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Kriegsskonto? Berlin, 17. August Beifolgend übersende ich. Ihnen das gedruckte Rundschreiben eines meiner Kunden, welches 'mir heute’ zuging, und aus welchem hervorgeht, zu welch unberechtigtem Vorgehen die heutige schwierige Geschäftslage von manchen Kunden ausgenutzt wird. Derartige Abzüge sind schon von verschiedenen Kunden unter der Bezeichnung Kriegsskonto bei mir versucht worden, doch habe ich in keinem Falle solchen Abzug gestattet. Großhandlung Das Druckschreiben lautet: Charlottenburg, 17. August 1914 Sehr geehrte Firma! Durch die gegenwärtige Kriegslage zwingen Sie mich zur Bar zahlung meiner Bestellungen, ich werde Ihren Wunsch in Zukunft beachten und bei Abnahme der Ware sofort an Ihre Boten zahlen. Gestatte mir jedoch, bedingt durch den Diskontverlust und nicht Inanspruchnahme eines Zieles 5 v. H. außer dem üblichen Kassaskonto zu kürzen. Ihr Einverständnis voraussetzend, bezeuge ich Ihnen auch fernerhin mein Wohlwollen und zeichne Hochachtungsvoll X, Schreibwaren-Händler Zahlungsverweigerungen Ständig laufen Mitteilungen der Kundschaft ein, daß die im Juli bereits fälligen Beträge voraussichtlich in 3 Monaten bezahlt würden. Unter bei Ausbruch des Krieges fälligen Rechnungs beträgen verstehe ich solche, die innerhalb 30 Tagen abzüglich Skonto zu bezahlen sind und aus dem Juni stammen, also Guthaben bei bisher sofort zahlenden Firmen, ferner Guthaben, die Ende Juli älter als 3 Monate waren und ohne Skonto beglichen werden. Die Verweigerer sind fast ausschließlich bedeutendere Großhändler und Fabrikanten der Papierverarbeitung. Auf kräftige Vorhaltungen bei einzelnen feinen Firmen über dieses Hinausziehen der Zahlungen sind teilweise Zahlungen in Wechseln, teilweise Beschwerden, daß ich nicht auf das Verlangen eingehe, eingetroffen. Kann nicht an irgend einer Stelle ein Ver zeichnis der Firmen geführt werden, die sich den Krieg in irgend einer Weise zu Nutzen machen ? Es würde gewiß manchen Kunden verhindern, seinem Lieferer unrecht zu tun, wenn dieser das Recht hätte, die bösartige Kundschaft in das Verzeichnis e’nschreiben zu lassen. Papierfabrik Liegen gebliebenes Frachtgut Die auf Seite 2183 in Nr. 66 enthaltene Mitteilung setzt mich in Erstaunen. Ich habe schon am 11. August und an den folgenden Tagen von der preußischen Eisenbahn Dutzende von Sendungen erhalten, die infolge der Mobilmachung auf den einzelnen Stationen zurückgeblieben sind, gleichviel, ob es Ladungen oder Stückgüter waren. Ich habe auch daraus wieder die Ueberzeugung gewonnen, daß im deutschen Reiche, auch wenn außergewöhnliche Verhält nisse eintreten, doch alles klappt. Papierfabrik Deutsche Warenzeichen! Infolge der Erfahrungen, welche wir mit unseren „Geschäfts freunden“, den Engländern usw., gemacht haben, werden wir in Zukunft Papiere mit fremdländischen Wasserzeichen wie „Fox River“, „Alfa Mill“, „Diamond“, „Royal Innen Paper“, „Elliot Bond“, „Marian Paper“ usw. nicht mehr verwenden. Wir richten an alle unsere Geschäftsfreunde die Bitte, unserem Beispiel zu folgen und die Fabrikanten und Großhändler veranlassen zu helfen, fremd ländische Bezeichnungen der größtenteils in Deutschland gefertigten Papiere auszumerzen. Brassard & Eichstädt, Berlin Nur gegen bar! Auch der Papiergroßhändlerverein West schwedens, Västra Sveriges Pappersgroßhandlareförening, beschloß (ebenso wie der in Stockholm) in Göteborg am 10. August, vor läufig nur noch gegen bar, nach der Provinz gegen Nachnahme oder Vorausbezahlung zu liefern, bg. Preiserhöhungen in Dänemark. Der dänische Papierhändler verein, der dänische Provinzbuchhändlerverein und der Sortiments buchhändlerverein in Kopenhagen teilen am 12. August gemeinsam mit: „Da Fabrikanten und Großhändler in Papier-, Kontor- und Zeichenwaren ihre Preise um 10 v. H. erhöht haben, sind wir ge zwungen, eine entsprechende Erhöhung vorzunehmen.