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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188802280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880228
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-28
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.02.1888
- Autor
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> Mark, 1 „ » °/o der V ohne r «rllge- n Tage tr. 33. Ls in liio n go- » 0 ) — Nr. 49. — 8. Jahrgang. — Sächjischer - Mge- !trL88k SS. > re». I) Irren u. >. diliiAst. möen s Lager in 8vi»»ir- aswahl zu Isen. i blühender stark 4,50 »«in, i 24, I-, jerstr. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de» folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzeiger' mit täglich einem besonderen Unter- haltungSblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anst. 75 Ps. (1888er Ztg-.-PreiSliste Nr. 503b.) ür Abonnenten erscheint je eininal im Jahr: >ommer-Eisenbahnfahrvlanheft für Sachsen. Kinter-Eisenbahnfahrplaiibeft für Sachsen. Istnstr. Kalender des Sächsischen Landboten. Jllustrirtes Jahresbuch des Landes-Anzeigers. iaililts-Astskigek mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Dienstag, 28. Februar 1888. »ozelgendrels des „Sächs. Ssndts-«nzel»ns"r Raum einer schmalen Corpuszeile 15 Psg. Bevorzugte Stelle (lsvalt. Petitzeile) 30 Pf. BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von AurwärtS wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen (je 6 Silben Corpusschrist bilden ca. 1 Zelle.) Annoncenannahme nur bi» Vormittag. 8nl«: MM Mt, Buchdrnckerei. Chemnitz. Theatersttaße 5 (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr -Adr-: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich eineni besonderen Unterhaltungsblatt: i.Kleine Botschaft—2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 5. Jllnstrirtes Unterhaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Abonnement für Monat März. Für den Monat März nehmen die Ausgabestellen in Chemnitz und Umgegend zum Preise von 70 Pfg., die Postanstalten zu 75 Pfg. Abonnements-Bestellungen aus den „Sächsischen Landes-Anzeiger" mit sämmtlichen 7 Beiblättern entgegen. Der „Sächsische Landes-Anzeiger" ist in der deutschen Post- Zeitungs-Preisliste für das Jahr 1888 unter Nr. 5035, in der öster reichischen unter Nr. 2307 eingetragen. Jeder neubeitretende Abonnent, welcher die Abonnements- Quittung direct an die Verlags-Expedition einsendet (auswärtige Abonnenten wollen zur Frankirung eine lO-Pfg.-Marke beifügen), erhält gratis die Extrabeigaben geliefert: 1 Weihnachtsbuch (Jllustrirtes Jahresbuch für 18»«), 64 Seiten groß 8°, mit Almanach, hübschen Weihnachts-Erzählungen und Bildern re. (Preis dieses Buches für Nicht-Abonnenten 40 Pfg.) 2. Jllustrirter Kalender für 1888, 64 Seiten 4° mit Oeldrnck- bild, fesselnden Erzählungen, vielen Bildern rc. (Preis dieses Kalenders für Nicht-Abonnenten 40 Pfg.) 3. Sisenbahn-Fahrplanheft für Sachsen, 40 Seiten stark, (Preis dieses Fahrplanhestes für Nicht-Abonnenten 20 Pfg.) Abermaligen zahlreiche» Beitritt neuer Abonnenten erbittet die Verlags-Expedition des Sächs.Landes-Anzeigers. Mn Verwechslungen zu vermeiden, werden Post- Abonnenten ersucht» bei Bestellung freundlichst genau zu verlangen: den in Chemnitz erscheinenden „Sächsischen Landes -„Anzeiger" (Nr. AO85 der neuen 1888er Post-Zeitungs-Pretsliste). Warschau. In der Homacki'schen Synagoge wurde gestern bei dem Abendgebet