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Sächfischrr L a „ d eö - A „ z e i g er. Nr. 44. Mittwoch, 28. Februar 1888. . welche- bedeutende Abänderungen erhalten müsse. Viele heute einge übte Exercitien seien absolut zwecklos und nicht aus den Kriegsfall berechnet. Die Art und Weise, wie man die Soldaten marschire» lehre, sei geradezu absurd und der alte Parademarsch einfältig. — Die diplomatischen Bezie Hungen zwischen England und Venezuela find abgebrochen worden. Es geschah dies nach vergeblichen Be mühungen de- britischen Vertreters, von Venezuela 6000 Pfund Sterling als Entschädigung für einen englischen Unterthancn zu er-, langen. Der Befehlshaber des englische» Geschwaders i» de» ve»e- , zuelischen Gewässern wurde angewiesen, die Schuld cinzutreibcn. — In Südwest-Lancashire fordern 10,000 Kohlengräber eine Lohn erhöhung und drohen mit einer eventuellen Arbeitseinstellung. Orient. Die rumänischen Kammern sind am Sonntag mit einer Botschaft des Königs eröffnet worden, in welcher der Hoffnung auf Erhaltung des Friedens Ausdruck gegeben, gleichzeitig aber be tont wird, daß es in Anbetracht der schwierigen Verhältnisse in Europa von Nöthen sei, auf eine Kräftigung im Innern Bedacht zu nehmen. — Aus Konstantinopcl wird berichtet, daß die Türkei eine Note nach St. Petersburg gesandt habe, in der sic das Verlangen ausgedrückt hat, die bulgarischen Schwierigkeiten gemeinsam diplomatisch mit der Wiederherstellung der türkischen Oberhoheit über Bosnien und die Herzegowina zu regeln. Klingt wenig glaubwürdig. — Der Londoner «Standard" erfährt über Wien, Oesterreich, England und Italien lehnten die von Rußland vertraulich vorgeschlagcne Bctheilig- ang an einem europäischen Schritt gegen den Prinzen Ferdinand, ohne vorher zu wissen, wer der neue Thronkandidat sein solle, ab, weil die Absetzung des Coburgers ohne vorherige Verständigung über seinen Nachfolger ein wahrscheinlich gefährliches Interregnum schaffen und wohl auf den Widerstand der Bulgaren stoßen würde. Afrika. Der Kongostaat hat eine Expedition nach dem Aru- Wimi-Flusse abgesandt, um Nachrichten über Stanley einzuzichcn. Die Expedition steht unter Führung des Kapitäns Van der Velde, hat 2 Offiziere und 60 Mann und ist Ende Dezember von Boma abge gangen. Daß sie Erfolg hat, ist bei der feindseligen Stimmung der Araber mehr als zweifelhaft. Vom sächsischer» Landtage. In der II. Kammer refcrirte am 20. Februar Vicepräsident Streit über den Gesetzentwurf wegen einiger Abänderungen der Berfassungsurkundc, dahingehend, daß dem König künftig ge stattet ist, über dasjenige Vermögen, welches ihm während der Re gierung aus Privatrcchtstitcln zufällt, aus den Todesfall zu verfügen. Die Deputation beantragt, dem Entwurf mit einer kleinen redaktionellen Abänderung zuzustinimen unter der Erklärung des Einverständnisses mit den hierdurch bedingten Abänderungen des Königl. HausgcsctzcS. I» namentlicher Abstimmung wird der Entwurf init 64 Stimmen genehmigt. In der I. Kammer stand am 20. Februar als einziger Gegen stand der von der II. Kammer abgelehnte Gesetzentwurf wegen Her absetzung des Zinsfußes bei der Landeskulturrcutenbank zur Bc- rathung. Die Gesctzgcbungsdeputation hat unter Ablehnung der Regierungsvorlage einen Vermittlungsvvrschlag des Herrn Sekr. Grafen Könncritz zu dem ihren gemacht, nach welchem die