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2350 PAPIER-ZEITUNG Nr. 78/1914 Wie uns mitgeteilt wird, ist in den Leipziger Zeitungen ein Hinweis erschienen, daß nach einer Verfügung des Kgl. Sächsischen Ministeriums des Innern aus dem Jahr 1899 die Abbildung eines Kreuzes, das der Gestalt nach und durch die Kenntlichmachung der silbernen Einfassung dem Eisernen Kreuze ähnlich sieht, nicht statthaft sei. Nur Todesanzeigen gefallener Militärpersonen dürften in üblicher Weise mit der Abbildung des Eisernen Kreuzes versehen werden. Die Verfügung, die vollständig in Vergessenheit geraten war, soll, wie es heißt, im Jahr 1899 erlassen worden sein, weil der Verband von Kriegsveteranen das Eiserne Kreuz in sein Wappen aufnehmen wollte. Diese Meldung hat in den Kreisen des Kunstdruckgewerbes und namentlich bei denjenigen Firmen, die sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Ansichtspostkarten, Beileidskarten usw. befassen, lebhafte Beunruhigung hervorgerufen. Denn es sind bereits sehr bedeutende Mengen von Ansichtskarten, Beileidskarten und ähnlichen Drucksachen hergestellt worden, bei denen die Abbildung des Eisernen Kreuzes verwendet worden ist. Alle diese Karten wären jetzt wertlos geworden bzw. das aufgewendete Kapital für Originale, Lithographien, Prägeplatten und Karton wären umsonst ausgegeben worden. In der gegenwärtigen Zeit, wo das Geld außerordentlich knapp ist, und die Aufträge nur überaus spärlich einlaufen, wäre dies ein außerordentlich schwerer Schlag für die beteiligten Kreise. Die Schädigung würde um so mehr ins Gewicht fallen, als das Kunstdruckgewerbe zurzeit ganz besonders zu leiden hat. Es sind vorwiegend Luxuserzeugnisse .und Gegenstände der kaufmännischen Reklame, die dieses Gewerbe herstellt, und gerade nach diesen Er zeugnissen und Gegenständen ist die Nachfrage infolge des Krieges fast vollständig erloschen. Auch ist zu bedenken, daß das Kunst druckgewerbe in sehr erheblichem Maße auf die Ausfuhr angewiesen ist, die jetzt ebenfalls fast völlig abgeschnitten ist. Allein für An sichtskarten betrug die Ausfuhr im vorigen Jahr 15,5 Mill. Mark (Nr. 657 a des statistischen Warenverzeichnisses), die Ausfuhr von Besuchs-, Wunsch- und ähnlichen Karten 17 Mill. Mark (Nr. 657 b des statistischen Warenverzeichnisses). Unter diesen Umständen erlangen die wenigen Möglichkeiten, Erzeugnisse des Kunstdruckgewerbes im Inland auf den Markt zu bringen, begreiflicherweise eine ganz besondere Bedeutung für die beteiligten Unternehmer. Zu diesen Erzeugnissen zählen jetzt haupt sächlich die Ansichtskarten und ähnliche Drucksachen, die dem Interesse der Bevölkerung an den kriegerischen Ereignissen ent gegenkommen und dem Aufschwung der vaterländischen Empfin dungen entsprechen. Natürlich bildet bei solchen Darstellungen die Abbildung des Eisernen Kreuzes eine besonders wichtige Rolle. Bei der ernsten Stimmung der Bevölkerung und angesichts der würdigen Haltung unseres Volkes ist wohl nicht zu befürchten, daß das Eiserne Kreuz zu Darstellungen verwendet wird, die der Heiligkeit dieses Symbols nicht entsprechen. Sollte trotzdem da oder dort einmal ein Mißgriff vorkommen, so könnte mit Leichtig keit die betreffende Drucksache sofort unterdrückt werden. Es würde uns aber als außerordentliche