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BAPIER-VERARBEI TUNG ä BU CHGEWERBE[N.A Tüten aus Schrenz und satiniert Leder Da auf die Veröffentlichung über „Schrenztüten und Beutel" in Nr. 36 nur eine einzige Tütenfirma eingegangen ist, muß man annehmen, daß sich der größte Teil der Tütenfabriken mit den Verlustpreisen bei Schrenz abgefunden hat. Es ist richtig, was der Einsender in Nr. 40 bemerkt, daß ein großer Teil der Tütenfabrikanten, sobald ihnen die billigen Schrenzpreise vorgehalten werden, zur Ausrede gebrauchen, daß sie den Kunden nur durch billige Schrenz verkäufe auch zum Bezug besserer Sorten veranlassen können. Diese Ansicht der Tütenfabrikanten mag in einzelnen Fällen richtig sein, der Kunde wird sich aber keinen Augenblick bedenken, die besseren Sorten bei der Konkurrenz zu kaufen, falls sie ihm dort billiger angeboten werden. Es ist zu verurteilen,'daß Schrenztüten und -Beutel zu Preisen geliefert werden, die nicht nur ohne Ver dienst für den Fabrikanten auskommen, sondern bei denen der Fabrikant Geld zulegen muß. Wenn die Verbraucher billige Tüten verwenden wollen, ist für den Fabrikanten noch lange kein Grund gegeben, daß er diese in der Hoffnung, ihnen bessere Sachen mit Verdienst zu verkaufen, zu Verlustpreisen abgibt. Dies müßte aufhören, und der jetzige Zeitpunkt ist geeignet, die Schrenzpreise auf solche Höhe zu bringen, daß der Fabrikant auch bei dieser Ware mit Gewinn rechnen kann. Die bisherige Handhabung war un gesund für den ganzen Geschäftszweig und wird hoffentlich jetzt ausgemerzt werden können. Aehnlich wie bei Schrenz verhält es sich bei satiniert Leder (Tüten aus Braunholzpapier). Auch in dieser Ware sucht eine Firma die andere zu unterbieten, und die Preise sind in Schlesien und Posen derartig herabgedrückt worden, daß auch diese Sorte zum größten Teil ohne Verdienst abgegeben wird. Es wäre ein großer Vorteil, wenn in Schlesien und Posen ein Zusammenschluß oder eine Ver ständigung der Tütenfabriken wenigstens bezüglich Schrenz und Leder zustande käme. Gerade bei diesen beiden Sorten, die in großen Mengen abgesetzt werden, entsteht dem Fabrikanten ungeheure Arbeit und. bleibt ihm nicht der geringste Verdienst. Es wäre wünschenswert, daß sich die Tütenfabriken durch Manöver der Verbraucher nicht in ihren Preisstellungen beeinflussen lassen, und daß eher auf einen Kunden verzichtet wird, als ihm Schleuder preise eingeräumt werden. Wir sind der Ueberzeugung, daß heute jeder vernünftig denkende Fabrikant Verlustpreise ablehnt, und da der Verbraucher er fahrungsgemäß am liebsten bei der Firma kauft, die ihn bisher bedient hat, so wird kaum zu befürchten sein, daß ein Kunde wegen Preiserhöhung abspringt. Die schlechten Ergebnisse bei Tüten- fabriker, die bessere Packungen nicht herstellen, sind vornehmlich darauf zurückzuführen, daß die Preise für Schrenz und Leder den Herstellungskosten in keiner Weise angepaßt waren. Da auch die Verteuerung der Fabrikation, abgesehen von der Preiserhöhung für Papier, einen Preisaufschlag notwendig macht, so ist der Zeit punkt jetzt geeignet, eine angemessene Preislage für die oben an geführten beiden Sorten zu schaffen. Man sollte sich das Vorgehen der Papierfabrikanten als leuchten des Beispiel dienen lassen. Tütenfabrik Der Berliner Buchgewerbesaal im Jahre 1914 In der ersten Hälfte des abgelaufenen Jahres hatte sich der Buchgewerbesaal einer sehr regen Benutzung zu erfreuen. Zwei im Vorjahre begonnene Vorbereitungskurse für die Meister prüfung im Buchdruckgewerbe wurden zu Ende geführt. Der Verein jüngerer Buchhändler „Krebs” veranstaltete mit Unter stützung der Korporation der Berliner Buchhändler einen acht Abende umfassenden Lehrgang über den Geschäftsverkehr mit der Bank, und der Verband der Lithographen, Steindrucker und verwandter Berufe einen Vorbereitungs-Lehrgang für die Meisterprüfung in diesem Gewerbe, der mit einer Ausstellung abgeschlossen wurde. Die am Buchgewerbesaale beteiligten Verbände hielten ihre Zusammenkünfte im Saale ab. Die Orts krankenkasse für das Büchdruckgewerbe zu Berlin benutzte den Saal zur Abhaltung ihrer Wahlversammlungen. Am 3. März hielt Herr Dr. Schackwitz vom Physiologischen Institut der Königlichen Universität Kiel einen mit Vorführung von Lichtbildern verbundenen