Landcs- kulturrentcnschcine, die vom I. Juli 1688 ausgegcbcn werde», mit jährlich 3>/„ vom Hundert zu verzinsen sind. Der auf jährlich 5 vom Hundert des zu gewährenden Anlagekapitals festgesetzte Betrag der der Landcskultnrrentcnbank zu zahlenden Zinsen wird für die vom 1. Juli 1888 ab übernommenen Renten aus jährlich 4^ vom Hundert und die Abentrichtungssteuer derselben auf den Zeitraum von 38 Jahre» oder 152 Vierteljahren festgesetzt. Sekr. Gras Könneritz dankt der Deputation, daß sie seinen Antrag, der er ein gehend begründet, acccptirt. Eine Ausdehnung des Gesetzes auf die bereits ausgcgebenen Landcskulturrentcnscheinc wäre ihm beinahe noch sympathischer gewesen, er habe aber keinen Weg gesehen, um diesen Gedanken zu verwirklichen. Abg. Peltz erklärt, der in der II. Kam mer von dem Abg. v. Ochlschägcl gestellte Antrag habe ihm am meisten zugesagt. Es lasse sich darüber streiten, ob es besser sei, einen niedrigeren oder einen hohen Zinsfuß zu begünstigen. Während der niedrige Zinsfuß für die Rentner eine Calamität sei, setze ein hoher gewissermaßen Prämien für die Unthäligkcit fest, auch sei der selbe für den verschuldeten Grundbesitz sehr bedenklich. Auch hier sei die goldene Mittclstraße allein richtig. Es handle sich um die Losung der Frage, wie man dem Crcditsuchenden das billigste Geld verschaffe. Die von der Regierung vorgeschlagcne Amortisationsrate sei ihm noch nicht hoch genug, doch sehe er von der Stellung eines An trags ab. Ein bedenkliches Zeichen der Zeit sei cs, daß man alle Lasten auf die kommende Generation übertragen will. Anzuerkcnnen sei allerdings, daß man in unserem engere» Vaterlande hiervon eine rühmliche Ausnahme mache. Ter Hang znm Schuldenmachen zeige sich namentlich in größeren Gemeinden, denen jetzt auch kleinere Ge meinden'gefolgt seien. Er richte deshalb die Mahnung an die Re gierung, an die Gemeinden nicht zu große Anforderungen zu stellen, um dieselben nicht zur Ausnahme von Anleihen zu veranlassen. Die Hinausschiebung der Amortisatioiisfrist nütze der Landwirthschaft gar nichts. Wenn man derselben anfhelfeu wolle, dann solle man die Produktion schützen, den Zwischeub.andcl bekämpfen, die Währungsfrage regeln, das Erbrecht, unter welchem die Verschuldung lawincnhafl anwachsc, ändern und die Wegcbanlastcn verringern. Graf Rex wünichte Ausnahme einer Bestimmung, nach welcher es dem Schuldner srcigcstellt sein soll, nach Belieben auch eine kürzere Amortisationsfrist ZK wähle», und fragt, ob es nicht angczcigt sei, daß auch für Zusammenlegungen Landcskulturrcntcnscheine ausge nommen werden können. Prof. Ur. Blomcycr erklärt sich für de» Vermittlungs-Vorschlag des Grafen Könneritz. Bürgermeister Beutler erklärt, er halte im Interesse der Städte den Vorschlag für den besten, der die kürzeste Amorlisatiousfrist feststellt. Er würde also für die Regierungsvorlage stimmen, da dieselbe jedoch keine Aussicht auf An nahme habe, werde er den Verinittclungsvorschlag acccptiren. Finanz minister v. Könneritz verzichtet auf eine Darlegung der principiclleu Stellung der Regierung und mvtivirt die Einbringung des Gesetz entwurfs als eine Conscqucnz der letzten Landtagsverhandlungen, in welcher die Regierung, ohne einem Widerspruch zu begegnen, dargc- lcgt habe, daß sie eine Abkürzung der Amortisation für nvthwendig halte. Gegen den Vorschlag des Grafen Rex auf Gestattung einer