durch falschen Allarm eine Panik hervorgerufen, wo bei im Gedränge 4 Frauen getödtet und 16 schwer verletzt wurden. (Nach einer Meldung des Wiener „Fremdenblatt" brach die Panik infolge eines Streites ans; die Synagoge war überfüllt.) Rom. Crispi hatte in den letzten Tagen häufige Unterredungen mit den Botschaftern, namentlich mit dem russischen, wegen Bulgarien. — Aus dem Grünbuch über den Handelsvertrag mit Frankreich geht hervor, daß Crispi beständig Ursache zu Klagen über die Verzögerung der Unterhandlungen von Seiten Frankreichs zu haben glaubte. Crispi beklagt sich am 25. Januar gegenüber Menabrea über den Mangel loyaler Offenheit Frankreichs; die französischen Delegirten seien ohne bestimmte Instruktionen in Rom angekommen; solche Verhandlungen seien ein reiner Zeitverlust. Bemerkenswerth sind angesichts des hcrauuahendcn 1. März Crispi's Worte vom 16. Januar an Mena brea. Derselbe schreibt: „Wenn ein neuer Vertrag nicht vor Ende Februar unterzeichnet ist, wird die italienische Regierung keine weitere provisorische Verlängernng des alten Vertrags zugestehen." Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folimn 1345 verlautbart, daß 1. Frau Jda Emilie Hoppens, geborene Hcckel, 2. Max OUo Hoppens, 3. Hermann Otto Hoppens, 4. Jda Magarethe Hoppens und 5. Johanne Gertrud Hoppens, sämmtlich in Chem nitz, die Firma Gebrüder Hoppens daselbst aus dem Nachlasse des bisherigen Inhabers derselben zur Fortführung übernommen habe», sowie, daß die vor stehend unter 2 bis mit 5 Genannten von der Vertretung der Firma ausge schlossen sind- Chemnitz, am 22. Februar 1888. Königs. Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3101 die am 20. Februar 1888 errichtete Firma Fiedler u. Daume in Chemnitz (Börse Nr. 14) eingetragen und zugleich ver- lantbart, daß die Kaufleute Herr Carl August Eduard Fiedler »nd Herr Ernst Richard Daume daselbst, Besitzer eines Agentur- und Commissionsgeschäfts, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 22. Februar 1888. Köuigl. Amtsgericht. Im Handelsregister für den Laudbczirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heiüe auf Folium 403 die am 31. März 1887 errichtete Firma Hunger ». Weiske in Glösa eingetragen und zugleich verlautbart, daß der Chemiker Herr Paul Richard Hunger in Chemnitz und der F-eigutsbesitzer Herr Max Hugo Weiske in Glösa, Besitzer einer Guano-Fabrik, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 22. Februar 1888. Königs. Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 385 verlautbart, daß Herr Gustav Adolph Wolle in Folge Ablebens aus der Firma Hugo Zinn in Chemnitz als Mitinhaber ausgeschieden ist. Chemnitz, am 23. Februar 1888. Köuigl. Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 26. Februar. Petersburg. Das „Journal de St. Petersbourg" schreibt, eS sei ohne allen Zweifel, daß es keineswegs der eininüthigen Zu stimmung aller Mächte bedürfe, um den Antrag auf Anwendung des Berliner Vertrages zu stellen. Jedoch sei es wünschenswerth, daß alle Mächte sich dem von Rußland zu unternehmenden Schritte an schlöffen, weil ein anderes Verhalten die Anarchie in Bulgarien nur verlängern würde. Im Hafen. Novelette von P. H. Nachdruck verboten. Der Schaukelstuhl gerieth in eine etwas unruhige Bewegung; ein Wort mußte gefallen sein, das ihn zu etlichen raschen Schwing ungen veranlaßte. Vorhin hatte er sich nur ganz leise und gleich mäßig gewiegt, oder hatte ganz still