Härte erscheinen, wenn mit der bloßen Möglichkeit eines einzelnen Mißgriffs das völlige Verbot der bildlichen Verwendung des Eisernen Kreuzes begründet würde. Aus diesem Grunde beehren wir uns die ergebenste Bitte aus zusprechen, das Kgl. Sächsische Ministerium des Innern wolle ge- neigtest die eingangs erwähnteVerfügung sobald wie möglich aufheben. In größter Ehrerbietung Kriegsausschuß für das Deutsche Papierfach Der Vorsitzende: Rudolf Bergmann Mitglied der Handelskammer zu Berlin Vorsitzender der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft * * * Der Kriegsausschuß für das Deutsche Papierfach wurde am 15. August 1914 in Berlin gegründet und setzt sich zusammen aus Vertretern folgender Vereine bzw. Industriezweige: Verein Deutscher Holzstoff-Fabrikanten Verein Deutscher Papierfabrikanten Verein Deutscher Zellstoff-Fabrikanten Verband Deutscher Druckpapier-Fabriken G. m. b. H. Verein Deutscher Pappenfabrikanten Papierindustrie-Verein mit den Zweigvereinen: Verein Deutscher Chromo- und Buntpapierfabrikanten, und Mitteldeutscher Papierindustrie-Verein Vereinigung für die Zollfragen der Papier verarbeitenden Industrie und des Papierhandels mit 23 angeschlossenen Vereinen Verein Deutscher Zeitungs-Verleger Verein Deutscher Briefumschlag-Fabrikanten Deutscher Papiergroßhändler-Verband Verein Berliner Feinpapierfabrikanten Deutscher Papier-Verein mit 10 Zweigvereinen Zentralverband Deutscher Papier- und Schreibwarenhändler Buchdruckgewerbe Steindruckgewerbe Fachpresse Deutschlands Kartonnagenindustrie Großbuchbinderei Pappengroßhandel Vorsitzender des Kriegsausschusses für das Deutsche Papier fach ist Herr Rudolf Bergmann, Mitglied der Handelskammer zu Berlin undVorsitzender der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft, stellvertretender Vorsitzender ist Herr Kommerzienrat Dr. Gott stein in Berlin, Vorsitzender des Vereins Deutscher Zellstoff- Fabrikanten und Vorstandsmitglied des Vereins Deutscher Papier fabrikanten.J Berliner^Packpapiermarkt Jetzt, nachdem die erste Bestürzung über die von allen Seiten erfolgten Kriegserklärungen überwunden ist und das blutige Ringen von Anfang an einen für uns überaus günstigen Verlauf genommen hat, kann man einigermaßen beurteilen, welchen Einfluß der Krieg auf unser Fach ausübt. In den ersten Tagen stand auch der Berliner Packpapier-Handel fast völlig still. Doch ist er einer von den Geschäftszweigen, die unter den Folgen des Krieges'weniger zu leiden haben. Die Firmen, die hauptsächlich Rollenpapier und Oeltuch für Ausfuhrgeschäfte führen, sind am empfindlichsten getroffen. Fast ebenso schwer lassen sich die für die Bekleidungs-Industrie bestimmten Rollen- und Seidenpapiere unterbringen, da auch diese Industrie brach liegt. Sehr gering wird auch die Nachfrage für Packungen usw., für Schokolade, Süßigkeiten und ähnliche Waren sein. Der Verbrauch der von den Warenhäusern verwendeten Zellstoff packpapiere sowie von Hut- und Krawattenbeuteln sank in den ersten 14 Tagen auf etwa ein Drittel des sonstigen Bedarfes, jedoch hat sich der Umsatz in diesen Waren bereits bedeutend erhöht. Die Lebensmittel- und Kolonialwarengeschäfte hatten in den Tagen der Mobilmachung einen derartigen Ansturm zu bestehen, daß oft nicht alle Käufer befriedigt