facultativen Abkürzung der Amortisationsdauer habe er nichts einzii- wenden, in gewisser Beziehung bestehe diese Füglichkeit jedoch Ichon jetzt. Gegen die Aufnahme der Zusammenlegungen in die Landes- kulturrcntcnbank habe er allerdings Bedenken. Schließlich erklärte der Minister Namens der Regierung die Bereitwilligkeit, ans den Vorschlag des Grafen Könneritz einzugchen. Gegen 2 Stimmen giebt die Kammer diesem Vorschläge ihre Zustimmung. Sächsisches. — Die 3. Klasse der 113. Kgl. Sächs. Landes-Lotterie wird am 5. und 6. März gezogen. — Schnee-Verwehungen sind infolge des herrschenden Sturmes gestern abermals vorgckommen. Namentlich war dies ans der Eisenbahnlinie Marienbcrg-Reitzcnhai» der Fall, wo der Verkehr wieder eingestellt werden mußte. — Ein Beweis für die Schnee-Kalamität des Erzgebirges ist die Thatsache, daß der Ort Rübenan säst acht Tagelang keine Postverbinduiig hatte. Nicht genug, daß der Schuce stellenweise 3 bis 4 Meter hoch liegt, cs kommen täglich immer neue Massen hinzu, sodaß man alle Mühe hat, den oft schachtartigen Eingang zu den Wohnungen »othdiirftig frei zu halten. --- D> esden. Am Sonntag Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr ist ein Dieb mittelst Nachschlüssels in die Wohnung eines Privat manns in der Kaulbachstraße eingedrungen, hat den Schreib-Sekretär geöffnet, in welchem sich für 70,000 Mark Werthpapiere befanden, und hat von denselben jedoch nur die Talons und Coupons gestohlen. Auf die Wiedcr-Erlangnng der gestohlenen Papiere ist eine namhafte Belohnung gesetzt. — In der Nacht zum Sonntag stürzte sich ein junger, gut gekleideter Mann von der Augustusbrücke in die Elbe. Zwei Herren sprangen hinzu, um ihn zurückzuhalten, hatten ihn auch schon gefaßt, doch entglitt er ihren Händen. Sie sahen den Unglück lichen ertrinken. — Freiberg. Die Führer der Lohnbewegung der Hutmacher sind gemaßrcgclt worden. Die Jnnuugsmeistcr haben bis jetzt keine Erklärung abgegeben, infolge dessen beabsichtigt der größte Theil der Gehilfen, heute die Arbeit nicderzulegen. — Am Sonnabend früh in der zweiten Stunde ist in Lichtend erg die sogenannte Richtermühle gänzlich niedergebrannt. Die Entstehungsursache des Feuers ist bis jetzt unbekannt. — Leipzig, 20. Februar. Ucbcr die Anwesenheit unseres Königspaarcs ist Folgendes zu berichten. Heute früh brachte vor dem Kgl. Palais die Kapelle des Jnf.-Reg. Nr. 106 den Majestäten eine Morgenmnsik dar. Die Königin fuhr alsdann zur Kirche, der heiligen Messe beizuwohnen, während sich der König nach der Uni versität begab, um die Vorlesung des Prof. Sohm (über deutsches Privatrecht) zu hören. Von der Universität aus fuhr der König in Begleitung der Herren Gencraladjutant Generalleutnant v. Carlowitz, Krcishauptmann v. Ehrcnstcin, Oberbürgermeister vr. Georgi und Pvlizcidircktor Brctschneider nach den Expeditionslocalitäten der Orts krankenkasse in der Weststraße. Vom Gcsammt-Vorstand ehrfurchts voll begrüßt, ließ sich der König den Geschäftsgang in eingehender Weise erläutern, insbesondere auch den Vortrag des Burcauvorstandes, Herrn Secretär Uhlemann, welcher an der Hand eines speciellen Falles den Gang des Verfahrens von Anfang bis zu Ende Sr. Majestät klar- lcgtc. Die hiesige Ortskrankcukasse ist die größte derartige in Deutsch land und Sr. Majestät höchstes Interesse erregte der Kartcnkatalog mit seinen nicht weniger