gestanden, als fessele ihn die Helle, sorglose Stimme, die aus einem Sitz ihm gegenüber erklang und gar iustig und anregend von chinesischen Pagoden und japanesischen Ha- karirimessern, von russischen Samovars und englischen Rennpferden, von Berliner strammen Soldaten, römischen Häusertrümmern, Wiener Opernaufführungen und Pariser Damenmodcn zu erzählen wußte. Es war ein junger Mann, der seine Reiseabenteuer berichtete, und der Schaukelstuhl sammt dessen Insassin fanden seinen Bericht, sowie sein von Sonne und Seeluft gebräuntes Gesicht mit den blitzenden, übcrmüthigen Augen und dem wohlgepflegten blonden Schnurrbart interessant genug. Aber das vergoldete Rohrgeflecht mit den Bandschweifen, die in jedem Luftzug flatterten, war stumm und das feine, schlanke Jungfräulein, das sich in ihm wiegte, war, wenn nicht gerade der Sprache beraubt, so doch gewillt, eine etwa vor handene schmeichelhafte Meinung von ihrem Gast sorgfältigst vor der Sonne und neugierigen Ohren zu behüten. Sie gab sich so weltge wandt und verbindlich, so oberflächlich theilnahmsvoll und kühl dabei, daß ihr Gegenüber, der in der That von einem andern Empfang geträumt, als er leuchtenden Blicks die heimischen Ufer begrüßte, nicht übel Lust verspürte, aufzuspringen, den Sessel zurückzustoßen und aus dem geschmackvoll eingerichteten Empfangszimmer zu stürmen, am liebsten wieder auf die See hinaus und in die abwechslungsreiche Fremde. Sein Schnurrbart, an dem er nervös zerrte, mußte es entgelten, daß sein Empfang in der Heimath so ganz anders ausge fallen, als er sich'S ausgemalt. Walter Tirnberg war ein unruhiges Blut und da er, früh verwaist, trotz seines reichen Erbes eigentlich keine Stelle hatte, in welcher er mit seinem ganzen Wesen Wurzeln schlagen konnte, hatte sein Vormund selbst dahin gewirkt, daß er für mehrere Jahre seiner Wanderlust genüge leiste, überzeugt, daß er dann erst das Seßhaftwerden in der Heimath nach seinem vollen Werth zu schätzen wissen werde. Aus San Remo. Im deutschen Reichstage wurde am Sonnabend über eine Nach richt gesprochen, welche den Generalarzt Or. von Lauer zum Urheber haben soll und die das Befinden des Kronprinzen betraf. Darnach steht es weit ernster mit den: hohen Patienten, als allgemein bekannt geworden ist. Wir wollen es dahin gestellt sein lassen, ob die Mit theilung wirklich von dem genannten ersten Arzte des Kaisers her stammt, und ob sie in allen Einzelheiten begründet ist, zu zweifeln ist jedenfalls nicht daran, daß dem Kronprinzen eine große, wenn auch nicht unmittelbare Gefahr droht. Mit arger Leichtfertigkeit haben, wie bekannt, in den letzten Tagen englische medizinische Blätter behauptet, der Husten und Auswurf beim Kronprinzen, die bald schwächer, bald stärker sind, seien eine Folge nicht passender Kanüle. Or. Bramann habe ein Versehen gemacht, und es habe erst in Eng land eine richtige Kanüle für den Kronprinzen angefertigt werden müssen. Das ist nicht wahr, und gegenwärtig ist auch eine deutsche Kanüle im Gebrauch, die voraussichtlich lange Zeit liegen bleiben wird. Die genannten Krankheitserscheinungen hätten, wenn sie wirk lich von der Kanüle herrührten, jedenfalls mit der Vernarbung der Operationswunde ihr Ende erreichen müssen; aber das ist nicht der Fall gewesen, folglich müssen Husten und Auswurf andere Ursachen haben. Zwei Möglichkeiten giebt es hier nur. Die erste ist die, daß sie von dem Kehlkopflcideu herrühren. Vielfach