“ bg. Zeitungspapier in Frankreich. In Paris erscheinen, laut Brief vom 4. August an eine dänische Zeitung, alle Zeitungen („Echo de Paris“ ausgenommen) in sehr kleinem Format, jedoch in Riesen auflagen. So druckte die kleine Nachmittagszeitung „La Patrie“ von ihren letzten Nummern je 2 Millionen Stück, bg. Zahlungsweise Was ein Papierfabrikant sich alles gefallen lassen sollt In der ruhigen Geschäftszeit, noch vor dem Kriege, beliebte es einem Papiergroßhändler, uns statt mit einer umfangreichen Bestellung mit einem Rundschreiben folgenden Inhalts zu be glücken : „Um einen Ausgleich mit den erhöhten Skonto-Abzügen meiner Kundschaft herbeizu führen, sehe ich mich gezwungen, an meine Lieferanten mit der Mitteilung heranzutreten, daß ich für die vom 1. August 1914 ab ausgestellten Fakturen für die Beträge, die ich Ihnen in bar oder Scheck überweise, 3 v. H. Skonto kürzen werde. Für die Summe der Ihnen evtl, zur Regulierung übersandten Wechsel werde ich den Satz mit 2 v. H. belassen. Ich bitte Sie, hiervon Vormerkung zu nehmen.“ Dieser Abnehmer diktiert seiner Lieferantin für Bestellungen und voraussichtlich auch für laufende Schlüsse Zahlungsbedingungen, die den bisherigen und den Verkaufsbedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten in keiner Weise entsprechen und für jeden Lieferanten, der diesem Ansinnen nachkommt, Verlust be deuten. Was nützen Abmachungen, wenn sich der Abnehmer nachher darüber hinwegsetzt ? Gegen solche Auswüchse und Ueberhebungen sollte die gesamte Papierindustrie tatkräftig Stellung nehmen. Mit einem andern Kunden haben wir die Zahlungsbedingung: „Kasse innerhalb 30 Tagen dato Faktura mit 2 v. H. Skonto in verlustfreier Anschaffung“ vereinbart. Nachdem diese nicht ein gehalten wurde, haben wir angemahnt, und dann traf eine Karte folgenden, fast ironischen Inhalts ein: „Wir besitzen Ihr Geehrtes vom und gestatten uns, Sie höflichst darauf aufmerksam zu machen, daß wir bei sämtlichen Fabrikanten 30 Tage nach Schluß des Liefer monats regulieren. Wir hoffen, daß Sie sich ebenfalls mit dieser Bedingung einverstanden erklären und bemerken noch der Ordnung wegen, daß wir stets ultimo ohne vorherige Anmahnung unsern Verpflichtungen nachkommen. Am 31. er. werden wir Ihnen Ihr Guthaben überweisen.“ Natürlich haben wir beide Ansinnen, welche unseren Verein barungen zuwiderlaufen, kurzerhand zurückgewiesen. Leider ist es bis jetzt nicht gelungen, die Papierfabrikanten zu einem Zusammengehen zu bewegen, obgleich nicht allein von dem Verein Deutscher Papierfabrikanten, sondern neuerdings auch schon von der Handelskammer Berlin Normen für Lieferung und Zahlung festgelegt sind. Bei den heutigen Papierpreisen arbeiten mit wenigen Aus nahmen sämtliche Papierfabriken mit Verlust, und es ist daher als ein Hohn zu betrachten, wenn ein Händler, der seinen Verdienst vorher genau berechnen kann, die Unkosten eines erhöhten Skonto- abzuges, welcher rechtlich garnicht zu begründen sein wird, auf den Papierfabrikanten abzuwälzen sucht. B. Sulfitsprit in Schweden. Ein Ausfuhrverbot für Sulfitsprit trat in Schweden am 10. August in Kraft. Die bei der gesperrten Einfuhr und den beschränkten Benzinvorräten in Schweden jetzt doppelt wichtige Frage, den Sulfitsprit an Stelle von Benzin für Automobilbetrieb zu verwenden, wurde jetzt vom kgl. Kommerz kollegium in die Hand genommen. Zwar ist die Verwendung möglich, aber die dazu notwendige Veränderung des Vergasers (Karburators) stellt sich recht teuer, auf etwa 300 Kr. für jedes Auto. Die Be hörde sucht nun diese Schwierigkeit zu überwinden, bg. Reiters Abschied Es geht zum Kriegestanze! Ade, Feinsliebchen, mein! Mein Lieb ist jetzt die Lanze, Nun laß Dein Weinen sein. Hab’ Dank noch für die Rosen, Womit Du mich geschmückt; Vorbei sind Kuß und Kosen, Die mich so oft beglückt. Jetzt gilt’s den Feind zu dreschen. Von hinten und von vorn, Wir werden auf ihn preschen, In heil’gem deutschem Zorn. Wir wollen Rosen pflücken, Sind sie auch blutigrot, Und Eichlaub soll uns schmücken Im Siege und im Tod. Max Christoffer