als 116,000 Pcrsvnenkarten, nicht minder die Kontenablhcilungc» und alle übrigen Einrichtungen. Die Vor stellung der Vorstandsmitglieder erfolgte durch Herrn Albert Brock haus und nach cinstllndigcm Verweilen verabschiedete sich Se. Maje stät mit einer kurzen Ansprache, in welcher er in anerkennenden Worten sein Interesse für das Gesehene aussprach und zugleich das gute Einvernehmen zwischen Arbeitgebern und Arbeitern betonte. Von da begab sich der König nach den Geschäfts-Lokalen der Firma F. A. Schütz, Grimmaischc Straße, um daselbst in Ge meinschaft mit der Königin den Ausstellungs-Bazar stilvoller Woh nungs-Einrichtungen zu besichtigen. Von dort begaben sich die Maje stäten nach dem Rauchw ciarcn-Gcschäft von Dodel (Firma Gaudig u. Blum) am Brühl. Dann erfolgte die Rückkehr nach dem Kgl. Palais. Nachmittags ^3 Uhr fuhr der König nach der Klinik des Herrn Prof. Zweifel, um einer Vorlesung über geburtshilfliche und gynäko logische Klinik und Poliklinik bcizumohncn, während die Königin nebst Gefolge und in Begleitung des Herr» Amtshauptmann Geh. Rcg.- Rath Or. Platzmaun in der vierten Stunde nach Reudnitz fuhr und dort die Rüschcnfabrik der Firma Grundmann u. Waselewsky besichtigte Ueberall bekundete die Königin ein lebhaftes Interesse für die ge-, dachte Branche und unterhielt sich in der gewohnten leutseligen Weise. Dann besichtigte Ihre Majestät noch den hier begründeten Mädchen hort und nach einer Besichtigung des neuen Conservatoriums, woselbst eine Aufführung stattfand, erfolgte die Rückfahrt nach dem königlichen Palais. Um 1/26 Uhr fand Hoftafel unter Zuziehung folgender Herren statt: der Kronprinz von Griechenland nebst Hofmarschall Lüdcrs und Adjutant Sapountzakis, Prinz Maximilian von Baden, Staats- und Cultusminister 1)r. von Gerber (welcher zugleich mit dem Köuigspaar nach Leipzig reiste), Reichsgerichtspräsident Wirkt. Geheimer Rath vr. Simson, Ober-Reichsanwalt Tcsscndorf, General- Leutnant von Tschirschky, Krcishauptmann von Ehrcnstcin, Ober- Bürgermeister 11r. Georgi, Obcrpostdircktor Walter, Üaotor irmSnif. Prof. H Ribbcck und die vier Decane Geheimer Kircheurath Prof. 11 r. Fricke, Geh. Justizrath Prof. Or. Schmidt. Geh. Med.-Rath Prof. I)r. His und Prof. Or. Windisch, Landgerichts-Präsident Schurig, Stadtvervrdnctcn-Vorsteher Justizrath I)r. Schill, Professoren Sohm und Zweifel und Rechtsanwalt am Reichsgericht Justizrath I)r. Rculing. Abends besuchten die Majestäten das Neue Theater. — Gemäß einer von dem Corps „Frisia" erlassenen Bekanntmachung wird der Com- iners, welchen die schlagenden Verbindungen aus Anlaß der Anwesen heit des Königs geplant hatten, nicht stattfinden. — Unter: Nossen, 21. Jan, brachten wir in Nr. 19d. Bl. vom Dienstag, den 24. Jan. d.J. eine Nachricht, nach welcher das Kutschgeschirr des Herrn Ritterguts-Pachters Zschochc aus Wendischbora am Bahn übergang an der Meißner Straße bei Nossen die Barriere durch brochen, das Gleis kurz vor Ankunft eines Zuges überschritte» und den Bahnwärter verletzt habe. Infolge dieser Mittheilung ging »ns heute von Herrn Zschochc nachstehende Berichtigung jener Notiz mit dem Ersuchen um Veröffentlichung derselben zu: „Ich fuhr von Nossen ans langsam, im Sri,rille bis nahe an den Kroncuberg, wo die Pferde, jedenfalls infolge des heftigen Bellens zweier Hunde, welches aus einem an die Straße grenzenden