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2096 PAPIER-ZEITUNG Nr. 62/1914 Vergleichende Versuche zeigten, daß mit dieser neuen, wesentlich bequemeren Methode Werte erhalten werden, die mit den nach den anderen Methoden gefundenen gut übereinstimmen. Eine Lösung von bekanntem Milchzuckergehalt ergab nach der Methode von Rodewald- Tollens-Schwalbe 0,692 v. H. Multigramm nach der neuen titrimetrischen Methode 0,686 „ „ Genaueres über diese neue Zuckerbestimmungsmethode soll an anderer Stelle berichtet werden 1). Aus den Werten der Tabelle seien nun die weiteren Schlüsse abgeleitet: Kasein I Nach dem Auswässern während Trocken rückstand in % des absol. tr. Kaseins Aschen rückstand in °/ 0 des absol. tr. Kaseins Reduktions vermögen gegen Feh linglösung Milch zuckerge halt in °/ 0 des absol. tr. Kaseins Verlust durch Aus wässerung in % des absot. tr. Kaseins 28 Stunden 5,98 0 894 vorhanden 0,69 weiterer 1,60 0,075 nicht mehr 19 Stunden vorhanden 8,62 weiterer 1,04 0,042 nicht mehr — 29 Stunden vorhanden Kasein II 28 Stunden 8,58 — vorhanden 0,42 weiterer 2,23 0,11 nicht mehr 20 Stunden vorhanden 12,82 weiterer 2,01 0,06 nicht mehr 30 Stunden vorhanden Kasein III 28 Stunden 5,25 1,24 vorhanden weiterer 1,39 0,33 noch vor- 0,45 20 Stunden handen । 8,03 weiterer 1,39 0,26 nicht mehr — 30 Stunden vorhanden Es ergibt sich für alle drei Kaseinsorten die beachtens werte Tatsache, daß beim Auswässern von Kasein beträchtliche Verluste entstehen. Diese verringern sich bei nur 14 stündigem Auswässern nicht wesentlich, wie ein späterer Vergleichsversuch zeigte 5 ): Nach 14 stündigem Auswässern des Kaseins betrug der Trockenrückstand des Waschwassers 5,90 v. H., die Asche 1,172 v. H. Ferner zeigte dieser Versuch, daß durch länger als 14 stündiges Wässern kein Milchzucker mehr in das Wasch wasser übergeht. Daraus folgt, daß der größte Teil der löslichen Stoffe schon zu Anfang des Wässerns in Lösung geht. Nach 76 stündigem Auswässern ist das Auslaugen von löslichen Stoffen noch nicht beendet. Jedoch hat dieser Schluß, was die organi schen Stoffe anbelangt, nur scheinbare Gültigkeit; denn bei mehr als 28 stündigem Wässern tritt offenbar die-schon erwähnte Zersetzung des Kaseins ein, wodurch nicht nur wasserlösliche Abbaustoffe (von früher her im Kasein enthalten), sondern auch Zersetzungsprodukte des Kaseins in Lösung gehen. Eine geringe Zersetzung des Kaseins macht sich durch fauligen Geruch be merkbar. An den Verlusten sind die Eiweißstoffe weitaus am stärksten beteiligt. Was die mineralischen Bestandteile anbelangt, so sieht man aus den Werten der Tabelle, daß sie selbst nach 76 stündigem Wässern, d. h. nach dreimaligem Quellenlassen und Waschen mit frischem Wasser, noch nicht ganz entfernt werden. Der Milchzucker wird dagegen bei den ersten beiden Kasein sorten schon ebenso bald wie die löslichen Eiweißstoffe ausgelaugt. An sich sind die im Kasein erhaltenen Mengen Milchzucker nur klein. Dies trifft auch für eine Reihe von andern unter suchten Sorten zu, für welche die gefundenen Zahlen hier gleich angeführt werden mögen: Kasein 4 enthielt 0,3545 v. H. Milchzucker „ 5 „ 0,1841 „ „ 6 „ 0,5004 „ , 1 ,, 0,1829 „ » 8 „ 0,8946 „ / Das Kasein 3 macht jedoch eine Ausnahme. Bei dem drei stufigen 76 stündigen Quellungsversuch tritt deshalb kein Re duktionsvermögen des Waschwassers ein, weil das Kasein nach dieser langen Zeit in Zersetzung übergeht. Mit dieser Zersetzung geht eine Gärung des Milchzuckers Hand in Hand, die sich durch Kohlendioxydentwicklung nachweisen läßt. Vermeidet man 1) Die neue Methode läßt sich auch gut anwenden, um den Zuckergehalt von Sulfitablaugen zu ermitteln, wie Versuche in unserm Zellulosechemischen Laboratorium ergeben haben. 