werden konnten und viele Läden zeitweilig geschlossen werden mußten. Dementsprechend war auch der Verbrauch an Tüten sehr groß, und es wurde mit manchem Lager bestand geräumt. Am wenigsten von den Kriegswirren wurden die jenigen Großhändler betroffen, die in der Hauptsache mit Flei schereien und Bäckereien arbeiten. In dem Bedarf an Nachwickel und Pergamentpapieren für Schlächter sowie an Bäckertüten, Papp tellern war kein Nachlassen zu spüren. Nach wie vor werden infolge der Pergamentpapier-Konvention die besseren, aber „nicht garan tiert“ fettdichten Papiere bevorzugt. Auch in anderer Beziehung waren die mit Schlächtern arbeitenden Firmen am besten daran. Selbst die größeren Verbraucher, die für 5—600 M. im Monat ver wickeln, kaufen ausschließlich gegen sofortige Barzahlung, eine gerade jetzt sehr wertvolle Eigenschaft, weil Außenstände spärlich eingehen. In ihrer ersten Kopflosigkeit ließen sich auch in unserem Fach einige Firmen verleiten, vielen Abnehmern nur noch gegen Bar zahlung zu liefern. Abgesehen davon, daß dadurch mancher lang jährige Kunde verloren gegangen sein wird, war auch der augen blickliche Nutzen sehr, sehr fraglich. Denn stehen bei einem Kunden bereits drei Monate offen und geht infolge des Krieges sein Geschäft so zurück, daß man für sein Geld fürchten muß, so wird er auch keinen nennenswerten Verbrauch an Packpapier mehr haben. Die Kredit entziehung ist hier also gegenstandslos. Im anderen Falle aber, wenn der Kunde weiterhin entsprechenden Bedarf hat, macht er auch sein Geschäft, und dann ist der Zweifel an seiner Zahlungsfähigkeit über flüssig. Die Preise für die einzelnen Papiersorten sind im allgemeinen unverändert, sowohl im Einkauf wie im Verkauf. Abschlüsse werden zurzeit wohl kaum getätigt, zumal man in Fabrikantenkreisen ver einzelt der Ansicht ist, daß die Preise nach dem Kriege anziehen werden. Die meisten Fabriken mußten zu größeren Betriebseinschrän kungen schreiten, weniger infolge Arbeitermangels als weil Aufträge fehlen. Viele bedeutende Bestellungen werden weit hinausgeschoben oder zurückgezogen. Die Lieferzeiten der Fabriken sind kurz; der Versand zu Wasser und durch die Bahn hat, von den Grenzpro vinzen abgesehen, nur geringe Stockungen erlitten. Also erscheint die Versorgung des Berliner Marktes mit Packpapieren aller Art vollkommen gesichert. G. S. Einziehung überfälliger Forderungen Zu Nr. 71 S. 2245 Wir finden die Entrüstung der Fabrik über einen verlangten 25 v. H. Rabattsatz nur zu begreiflich. Es würde sich empfehlen, derartige Firmen namentlich anzuführen, denn es finden sich doch ab und zu Leute, die sich durch solche Ungeheuerlichkeiten breit schlagen lassen. Unbegreiflich jedoch finden wir das Zugeständnis der Papier fabrik, auf 7 Monate alte überfällige Posten noch 5 v. H. Kasse skonto zu gewähren. Solche Zumutungen sind ebenfalls unbedingt zurückweisen, während der Einsender auf solche Posten stets noch 5 v. H. Skonto gewährt. Wo bleiben dann die Verkaufsbedingungen des Vereins, wenn man sich nicht scheut, derartige Zugeständnisse öffentlich bekannt zu geben ? Was nützen dann alle schönen Reden und Abmachungen ? Wir betrachten dies Zugeständnis für ebenso verwerflich wie die von dem Einsender gerügte Zahlweise seines Kunden. Papierfabrik 11