Grundstücke erscholl, scheu wurden. Mein, die Pferde vom Bocke aus leitender Kutscher, ein 25 Jalire alter bewährter Manu, strengte sich vergebens an, die dahinrascndcn Pferde zu zngetn. Dieselben durchbrachen die geschlossene Barriere; jcnscits der Bahn, wo die Straße noch stärker anstcigt, wurden sie jedoch zum Stehen gebracht. Ich stieg nun sofort aus dem Wagen, ging nach dem Bahnübergang zurück, um mich zu ver gewissern, daß daS Geleis für den erwarteten Pcrsoncnzng frei sei, und mich von dem Befinden des verletzten Bahnwärters zu über zeugen. Ich führte denselben mit Hilfe eines Dritten in seine Wohnung, gab mich ihm zu erkennen und ordnete die sofortige Hcr- bciholung meines Hausarztes aus Nossen an. Am nächste» Tage besuchte ich den kranken Bahnwärter nochmals und brachte demselben Erfrischungen." — MittWeida, 20. Februar. Eine ebenso weit bekannte als beliebte und berühmte Persönlichkeit, der Posaunenvirlnos und königl. Mnsikdirector a. D., Herr August Böhme, hat nach längerem Leiden am Sonnabend Abend im Kreise seiner gcsammle» Familie das Zeit liche gesegnet. Der Verstorbene hat ein hohes Alter nicht erreicht, denn er hatte kaum die 60 überschritten. — Pcnig. Im benachbarten Wolkenburg brach am Sonn abend Nachmittag ^5 Uhr in dem vierstöckigen Hintergebäude der Leipziger Baumwollwebcrei, und zwar im obersten Dachstvckivcrk, Feuer aus. Da zur Räumung der untersten Stockwerke, die nur z» Contor- und Lagerräumen dienten, vollständig Zeit blieb, alle obere» Etagen aber gänzlich leer standen, ist der durch das Feuer und die geschlenderten Wassermasscn entstandene Schaden ein vcrhältnißmäßig nur geringer, indem das Feuer nur das Dach und das Holzwcrk der oberen Stockwerke verzehrte. Die Nackibargcbäudc waren infolge herrschender Windstille nicht in Gefahr. Das Löschwcrk, an dem sich außer den Spritzen der umliegenden Ortschaften auch unsere Penigcr Landspritze mit 18 Mann unserer freiwilligen Fcuermchr bcthciligtc und welches nach cinbrcchendcr Dunkelheit bei tagcshellcr Beleuchtung fortgesetzt wurde, konnte gegen 12 Uhr als im Wesentlichen beendigt gelten. Die Entstehungsursache wird schwer aufzuklären sein, da Niemand zu den leerstehende» Räumen Zugang hatte. Die einzige Möglichkeit wäre vielleicht in einer etwa schadhaft gewordenen Stelle der einen, im ganzen Gebäude allein gefeuerten Esse zu suchen. — Elster berg. Zwei dem Bahnwärter Petzold in Rentzsch. wühle gehörige Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren fielen a» vergangenen Donnerstag beim Schlittenfahren unterhalb der Rentzsch. wühle in den Mühlgraben und wurden vom Strome eine Strecke fortgesührt. Es wären die Kinder ohne Zweifel ertrunken, wenn nicht die Mutter der Kleinen und der Mühlenbesitzer Schneider di« Rettung mit eigner Lebensgefahr vollzogen hätten. — Am Sonntag den 19. Februar Vormittag wurde der Handarbeiter Friedrich von hier oberhalb der Stadtmühle im Mühlgraben ertrunken aufge- funden. Friedrich war am Abend vorher betrunken gesehen worden. In diesem Zustande hat er wahrscheinlich beim Nachhausegehen, vom Weg abkommend, seinen Ted gefunden. — Zwei Plötzliche Todesfälle ereigneten sich am Sonntag in Neustädte!. Vormittags wurde der ca. 68jährige Schuhmacher und braukonsortschaftliche Malzmesser Weiß in der Nähe der Jung- nickel'schen Restauration, während er sich mit seinem Sohne auf dem