wird angenom men, das Leiden sei nur eine Schwellung. Das ist aber unzutreffend Es liegen Geschwüre vor, die den Kehlkopf bereits arg mitgenommen habe», wie das vom Kronprinzen ausgehustete 3>/z Centimeter lange Stück beweist. Diese Geschwüre gestatten aber, wenn die Kanüle öffnung mit der Hand zugehalten wird, immer noch ein verständliches Sprechen. Macht also dieses örtliche Leiden keine weiteren Fort schritte, kann dem Kronprinzen auch die Stimme erhalten bleiben. Die Eiter- rc. Absonderung aus diesen Kchlkopfgeschwüren kann nur Husten und Auswurf veranlassen. Die Lage des Kehlkopfleidens muß doch aber derart sein, daß diese Annahme nicht mit zweifelloser Sicherheit feststeht; es scheint im Gcgentheil die Möglichkeit vorzu liegen, daß von dem Halsleidcn auch die Lungen in Mitleidenschaft gezogen sind, etwa durch Eiter- oder Flei chtheilchen, welche die Luft wege abwärts gedrungen sind. Das ist die große Gefahr, von der wir Eingangs sprachen. Eine Lnngenkrankheit braucht noch nicht vorzulicgen, kann auch Wohl noch verhütet werden, käme sie aber zu dem Kehlkopfleiden hinzu, so wäre es sehr betrübend. Die Krank heit würde die Kräfte des hohen Patienten aufreiben und dem Halsleiden weit höheren Einfluß verschaffen, als es jetzt besitzt. Perichvndritis böte im Falle des Hinzntretens eines Lungenleidcns dieselbe Gefahr ziemlich, wie Krebs. Aber auch dann wäre immer noch keine nahe Katastrophe unvermeidlich; es würde ein Hinsiechen eintreten, dem allerdings ein möglicher Zwischenfall ein schnelles Ende bereiten könnte. „Heute kommt er, heute muß er kommen," hatte Fräulein Lucie gemurmelt, als sie sich von ihrem Lager erhob. Sie hatte wenig geschlafen und sah erschrocken, daß ihre Augen übernächtig erschienen. Davon war jetzt freilich nichts zu merken, eine feine Röthe, wie die der Apselblüthe, hatte ihr hübsches, schmales Gesicht überzogen, als sie die Karte mit seinem Namen in den Händen hielt, und ihre Augen leuchteten in einem schier verrätherischen Feuer. Und dann war sie sehr langsam in das Empfangszimmer hinuntergegangen, hatte gethan als merke sie nicht, daß der junge Weltfahrer bei ihrem Erscheinen eine Bewegung gemacht, ihr entgegen zu stürzen und der Himmel allein weiß, welche Thorheit zu begehen, und die schmale weiße Hand ihm entgegenreichend, hatte sie in einem Ton, als komme er von einem Ausflug nach Helgoland zurück, ihn gefragt, wie eS ihm gehe und seit wann er wieder in Hamburg sei. Kleine Heuchlerin! Gestern Abend hatte sie im Hause seines ehemaligen Vormundes erfahren, der Dampfer „Britlannia," der ihn an Bord trug, sei bereits signalisirt, und sie hatte solches Herzklopfen empfunden, daß sie ihren Nachbar bei Tische erschrocken ansah, ob er etwas höre. Walter Tirnburg stand bei diesem kühlen, höflichen Empfang anfangs da, als hätte der Blitz vor ihm in den Boden ge schlagen, und mit heimlicher Schadenfreude sah die junge Evastochter, wie enttäuscht und fassungslos er erschien. Aber als er den ihm mit leichter Handbewcgung angewiesenen Sitz eingenommen und das schöne Mädchen sich ihm gegenüber anmuthig in den Schaukelstuhl geschmiegt hatte, trug sein Gesicht den Ausdruck eines Menschen, der ein böses Spiel mit guter Miene zu ertragen entschlossen ist. Und dann fing er von China und Japan zu erzählen an, leise schang sich der Schaukelstuhl ihm gegenüber, ein paar theilnahmsvolle Augen hingen an ihm, und wenn es auch noch immer ganz, ganz