sofern unter dem Deckmantel „Deut sches Fabrikat” die noch im Lande befindlichen grossen Vorräte englischer Stahlfedern verkauft werden sollen. Wer deutsche Kugelspitzfedern haben will, verlange solche mit dem Stempel Heintze & Blanckertz. Die Fabrik von Heintze & Blanckertz, Berlin, ist die älteste deutsche Stahl federfabrik, die ihre Erzeugnisse seit 60 Jahren in Berlin und neuerdings auch in Oranienburg bei Berlin herstellt mit deutschen Arbeitern, deutschen Einrichtungen und deutschem Kapital, und zwar in lückenloser Folge vom rohen Federstahl bis zur vollendeten Schreibfeder. Heintze & Blanckertz, Berlin