Wege nach Auerhammer befand, vom Schlage gerührt und starb der selbe nach kurzer Zeit auf freiem Felde. — Am Nachmittag wurde der in ungefähr gleichem Alter stehende Gemüsehändler Engelhardt im Hotel „Karlsbader Haus" von demselben Schicksal ereilt, während derselbe sich auf der daselbst stattfindenden Ausstellung des Geflügel- Vereins in froher Gesellschaft bewegte. Auch hier trat das Ende nach kurzer Zeit ein. — In Werdau entleibte sich die 73jährige Hausbesitzerin Wittwe Vock infolge Lebensüberdrusses. — Vor kurzer Zeit berichteten wir, daß in Obersachsenfeld bei Schwarzenberg die Trichinosis ausgebrochen sei. Zum Glück ist daselbst der Verlauf der tückischen Krankheit ein günstiger, da bis jetzt Todesfälle nicht vorgekommcn sind. — Lug au, 19. Februar. Durch einen zu spät sich entzünden den Sprcngschuß wurde gestern der verheirathcte Bergarbeiter L. aus dem Steinkohlenwerke „Gottes Segen" schwer im Gesichte verletzt; der Schuß soll ihm ein Auge herausgcrissen haben. L. hatte zwar Vorsicht gebraucht, war aber, da sich die Patrone nach längerer Zeit nicht entzündete, hingegangen, um nachzuhclfen, als Plötzlich die Ent zündung erfolgte und das Unglück herbciführte. — Begeistert von der Rcichstagsrede des Fürsten Bismarck, hatte der Männergesang- Verein in Lugau ein Beglückwünschungstelegramm an Bismarck ab gesandt. Daraufhin erhielt er folgendes Dankschreiben: „Ich danke Ihnen verbindlichst für die freundliche Anerkennung, mit welcher Sie mich aus Anlaß der Rcichstagssitzung vom 6. er. beehrt haben, v. Bismarck." — Schellen berg, 20. Februar. Das königl. evangelisch lutherische Landeskonsistorium hat zur anderweiten Besetzung des hiesigen Pfarramts dem hiesigen Kirchenvorstand folgende Geistliche präscntirt: Pfarrer Christian Gotthold Felix Börner in Klösterlein-Zelle, Dia- couus Johannes Friedrich Jäger in Zschopau und Pfarrer Otto Johannes Uebigau in Grünhainichen. — In Frankenberg beging am Sonntag der Arbeiter- Verein die Feier seines 2bjtthrigen Bestehens. Aus Nah und Fern. — Vor hundert Jahren. Am 22. Februar d. I. sind cs gerade 100 Jahre, daß einer der größten Philosophen Deutschlands das Licht der Welt erblickte. Es ist dies der am 22. Februar 1783 in Danzig geborene Arthur Schopenhauer. Wiewohl sich die Werke des hervorragenden und einflußreichen Philosophen durch reichen In halt auszeichnen und diejJori» seiner sprachlichen Darstellung einehöchst an ziehende genannt werden muß, so fand Schopenhauer doch erst in seinem letzten Lebensjahre die verdiente Beachtung, wozu wesentlich die Bemühungen seines Freundes und Schülers Frauenstädt beitrugen. Jedenfalls aber gehört Schopenhauer zu jenen großen Männern, welche ihr ganzes Leben dem Streben und den Erforschungen auf wissen schaftlichem Gebiete widmeten und auf die unser deutsches Volk mit vollem Rechte stolz sein kann. — I)r. Fritz Bramann, dem der Kronprinz selbst die seltene Auszeichnung des Komthurkrcuzes des Hvhcnzollern'schen Hausordens überreicht hat, ist der älteste Sohn eines noch lebenden Gutsbesitzers auf Szamcitschen bei Darkchmen in Ostpreußen. Er hat in Königs berg Medizin studirt und ist jetzt 35 Jahre alt. Bramann ist selbst schon von sehr schweren Krankheiten heimgcsucht; er litt in Königs berg am Flcckentyphus, Unterleibstyphus und Diphtheritis. Er ge nas, trotzdem er von allen Ärzten bereits anfgegeben