anders war, als er eS sich in einsamen Stunden auf seinen Fahrten aus gemalt, so erschien ihm doch sein Loos so übel nicht. Im schlimm sten Fall hieß es, von vorn angefangen, die Grundsteine zu dem Haus zu legen, das er sich in seinen Träumen hoch und fest errichtet vorgestellt und das sich nun als echtes Luftschloß erwies. Drei Jahre sind eine lange Zeit, besonders im Leben eines jungen Mädchens. Es ist am Ende sehr anspruchsvoll, zu erwarten, ein halbes Kind von sechzehn Jahren, das eben erst die Freuden der Geselligkeit zu kosten begonnen, dem es an Bewunderern und Schmeichlern nicht Zur Konstatirung, ob bereits die Zeichen eines Lungenleidens vorliegen, ist am Sonnabend Abend Professor Or. Kußmaul aus Straßburg in San Nemo angekommen. Am Sonntag Vormittag besuchte er mit den übrigen Aerzten den Kronprinzen, es fand Unter« üchuug und Konsultation statt. Vielleicht wird ein offizieller Bericht darüber veröffentlicht werden, vielleicht unterbleibt das aber auch unter bestimmten Gründen, die wohl nicht näher dargelegt zu werden brauchen. In einigen Tagen wird sich ja doch zeigen, ob sich die Gefahr einer Lungenkrankheit nähert oder entfernt. Professor Kuß maul ist Dirigent der medizinischen Klinik und Poliklinik in Straß burg und zählt zu deren hervorragendsten inneren Klinikern feit 1876. Die Aerzte haben ihn dem Kronprinzen in Vorschlag gebracht und dieser hat seine Zustimmung zur Berufung gegeben. Politische Rundschau. Chemnitz, den 37. Februar. Deutsches Reich. Auf dem kaiserlichen Palais in Berlin weht die Purpurflagge seit dem plötzlichen Tod des Prinzen Ludwig von Baden halbmast. Der Kaiser hat sich noch immer nicht ganz von der jähen Nachricht erholt, wenn auch in seinem körperlichen Be finden keine nachtheiligen Erscheinungen ausgetreten sind. Dem Grafen Moltke und dem Reichskanzler gegenüber, die Freitag und Sonnabend erschienen, sprach sich der Kaiser unumwunden aus: er ist hochbetrübt, daß ihm in seinem Alter noch so herbe Prüfungen auferlegt werden. Prinz Wilhelm wird erst Montag oder Dienstag als Vertreter des Kaisers nach Karlsruhe reisen, da das Begräbniß des Prinzen Ludwig von Baden erst Mittwoch dort stattfindet. — AuS San Remo wird ferner berichtet: Der deutsche Kronprinz schlief in der Nacht zum Sonntag gut und befand sich am Morgen vortrefflich. Gegen 9 Uhr stand er auf, bis 11 Uhr war die Consultation der Aerzte beendet. Der Kronprinz dankte dem Professor Kußmaul besonders für sein Erscheinen und ließ sich von diesem mit großer Gelassenheit untersuchen. Die „Voss. Ztg." ver öffentlicht vom Sonntag Mittag folgende Nachrichten aus San Remo: „Die heutige Untersuchung, welche sicherheitshalber wiederholt werden soll, ergab keine Lungenerkrankung. — Gegenüber Ableugnungen und, Entstellungen wiederhole ich auf Grund bester Informationen meine Warnungen gegenüber beunruhigenden Sensationsnachrichten, wie allzu sanguinischen Hoffnungen. Es wäre thöricht, die Gefahr beseitigt und Heilung nahe zu glauben; aber grundfalsch ist die Behauptung, neu« Gefahren seien aufgetaucht. Sehr langsamer Besierungsforlfchritt, aber keinerlei Verschlimmerung, das ist die wahre Lage. Auch Pro fessor Kußmaul's Berufung ist nicht als übles Zeichen aufzufassen. Unter den Aerzten herrscht jetzt völliges Einverständniß." — Neuestes Bulletin aus San Remo, Sonntag 26. Februar 2 Uhr 1 Minute Nachmittags: Das Allgemeinbefinden und der Schlaf Sr. K. K. Hoheit des Kronprinzen