Vortrag über „Die experimentelle Lösung des Schriftstreits”, zu dem auch die am Buchgewerbe saale beteiligten Verbände und sonstige Fachleute eingeladen wurden, wogegen der Buchgewerbesaal einen Teil der Kosten dieser Veranstaltung übernahm. In der zweiten Hälfte des Jahres wurde der Saal weniger in Anspruch genommen, weil die beabsichtigten Fortbildungs-Lehr gänge wegen der Einberufung zahlreicher Berufsangehöriger zu den Fahnen nicht durchgeführt wurden. Im Laufe des Jahres 1915 steht stärkere Benutzung des Saales in Aussicht, weil andere Versammlungsräume des Papierhauses während der Kriegszeit für die Zwecke der Heeresverwaltung Verwendung gefunden haben. Wegen des aus Anlaß der Bugra in Leipzig auch in Berlin erwarteten zahlreicheren Besuches fremder Fachgenossen wurde im Juni der Saal mit einer sorgfältig ausgewählten Sammlung von Berliner Drucksachen geschmückt, die während der Sommer monate zur Schau gestellt blieb. Angehörige des Buchdruck gewerbes aus Riga, Wien und Budapest wurden im Buchgewerbe saale von der Typographischen Gesellschaft und dem Berliner Faktoren verein begrüßt. Dank dem Entgegenkommen der Firmeninhaber konnten diese Gäste außer der Reichsdruckerei auch eine Reihe von Berliner graphischen Großbetrieben be sichtigen. Wie bisher, so war auch im verflossenen Jahre der Buch gewerbesaal täglich von 11 bis 2 Uhr mittags eröffnet. In dieser Zeit und an den von der Typographischen Gesellschaft veran stalteten Leseabenden standen den Besuchern des Saales die ausgelegten Fachzeitschriften und die Bibliothek der Gesellschaft zur freien Benutzung zur Verfügung. Die \ im Jahre 1913 abgelaufenen freiwilligen Verpflich tungen zur Zahlung von Beiträgen für den Buchgewerbesaal wurden erfreulicherweise erneuert, und die laufenden Beiträge, die, wie üblich, im Monat August eingezogen wurden, sind un geachtet der durch den Krieg hervorgerufenen Betriebsstörungen fast ausnahmslos eingegangen. Aus dem Vorjahre wurde ein Bestand von 1345 M. 2 Pf. übernommen, die Gesamtsumme der Einnahmen bezifferte sich auf 2882 M. 60 Pf., die Ausgaben betrugen 2093 M. 27 Pf., so daß ein Kassenbestand von 2134 M. 35 Pf. verblieb. Unter den Aus gaben befinden sich 106 M. für Anschaffung von vier Ausstellungs wänden zur Vermehrung der Ausstellungsfläche durch Bildung abgeschlossener Kojen, 38 M. für einen Regalaufbau zur Unter bringung weiterer Bücher der Berliner Typographischen Gesell schaft und 85 M. für eine nach achtjähriger Benutzung des Saales notwendig gewordene Auffrischung der Decke des Saales und der Nebenräume. Die großen Opfer an Menschenleben, die der Weltkrieg auch aus den Reihen der Angehörigen des graphischen Gewerbes ge fordert hat, lassen es dringend geboten erscheinen, daß alle der Fortbildung des gewerblichen Nachwuchses dienenden Einrich tungen, zu denen auch der.Buchgewerbesaal zählt, ungeschwächt erhalten bleiben, damit das heran wachsen de Geschlecht Ge legenheit zu ausreichender Fachbildung findet. Darum wird mit dem Danke für die dem Buchgewerbesaale bisher geleistete Unter stützung die Bitte verbunden, das segensreich wirkende Unter nehmen auch in Zukunft zu fördern und die abgelaufenen freiwilligen Verpflichtungen zu erneuern. Um den zu erwarten den höheren Anforderungen genügen zu können, ist die Ge winnung neuer opferwilliger Freunde nötig, die sich zur Leistung freiwilliger Beiträge bereit finden lassen und dies durch eine an Herrn Martin Oldenbourg in Berlin SW 48, Wilhelmstraße 10 zu richtende Erklärung bekunden. Rohrpostbüchsen aus Hartpapier. Ein österreichischer Post beamter hat sich eine Rohrpostbüchse aus Hartpapier patentieren lassen. Die beiden Teile, aus denen die Büchse besteht, werden durch einen Bajonettverschluß aus Nickelstahlblech zu einer Büchse vereinigt. Da sich die Büchse in jeder beliebigen Größe und Weite herstellen läßt, ist sie für jedes Rohrpostsystem geeignet. Sie soll nicht nur billiger, sondern auch besser als die jetzt meist gebrauchten Aluminiumbüchsen sein, die mit Leder umkleidet sind. Da die Büchse außer dem Bajonettverschluß keine Metallteile besitzt, werden die Fahrrohre nicht abgenutzt. Auch soll die Reibung beim Gleiten geringer, deshalb die Fahrgeschwindigkeit größer sein. (Zeitschrift für Post und Telegraphie.)