worden war. — General Gordon's letzte Augenblicke. Wie aus London geschrieben wird, gab der Pastor H. Waller, ein persönlicher Freund des Generals, in seiner Gedcnkprcdigt über General Gordvn folgenden, von einem getreuen Sergeanten über den Tod des Helden von Khartum mitgetheiltcn Bericht. „Als der General hörte, daß die Aufständischen in der Stadt wären, sagte er: „Nun ist's vorbei; heute wird Gordon gctödtct", und ging hinunter, gefolgt von vier Sergeanten, welche ihre Gewehre mit sich nahmen. Er nahm eine» Stuhl, setzte sich rechts »eben das Palasithor, die vier Sergeanten stellten sich zu seiner Linke». Plötzlich galoppirte ein Scheck mit einigen Bagari-Arabern herbei; die Sergeanten waren auf dem Punkt zu feuern, da ergriff Gordvn eines ihrer Gewehre mit den Worten: „Heute sind keine Gewehre nölhig, Gordvn wird gctödtct." Der Scheck sagte ihm, der Mahdi habe ihm befohlen, ihn lebendig zu bringen. Gordon weigerte sich, zu gehen, mit den Worten, er wolle sterben, wo er sei, nur solle man den vier Sergeanten kein Leid thuu, da sie nicht ans die Aufrührer geschossen. Der Scheck wiederholte den Befehl drei Mal, und drei Mal gab Gordon dieselbe Antwort. Da sagte der Scheck ein paar Worte, zog seinen Säbel, stürzte sich auf Gordon und gab ihm einen Hieb über die linke Schulter. Gordon sah ihm gerade iu's Gesicht und leistete keinen Widerstand. Daun wurde er enthauptet und sein Haupt nach Omdurman zum Mahdi gebracht. Sein Körper wurde nahe bei dem Thor des Palastes be graben »nd ein Denkmal darüber errichtet. — Die Bewohner der Insel Lewis im Norden Schott lands sind am Verhungern. So lautet der Bericht, welchen die amtlichen Kommissare über die dortigen Znständc abgefaßt haben. Die Bevölkerung beträgt an 26,000 Seele», d. h. 10,000 Menschen mehr, als die Insel selbst in den besten Jahren ernährt. DaS jetzige Elend wurde hauptsächlich durch die neue Methode des Häring- fischfangcs herbeigcführt; aber als der Verdienst von diesem ausblicb, konnten die armen Leute auch mit Landba» keinen Lebensunterhalt gewinnen, da in der Zwischenzeit ihre Accker in Schaftriften und Rehgchcge nmgcwandclt waren. Londoner Blätter befürworten eine Masscnauswanderung ans Staatskosten. Warum sollen da nicht die Rehe zuerst entfernt werden? Chcnmitzcr Stadt Anzeiger. Di- NreuudeuuseirSBIall-S werde» ersuibl. uu« wichiige vcgedeudeitcn gütig» mltzutheUen. Chemnitz, den 21. Februar. Im „Allgemeinen Erziel,ungSvercin hielt gestern Abend im Saale der „Börse" — Herr Schuldirector Gerhardt einen Vortrag über „Zur Geschichte der Armcupslcge". Schade wa> cS, daß nur eine ziem lich kleine Gemeinde sich znsannnengefnndcn hatte, ui» de» Ausführungen de- Redners zu lausche»; der interessante Vortrag verdiente inchr Hörer. Geben wir kurz die Hauptpunkte desselben wieder. Eine Armenpflege, so begann Sprecher nach einer kurzen Einleitung, hat cs imincr gegeben, so lange Arme und Bedürftige aus der Erde wandeln. Aber ivaS sich im Bölkerleben nicht sofort von selbst verstand, was erst von einem bestimmt nachweisbaren ge schichtlichen Zeitpunkte sich hcrschrcibl, das ist die organisirte Wohlthätig- keit, die planvolle geincinschafttichc und anutiche Fürsorge sür die Bedrängten. Weder i», alte» Griechenland noch im alten Rom siudc» wir Spure» einer staatliche» Armcnverjorgnng. Die Römer halsen sich i» der Weise, daß der