waren gut. Husten und Auswnrf etwas weniger; die Untersuchung der Brust ergab keine Zeichen einer Lungenaffection. Mackenzie. Schräder. Krause. Hovell. von Bergmann. Bramann. Kußmaul. — Das ist unter den obwaltenden Umständen eine recht erfreuliche Nachricht. Hoffentlich tritt kein Umschlag ein und bleibt die drohende Gefahr einer Lungenkrankheit gänzlich fern. Gesichert ist noch nichts, aber wir haben doch wieder eine Beruhigung! — Nach der Erklärung des Reichstagspräsidenten Herrn von Wedell-Piesdorf in der Sonnabendsitzung des Reichstages, daß die Session möglicherweise nur noch kurze Zeit dauern werde, scheinen die verbündeten Regierungen nicht nur auf die Einbringung deS Altersversicherungsgesetzes, sondern auch auf die des Genossenschafts gesetzes verzichten zu wollen. Dagegen sollen die Vorlagen über die Beschränkung der Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen und die Rechtsverhältnisse in den deutschen Schutzgebieten noch in dieser Ses sion erledigt werden. Der Reichstagsschluß ist für den 10. März sicher in Aussicht genommen. — Gerüchtweise heißt es, General der Infanterie Graf Blumen thal werde jetzt das Kommando des vierten preußischen Armeekorps »iederlcgen und den Divisivnsgeneral von Grolmann in Erfurt zum Nachfolger erhalten. gefehlt, werde ein paar leise Worte, die ihm zugeflüstert wurden, so frisch im Gedächtniß tragen, wie der Mann, der ohne Freund und Genossen die Welt durchfuhr, und gar häufig Gelegenheit hatte, an sie zurück zu denken. Stundenlang saßen sie beisammen. Wenn seine Rede stockte, hielt sie durch eine Frage dieselbe in Fluß. Keine Möglichkeit, von dem zu beginnen, was ihm am Herzen lag. Flink wie eine Eidechse entschlüpfte sie ihm, wenn er das Gespräch auf einen gewissen Theater abend hinüber zu lenken suchte. „Ich freue mich, daß Sie den ein zigen Wunsch, den Sie seit Ihrer Kindheit gehegt, nach Herzenslust in der Fremde hcrumzuschweifen, befriedigen konnten," sagte sie, als er seinen Reisebericht schloß. „Es war nicht der einzige, eS war noch lange nicht der sehn lichste meiner Wünsche," warf er eifrig ein. Sie wiegte sich wie ein graziöser Kolibri in dem Goldgeflecht ihm gegenüber, ein Lächeln auf den Zügen. «O ich sehe, nun da er Ihnen erfüllt ward, verleugnen Sie ihn; daS ist nicht recht! Erinnern Sie sich noch des Maskenballes bei unserer Freundin Nellie Zandt?" „Ob ich mich erinnere! Es war das erste Mal, daß ich Sie seit unserer Kindheit wiedersah." „Ja, der Zwischenraum war für mich durch eine kummervolle Abschließung mit Gouvernanten und Musiklchrern als einzige Gesell schaft ausgefüllt worden, während Sie die Freuden und Leiden deS Gymnasiums kennen lernten." „Aber um wieder auf Nellics Ball zurückzukommen; boshafte Geschöpfe, die nichts vor uns voraus hatten, als ihr ehrwürdigeres Alter, nannten ihn das Fest der Grünen. Und in der That befand sich die ganze Gesellschaft damals in einem Zustand hoffnungsvollster Jugendlichkeit, so daß, wenn ich mich recht erinnere, meine Freundin Bella für den Abend eine Menschenfeindin wurde, als Bratcnsaft ihr über das neue Kleid gegossen ward, und ihr College Frank ernstlich zwischen einer Revolverkugel und einer Phiole Gift schwankte, weil er beim Walzer mit seiner Dame auf dem glatten Boden ausglitt und der Länge nach hinstürzte. — Schließlich entschied er sich dann, leben zu bleiben." Schluß folgt.
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