2 ) Ausgeführt von Herrn Th. Blasweiler. anderseits eine solche Zersetzung des Kaseins und somit die Gärung des Milchzuckers dadurch, daß man kürzere Zeit wässert, dafür aber öfter mit frischem Wasser auswäscht, so zeigt sich, daß selbst nach drei- und viermaligem Auswaschen ja selbst mit warmem Wasser noch nicht aller Milchzucker entfernt worden ist. Das Kasein 3 nimmt deshalb eine Sonderstellung ein; diese drückt sich auch in andern Eigenschaften aus und läßt sich wohl damit in Zusammenhang bringen, daß dieses Kasein ein Lab kasein (mit Labferment aus Milch gefällt) ist, während alle andern hier untersuchten Sorten durch Fällung mit Milchsäure entstanden sind. . Der Gehalt an Milchzucker im Labkasein konnte nicht bestimmt werden, da auch bei dem öfteren Behandeln mit frischem Wasser schließlich Gärung eintritt, noch ehe aller Milchzucker entfernt ist. Wenn nun auch — offenbar mit einer Ausnahme — die Milchzuckermengen im Kasein an sich recht klein sind, so scheinen sie doch eine Bedeutung zu haben. Laxa ’) machte die Beob achtung, daß Milchzucker die Zersetzung von Kasein durch Einwirkung von Mikroorganismen unterstützt. Daraus kann man zunächst entnehmen, daß milchzuckerhaltiges Kasein, also nicht gewässertes, schneller in Zersetzung übergeht als durch Auswaschen von Milchzucker befreites.. Nun wird aber die Zersetzung des Kaseins eingeleitet durch eine Gärung des Milchzuckers, wobei Kohlendioxyd entsteht. Dies konnte durch folgenden Versuch bewiesen werden: 20 g Labkasein wurden mit 60 ccm Wasser versetzt. Aus der in einem Kolben befind lichen Mischung wurde die Luft durch einen Wasserstoffstrom ausgetrieben und durch eine Vorlage mit Kalkwasser geleitet. Nach mehrstündigem Durchleiten von Wasserstoff war in der Vorlage noch keine Trübung durch Kohlendioxyd eingetreten. Dagegen entstand nach mehrtägigem Stehen und erneutem Durchleiten von Wasserstoff ein beträchtlicher Niederschlag durch Kohlendioxyd (Bildung von kohlensaurem Kalk): Der Milchzucker war also in Gärung übergegangen. Dies ersah man auch daran, daß das Filtrat des Kolbeninhalts kein Reduktions vermögen mehr zeigte. Dagegen war das Kasein selbst noch unzersetzt, was sich offenbar durch die Gegenwart des Wasser stoffs erklären läßt. Man muß also wohl annehmen, daß bei Abwesenheit dieses Gases die Gärung des Milchzuckers die Zer setzung des Kaseins einleitet. Ist das einmal geschehen, so wird auch die Zersetzung rasche Fortschritte machen. Wahrschein lich ist ferner, daß zunächst die löslichen Eiweißstoffe der Zer setzung anheim fallen werden. Sowohl die Gärung des Milchzuckers als auch die Zersetzung der Eiweißstoffe ist nun mit der Entwicklung von Gasen ver bunden; und so ist der Schluß wohl berechtigt, daß das Schäumen von Kaseinstreichfarben in dieser Gasentwicklung, beruhend auf Gärung von Milchzucker und Zersetzung von Eiweißstoffen, seine Ursache hat. Es ergibt sich daraus ferner, daß wir das Kasein auch von jenen kleinen Mengen Milchzucker befreien müssen, um die Ge fahr der Gärung, Zersetzung und Schaumbildung einzuschränken, wenn nicht sogar aufzuheben. In Anbetracht des hohen Verlusts, den das Kasein beim Wässern erleidet, wird man jedoch anderseits nur ungern daran gehen. Es sind aber Anzeichen dafür vorhanden, daß die löslichen Eiweißstoffe keine oder nicht die gleiche Kleb- und Bindekraft wie das Kasein selbst besitzen, ja daß sie sogar möglicherweise als schädlich für die Verwendung des Kaseins in der Papier streicherei anzusehen sind. Ist dies der Fall, was erst weitere Versuche ergeben sollen, so wird der Verlust durch Auswässern nicht mehr als schmerzlich empfunden werden. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Zum Mitgliederverzeichnis Siehe Nr. 56 S. 1897 Die Adresse des Herrn Dipl.-Ing. Ernst Mahler lautet jetzt Neenah, Wis., U. S. A., c. o. Kimberly & Clark Co. Herr Direktor Otto Kück ist nach Piatra N, Rumänien, verzogen, um die Leitung der dortigen Papier-, Pappen- und Holzstoffabrik zu übernehmen. Die Adresse des Herrn Adolf Beckh lautet jetzt Papierfabrik Faurndau, Poststation Göppingen-Faurndau, Wttbg. Als Mitglieder haben sich gemeldet: Herr Direktor W. Roth, Voitsberg, Steiermark. Herr Dipl.-Ing. R. Osse, Eberswalde. Mitgliederzahl: 489. 1) Milchwirtschaft!. Zentralblatt 3, S. 200.